Martin Opitz von Boberfeld
Geboren 1597 in Bunzlau – Gestorben 1639 in Danzig
Seine kulturgeschichtliche Leistung für die deutsche Sprache und Literatur
besteht darin, dass er die gebildeten deutschen Autoren seiner Zeit ermutigte, wieder in ihrer Muttersprache zu schreiben und zu dichten,
- indem er durch seine Übersetzungen fast aller literarischen Gattungen sowie durch eigene Texte nachwies,
dass auch auf Deutsch große europäische Literatur möglich ist,
- indem er an die bedeutende kulturelle Tradition unseres Volkes erinnerte, die in Vergessenheit geraten war,
- indem er durch das Zurückdrängen von Dialektausdrücken und Fremdwörtern einer gemeinsamen deutschen Hochsprache den Weg bereitete,
- indem er Muster und Regeln für Gedichte vorgab, die z.T. bis heute gültig sind, zum Beispiel die Forderung nach natürlicher Betonung und nach dem regelmäßigen Wechsel von Hebung und Senkung.
So hat der Schlesier Martin Opitz – inmitten der Wirren des Dreißigjährigen Krieges –
das von Gebildeten verachtete und vernachlässigte Deutsch in beharrlicher und mühevoller sprachlicher Arbeit dem Niveau der großen europäischen Kultursprachen angenähert
und damit nicht nur wichtige Voraussetzungen für das Aufblühen der Barockdichtung in deutscher Sprache geschaffen, sondern auch den Aufstieg unserer Sprache und Literatur zum Gipfel der Klassik mit vorbereitet.
Zwei Textproben
Martin Opitz widmet sein berühmtes Buch von der Deutschen Poeterey
„Denen Ehrenvesten / Wolweisen / Wolbenambten vnd Wolgelehrten Herren Bürgermeistern vnd Rathsverwandten der Stadt Buntzlaw.“
In der Vorrede schreibt er:
„Kan mir […] niemand zue rechte vbel deuten / das ich mein Buntzlaw / ohne ruhm zue sagen / die erzieherinn vieler stattlichen berühmbten leute / welche ich bey anderer gelegenheit schon wil zue erzehlen wissen / als ein Kind seine Mutter ehre / vnd bestes vermögens hand zue wercke lege / wie nicht alleine ich durch das Vaterland / sondern auch das Vaterland durch mich bekandter werde.“
Von der Welt Eitelkeit
Schönheit dieser Welt vergehet /
Wie ein Wind, der niemals stehet,
Wie die Blume so kaum blüht /
Und auch schon zur Erden sieht,
Wie Welle, die erst kimmt /
Und den Weg bald weiter nimmt.
Was für Urteil soll ich fällen?/
Welt ist Wind, ist Blum, ist Wellen.
Aus dem Französischen. Breslau 1629.
Quelle: Martinii Opitii: Von der Welt Eitelkeit.