Keßlerbad und Taemmerbad in Bunzlau
Dietmar Plate, Woltorfer Straße 91, 31224 Peine. Erstveröffentlichung in der „Bunzlauer Heimatzeitung“, Ausgabe Oktober 2017
In der Zeitschrift „Schlesien Heute“, Ausgabe 7/2017, wird unter dem Titel „120 Jahre Bunzlauer Thermen“ das schöne alte Bunzlauer Stadtbad in seinem heutigen Zustande vorgestellt. Untermalt wird das mit einigen sehr schönen alten und neuen Bildern. Es befindet sich heute wieder – wie schon vor über 100 Jahren – in modernsten Zustande und bietet – ebenfalls wie schon vor 100 Jahren – Dienstleistungen, die für eine Stadt der Größenordnung Bunzlaus nicht selbst-verständlich sind.
Nach umfangreicher Sanierung in den Jahren 2013 bis 2015 scheint gesichert zu sein, das dieses schöne alte Gebäude auch weiterhin noch viele Jahre dem Zwecke dienen kann, dem die Stifter und Begründer vor dem ersten Weltkrieg den Weg bereitet hatten. Dieser Artikel hat mich zu dem Versuch veranlasst, etwas mehr über Keßler- und Taemmerbad herauszufinden.
Bekannt ist sicher, das dieses Stadtbad mit der finanziellen Hilfe von zwei Bunzlau Persönlichkeiten errichtet werden konnte. Im Jahre 1893 finden wir in einer Meldung des Amtsblattes Liegnitz folgenden Hinweis: „Nachstehende Schenkungen und Vermächtnisse werden hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Name und Wohnort des Zuwendenden: Albert Keßler, Rechnungsrath, † in Bunzlau. Art und Höhe der Zuwendung: Letztwillige Zuwendung des Nachlasses im Werthe von etwa 40903 Mark. Bezeichnung Desjenigen, dem die Zuwendung zu Theil geworden: Stadtgemeinde Bunzlau. Zweck der Zuwendung: Das Capital soll zur Herstellung einer öffentlichen Badeanstalt verwendet werden.“
Artur Schiller schreibt 1935: „Bunzlau ist in der glücklichen Lage, ein für seine Größe vorbildliches Badewesen zu besitzen. Durch Stiftungen Bunzlauer Bürger konnten bereits vor Jahrzehnten Anstalten errichtet werden, die heute noch allen Ansprüchen genügen. Im Jahre 1896 wurde das sogenannte Keßlerbad errichtet mit Wannen-, Dampf-, Licht-, Brause- und Medizinalbädern, das im Jahre 1913/14 um das Taemmerbad – ein Hallenschwimmbad mit einem 20 Meter langen und 10 Meter breiten Schwimmbecken – erweitert wurde.“ In einem Bericht über Baudenkmäler in der Stadt Bunzlau aus dem Jahre 1930 weist Schiller auf persönliche Daten des Stifters hin, die er auf dem Friedhof gefunden hatte: „Albert Keßler, geb. 17. Septbr. 1814, gest. 17. April 1892, Julie geb. Krüger, geb. 26. Septbr. 1814, gest. 10. Septbr. 1886. Dem Stifter des Stadtbades die dankbare Stadt Bunzlau.“
1905 erwähnt der „Illustrirte Führer durch Bunzlau“ auch diese städtische Einrichtung: „Das Städtische Bad (Keßler-Stiftung) an der Gymnasialpromenade bietet in seinen sauberen, freundlichen Räumen Gelegenheit zu den verschiedensten Arten von Bädern und befriedigt das Bedürfnis nach einer Volksbadeanstalt. Das Zellenbad am Mühlgraben und die Badeanstalt am Bober, beide oberhalb der Stadt gelegen, bieten beiden Geschlechtern Gelegenheit zu Flußbädern.“ Unter dem Stichwort Badeanstalten lesen wir: „Badeanstalten. 1. Städtisches Bad (Kessler-stiftung), Gymnasialpromenade, nahe der Zollstraße. Wannenbäder I., II. und II. Klasse, Douchen, Brause-, Medizinal-, Dampf- und römisch-irische Bäder, Massage“.
In diesem Teil des Stadtbades – links neben dem Eingang steht geschrieben „Städtisches Bad“, auf der rechten Seiten „Kessler-Stiftung“ befand sich auch die Wohnung des Bademeisters (oder Badeverwalters, wie es 1907 heißt). 1903 finden wir auf dieser Position Paul Fremke, auch im Adressbuch von 1913 hier genannt. 1924 lebt seine Witwe Anna Fremke noch immer in dieser Wohnung. Im selben Jahre steht im Stadtblatt: „Stadtbad. Wannen- und Hallenbad. Keßler-Bad und Taemmerstiftung. Geöffnet: Mittwoch bis Sonnabend von 8 – 7 Uhr. Das Hallenbad ist in den Sommermonaten geschlossen. Bademeister: Bruno Hänisch“.
1935 ist der sicher noch dem ein oder anderen Bunzlauer bekannte Bademeister Erich Herzog an dieser Stelle zu finden. Er war zuständig für die Wannenabteilung. Herzog lebte nach 1945 in Frankfurt/Oder. Inzwischen war in Bunzlau auch noch das Boberwiesenbad entstanden. Zwei weitere Bademeister, die Herren Tappert und Hühnert, waren für dieses ebenso wie für das Hallenbad zuständig.
Einer der vermögendsten und einflussreichsten Bürger der Stadt war um die Jahrhundertwende 1899/1900 Max Taemmer. Taemmer war zunächst Inhaber der Posthalterei und betrieb ein Sägewerk an der Gartenstraße im ehemalige Postgarten, nachdem die Straße auch ihren Namen erhielt. Diese „Dampfbrettschneide“ wurde am 9. Oktober 1863 in Betrieb gesetzt. Später verkaufte Taemmer seinen Betrieb, er gehörte einige Jahre Oswald Lippert bevor er in den Besitz des Kittlitztrebener Fabrikbesitzers August Kranz und seiner Söhne Otto und Bruno überging. In den zwanziger Jahren verlegten die Gebrüder Kranz ihr Sägewerk an die Menzelstraße, auf dem ehemaligen Firmengelände entstand der Rosengarten: „ … Eine Errungenschaft der allerjüngsten Zeit ist der durch eine Verbindung zwischen dem Bahnhofsplatz und dem Zwinger herstellende, auf dem Gelände des einstigen Taemmerschen Bretterplatzes erstandene Rosengarten.
An den beiden Enden des Durchgangsweges steht auf kleine, dem Gelände entstammenden Findlingsblöcken, die Bezeichnung „Doussinweg“, eine sinnige Ehrung eines bei allen alten Bunzlauern in bester Erinnerungen lebenden alten Magistratsmitgliedes. K. S.“
Schon 1892 hatte Max Taemmer den Anteil des Eisengießereibesitzers Pluskal an der am 1.6.1889 gegründeten „Bunzlauer Thonröhren- und Chamottewaaren-Fabrik Hoffmann & Co. “ übernommen und hielt ihn bis zu seinem Tode. Taemmer wohnte im Hause Bahnhofstraße 13a, seine Witwe lebte dort bis 1945. Über dieses Haus schreibt der „Führer durch Bunzlau“: „Einen außerordentlich vornehmen und vorteilhaften Eindruck beim Betreten unserer Stadt macht auch die auf der Ostseite des Bahnhofsplatzes in den letzten Jahren entstandene Reihe von Neubauten, die in dem stolzen Sandsteinpalais des Herrn Hermann Hoffmann am Eingange der Bahnhofstraße ein würdiges Pendant besitzen. Das Gelände zwischen dem Bahnhofe und der Hoffmanschen Villa mußte lange Zeit einer kundigen Pflege entbehren.“ Max Taemmer starb im Jahre 1910. 1911 vermachte seine Frau Wilma Taemmer den Wünschen ihres Mannes entsprechend der Stadt: 150000 Mark zur Erbauung des Hallenbades und des Zandersaales, 100000 Mark für die Max-Taemmer-Stiftung für Arme und Bedürftige, 5000 Mark für das Siechenhausbauvermögen und 6000 Mark für einen Bismarck-Turm. Dieser Turm wurde allerdings nie gebaut. Im Jahre 1912 wurde der Neu-Breslauer-Weg ihm zu Ehren und als Dank für seine Großherzigkeit in Taemmerstraße umbenannt.
Der Stadtblattkalender berichtet im Jahre 1914: „Durch die Taemmer-Stiftung wird ein seit langer Zeit gehegter Wunsch nach einem Hallenschwimmbade erfüllt. Ueber die Platzfrage für diesen Bau gingen zunächst die Meinungen auseinander. Die Mehrheit der Stadtverordneten entschied sich aber dann dafür, daß dieser Bau an der Gymnasialpromenade neben dem jetzigen Stadtbade aufgeführt werden solle. Die Schwierigkeit bezüglich des Turmes der alten Stadtmauer, der auf Veranlassung des Landeskonservators nicht beseitigt werden durfte, ist dadurch gelöst worden, daß er in der Fassade des Neubaues weiter erhalten bleiben wird. Allerdings ist nun wohl der Turm gerettet worden, ob aber damit das Erinnerungszeichen an eine weit zurückliegende Vergangenheit in der ursprünglichen Form wirklich noch vorhanden ist, darf bezweifelt werden, denn jetzt wird der Nichteingeweihte kaum auf den Gedanken verfallen, daß es sich dabei um ein Ueberbleibsel der ehemaligen Bunzlauer Stadtmauer mit ihren Bastionen handelt.
Das Hallenschwimmbad soll am 1. April 1914 in Betrieb genommen werden; in dem Gebäude wird auch ein Zandersaal mit den entsprechenden Apparaten enthalten sein, und durch diese Eirichtung dürfte manchem Kranken Linderung und Heilung gebracht werden können.“ Den hier dargestellten Termin hat man aber nicht halten können, in einer Notiz des folgenden Jahres lesen wir: „1915 wurden eingeweiht: Das Hallenschwimmbad, das römische Dampfbad und der Zandersaal. Das Schwimmbecken hatte eine Länge von 20 Metern und eine Breite von 10 Metern. Der alte Rundturm der Stadtbefestigung wurde in den Bau einbezogen.“ Weiß jemand, was ein Zandersaal ist? Heute nennt man so etwas einfach Fitness-Center. Seit dieser Zeit schmückte den alten Torturm die Inschrift „Max-Taemmer-Stiftung“.
1917 vermeldet das Stadtblatt: „Von unserem Stadtbade. Nur wenige Städte von der Größe Bunzlaus dürfen sich rühmen, Badeinrichtungen von der Vollkommenheit zu besitzen, wie sie Bunzlau aufzuweisen hat. Gewiß wird das von der überwiegenden Mehrzahl der hiesigen Bewohnerschaft gewürdigt, aber leider gibt es auch eine Anzahl Personen, die bei Benutzung der städtischen Badeeinrichtungen die einfachsten Forderungen des Anstandes und der Sauberkeit vermissen lassen. So wird seit einiger Zeit von der Verwaltung des Stadtbades bitter Klage darüber geführt, daß die Verunreinigung der Badezellen durch einzelne Besucher sich fortgesetzt wiederholt.
Das natürliche Anstandsgefühl sollte schon solche Vorkommnisse verhindern. Da es aber allem Anschein nach bei einzelnen Personen doch nicht gebührend ausgeprägt ist, so wäre nur zu wünschen, daß solche Elemente erwischt und zur Rechenschaft gezogen werden könnten.“ Und: „Bericht über die Frequenz des Keßlerbades, im Monat April. Dampfbäder 61, Römisch-Irische 22, Douchebäder 38. Wannen 1 Klasse 86, 2. Klasse 517, 3. Klasse 1634, Brausebäder 577, Medizinal 105 zusammen 3040.“ Beide Meldungen stammen vom 2. Mai des Jahres.
In einer Abhandlung über Bunzlau in Schlesien in der Ostdeutschen Bau-Zeitung (Breslau, 5. Januar 1918, Nr. 1. des 16. Jahrgangs) verfasst von Valerius Siedler aus Hirschberg, wird das Gebäude gewürdigt: „Eine besondere Erwähnung verdient auch der Bau der städtischen Badeanstalt mit Schwimmhalle. Auch hier hat man die Reste eines alten Torturmes in geschickter Weise in den Neubau eingefügt. Die Einrichtungen im Innern des Hauses sind unter Anwendung aller Regeln der Gesundheitspflege und nach den bisherigen Erfahrungen für derartige Anstalten getroffen worden. Die Schwimmhalle, an die ein Raum für Orthopädie angegliedert ist, ist ein prächtig ausgestatteter Raum mit fein abgestimmter Farbenwirkung. In der leichtgeschwungenen Decke ist ein Oberlicht eingelegt, durch dessen matte Glasscheiben das gedämpfte Licht des Tages in den Raum eindringt. In die Wandflächen an der Fensterseite sind Sandsteinbildwerke eingelegt, auf die Erziehung der Jugend hindeutend.“
In den folgenden Jahren ist nicht mehr viel Information über das Stadtbad vorhanden. Es müssen aber noch einmal erheblich Umbaumaßnahmen stattgefunden haben. Denn Ende zwanziger/Anfang der dreißiger Jahre wurde der alte Haupteingang der Keßlerstiftung einschließlich dem Treppenaufgang beseitigt und etwas zurückversetzt durch einen neuen in Form eines angedeuteten Türmchens ersetzt, am linken Seitenflügel des Gebäudes.
Noch ein Wort zu den Taemmers: Von Max Taemmer sind mir leider keinerlei persönliche Daten bekannt. Er dürfte aber einige Jahre älter als seine Frau Wilma gewesen sein. Das wir von ihr mehr wissen, als von ihrem Mann hat einen traurigen Grund. Sie ist eingetragen im Bunzlauer Totenbuch Seite 146 und die Nr. 350 auf der Totenliste, die Pfarrer Sauer nach der Besetzung Bunzlaus durch die sowjetische Armee geführt hatte: „Verwitwete Frau Fabrikdirektor Wilma Taemmer geb. Schmidt, evang., geb. 16. 10. 1860 in Bahia (Brasilien), gest. 9. 8. 1945 um 23.30 Uhr in Bunzlau, Löwenberger Straße 12 (Diakonissenhaus), beerdigt neben ihrem Mann 10. 8. 1945 evgl. Friedhof, eingesegnet 11. 8. 1945 durch Pfarrer Sauer.“
Der Führer durch Bunzlau von 1928 führt auf: „Stadtbad (Keßler-Stiftung), Gymnasialpromenade. Fernruch, geöffnet das ganze Jahr. Es werden verabfolgt: Dampfbäder, Heißluftbäder, Wannenbäder (3 Klass.), Medizinalbäder, Brausebäder. Hallenschwimmbad (Taemmer-Stiftung), Gymmasialpromenade, Fernruf 484. Geöffnet vom 1. Oktober bis 31. Mai.“ Die Gymnasialpromenade wurde als das Amtsgericht das ehemalige Gymnasium bezog, in Goethepromenade umbenannt und war zum Schluss Teil der Straße „An der Stadtmauer“.
Im November 1938 berichtet der Stadtblatt-Redakteur Paul Brewka in seinem Blatte über eine Schwimmstunde mit „Kraft durch Freude“: „… Dienstags und Freitags von 20 bis 21 Uhr ist Schwimmstunde mit KdF. im städtischen Schwimmbad. Die große, geräumige Halle ist von frohen Menschen besucht; es scheint, als haben sie mit ihrer Kleidung den alltäglichen Menschen abgestreift. Im großen Wasserbecken tummeln sie sich. Eine Kette trennt das Becken für Schwimmer und Nichtschwimmer auf.
Das letzte Wort empfand ich immer als eine Mahnung, daß in meinem Leben noch etwas versäumt worden war. Im Boberwiesenbad täuschte ich meine Mitmenschen; ich nahm einen kleinen Jungen mit, der dann im Nicht-schwimmerbassin von mir beaufsichtigt wurde – ich konnte dabei selbstverständlich meine „Schwimmkünste“ nicht zeigen. Aber für die Dauer empfand ich es als Manko und beneidete jene, die Schwimmen konnten; sie hatten doch viel mehr von der Baderei. Das Manko aber mußte beseitigt werden, darum wurde vorsorglich das Badezeug mitgenommen, als die Einladung kam, mal an einer Schwimmstunde mit „Kraft durch Freude“ teilzunehmen. Bademeister Tappert ist der Betreuer der Anfänger; ob Mann, ob Weib, ganz individuell nimmt er den einzelnen vor. Zuerst geht es an die Messingstange, die am Rande des Beckens befestigt ist: Auf dem Wasser liegend gilt es die Beinbewegung zu üben – Bein spreizen, stoßen und zusammenlegen.
Dieses Tun gleicht der Beinbewegung des Frosches. Atem- und Armbewegungen kommen danach an die Reihe. Hat die Sache geklappt, dann erhält man einen Korkgürtel und muß zu schwimmen versuchen.
Mit lauter Stimme gibt der Bademeister seine Kommandos und beobachtet Art und Tempo des Schwimmens. Je nach Veranlagung lernt der eine schnell, der andere langsam das Schwimmen. Die Fortgeschrittenen nimmt dann Bademeister Hühner in seine Obhut. Im Tiefen können sie nun das erlernte zeigen, sorgsam vom Bademeister betreut, der immer mit seiner Stange in der Hand das Schwimmen seiner Schützlinge überwacht.
So mancher Fortgeschrittene wirft einen Blick hinüber zu der Stelle, an der unter Leitung des hauptamtlichen KdF.-Sportlehrers Blank, die perfekten Schwimmer und Schwimmerinnen allerlei lustige Kurzweil im Wasser treiben. Er wird bemüht sein, ihnen in Kürze es gleich tun zu können. Da werden „Räder“ geschlagen oder man bildet auf dem Beckenrand eine Kette und läßt sich als „Roulade“ in das feuchte Element fallen.
Aber auch die Feinheiten der Sprungtechnik werden ihnen vermittelt. Einige Minuten vor 21 Uhr ertönt das Zeichen: Schwimmstunde beendet! Und alle die aus dem Wasser Steigenden bedauern, daß die Stunde nur 60 Minuten hat. Aber bald füllt sich das Becken wieder mit Menschen. Die Sportgemeinschaften einiger Bunzlauer Betriebe haben Schwimmen von 21 bis 22 Uhr: Diese Stunde vermittelt den Arbeitskameradinnen und -kameraden Freude, gibt ihnen Selbstvertrauen, neue Kraft und Mut für ihr Tagewerk.
Eine richtige betriebliche Gesundheitsführung ist ohne Sport heute undenkbar; darunter ist auch im Schwimmen kein auf Höchstleistung abgestellter Sport zu verstehen, sondern ein Ausgleichssport, auf die im Betrieb geleistete Arbeit abgestellt.“
Noch einmal finden wir einen ausführlichen Bericht über das Stadtbad: Im Bunzlauer Stadtblatt, 18./19. 3. 1944 unter dem Titel „ Und wieder geht‘s in nasse Element“. Das Kürzel E. D. steht vermutlich für Edith Drewing.
„Wie glücklich waren unsere Bunzlauer Jungen und Mädel, die „Wasserratten“ unserer Stadt, daß das Hallenbad wieder geöffnet werden sollte. Daß hieß ja, sich wieder frischfröhlich ins nasse Element stürzen, man konnte wieder mit elegantem Sprung von der Wippe springen, und auch die Anfänger würden wieder ihren Schwimmunterricht aufnehmen können.
Im Hallenbad sieht man nun wieder das gewohnte Bild. Heidi, hinein gehts in die Kabine und nachher schnell unter die Dusche. Erst mal warm dann kalt geduscht und zuguterletzt hinein ins Becken!
Dieser Vorgang vollzieht sich jedesmal, wenn die Badelustigen ins Hallenbad strömen, und es sind derer nicht wenig, hatte doch das Halbjahr 1942/43 52000 Besucher aufzuweisen, wie uns der Bademeister erzählt. In diesem Winter wurden wöchentlich 2000 bis 2500 Hallenbäder verabfolgt, und wenn wir noch ein wenig mehr rechnen, dann stellen wir fest, daß in eineinhalb Stunden rund 150 Menschen das Bad aufsuchen.
Aber nun zu unserem schönen Bunzlauer Hallen-schwimmbad selbst. Da gibt es allerlei Wissenswertes. Wie wir hören, sind die Familienbadetage der Donnerstag-, Freitag- und Sonnabendnachmittag. Aber auch sonst ist es hier durchaus nicht still. Schulklassen und Jungmädel haben Schwimmunterricht, und auch KdF.-Schwimmabende sind angesetzt.
Auch im Bezug auf die ganze Einrichtung gibt es allerhand Interessantes zu berichten. Das Schwimm-becken ist 20 Meter lang und 10 Meter breit. Es faßt 360 Kubikmeter Wasser, dessen Temperatur rund 24 Grad beträgt. Das Wasser ist so klar, daß man bis auf den Grund sehen kann, wird filtriert und mit Zusätzen so behandelt, daß jeder vor Krankheit gesichert ist und ohne Gefahr baden kann. Jede Woche wird das Becken einmal frisch gefüllt und einmal nachgefüllt. Außer-dem aber führt eine Zusatzleitung ununterbrochen frisches Wasser zu. Kaum einer wird etwas von der Arbeit wissen, die auch hier zu tun ist. Das Wasser befindet sich in einem ständigem Kreislauf. Durch ein Sieb auf dem Grunde des Beckens fließt es in die Filtrieranlage im Keller, wo es über Kies läuft, der den Schmutz zurückhält.
Von dort aus wird es von Pumpen hochgezogen und wird durch Rohre den ganzen Keller entlang geleitet, um am Ende des Beckens durch den Brunnen wieder in dieses zu gelangen. Noch etwas dürfen wir bestaunen, was nicht direkt zu dem Hallenbad gehört. Im Keller befindet sich auch eine ideale Waschanlage für die schmutzigen Handtücher, Badelaken usw. Hier würde wohl jede Hausfrau neidisch werden, denn es geht mit einer wahren Hexengeschwindigkeit zu. Auch schmucklos ist unser Hallenbad nicht. An den Wänden können wir Reliefs, die von der Bunzlauerin Jenny von Bari-Doussin geschaffen wurden, bewundern. Sie stellen je eine Menschengruppe vor und nach dem Bade dar, dazwischen befindet sich ein den Sinn der Bilder angebender Spruch. Ist man vor dem Bad matt und müde, so steigt man nach dieser Erfrischung als neuer Mensch aus dem Wasser. Von der gleichen Künstlerin stammt übrigens das Relief an der Ostseite unseres Rathauses. Auch die Taemmerbüste und der Brunnen geben dem Raum etwas Lebendiges und fügen sich gut in das Gesamtbild ein.
Wir Bunzlauer dürfen mit Recht stolz auf unser schönes Bad sein. Es macht vielen anderen Bädern den Rang streitig und manchen Fremden hat es schon begeistert.
E. D.“