Aus aktuellem Anlass (2025 – 1945)
Nicht zu vergessen: Auch das geschah vor 80 Jahren…
Die Bundesheimatgruppe Bunzlau erinnerte die Bewohner Siegburgs an das Ende des deutschen Bunzlaus vor 80 Jahren.

In Abstimmung mit Heimatfreunden grub Peter Börner am 10. Februar die Erde vor dem kaum beachteten Gedenkstein in der Bunzlauer Straße in Siegburg um und pflanzte einige Blumen. Ein Blickfang für Anwohner und Passanten, vor allem aber ein Ausdruck des Gedenkens und – eventuell ein Denkanstoß.
Zum Verständnis dient ein laminierter Erläuterungstext auf dem Steinblock daneben, mit folgendem Inhalt:
Die 45 km nordöstlich von Görlitz gelegene niederschlesische Kreisstadt Bunzlau wurde am 12. Februar 1945, also vor jetzt 80 Jahren, in der Endphase des 2. Weltkriegs, von der Roten Armee besetzt. Unmittelbar davor, am Wochenende 10. und 11. Februar, konnte sich ein großer Teil der Bewohner in chaotischer Flucht vor den heranrückenden sowjetischen Truppen retten.

Nach dem Einmarsch der Roten Armee und der im Frühjahr erfolgten Übernahme der Verwaltung durch Polen nahm das Leben der in Bunzlau Verbliebenen und der bei Kriegsende Heimkehrenden anfangs geradezu apokalyptische Züge an. 60 % der Stadt wurden durch Brandstiftung, Plünderung und Vandalismus zerstört, und die Deutschen sahen sich der Gewalt und Willkür der Sieger ausgeliefert. Damals fanden viele Bewohner Hilfe und Trost bei dem in der Stadt verbliebenen katholischen Pfarrer Paul Sauer. Er erlag 1946 den Misshandlungen durch die polnische Miliz. Ein Gedenkstein befindet sich neben der St. Servatius-Kirche in der Nähe des Siegburger Marktplatzes.
Im Juni 1945 befahlen die polnischen Behörden die erste, sogenannte „wilde“ Vertreibung.

Die Bunzlauer wurden zu Fuß Richtung Görlitz ins verbliebene Deutschland vertrieben. Ab Sommer 1946 erfolgte für die Rückkehrer und die noch Da-Behaltenen die organisierte Vertreibung in Güterzügen gemäß Absprache der polnischen Regierung mit den Siegermächten.

Mit dem Eintreffen der polnischen Siedler – in Bunzlaus Vorort Tillendorf kamen viele aus Jugoslawien – und der erfolgten Vertreibung der Deutschen aus Stadt und Kreis Bunzlau in den Jahren 1945 bis 1947 ging eine jahrhundertelange Epoche der Geschichte zu Ende, und ein völlig neuer Zeitabschnitt begann:
Aus dem deutschen Bunzlau wurde das polnische Bolesławiec.

Wie andere Heimatvertriebene erfuhren die Bunzlauer in ihrem neuen Umfeld nicht nur Unverständnis und Ablehnung, sondern auch tatkräftige Unterstützung: Die Stadt Siegburg übernahm bereits 1953 eine bis heute wirksame Patenschaft über die früheren Bewohner der Stadt Bunzlau, und der damalige Sieg-Kreis (später: Rhein-Sieg-Kreis) begleitete das Einleben der Kreis-Bunzlauer.
Dieser Gedenkstein erinnert daran.
Umgekehrt unterstützten die Bunzlauer, als die Zeit dafür reif geworden war, den Aufbau einer Städtepartnerschaft (1992/3) und einer Kreispartnerschaft (2001) zu den heutigen Bewohnern ihrer Heimat. Aus der Begegnung mit der neuen Wirklichkeit erwuchs die Möglichkeit, dass seelische Wunden verheilen können. Schrittweise gelang es sogar eine Brücke der Verständigung aufzubauen. Es war und ist wohltuend zu erfahren, dass nicht wenige der neuen polnischen Bunzlauer den deutschen „Heimweh-Reisenden“ mit Achtung und mit Einfühlung begegnen.
Zusätzliche öffentliche Wahrnehmung erhielt das tragische Geschehen im Februar vor 80 Jahren auf Anregung der Bundesheimatgruppe dankenswerterweise durch eine ausführliche Meldung am 11. Februar 2025 in Siegburgaktuell, dem täglichen Nachrichtendienst der Kreisstadt Siegburg.