Klaus Rosenthal. Heimatfreund und Brückenbauer nach Bunzlau  (12.11.1927 – 22.5.2008)

Veröffentlicht von Peter Börner am

„Prenzlau ist meine Geburtsstadt, Bunzlau meine Heimatstadt.“

Das war für Klaus Rosenthal mehr als eine Feststellung. Es war ein Programm.

Doch zunächst einige biographische Daten:

Klaus Rosenthal, übrigens nicht verwandt mit dem bekannten Bunzlauer Konfektionshaus „Theophil Rosenthal“, wurde am 12. November 1927 im brandenburgischen  Prenzlau geboren. Als sein Vater 1936 die Leitung des Rechnungsprüfungsamtes im Bunzlauer Landratsamt übernahm, zog die Familie nach Bunzlau. Klaus Rosenthal besuchte die Martin-Opitz-Schule, dann die Zahnschen Schulanstalten und gegen Kriegsende wurde er noch für wenige Monate Soldat. Die Jahre 1945 -1948 verbrachte er in englischer Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung kam er ins bayerische Marktredwitz, wohin es die Eltern und seine Schwester nach der Flucht verschlagen hatte. Im benachbarten Hof erhielt er eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. 1952 wurde er Geschäftsführers der Firma Roland Herrenschuhe in Bonn. Er war viele Jahre mit seiner aus Ohlau in Niederschlesien stammenden Frau Traudel glücklich verheiratet. Sie schenkte ihm einen Sohn und eine Tochter.

Klaus Rosenthal, Heimatfreund und Brückenbauer, feiert mit Gattin Traudel den 80. Geburtstag.

Bereits 1990, direkt nach seiner Pensionierung, begann Klaus Rosenthal seine Mitarbeit im Vorstand der Bundesheimatgruppe. Er hat ihr offiziell bis 2006, also über 15 Jahre, angehört. Das Verzeichnis wies für ihn folgende Aufgabenfelder aus: Keramik, Bildarchiv, Kontaktpflege zum heutigen Bunzlau und zum  Partnerschaftsverein. Das ist viel, aber es ist bei weitem nicht alles. Und es sagt noch nichts aus über die Intensität und die Effektivität seiner Beiträge für seine Heimatgruppe – und für seine Heimatstadt.

Durch seine Sammelleidenschaft, u.a. für alte Bunzlauer Ansichtskarten und für historische Bunzlauer Keramik, war er bald zu unserem unentbehrlichen Keramik-Experten geworden. Und weil er gut und gern photographierte, hat er sich mit Hingabe zugleich dem Bildarchiv der Bundesheimatgruppe gewidmet:

  • den Photoalben, die stets auslagen, wenn Gäste die Heimatstube besuchen,
  • der großen Photogalerie im Ausstellungsraum, die das Leben der Bundesheimatgruppe anschaulich, ansprechend und aktuell dokumentierte.

Aber seine Öffentlichkeitsarbeit ging noch wesentlich weiter: Die Bunzlauer Heimatzeitung und ihre Lesergemeinde verdankt ihm zahlreiche Bildbeiträge und Zeitungsartikel (Kürzel: K.R.) Zu den vom ihm freiwillig übernommenen Pflichten gehörte außerdem die Gestaltung der Bunzlau-Vitrine im Siegburger Rathaus sowie der Ausstellungsschränke in der Heimatstube. Das geschah stets mit Hilfe seiner Frau, die ihn überhaupt bei seiner Arbeit voll unterstützt hat.

Eine Meisterleistung und zugleich ein Meilenstein der deutsch-polnischer Verständigung war die Ausstellung über Bunzlauer Keramik 1994 im Siegwerk-Museum. Sie wurde gemeinsam mit Teresa Wolanin vom Bunzlauer Keramikmuseum durchgeführt. 1996 erfuhr sie eine Ergänzung durch die Präsentation „Porzellan aus Tiefenfurt“, zusammen mit Ehepaar Schmidt-Stein.

Im Rahmen der von ihm geförderten Städtepartnerschaft mit Bunzlau / Boleslawiec initiierte Klaus Rosenthal seitdem eine ganze Serie von Projekten über und mit seiner Heimatstadt, auf privater Ebene (oft waren polnische Gäste in seinem Haus) und öffentlich.

Beispielhaft seien nur folgende Vorhaben genannt:

1995 eine Ausstellung über den in Bunzlau gebürtigen namhaften schlesischen Graphiker Theodor Blätterbauer im Siegburger Rathaus, 1997 die Anbringung einer Martin-Opitz-Gedenktafel an der früheren Martin-Opitz-Schule in Bunzlau, im gleichen Jahr „Kinder malen ihre Stadt“, 2000 eine Bücheraktion für Bunzlau.

Nicht zu vergessen: die Vermittlung von Konzerten der Bunzlauer Musikschule in „Haus Schlesien“ und einer Musikgruppe des Rhein-Sieg-Kreises in der Marienkirche in Bunzlau.

Sein letztes großes Werk war 2006 die Anbringung einer Gedenktafel für den Waisenvater, Schulgründer und Menschenfreund Gottfried Zahn in seiner ehemaligen Schule, heute das I. Allgemeinbildende Lyceum.

Dies alles diente nicht dem Berühren alter Wunden – obwohl ihm der Verlust seiner geliebten Heimatstadt schmerzlich genug war! -, sondern stets der Verständigung und der Aussöhnung.

Auf diese Weise wurde seine Devise „Bunzlau ist meine Heimatstadt“ auch zu einem Glücksfall für die heutigen polnischen Bewohner. Klaus Rosenthal entwickelte sich zu einem hochgeachteten Mentor der nach ihren deutschen Fundamenten suchenden polnischen Bunzlauer. Nicht nur die Leiterin des Keramikmuseums Anna Bober-Tubaj hat viel von ihm gelernt.

Ja. – Klaus Rosenthal war ein wirklicher Brückenbauer!

Leider waren die letzten Jahre durch Krankheit überschattet. Doch durften wir 2007 noch ein sehr schönes Geburtstagsfest, das achtzigste, mit ihm und mit der gleichaltrigen Mitstreiterin Maria Raschke feiern.

Sein Weggang riss eine Lücke, die wir Bunzlauer, deutsche und polnische, nicht schließen können. Aber gerade weil er uns so viel gegeben hat, haben wir neben der großen Trauer, ihn verloren zu haben, auch ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit, dass er so lange bei uns war und dass wir so reich und so vielfältig von ihm beschenkt worden sind. Bis über den Tod hinaus. Möge er – wie einst durch sein geliebtes Bunzlau – nun durch die ewige Heimat streifen und dort ebenso viele Freunde treffen!

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