Gnadenberger Geschichten von Arndt Sieckenius

Veröffentlicht von Milan Koncz am

Erstveröffentlichung: Bunzlauer Heimatzeitung 1965 bis 1967

Su woarsch bei ins Derhäime

Bunzlauer Heimatzeitung 9, 10, 11, 12, und 14 1967

Jugenderinnerungen von äi’m mittelolterlichen Monne – Von Arndt Sieckenius

Dos Pängsionat

Wos meine Eltern woarn, die hoan immer druf gehahln, doß mir Kinder amoll wos Urntliches sullten vorschtelln. Se hotten ock neune gruß zum ziehn, und ich woar dos Ollerletzte, dos Nesthäkel. Und wie ich jitze ei dos Alter koam, wu ich mußte ei de Schule giehn, doa goaben se mich nie etwahn ei de Durfschule. Näi, dos woar nischte fier ins, dos mußte von Onfang on wos Bessres sein, und se toaten mich eis Pängsionat anmelden. Meine grußen Brieder mäinten immer, dos is a “Backfischaquarium”, denn dutte hotte’s bluß lauter Mädel. Se toaten doa ganz fein und gebildet räden, und dos woar mir goar nie zu posse. Doch ich kunnte ‘s nie verändern, und ich räd’te jitze ouch ganz fein und gebild’t. Oaber groade immer bluß asu lange, wie ich eim Pängsionate woar.

Hier goab ‘s schunt glei amoll äine Täilung zwischen “Anstaltskinder” und “Ortskinder”. Die Onschtaltskinder toaten ei der Onschtalt, wie dos Pängsionat gehissen woar, mitte wouhnen, und mir Ortskinder wouhnten derhäime und koamen bluß ei de Schule hie. Aus däm Grunde mußten mir schunt immer zähn Minuten vor achte doa sein. Dann koam de Lährerin, die groade fier ins eigetäilt woar – käine Lährer goab ‘s ja ei der Mädelschule nie – ‘ und mir mußten ihr ollesomt de Hand gäben und “Guten Morgen!” schprechen. Nu froagte se äi’m a Luch ei a Bauch noach ollerhand Dingern: “Ist dein Großmütterchen wieder gesund, Irmgard?” – “Anneliese, hat dir gestern eure Auguste den Schieferschtift wieder so schön angespitzt?” – “Hast du auch nicht vergessen deine Geranien zu gießen, Wilhelma?” –

Mich toat se mehrschtens goar nischte froagen. Von meinen Laubfräschen, doa verschtund se scheints nischte, und dann koam ich immer groade noch asu zurechte, doß se konn sein noch mäinte: “Wenn du morgen wieder so spät kommst, Arndt, so bekommst du einen Strich wegen schlechter Ordnung!”

Dän Kwotsch mit In Schtrichen hotten se eigefiehrt, weil ‘s ei der Schule käine ‘Schnicke nie goab. Doadermit hätten se ja bei mir ouch nischte onfangen kännen. Aine von meinen grußen Schwastern, die wullte mich amoll verschnicken. Ich woar ihr scheint’s a bissl dähmlich gekummen, und doa noahm se In grußen Schtuck und wullte mich ieberbucken. Oaber iche, ich hoa mich bluß ganz schtäif hiegeschtellt, und iebersch Knie toat se mich nie drieberbrängen, und om Schlusse, doa hot se vor lauter Wut genoatscht! Mit dän Lährerin’n hätte ‘s ja ouch amoal su kännen kummen, und wägen däm hotten se sich wull de Schtriche ausgeheckt.

Wenn mir ei de Klosse neimachten, doa durften mir üm Himmels Willen käin’n Schpektakel nie machen, sunste goab ‘s glei äinen Schtriech. Soaß arnoll äins nie uf sei’m Plotze: a Schtriech! Wennste und du hott’st deinen Schiewerschtift nie ganz schpitzich ongeschpitzt – a Schtriech! Ouder hott’ste amoll ‘s Läsebuch vergassen: zwäi Schtriche kunnt’ste die glei onschreiben lussen!

Koam de Lährerin ei de Klosse nei, doa schtunden mir olle uf und soiten noch amoll: “Guten Morgen!”, und dos ging su vor jäider neuen Schtunde bis uf’n Mittich. Im Unterrichte mußten mir olle ganz schtille doasitzen, mit gefalteten Händen, und wenn äins wos soagen wullte, doa mußte ‘s In Zäigefinger huhchhäben und zuerscht amoll schprechen: “Bitte!”, und dann durfte ‘s sei Onliegen oabrängen. Nausgiehn durften mir ieberhaupt nie ouder häikstens, wenn ‘s schunt ganz siehr prässierte.

Dos hütte ich ja bahle raus. Wenn ich goar käine Lust nimmer hotte, äigoal ei der ahlen Schulschtube zu sitzen, doa toat ich mich ganz äinfach melden und machte a bissl a ängstliches Gesichte. Doa kunnt’ ich dann ouch mehrschtens nausgiehn.

Oaber ollzu ufte durft’ ich dos ouch nie simuliern. Die dähmlichen Mädel, die schtunden vieleicht amoll mitt uf und schtunden vieleicht amoll mitte uf und mäinten ieber de Lährerin: “Bitte, ????? erst vorgestern bei Schwester Müller draußen gewesen, der braucht gar nicht schon wieder!” – Doa mußt’ ich gewärtich sein, doß se mir wieder äinen Schtriech wägen schlechten Betroagen onmoalte.

Die tummen Dinger – wie kunnten die denn wissen, obst ‘s mir prässiern toat ouder nie?! Goar nischte kunnt’ ich onzetteln ei meiner Wut, ich kunnte bluß nieberschieln und mußt’ ock mei Maul hahln. Räden durfte inseräiner ja käi Wurt, sunste goab’s glei noch In Schtriech dazu. ‘s woar a räines Glicke, doß se die Zeugnisse, die mir zu Ustern, eim Herbste und uf Weihnachten kriegten, nie ouch noch mit dän Schtrichen vullzäichneten. Doa hätte ‘s bei mir groade gepoßt, wenn se hätten a ganz schwotzes Papier genummen und täten olles andre mit weißer Tinte neischreiben! –

A holbes Joahr lang woar ich ieberhaupt der äinzigste Junge eim Pängsionate. Däm Herrn Paschter sei Rolf, der woar zu Ustern uf ‘s Gymnasium gemacht, und erscht eim Herbste koam wieder an andrer Junge ei inse Schule, oaber der gung ‘ne Klosse tiffer als wie iche. Wenn mir Pause hotten, doa kunnten wir wäinstens mitsommen sein, oaber eim Unterrichte, doa woarn mir nie zusommen. ‘s woar ouch zu olbern. Wenn mir und mir toaten amoll nausgiehn zu äi’m Schpaziergange – ei ‘er Naturkunde meinswägen – und mir sullten ins draußen ‘ne Putterblume ouder sunste wos onsähn, doa mußten mir doaderzu richtich onträten. Nie groade wie bei

In Suldoaten, oaber ufschtelln mußten mir ins, immer hibsch zwäi und zwäie näbanander, und die Bäiden mußten sich dann noch mit In Händen onpacken.

Nu dos woar doch nischte fier mich! Ich sullte mich vieleicht mit su äi’m tummen Mädel onpacken und mit der ahlen Gahke dürchs ganze Durf langloufen?! Näi, ducht’ ich, dos machste nie mitte. Zuerscht, doa mußt’ ich ‘s ja! Oaber kaum hotten mir In Schulhouf verlossen und de Schtroaße gewunnen, doa ließ ich dos Mädel lus und machte mich ganz tuhse uf de anderne Schtroaßensäite nieber. Ich geduchte mir, die Lährerin, die merkt dos goar nie, obst se äins mehr ouder winger derbei hot, Oaber die hotte ‘s mehrschtens doch gemerkt, bluß gesoit hot se käi Wärtel nie.

Dos woar mir natierlich ganz besundersch schäinant, wenn groade meine Freunde aus ihrer Schule häimkoamen, und se toaten mich su sähn. Oaber dos Ding mußte ouch zum Ertroagen sein, und ich toat dann immer su, wie wenn mich die ganzen Mädel goar nischte onglehn. Ich schteckte meine Hände ganz tief ei de Tosehen nei und hotte ‘s immer verdommt ängstlich mit ‘in Weitergiehn. Die hoan ja ouch gemerkt, aus welchen Luche der Wind feifen toat, und se fingen ouch glei on mich zu hänseln. Dos hoa ich mir olles gefolln gelussen, ich woar och fruh, wenn mir noach su äi’m Schpaziergange wieder derhäime woarn.

Der Unterricht woar ganz uf de Mädel eigeschtellt, und ‘s toat mir goar nischte nitzen, doß ich käi Mädel nie gewäsen bin. Ich mußte jäide Schtunde mittemachen. Nähmen mir amoll zum Beischpiel dos Beischpiel “Handarbeit”. Wos toaten se dutte machen? Häkeln, schtricken – lauter Dinger, die ich goar nie kampieren toat. Ich soaß halt dabei, schnipselte de Wullfäden kaputt und ließ ‘n lieben Gott In gutten Monn sein. Wie ich nu amoll ieber de Lährerin mäinte, se sällte mich lussen äinen Kosten zusommennoageln, mit däm ich kännte In Gimpel packen, doa schlug se de Hände ieberm Kuppe zusommen und flitzte glei zum Herrn Direkter, um ‘in dos Ding zu verzählen. Und der koam om selbichten Noachmittich zu mei’m Pappa geloufen und soite, er sällt’ ock a bissl besser uf mich ufpossen, ich tät’ sunste a grußer Tierquäler wer’n.

Näi, ei ‘er Handarbäit toat ich nischte lern’n, nie amoll dos Schtrimpe schtuppen. Dos hoan se mir erscht beim Mil’tär beigebrucht. Dutte hotten mir In Unteroff’zier, der bot ‘s scheints immer derhäime on’n Schtrimpen von seiner Ahlen ieben missen, su gutt hot der ‘s gekunnt! Der Herr Direkter woar der äinzigste Monn eim ganzen Pängsionate – ausgenummen der Herr Flänsch, wos der Hausmäister woar. Vor däm hotten mir olle ganz grußen Dompf. Wenn der ins toat on In Uhren ziehn, dos verschoierten mir noch drei Wuchen schpäter. Ich und der Lödert-Walter, mir gingen amoll om Onschtaltsgotten vorbei, wie se groade In ganz huhchen Zaun toaten ufrichten.

“Herr Flänsch, wos sull denn dos wer’n? “, froagte der Walter, wie mir a bissl hotten zugeguckt.

“Dos wird a zolohgischer Gotten!”, mäinte der Herr Flänsch doa druf.

Noach a poar Minuten rief der Walter ganz laut, doß man ‘s kunnte a poar Häuser weiter noch heeren:

„Dos gloub’ ich – a poar Offen hot ‘s er ja jitze schunt drinne!”

Seine Hulzloatschen, die hott’ er ei de Hände genummen, und er sauste ouch glei futt.

Ich hotte mich noch goar nie su rechte besunnen, doa hotte mich der ahle Flänsch schunt on In Uhren. Ich prillte glei als wie a obgeschtuch’nes Schwein, er sällte mich ock luslussen, ich hätt’ doch goar nischte nie gesoit. Verschnickt hätt’ er mich ja uf olle Fälle, ouch wu ich doch mei Maul goar nie ufgemacht hotte, und doa woar ich dann ganz fruh, doß ich meine Obräibung schunt weg hotte. Om andern Tage hätt’ er mich ja doch derwischt, wenn ich tät’ ei de Schule kummen.

Däm Herrn Direkter seine Ufgoaben woarn ouch nie viel anderscher. Bluß, dos woar a feiner Monn, der inseräinen nie glei on In Uhren packte. Der koam immer zu mei’m Pappa geloufen, wenn amoll wos lus woar. Mehrschtens koam er ongesaust, wenn meine grußen Brieder mit dän Onschtaltsmädeln a bissl geloabert hotten. Die durften nähmlich käinen Jungen nie onsähn, mit mit ‘m loabern schunt glei goar nie. Äimoll hotte se äine Lährerin dabei derwischt, und doa koam dann der Herr Direkter zum Pappa und schimpfte uf meine Brieder und dän’n ihre Freunde, die se immer vom Gymnasium mitte häim bruchten. Mei Voatl toat In Herrn Direkter beruhjen und mäinte, er tät’ die Limmel uf In Oabend ganz hibsch zusommenschtauchen – ouder ob ‘s der Herr Direkter lieber glei selber wällte machen? Und schunt prillt’ er eim ganzen Hause rüm, wu se denn schtecken täten. Oaber ‘s woar käi Luder nie derhäime. Se woarn olle obgehauen, denn in Herrn Direkter, dän hotten se kummen gesähn und sich glei futt gemacht.

Monchmoal, om Sunntagnoachmittich, toaten meine Schwastern a poare von dän Onschtaltsmädeln eiloaden, doß se und se mechten a bissl nauskummen aus däm ahlen Pängsionate, und dann kunnten se bei ins derhäime a Tippl Koffie trinken. Wenn ‘s ürgend onging, machte ich mich dann immer futt von derhäime. Die Mädel kunnt’ ich mir de ganze Wuche lang jäiden Tag a poarmoal ongucken, und doa wullt’ ich wäinstens om Sunntich nie ouch noch welche sähn missen.

Die tummen Mädel gloubten nu, se mißten mich äigoal onkwotschen, wenn se mich groade uf der Schtroaße soahgn, und dann soiten se mehrschtens, ich sällt’ ock meiner Mamma – und doa soagten se Mama mit ‘m Tounfoll uf ‘m zwäiten a schienen Gruß ausrichten.

Dos hotte nu ouch wieder amoll äine Lährerin gesähn, und se toat die Mädel glei zur Rechenschoft ziehn, doß se und se hotten sich mit äi’m Jungen eigelussen. Und wie nu die Mädel mäinten, dutte is doch goar nischte weiter dabei, iche wär’ doch bluß a ganz kläiner Junge von neun Joahren, doa soite die Schwaster: “Das ist ganz egal, ob neun Jahre oder neunzehn, gefährlich sind sie immer!”

Die Mädel toaten ‘s glei bei meiner Mamma verzählen, und iche woar zuerscht ganz biese ieber su a Geloaber. Doch dann soagh ich ‘s ei, doß die Mädel mich bluß immer verolbern wullten, und doß die Lährerin’n mich schunt fier In richtjen Monn onsoahgn. Seitdäm hoa ich se immer ganz heflich gegrißt. –

Der Pustmäister eim Durfe, der hotte ouch drei Jungen, und zu dän’n ihren Voater mußte der Herr Direkter ouch äigoal hiegiehn, und er toat sich dutte ganz genau su ufschpieln, als wie bei mei’m Pappa. Su koam der orme Monn goar nie zur Ruhe vor lauter Ufrägung, und wenn er mäinte, er is mit der äinen Porte fertich gewur’n, doa hott’ er schunt wieder äinen Grund, wägen däm er mit der andern mußte Rickschproache nähmen, und inzwischen woar die erschte schunt wieder fällich.

Dän gräißten Krach hot ‘s amoll beim Boaden gegäben. Goar nie weit von insen Durfe, uf Schwiebendurf zu, doa hotte ‘s äinen grußen Korpentäich,. und dutte hie gingen mir ins immer boaden. Wenn de Onschtaltskinder ongerickt koamen, doa mußten olle Jungen aus ‘m Wosser raus und sich onziehn, bis die Mädel sich geboad’t hotten. Dos hotte der Herr Direkter su mit ‘m Pächter obgemacht.

Jitze, on äinen schienen Noachmittich, woarn er wieder a ganzer Haufen von dän Freunden von meinen Briedern aus’m Gymnasium rausgekummen. In Bunzlau hotte sich des rümgeschpruchen, und nu koamen die Kärle groade immer zu ins rausgefoahren, um ‘n Herrn Direkter zu ärgern, und se hotten sich ouch schunt ‘n Ploan ausgeheckt.

“Herr Grubert”, mäint’ äiner von dänen ieber ‘n Pächter, “dirfen mir wäinsten ei ‘er Zwischenzäit a bissl mit ‘m Koahne foahrn? Ich gäb’ Ihn’n ouch zwäi Biehm fier de holbe Schtunde.”

“Nu meinswägen”, soite der. “Oaber geboad’t wird nie!”

“Nuhnäi”, toaten die ontwurten, mir wull’n ins ock bluß a bissl die Zäit vertreiben, derweilen die Mädel sich hier boaden tun.”

Viere von dän Lähtschln hullten sich ‘n ollerkläinsten Koahn, der uf ‘m Wosser schaukelte, goaben ‘in Herrn Grubert acht Biehm und toaten sich neisetzen.

0 jehmersch, jitze wär’n se bahle mitsomt ‘m Koahne versuffen! Der woar su enge, doß sich äiner kaum bewägen kunnte, und rudern durften se ouch bluß ganz tuhse, sunste käppten se glei üm. Oaber dos machte weiter nischte, ganz langsam koamen se doch vom Flecke, und se schteuerten euch glei ei de Mittelst vom Täiche nei, wu groade die ganzen Mädel rümschwimmen toaten. Die kwietschten und plähkten ouch glei lus, plontschten mit ‘n Fissen und schpritzten mit ‘n Händen, immer nei mit ‘m Wosser ei ‘n Koahn, euch wer’n mirsch schunt gäben!

Die vier Lähtschl woarn goar nie gefoßt uf su äin’n Ongriff.

Oaber jitze woarsch zu spät, jitze mußten se ock zusähn, wie se und se täten wieder rauskummen aus däm Hexenkessel.

Äiner von dänen langt nu eis Wosser nei und will zurickschpritzen, und wie er groade Schwung hullt, doa verliert er ei däm kläinen Koahne ouch schunt die Ballangse. Er will sich noch schnell festepacken om Koahne, oaber er konn sich bluß noch ümdrähn, und dann fällt er ärschlings ei de Jauche.

“Aurora – futt woar a!” prillt a andrer, und er hopst hingenoach, und glei euch noch a dritter, oaber, ufder anderen Säite, und die Bäiden hotten sich druf eigericht’t. Schwümmen kunnten die Lergen und noch viel besser tauchen! Uf äimoll plähkten zwäi, dreie von dän Mädeln: “Au, au, mich hat gerade ein Karpfen gebissen!” Dos woar dos Zäichen, olle Mädel schwummen Hols ieber Kupp zur Leiter und wullten weiter nischte als wie su schnell wie mäiglich raus aus ‘m Wosser.

Die Lährerin’n hotten sich olles vom Ronde aus ongesähn. Die toaten sich nie selber boaden, die toaten bluß druf possen, doß käins von dän Mädeln mechte ersaufen, und doß käiner von dän Mädeln mechte ersaufen, und doß käiner von dän Jungen neihopsen toat. Wie nu meine vier Lähtschl mit ihren Koahne ongeschwummen koamen, doa soagten se goar nischte, und bluß die äiberschte Schwaster, äine ahle, verschrumpelte Tante mit ‘ner ganz grußen Prille auf der Noase, die wurde a bissel unruhich. Genau su als wie ‘ne Klucke, von der de jungen Anten ei de Bahche schwümmen giehn, lief se om Ronde hie, und her, oaber se soite nischte. Wie jitze de Schpritzerei onfung, mäinte se immer noch nischte. Se rannte ock a bissl schneller, und mit äi’m Ouge schliete se uf de Mädel, mit ‘m andern poßte se uf ‘n Wäg, doß se nie selber noch neifollen toat. Und wie nu der erschte eis Wosser neifiel, doa kunnte se ihren Schnoabel nimmer hahln.

“Die Namen her, die Namen!”, schriehg se lus, “Herr Grubert, ich will die Namen wissen!”

“Nu die wäiß ich doch selber nie”, goab der Wiederpotte. “Dos sein sulche Herrn aus der Schtodt – wie sull ich d’n die olle kenn’n?!”

Olsu gutt, se gung rieber, wu de Jungen eim Groase loagen. Doch die toaten ouch käinen Beschäid nie wissen, und die mäinten, se sällte se ock selber froagen, die sein ja dutte drieben, und se zeigten uf de Wiese. Doa toaten die “Herrn aus der Schtodt” Buckschpringen, und se woarn su siehr ei ihre Iebungen vertieft, doß se immer weiter ei de Wiese neimachten.

“Na man weiß ja, wo die Anstifter zu finden sind!”, soite de ahle Schwasternoch, und dann troabte se hinger ihren Mädeln noach.

Von meinen Briedern woarn dreie fier a poar Tage futtgemacht, und bluß ich und der Horscht, mir woarn derhäime. Mei Voatl mäinte goar nischte, wie der Horscht on däm Oabend häimkoam. Und noach ‘m Essen … :

“Horst, komm mal her!”, schproach er. “Also du warst wiedermal der Anstifter! – Rede nicht!”, soagt’ er, wie der Horscht sei Maul ufmachen will, “der Herr Direktor hat es mir vorhin schon erzählt!” Und – schwuppdichl hot der Horscht äine kläben.

“Ou verflucht”, mäint’ er beim Schloafenglehn ieber mich, “dos woar ‘s erschte Moal, doß mich der Pappa gehauen hot wägen däm dähmlichen Bockfischakwarjum. Und ‘s woar dos erschte Moal, doß ich würklich unschuldich gewäsen bin, denn ich hotte ‘s nie ongezettelt. Oaber dän Direkter, dän folschen Hund, dän griß’ ich nimmer!”

Ich hoa ‘s ‘m Horschte gegloubt, doß er und er is diesmoal unschuldich gewäsen. Doch er woar a ehrlicher Kärle, und om andernen Murgen hot er sich ganz bestimmt gesoit, doß er die Backpfeife mit ruhjem Gewissen eisacken kunnte – fier die vielen Moale gerechnet, wu se ihn niemoals derwischt hoan.

Wie de Mädel eim Summer zum Boaden gingen, su machten se eim Winter zum Täiche zum Schlittschuhloufen.

Mir Jungen woarn natierlich ouch immer vullzählich versommelt, und mir hotten weiter nischte eim Sinne, als wie de Mädel ouder goar de Lährerin’n zu ärgern. Uf ‘m Aise, doa toaten mir ins ganz sicher fiehlen. Su schnell wie mir kunnte käins von dän Mädeln üm de Schniehaufen rümsausen!

Die Lährerin’n, die kunnten ouch hier von ihr’m Berufe nie luskummen. Se machten ‘s genau su, als wie wenn se mechten de Hefte verbessern: mit ihren Schlittschuhn, doa schrieben se äigoal dreien und fimwen ufs Äis. Aine, di kunnte ouch richtje Buchschtoaben hieschreiben: a grußes latein’sches S und a 0, und monchmoal, doa machte se ouch ‘ne Achte ouder ‘ne Sechse.

Mir Jungen, mir kunnten ieber su äinen Kwotsch bluß lachen! Zoahlen schreiben, des mußten mir ei ‘er Schule machen, mehr als wie ins lieb woar, mit däm Humbug wullten mir uf ‘m Äise nischte zum tun hoan. Mir iebten lieber Dinger, die Schpoaß machten, und doa woar dos Schlange ziehn dos gräißte Vergniegen.

Su Schticker zähne bis fuffzähn packten sich on ‘n Händen on, und olle Monn mußten groadeaus loufen. Bluß der Letzte, der brauchte nie mitte loufen, der packte In Vorletzten mit ollen bäiden Händen on und ließ sich ziehn. Uf dos Kommandou: “Lus!” machte der Erschte ‘ne ganz enge Kürwe, der Zwäite ‘ne bissl gräißere, und su immer weiter bis zum Ollerletzten. Der krigte nu äinen ganz unheimlichen Schwung, ließ uf äinmoal dän Vorletzten giehn und sauste als wie a vergift’ter Offe iebersch Äis. Dos mußte a ganz gutter Foahrer sein, und er mußte ganz verdommt ufpossen, doß er nie uf de Fresse fiel. Und jitze koam der Hauptschpoaß, uf dän olle andern schunt possen toaten: kaum hott’ er de Schlange giehn gelussen, doa toat er sich sei Ziel suchen. Dos woarn mehrschtens a poar Mädel, die groade su rümschtunden. On de Lährerin’n, doa toaten sich bluß ganz freche Hunde dronwoagen. Dos Ziel wurde ongeschteuert, und a poar Mäiter vorher ließ ma’ sich ganz äinfach ufs Äis hiefollen. Nu koams doa druf on, doß der Schwung groade noch ausräichen toat, doß ma’ mit ‘m letzten Schupser dän Mädeln die Bäine wegriß.

Mei Horscht woar natierlich ouch on jäiden Tage uf der Äisboahne. Oaber der hotte fier inse Schpiele goar nischte iebrich. Der mäinte, su äinen Kwotsch tät’ er nie mitte machen. De Lährerin’n, die woarn ‘m Horscht schnuppe. Er wullte se nie ärgern, oaber er wullte ouch nischte mit dänen zum tun hoaben. Der toat sich mehrer üm de Mädel bekimmern, oaber ganz anderscher, als wie mir dos machten. Der fuhr mit seinen Schlittschuhn zu äi’m Mädel hie, zuhg sei Mitzl vom Kuppe, mäinte wos, und dann packten sich die Bälden on ‘n Händen und liefen mitsommen iebersch Äis, links rüm, rechts rüm, lauter Bougen, und dos mindestens zähn Minuten lang. Äimoll, doa hoa ich’n belauscht, wie er groade seine Mitze zuhg: “Gnädiges Fräulein”, sproach er, “därf ich bitten, einmal mit mir zu laufen?” –

Nu ja doch, a Jäides hot halt sein’n Vougel, bahle kläin und bahle gruß, und ‘m Horscht seiner, dos woar ganz beschtimmt käi Zaunkäinich!

Mir hotten äinen verdommt kahlen Winter, om Tage woarn schunt fuffzähn road, und ei ‘er Nacht hotte der Vullmound äinen ganz grußen Houf, und die Schterne funkelten wie nie ganz gescheut. Der Horscht hotte ‘s sich nu ei a Kupp gesetzt, er mißte ouch amoll mitten ei ‘er Nacht uf de Äisboahne giehn, dos ducht’ er sich noch viel hibscher als wie om Tage. Oaber ganz alläine, dos woar ouch nischte, a poar Andre sällten noch mitte machen. Om Ende woar er sich mit ‘m Pustmäister sei’m Willem äinich gewurn, und zwäi Mädel, die wullten se ouch noch mitte nähmen.

Wos meine jingste Schwaster woar, die machte ouch eis Pängsionat ei de Schule, und wos dos Neischmuggeln von Briewen onbelangte, doa hotte die ‘ne ganz hibsche Iebung dutt drinne. Die toat äinen Brief mitte hienähmen, in däm hotte der Horscht seiner Brigitte geschrieben, se sällte ei ‘er Nacht üm vürtel zwäie zum Fanster vom Kloseh nausmachen.

Der Horscht und der Pust-Willem, die täten ungerm Fanster wotten, und dann wällten se mitsommen uf de Äisboahne glehn. ‘in Pust-Willern seine Hannelore sällte se ouch mitbrängen.

Dos Ding woar gutt, und die zwäi Lergen toaten ungerm Fanster possen. Und richtich: äi Mädel koam rausgeklettert, ‘s woar ‘m Horscht Seine. De Hannelore, mäinte se, hätte ‘s im letzten Ougenblicke mit der Angst gekrigt, die wullte lieber im Bette bleiben. Mei Horscht woar fruh, mei Willem biese, und er mäinte, jitze hätt’ er ouch käine Lust nimmer, und er toat sich wieder häim machen.

‘ne Vürtelschtunde mußten se loufen bis zum Täiche, doa woarn se olle Bäide noch ganz hibsch worm. Dann toat der Horscht zuerscht amoll der Brigitte, und dann sich selber de Schlittschken onschnollen, denn se hotten bluß äinen Schlissel mitgebrucht, und doa fingen se schunt dos Friern on.

Doch jitze gung dos Vergniegen lus: linksrüm, rechtsrüm, langsam, oaber sicher, immer hibsch de Bougen ausfoahrn, genau su, als wie se ‘s om Tage geiebt hotten. Underwägens hotten se noch mitsommen geloabert -, nu wußten se goar nischte mehr zum Kwotschen, oaber de Kälte, die toaten se destou besser verschpiern.

Uf äimoll woarn se halt wieder bei der Banke ongelangt, de Brigitte toat sich setzen, und der Horscht machte sich glei die Dinger wieder lus von ‘n Fissen. Die Hände woarn ‘m ganz schtäif vor lauter Kälte, kaum doß er ‘s Gewinde ufbruchte. Jitze gung er uf de Brigitte zu, und er toat sich a bissl on de Finger hauchen. Doa fiel ‘m der dähmliche Schlissel aus sein’n schtäifen Knuchn raus, und weil er groade im Loufen woar, bot er mit ‘m Fusse drongeschtußen und däm ahlen Schlissel su äinen Schwung gegäben, doß er und er toat uf däm glotten Äise bis ons Uwer rutschen.

Die Brigitte fung glei ‘s Heulen on, und der Horscht suchte und suchte, oaber dän verdommten Schlissel toat er nie wiederfinden. Endlich machten se sich häimzus. Der Horscht toat seine Brigitte, die äigoal bluß noatschte, träisten su gutt er halt kunnte, und wenn se uf hiezus ‘ne Vürtelschtunde geloufen woarn, su brauchten se uf häimzus a poarmoal su lange. Dos Loufen mit dän olbernen Schlittschuhn on In Bäinen is scheints goar nie su äinfach!

‘s woar a räines Glicke, doß ‘m Pust-Willem Seine derhäime geblieben woar. Wie die su üm holb fimwe rüm amoll uf ‘n Obtritt mußte, doa heerte se a ganz sachtes Puchen om Fanster, und wie se a bissl nähnder hiesoahg, toat se die bäiden ormen Schlucker erkennen. Uergend su a tummes Luder hotte mittelst ei ‘er Nacht dos Fanster zugemacht, und meine Brigitte woar draußen gefangen.

Dos orme Ding woar drei Tage lang krank – ob vor Kälte ouder ob vor lauter Angst, dos wäiß ich nie. Oaber äins wäiß ich ganz genau: der Vougel von mei’m Horschte, der käi Zaunkäinich nie gewast is, der is ei derselbichten Nacht verreckt!

Zwee Pappageis.

Groade rieber von ‘m Herrn Gramella seiner Fabrik toaten Rogners wohnen. Ihn soah man ‘n ganzen Tag nie, der woar a Ongestellter von der Stodtverwaltung, und er koam immer erscht uf ‘n Oabend heem. Seine Ahle ließ sich ooch nie blicken, und wos die su machte, toat keen Luder nie wissen. Bei Rogners woarn mehrschtens immer bluß die Kinder derheeme, aber die toaten ganz stulz und wullten sich mit uneree’m goar nie eilossen. Und trotzdem: ‘ne ganze Weile flitzten mir jeden Tag hin, ich und der Walter, denn Rogners hotten zwee Pappageis. Bei schienem Wetter stonden die immer om offenen Fenster, und sie quotschten olle Leute on, die groade vorbei machten. Wenn sie uns soahen, prillten se schon von weitem: “Macht euch furt!” Dos hotte ihnen scheint’s der Gustav eigelernt, denn dos meente der ouch immer ieber uns, wenn mir und mir wullten uns die Pappageis moal a bissel onsähn.

Eegentlich hätte man sich ieber dos tumme Gequotsche von dän Veegeln ärgern missen, meente der Walter. Die täten doch bloß a poar Wörter loabern, die se groade ürgendwo ufgeschnoppt hotten, und der Herr Lehrer hot gesoagt, so a Pappagei, der täte bloß olles ohne Sinn und Verstand noachploppern. Und dos konnten mir selber heeren, doß der Herr Lehrer recht hotte. Denn ‘s passierte, doß eener plätzlich rufen toat: “Oskar (dos woar der ahle Rogner), komm Käppchen krauln!” Dabei woar der ahle Rogner goar nie derheeme! Oder ‘s meente eener om hellichten Noachmittage: “Gute Nacht zusommen!”, und dabei stund die Sunne noch ganz hoch om Himmel!

Nee nee, der Walter hotte schun recht, man hätt’ sich eegentlich ärgern missen. Uf der andern Seite woar’s ooch wieder zum lachen, wenn die Beeden genau so pfeifen toaten als wie die Klimperguste, wie mir die Bimmelboahne nannten,wenn die dos Bergel bei der Ziegelei geroade ieberwunden hotte. Oder wenn se prillten: “Gustav kumm amoll ‘runter!”, doa woar’s genau so, wie wenn die Rogner-Liesbeth noach ihrem Bruder schreien toat. Und doa machten mir uns jeden Noachmittag uf ‘ne Stunde hin, konn sein die lernten moal wos Neues. Doch on eenem Tage, doa woar keen Pappagei nimmer om Fenster, und ooch om nächsten Tage nie. Und der Gustav meente: “Doß Ihr ‘s wißt: mir stellen se nimmer uf die Stroaßenseite, der Pappa hot ‘s verboten. Jitze stehen se immer bloß noch om Hofefenster!”

Ich ärgerte mich richtig, denn ich hotte immer mehr Spoaß mit den Pappageis gehoabt. Aber der Walter, der toat bloß ganz dreckich lachen, und wie mir uns dann ei unsern Goarten machten, hot er mir die Geschichte erzählt. Er hotte sich geärgert, doß der Rogner-Gustav immer so stolz toat, und doß er den Pappageis zum rufen beigebrocht hotte, mir sullten uns furt machen. Jitze is er a poar Tage lang heimlich zu Rogners hingemacht und hot den Pappageis ooch wos eigelernt, und wegen däm konnten se nu nimmer on der Stroaßenseite stehen.

Er ging bloß ei die Dorfschule, der Walter, und dem ahlen Goethe seine Theatersticke toaten se dort nie durchläsen, und so bot er ooch dem seinen “Götz von Berlichingen” goar nie gekannt. Aber a poar Wörter aus dem Sticke toat er doch wissen, und ausgerechnet diese poar Wörter hott’ er den Pappageis eigelernt!

Der weiße Hoahn

Wildermuths kunnten mir nie leiden. Die toaten immer so eingebildet, als wenn se mechten wos Bess’res sein, und dabei woarn se nie amoll richt’ge Pauern. Der Ewald woar Elelkriker in der Stodt“und om Oabend toat er mit sein’n Motorroade durchs Durf knattern, und wie mir ihn moal froagten: “Ewald, tätste uns amoll mitnähmen uf deinen Soziussitze?”, doa toat er ganz, ganz tief Luft holen. Dann streckte er seine beeden Beene weit aus, zünd’te sich ‘ne Zigarette on und meente: “Fier euch Rotzlöffel bin ich immer noch Herr Wildermuth!” Der August woar goar nischte, der toat bloß eegoal im Durfe rumloofen und seine Noase in jeden Dreck neistecken. Bei der Feuerwehr toat er sich ufspielen, als wenn er mechte der Hauptmonn sein. Die beeden Ahlen soaßen mehrschtens vor der Tiere vor ihrem Häusel, murksten a bissel im Goarten rum, woaren die geizigsten Leute im ganzen Durfe und für Arbeet nie zu hoaben. Om Kirschboom hotten sie ‘ne große Klingel ufgehängt, die konnten sie von der Haustiere aus bedienen, wenn a Spoatz neigeflogen koam. Wie der Hellmut amoll froagte, ob er nie dirfte die Spoatzen mit seiner Luftbichse schießen,  doa meenten se nee. Sie hotten schon Angst, er mechte konn sein zwee oder dreie von den dreitausendsechshunderzweeundachtzig Kirschen selber uffressen! Und die Agnes toat sich um die Hiehner kimmern. Die hotte se ganz hibsch uf ‘m Schwunge, se hotte ollerhand Sorten, kleene und große, ooch a poar Zwerghiehndl woarn dabei. Und ihr greeßter Stulz woar a weißer Hoahn. Er woar schon a poar Joahre alt, koam der Agnes uf’n Orm geflogen und ließ sich von der streicheln.

On eenem Noachmittage lief se ieber die Durfstroaße, guckte in jedes Luch om Stroaßengroaben und unter jeden Strauch, und dann froagte se uns: “Hoabt ihr nie meinen weißen Hoahn gesähn?”, froagte se. “Seit gestern Oabend is er nimmer heem gekummen, und ich such’ und such’ ihn schon ‘n ganzen Tag und konn ‘n nie finden. Und Iebermorgen hätt’ ich ‘n woll’n schlachten.” – “Nee”, meenten mir, “keenen weißen Hoahn hoaben mir heute noch nie gesähn, aber so a grauer, der hot sich vorhin bei der Feldscheune ‘rumgetrieben”. Und der Hellmut soagte noch: “Agnes, ich hoab’n heute frieh noch gesähn, doa woar er mit a poaren von deinen Zwerghiendln bei ‘er Feldscheune, und dann hoaben sie sich uf die schwoarze Bricke zu furtgemacht, der Hoahn immer vurneweg, ich hoab’s ganz genau beobacht’t. – “Keene Zwerghiendl fehlen mir nie”, meente die Agnes. – “Oaber dei weißer Hoahn is dabei gewäsen, Agnes”, toat der Hellmut ontworten, und er fiegte ganz beleidigt dazu: “Wo ich ‘n doch extra beobachtet hoab!” – “Nu ich werd’ amoll zur schwoarzen Bricke machen, konn sein doß ich ‘n noch finden tu”, sproach se, und schon haute se ob. – “Sollen mir nie helfen suchen, Agnes”?, frug der Hellmut. – “Nunee, dos mach’ ich schon lieber alleene”, toat se ontworten. Die hotte schon wieder Angst, doß se uns wos geben mißte, wenn mir dän ahlen Hoahn ürgendwo entdecken täten.

Wenn mir hätten gewullt, hätten mir ihn schon entdecken kännen. Doa wär’ oaber die ganze Geschichte rausgekommen, und groade dos durfte nie passiern, denn die ahlen Wildermuths hätten dos ganze Durf varickt gemacht. Nähmlich die Sache is so gewäsen:

Om Noachmittage davor, wie die Agnes sich noach ihrem Hoahne erkundigen toat, wollten mir mit ‘n Hellmut seiner Luftbichse a poar Sperlinge schissen zum broaten. Oaber die Luder woaren schon so schlau, doß se sich immer gleich wegmachten, wenn se uns bloß von weiten toaten kommen sehn. Nu hotten mir schon ‘n holben Noachmittag im ganzen Durfe rümgejoat und koamen ooch zu Wildermuths ihrem Onwäsen. Keenen Spoatzen hotten mir nie derwischt, oaber Wildermuths ihre Hiendl pickten im Groase rum. Die kimmerten sich nie weiter um uns, bluß der weiße Hoahn toat eegoal gockern. “Bis ock ruhig, du!”, meente der Hellmut ieber ‘n Hoahn, sunst brenn’ ich dir eens uf die Fliegel, doßde dich glei heem machst, du tummes Luder!”

Mir woaren olle beede so richtig ei die Wut gekummen, weil mir bis jetze nischt erwischt hotten. – “Hellmut, loß mich amoll”, soagte ich. “Ich schieß ihm ‘ne Feder aus ‘in Schwonze ‘raus, doa konn er dann nimmer so stulz tun!” – “Doavon verspiert er nischte”, meente der Hellmut. “Ich schiß selber, und ich joag’m ‘ne Kugel durch seinen Komm. Doa konnste glei säh’n, wie der sich ieberschloagen tut, denn om Komme, doa sein se ganz besunders empfindlich.” Mit däm lägt’ er seine Bichse on und schuß.

Richtig, der Hoahn machte zuerscht eenen großen Luftsprung und flotterte wie verricktmit ‘n Fliegeln. Kaum woar er wieder uf der Erde, doa macht’ er glei zwee, drei Saltos hinternander und gockerte, wie mir noch keenen Hoahn hotten gockern geheert. “Siehstes, Bubi, der lach uns bestimmt nimmer aus, der Krippel!”, meente der Hellmut, und die ganze Wut ieber die Spoatzen, die mir nie gekriegt hotten om Noamittage, woar scheints mit dem Schusse aus ‘in Hellmut rausgefoahren, denn er toat sich richtig freuen. Und er hotte recht: der weiße Hoahn sullte uns nimmer auslachen. Dem seine Luftspringe wurden nämlich immer kleener, dos Flottern mit ‘n Fliegeln wurde immer schwächer, und dann legt’ er sich uf die linke Seete. Er zuckte noch amoll mit ‘m Koppe und uf eenmoal loag er ganz stille und woar tot.

“0 du Lergel”, sproach der Hellmut, “dos hoab’ ich nie gewullt! Wos machen mir denn jetze?”, froagte er mich ganz ängstlich, und er soah sich noach ollen Seiten um, ob nie etwa eens kommen täte, “wos machen mir denn jetze bloß?” – “Woll’n mir den Hoahn nie ei’s Häusl nehmen?”, soagte ich. – “Nee um Gottswillen nie!”, rief der Hellmut, von dem Hoahne tät’ mir keen Bissen nie schmecken. Oaber furt muß er hier. Los, erscht bringen mir ihn amoll ei die Feldscheune nei!” Mit dem hott’er er sich den Hoahn unter seine Jacke gesteckt, und mir troabten los zur Feldscheune.”Der tumme Hoahn is selber dron schuld”, meente der Hellmut, wie mir uns den Foll richtig ieberlägen toaten. “Der bot bestimmt groade in däm Oogenblicke, wo ich obgedrickt hoab’, schnell mit’m Koppe gewackelt. Nu ja doch, jetze hot er halt genug. Eegentlich sullten mir ihn doch uffressen!” Oaber dann hoaben mir den Hoahn in der hinterschten Ecke von der Feldscheune vergroaben, und ‘s hot ganz hibsch lange gedauert, bis doß mir die dreißig Strohbollen uf’n drufgepackt botten. Wie die Agnes von der schwoarzen Brikke is zurickegekommen, toaten mir se ganz dämlich froagen, ob se und se hätte ihren Hoahn gefunden. Keene Ontwurt hot se uns nie gegäben, oaber se bot uns ganz biese ongeschielt. Se wird sichs wohl gedocht hoaben, doß mir dän Hoahn um ie Ecke gebrucht hoaben, denn im Durfe bot se noch keenem Hoahne nimmer gefroagt. Und der Hellmut meente: “Loß gut sein ‘ Bubi – die soll uns erscht amoll wos beweisen!”

Dos Haus von mei’m Pappa

Bunzlauer Heimatzeitung 4/1965

Weiter ruf von ‘er Pust, glei näben däm Briederhause, woar dos Haus, dos mei’m Pappa geheern toat. Dos schtund groade rieber von der erschten Linde, wu mir immer Onschlag-Verstecker schpielten. ‘s hotte die Nummer äins und ‘s woar äins von ‘n ält’sten Häusern eim ganzen Durfe, und ieber de Haustiere woar de Zoahl 1749 drufgemoalt. Des Haus hotte zwäi Schtuckwerke und dann noch ‘n grußen Bouden oubendruf, und de Mauern woarn su dicke, doß mir Kinder ins ei äiner Fansterniesche glottweg drinne verschtecken kunnten. Der Houf hingeraus woar nie ollzu gruß. Uf der rechten Säite hotte ‘s ‘n Obtritt, äinen Schtoll und de Woschkiche, und weil mei Voatl käine Kiehe nie hahln toat, hotten sich meine Brieder mit ihren Kanickeln eim Schtolle drinne eigerich’t. Uf der linken Säite woarn zwäi ganz huhche Nußbäume. Unger däm äinen loag de Plumpe, und zwischen bälden Bäumen schtund a kläin’s Houfhäusl.

Hinger ‘m Häusl und ‘in Schtolle toat sich der Grotten erschtrecken, vom Houwe mit äi’m Lottenzaune obgetäilt. Erscht koam amoll a Gemiesegotten, etwahn fuffzieh Mäiter lang, und on dän Gotten grenzte äine gruße, schiene Wiese mit lauter Oubstbäumen durf. Diese zwäi Gärten woarn noak ollen Bäiden Säiten mit äiner Mauer obgegrenzt, und ganz hinten, ein Ende vom Oubstgotten, woar a kläin’s Fliederpischl, und hinger däm dann noch amoll a Lottenzaun. Ei der Mittelst von däm Pischl schtund ‘ne gruß-e Laube.

Su lange als wie käin Oubst noch nie reif woar, kunnten mir uf der Wiese rümtullen, wie ‘s ins groade Schpoaß machte. Ich hoa dann immer olle Kinder aus ‘m Durfe mit neigebrucht. Die mußten hinge iebern Zaun klettern, besser is besser,

denn wenn der Voatl und er toat ‘s gewoahr wer’n, doa goab ‘s konn sein ‘n ur’ntlichen Krach, und uf ‘n Oabend dann de Hucke vull. Mehrschtens is ersch nie woahr gewurn – ouder wullt’ er nie? und mir toaten bahle jäiden Noachmittich ei insen Gotten ollerhand unternähmen. Und des hotte sich eim ganzen Durfe su siehr eigebirgert, doß die Ahlen ieber ihre Kinder mäinten: “Macht euch futt – wenn ihr’n Radau machen wullt, doa macht euch zu Sieckeniussens!” –

Eim Houfhäusl toaten Brickners wouhnen mit vier Kindern und äiner Grußmutter. Ich muchte se nie leiden, de Grußmutter, denn ieber mich mäinte se immer “Buwi”. ‘s woar mir schunt nie recht, doß mich olle Leute eim Durfe Bubi häißen toaten – und ein liebsten hätt’ ich goar nie hiegeheert, wenn se mich onloaberten. Und jitze noch Buwi mit ‘in W – des woar schunt richtich dähmlich! Oaber groade su oller a ahles ‘Weib, dos kunnte monchmoal oller hand nitzen, und su toat ich mein’n Aerger äinfach verschlucken, wenn ich wos von der Ahlen brauchte. Mehrschtens toat se bluß schümfen, und dos tauerte dann immer glei ‘n holben Tag lang.

Aeimoll, doa soaß der Brickner Gerrat uf ‘m Obtritt. Er soaß wull schunt drei Vürtelschtunden druffe und hotte sich ‘s groade su recht hibsch gemietlich gemacht, doß er und er hätt’ ‘s noch ‘ne gutte holbe Schtunde kännen aushahln, – doa koam de ahle Bricknern hie.

“Mach dich nunger!”, schriehg se ‘n dürch de Tiere on.

“Grußmutter, ich hoa ‘s su ängstlich!”, mäint’ ‘s Gerratl vou drinne, und de Stimme toat ‘m richtich zittern.

Des woar der Ahlen groade recht, denn käine Wiederpotte kunnte se nie vertroagen.

“Nu du mäischantes Sauluder”, prillte se jitze, “wennste und du machst dich nie glei futt, doa schloag’ ich dir olle Knuchen kaputt, du Saupittich du du!”

Doa koam der Gerrat rausgeflitzt. Oaber er kunnte su schnell sein als wie er wullte, zwäi, drei Hiebe hot er doch eis Kreuze gekrigt.

“Au, Grußmutter, aua!”, heult’ er lus und sauste zu mir nei ei ‘n Kanickelstoll. Hier wullt’ er wetten, bis se wieder im Häusl woar, und mit äi’m Fusse schtund er uf der Boudenleiter – fier olle Fälle, wenn se tät’ doch ei ‘n Schtoll neigucken.

Noach zwäi Minuten – die ahle Brikcknern brauchte nie ganz su lange als wie ‘s Gerratl – koam se wieder raus und gung glei zu ihr’m Häusl nieber, äigoal schümfend und vor sich hiekwotschend. Mei Gerrat oatmete uf, und dann mäint’ er: “Gloubste, Bubi, wenn die amoll schtürbt der ihr Maul muß ma’ noch extra derschloin!”

Goar nie lange druf, doa woar de ahle Bricknern würklich tut. Doß se ‘s Maul extra derschloin hoan, dos gloub ich nie. Ich mechte lieber onnähmen, des Mai-il is zu erscht verreckt, denn die letzten Tage to-it se goar nischte mehr räden. Und wie der Duckter mäinte: “Jitze hot se ausgelitten!“ doa toaten Brickners so glei ei de Woschkiche nieberschtelln.

Noach a poar Schtunden gung de Frau Brickner amoll noachsähn – und noach ‘ner holben Minute schuß se schunt wieder zuricke ei ihr Häusl.

“Roubert, ach Roubert”, noaschte se, “de Mutter läbt ja noch, die ja wieder ganz worin gewur’n!”

Schnell wurde sie wieder riebergeschofft ei de gutte Schtube, wu se bis uf ‘n nähksten Mittich possen toaten, ob se und se mechte noch amoll labendich wer’n. Oaber die ahle Bricknern hotte ouch ihren Schtulz. Wos die amoll gemacht hotte, des hotte se gemacht, doa goab ‘s käi Zuricke nie, und ouch im Toude is se ihren Grundsätzen treu geblieben: se is nimmer labendich gewur’n! –

Leimrutten

Bunzlauer Heimatzeitung 9/1965

Dos Schäinste, wos es fier ins Schuljungen goab, woarn de Fehrjen. Mir hotten ins äinen ganzen Haufen vorgenummen, ich und der Walter, wos mir wullten unternähmen. Fier ‘m Walter  sein’n kläinen Bruder sullt’ er ‘ne Korre vull Sond zum Schpieln hulln vom Fuchs-Berge, und ich hott’ ‘m zum helfen  verschpruchen. Und doß mir und mir täten nie ümsunst uf ‘n Fuchs-Berg machen, wullten mir glei a poar Leimrutten mittenähmen.

Der Schpieß-Koufmonn hotte ei seim Loaden a VougeIgebauer schtiehn, dos woar su huhch, doß inseräiner sich hätte neischtelln können. Dutt drinne hotte er zwäi Schtieglitze, drei Zeisiche, und äinen ruten und äinen grouen Gimpel, a Männdl und a Weibl. Die Baiden woarn su zoahm, doß se ‘in ahlen Schpieß uf’ ‘n Finger drufhopsten, wenn er se ruffen toat, und dann fiffen se de erschte Zäile vo däm Liede: 0 Deutschland hoch in Ehren! Dos hätt’ er ihn’n ei äiner Wuche eigelernt, mäint’ er ieber ins. Nu dos woar ja ganz kloar, sulche Väigel mußten mir hoaben, und glei om erschten Tage ei’n Fehrjen machten mir de Leimrutten zurechte. Dos hotte der Gottwald Paule aus Schwiebendurf gesoit, mir mißten Leinäihl und Kollafohnjum mitsommen kochen und dann uf ‘ne Hoaselnußrutte durfschmieren, und doa tät’ sugoar a Schturch dron kläben bleiben, wenn der sich drufsetzte.

Dos hätte ja ouch kennen ganz hibsch sein, wenn mir mechten äinen Schturch fangen. Doch der Walter mäinte, mit ‘m Schturche wällt’ er nischte zum tun hoaben, dos tumme Luder tät’ konn sein noch äinen kläinen Bruder mittebräingen, un er hätt’ mit däm äinen groade genug, ei mißte suwiesu schunt äigoal ‘s Kindermädchen machen. Und außerdäm, mäint’ er, kännten mir äi’m Schturche käi Lied zum feifen nie eilern’n.

„Dos macht nischte“, soite ich. “Su a Schturch, der konn mit ‘m Schnoabel kloppern, doß ma’ denkt, ‘s tät’ äins de Trummel schloin. Du sullst amoll sähn, ich tu dän Schturch obrichten, bis doß er mit’m Schnoabel “Preußens GIoria trummelt!”

Doch der Walter wullte von käi’m Schturche nischt wissen, und doa äinichten mir ins: Zeisiche und Gimpel sullte der Walter kriegen, und fier mich sullten de Schtieglitze sein und a Schturch.

Nummer 9/65 Bunzlauer 1-Ieimatzeitung Seite 7

Der Walter hotte sei’m Onkel aus däm sei’m Geigenkoisten a Schtick Kollafohnjum geklaut, und a bissl Leinäihl krigten mir von meiner Mamma. Jitze ging dos Kochen lus. Und ‘s tauerte ouch goar nie lange, doa brannte der ganze schiene Leim mitsomt Im Tuppe, und meine Knuchen hott’ ich mir ouch noch ganz hibsch verbrannt, wie ich dän Tupp vom Feuer rungerreißen toat. A kläins bissl Leim hotten mir noch gerettet, und fier zwäi Rutten kännte ‘s konn sein groade noch räichen. Schnell, in: a kläin’s Fläschl gegussn, und dann – der Walter hotte seine Korre schunt mittegekonnte dän Lange-Wäg drieber nunger,

Glei näbendron von ‘er Sandgrube hotte ‘s a kläin’s Kiewernpischl, und dutte wullten mir de Leimrutten ufs:chtelln. Endlich hotten mir de richtje Kiewer entdeckt,  nie zu huhch, und de Aeste nie zu dichte beinander. Der Walter hotte sich dos Fläschl mit ‘in Leime eigesackt und machte  glei om Schtomme ruf, und ich, toat In schürgen, bis er ‘n unterschten Ost der-wischt bette. Wie er und er woar eim Wipfel ongelangt, do!a lägt’ er die bäiden Rutten uf zwäi kläine Aestl druf, groade unger a poar Kiewernzoppen. Jitze toat er sie mit ‘in Leime onpinseln, und dann koam er wieder rungergerutscht.

Erscht amoll toaten mir olle bäide ufpassen, ob nie bahle a Gimpel mechte ongeflougen kummen, oalber ‘s koam käiner. ‘s koam ieberhaupt nischte – bluß drei Schtärche koamen von Woathe her, denn dutte toaten welche brieten, und se machten glei nieber zum Korpentäiche und toaten uf inse Leimrutten nie amoll hiegucken.

Noach ‘ner ganzen Weile koam a Aeichhärndl. ‘s schprung von äi’m Boume: zum andern nieber, und groade ei inser Kiewer machte ‘s ruf ei ‘n Wipfel. Nu meinswägen, a Aeichhärndl täten mir euch mittenähmen, die sulln ja euch zum zähmen giehn, und äin’n Kanickelschtoll hotten mir groade frei derhäime. Doa machte ‘s ouch schunt uf die Seite rieber, wu de Leimrutten toat su siehr uftrompeln beim Loufen, doß de ganze Kiewer wackelte, und uf äinmoal ten loa gen, oaber In Ost zu huhch, und ‘s fiel inse schiene Folie vorn Boume runger.

Der Walter hotte schunt äin’n Schtäin gepackt und :schmiß glei ei de Kiiewer ruf, und beinahnde hätt’ er dos Aeichhärndl derschmssen, wenn ‘s sich nie ganz schnell hingerm Schtomme versteckt hätte. Mir woarn bäide ganz biese und hoan ‘s noch a poar Bäume weit verfulgt, bis mir käine Schtäine nimmer hotten. Dann machten mir zuricke und toaten ins die Bescherung onsähn. Doa woar nimmer viel zum retten, de Leimrutten hotten sich uf ollen Seiten mit ahlen Kiewernnoadeln vullgekläbt, und käinen Leim hotten mir ouch nimmer, doß mir se !hätten noch amoal neu onschtreichen kännen.

“Schoad’t nischte,. Bubi”, soite der Walter. “Heute kännen mir nischte nimmer onfangen. Oaber ich wäiß a Fliegenschnäppernest beim Herrn Gramella sei’m Loaden, dutte hot ‘s jitze Junge drinne. Die tun mir heute ausnähmen, und konn sein lernt su a junger Fliegenschnäpper euch os Feifen. Aeinen Gimpel fangen mir dann nähkste Wuche.“

“Näi”, mäint’ ich, “doa mach ich nimmer mitte. Käinen Gimpel mahg ich nimmer, ich fang mir jitze bluß noch ‘n Schturch. Die hoa ich vorhin ganz genau beoubacht’t, doa wer’ ich schunt äinen kriegen!” Mir toaten alsou erscht amoal de Korre mit Sond vulloaden und machten ins dann häim, und mir brauchten uf zurickzus viel längre Zeit, denn der ahle Sond woar ganz verdommt schwer zum ziehn.

De Blechspucker

Bunzlauer Heimatzeitung 8/1965

Inser Nuppa rechts, des woar der Bruder Komma. Im ganzen Durfe toaten hauptsächlich Mitglieder von äiner Gemäinde wouhnen, die sich “Bruder” und “Schwaster” nannten und sich olle mit “Du” onräd’ten – dos häißt, bluß de Brieder unter sich und de Schwastern euch wieder unter sich, und ‘,s Aeltre mußte ‘s dän Jingern erscht amoll erlauben. Käine Pauern woarn se nie, de Brieder, ‘s woarn mehrschtens Handwerker, Koufmänner, Arbäiter, und ouch a poar Ongeschtellte ouder pängsionierte Beomte.

Der Bruder Komma toat ei der Kürche de Urgel schpieln, und wägen däm woar er euch Diregent von ‘n Blechspuckern, wie mir ieber dän Posaunenchor mäinten.

Des woar a hibscher Brauch ei ‘er Gemäinde: bei kirchlichen Festen, doa toaten de Blechspucker sich murgens üm siebene versommeln, blusen zuerscht vorm Herrn Paschter sei’m Hause a frummes Lied, und darin machten se im ganzen Durfe rüm und spielten on ollen Ecken und Enden. Wenn äins geschturben woar, doa toaten se ‘s mit Muhsick von der Läichenholle bis zum Groabeluch schoffen. Om erschten Oustertage woar schunt ganz friehmurgens Kürche. und dann machte de ganze Gemäinde naus uf ‘n Kürchhouf. Dutte woar wieder ‘ne kläine Feier, und groade in därm Ougenblicke, wu de Sunne zum Vorscheine koam, fung der Posaunenchor zum bloasen on. Ouch ei ‘er Neujoahrsnacht hotten se ‘ne schien” Sitte: üm holb zwälwe woar Kürche, und ganz genau zur Mitternacht blusen se dos Lied: Nun danket alle Gott. Mit däm woar de Feier aus, und olles machte sich häim, bluß inse Blechschpucker nie. Die toaten sich wieder versoimmeln und schpielten noch a poar Lieder on ollen vier Ecken vom Kürchplotze, und mehrschtens schtunden a ganzer Haufen Kinder dabei, die sich des Schpielen zum neuen Joahre onheeren toaten.

Su woarsch ouch ei der äinen Neujoahrsnacht. Zu dän Kindern, die um de Blechschpucker rümschtunden, hotten sich ouch meine drei Kusängs gesellt. Die woarn ei Gruß-Krauschen derhäime, und se hotten sich extra wägen der nächtlichen Kürche ei inser Durf gemacht. Und jitze schtunden se mitte bei In Blechschpuckern und heerten zu, wie die goar su schien bloasen toaten. Die woarn su siehr ei ihr Bloasen vertieft, doß se zuerscht noch goar nischte merkten. Wie oaber äiner von dän Knollfräschen ‘in Bruder Komma zwüschen ‘n Bäinen rümhopst, immer hie und her und vor und wieder zuricke, und wie er sich goar uf däm seinen linken Schuh setzt und dann om Housenbäine drieber rufklettert, doa woarsch uf äimoll aus. Der Bruder Komma toat seine Posaune obsetzen und versuchte, dän ahlen Frousch tutzuträten. Jitze soahgn die anderen, doß käiner nimmer dirigiern toat, und dann guckten se euch ei ‘n Schnie, und plätzlich woarn se gewoahr gewur,n, wos äi’ntlich lus woar. Der Toin, mit däm se ihr Bloasen obbrechen toaten, poßte goar nie zu däm schienen Liede!

Drei Maulwürfer und drei Fliegenschnäpper

Bunzlauer Heimatzeitung 10/1965

Noach’m Essen machten mir glei zum Herrn Gramella nunger und toaten ins dos Nest amoll onsähn. Die ahlen Väigel hotten ‘s c,ro:ade unger de Dachrinne gebaut, und nuflangen kunnten mir nie. Und mir soahgn ‘s schunt: die Jungen woarn noch zu kläin, die betten noch ‘n ,lan,z nackichten Hols, doa mechten mir lieber noch poar Tage wetten mit ‘m Ausnähmen.

Nu woarn mir groade su hibsch dicht om Boahnhouwe, und ei etwahn äiner Schtunde mußte de Klimperguste kummen, doa goab ‘s konn sein wos zum sähn. Uf ‘m Gläise schtund a leerer Gitterwoagen, und mir kletterten glei nei. Ei äiner Ecke loag a tuter Maulwurf, der hotte scheints schunt a poar Tage dutte gelägen, denn er woar ganz dicke und ufgebloasen.

“Dän lägen mir jitze uf de Schienen”, schproach der Walter, “und doa sullst’ amoal sähn, wie dos knollen tut, wenn dän de Klimperguste ieberfährt!” Und schunt hott’ er dän Maulwurf om Schwanze gepackt und nausgeschmissen.

Mir lägten ‘n jitze zurechte und toaten uf ‘n Zug possen. Und wie der dann koam, doa merkten mir glei, doß mirsch folsch gemacht hotten. De Lockmotiewe wullte bahle schtiehn bleiben, doa derwischte se dän Maulwurf gro,-,de noch zu ollerletzt. Oaber se hotte käin’n Schwung nimmer, und käinen, richtjen lauten Knoll bot ‘s nie ge gäben, ‘s woar bluß su a Knätschen,

“Näi Walter”, mäint’ ich, „dos hot mir nie gefollen, dos woar ja goar nischte. Wäißte wos? Heute uf ‘n Oabend, doa tun mir ile bäide inse Maulwurfsfollen ufschtelln, und wenn mir murgen welche gefangen hoan, doa lägen mir se erscht zwäi Tage ei de Sunne. Und wenn se und se sein hibsch dicke ongeschwulln, doa machen mirsch noch amol!”

Richtich, noach a oar Tagen hotten mir inse schien ufgebloas’nen Maulwürfer fertich, doß mir se kunnten ieberfoahrn lussen. Doß schunt a poar Moaden aus ‘m Maule rauskrobbelten, toat ins nie weiter scheniern. Oaber se toaten schunt schtinken, doß mir se ins bahle goar nimmer zum Onpacken getrauten. Nu, mir hoan se äinfach ei a Schtickl Zeitungspapier eigewickelt und dann eigesackt.

Jitze machten mir glei bei insen Gotten iebern Zaun und uf ‘n Kürchhouf. Hinger däm hotte ‘s ‘n kläinen Pork – “Anlagen” toaten se ‘n ei ‘er Gemäinde häißen – 3 und dutte machte de KIimperguste groade dron vorbei uf Woathe zu « Om Rande vom Porke kunnten mir ins schien verschtecken, und doa tät’ ins ouch der Schoffner beschtimmt nie sähn.

A Schtickl weg vom Porke, uf Woathe zu, toaten mir ‘n erschten Maulwurf hielägen, und ‘ne ganze Ecke weiter runger ‘n zwäiten. Dann lägten mir ins selber hie, ganz dichte unger a poar gruße Fichtenzwäige, und toaten uf de Klimperguste wotten.

Wenn die aus Bunzlau rauskoam, doa noahm se ‘s nie su genau mit ‘er Pinktlichkäit, und monchmoal koam se ‘ne holbe Schtunde schpäter, als se äi’ntlich hätte kummen missen. Monchmoal toat se ouch bei ‘er Ziegelei onhahln, oaber nie etwahn, weil’s dutte ‘ne Schtatziohn hotte. Näi, doa woar bluß a kläin’s Bergl, und wenn se a poar Gitterwoagen fiersch Kolkwerk ei Hotsdurf drongehängt hotte, doa toat ihr der Dompf ausgiehn, und se mußte sich a bissl verschnaufen. Aeimoal, doa hotte der Horscht bei ‘er Ziegelei de Wäiche verschtellt, und ‘s hotte ihn äins dabei gesähn und ‘s ouch glei ‘m Wachtmäister gemeld’t. Dos hotte ollerhand Schtaub ufgewürbelt, und se wullten ‘n Horscht vom Gymnasium  nausschmeißen, und der Horscht hot sieh bis uf Weihnachten goar nimmer mit der Klimperguste zum foahrn getraut.

Jitze loagen mir nu eim Groase und toaten druf possen, ob se nie bahle mechte kummen, und dunn heerten mir se ouch bei ‘er Ziegelei feifen. Dos woar immer dos Zäichen, des se dos kläine Bergl glicklich ieberwunden hotte, und da,iin koam sie ei a Boahnhouf neigefoahrn. ‘s schtiegen a poar Leute aus, der Schoffner toat uf seiner Trillerfeife feifen, und doa dompfte se weiter. Mir drickten ins ganz dichte eis Groas, und kaum woar der letzte Woagen vorbei, doa goab’s ouch schunt ‘n ganz hibschen Knoll. Mir guckten ins olle al bäide on, woarn schtulz und toaten ins freuen. Dann soahgn mir wieder nieber zum Zuge, und ich bin, gloub’ ich, bahle a bissl käsich gewur’n vor lauter Schrecken. De Klimperguste hotte zum dompfen ufgeheert und schlich ganz langsam weiter, wie wenn se glei mechte schtiehn bleiben.

„Schnell futt“. soite ich zum WaIter, “sunste kummen se zuricke und tun ins hier derwischen!”, und ich kruch schnell unger der Fichte fier. Doch mei Walter woar längst nie su ängstlich als wie iche. “Bleib bluß hier, du tumme Lerge”, mäint’ er ieber mich. “Mir sein hier su gutt verschteckt, doa siehgt ins käi Aast!” Doa lägte ich mich wieder hie und soahg uf de Boahne. Bei der Lockmotiewe koam a Monn – das woar scheints der Häizer rausgeklettert, hielt sich mit äiner Hand feste und guckte nunger uf de Räder. Er wullte wull noachsähn, obst se sich ouch noch olle richtich drähn täten und nie etwahn äins rickwärts lief. Doa goabs plätz!Ich ‘n zwäiten Knoll, und ma’ kunnte ‘s däm Monne direkt onsähn, wie er zusommenzuckte vor lauter Schrecken, und wenn er sich nie mit äiner Hand festegehahln hätte, doa wär’ er ganz beschtimmt nungergefolln. Jitze hot er scheints gemerkt, wos es gewäsen is, und er bot ganz biese zu insen Verschtecke riebergesähn. Oaber mir hotten ins wieder ganz tief verkruchen, und doa hot er sich wieder neigemacht uf sein’n Häizerschtond, und de Klimperguste toat weiterdompfen.

Wie mir dann wieder ufschtunden, doa hott’ ich immer noch 2, bissl Angst, denn ‘s hätte ja ouch kennen schief giehn mit ‘m Häizer. Doch der Walter machte sich nischte draus. Der hotte seine Hände ei de Toschen neigeschteckt und fiff a Lied.

Dos woar ieberhaupt a ganz frecher Hund. der Walter. Der hotte amoll mit äi’m Schtäine on a Auto drongeschmissen, und dann woar er äinfach doageblieben, wie der Schaffehr is zurickegekumm. Und der ‘n froagte, ob er nie gesähn hätte, wer dos gemacht hot, doa mäint’ er: “Nu freilich”, mäint’ er iebern Schaffehr. “dos woar der Brickner Kolle, der wouhnt dutte uben ei däm kläinen Häusl, und er is groade häim gerannt!”

Dabei hotten se bei Brickners goar käinen Kolle! Und der Walter hot sich erscht futtgemacht, wie der Schaffehr is zu Brickners hiegefoahrn. –

Jitze machten mir nieber zum Herrn

Gramella sein’n Loaden. Erscht guckten mir noch a kläins bissl zu, wie de ahlen Fliegenschnäpper äigoal ongeflougen koamen und de Jungen fitterten. Und wie se sich groade wieder futtgemacht hotten, noahmen mir jäides zwäi Hände vull Dreck, guckten ins erscht schnell noch amoll üm, ob nie etwahn groade äins mechte kummen, und dann schmissen mir nuf zum Neste. Drei Junge koamen ouch glei nungergeflottert.

Zwäie hotte der Walter schunt derwischt, wie ich noch goar nie dron duchte, äinen zu packen. Oaber dän krigte ich dann doch noch, und wie ich mich noach ‘m Walter ümsoahg, doa flitzte der schunt beim Heß-Schuster uf de Pust und dann glei nieber ei de Hecken nei. Nu sauste ich hingernoach, und wu de Hecken hibsch dichte schtunden, toat er uf mich wotten.

Mir lägten ‘n jitze zurechte und toaten uf ‘n Zug possen. Und wie der dann koam, doa merkten mir glei, doß mirsch folsch gemacht hotten. De Lockmotiewe wullte bahle schtiehn bleiben, doa derwischte se dän Maulwurf gro,-,de noch zu ollerletzt. Oaber se hotte käin’n Schwung nimmer, und käinen, richtjen lauten Knoll bot ‘s nie ge gäben, ‘s woar bluß su a Knätschen,

“Näi Walter”, mäint’ ich, „dos hot mir nie gefollen, dos woar ja goar nischte. Wäißte wos? Heute uf ‘n Oabend, doa tun mir ile bäide inse Maulwurfsfollen ufschtelln, und wenn mir murgen welche gefangen hoan, doa lägen mir se erscht zwäi Tage ei de Sunne. Und wenn se und se sein hibsch dicke ongeschwulln, doa machen mirsch noch amol!”

Richtich, noach a oar Tagen hotten mir inse schien ufgebloas’nen Maulwürfer fertich, doß mir se kunnten ieberfoahrn lussen. Doß schunt a poar Moaden aus ‘m Maule rauskrobbelten, toat ins nie weiter scheniern. Oaber se toaten schunt schtinken, doß mir se ins bahle goar nimmer zum Onpacken getrauten. Nu, mir hoan se äinfach ei a Schtickl Zeitungspapier eigewickelt und dann eigesackt.

Jitze machten mir glei bei insen Gotten iebern Zaun und uf ‘n Kürchhouf. Hinger däm hotte ‘s ‘n kläinen Pork – “Anlagen” toaten se ‘n ei ‘er Gemäinde häißen – 3 und dutte machte de KIimperguste groade dron vorbei uf Woathe zu « Om Rande vom Porke kunnten mir ins schien verschtecken, und doa tät’ ins ouch der Schoffner beschtimmt nie sähn. A Schtickl weg vom Porke, uf Woathe zu, toaten mir ‘n erschten Maulwurf hielägen, und ‘ne ganze Ecke weiter runger ‘n zwäiten. Dann lägten mir ins selber hie, ganz dichte unger a poar gruße Fichtenzwäige, und toaten uf de Klimperguste wotten.

Wenn die aus Bunzlau rauskoam, doa noahm se ‘s nie su genau mit ‘er Pinktlichkäit, und monchmoal koam se ‘ne holbe Schtunde schpäter, als se äi’ntlich hätte kummen missen. Monchmoal toat se ouch bei ‘er Ziegelei onhahln, oaber nie etwahn, weil’s dutte ‘ne Schtatziohn hotte. Näi, doa woar bluß a kläin’s Bergl, und wenn se a poar Gitterwoagen fiersch Kolkwerk ei Hotsdurf drongehängt hotte, doa toat ihr der Dompf ausgiehn, und se mußte sich a bissl verschnaufen. Aeimoal, doa hotte der Horscht bei ‘er Ziegelei de Wäiche verschtellt, und ‘s hotte ihn äins dabei gesähn und ‘s ouch glei ‘m Wachtmäister gemeld’t. Dos hotte ollerhand Schtaub ufgewürbelt, und se wullten ‘n Horscht vom Gymnasium  nausschmeißen, und der Horscht hot sieh bis uf Weihnachten goar nimmer mit der Klimperguste zum foahrn getraut.

Jitze loagen mir nu eim Groase und toaten druf possen, ob se nie bahle mechte kummen, und dunn heerten mir se ouch bei ‘er Ziegelei feifen. Dos woar immer dos Zäichen, des se dos kläine Bergl glicklich ieberwunden hotte, und da,iin koam sie ei a Boahnhouf neigefoahrn. ‘s schtiegen a poar Leute aus, der Schoffner toat uf seiner Trillerfeife feifen, und doa dompfte se weiter. Mir drickten ins ganz dichte eis Groas, und kaum woar der letzte Woagen vorbei, doa goab’s ouch schunt ‘n ganz hibschen Knoll.

Mir guckten ins olle al bäide on, woarn schtulz und toaten ins freuen. Dann soahgn mir wieder nieber zum Zuge, und ich bin, gloub’ ich, bahle a bissl käsich gewur’n vor lauter Schrecken. De Klimperguste hotte zum dompfen ufgeheert und schlich ganz langsam weiter, wie wenn se glei mechte schtiehn bleiben.

„Schnell futt“. soite ich zum WaIter, “sunste kummen se zuricke und tun ins hier derwischen!”, und ich kruch schnell unger der Fichte fier. Doch mei Walter woar längst nie su ängstlich als wie iche. “Bleib bluß hier, du tumme Lerge”, mäint’ er ieber mich. “Mir sein hier su gutt verschteckt, doa siehgt ins käi Aast!” Doa lägte ich mich wieder hie und soahg uf de Boahne.

Bei der Lockmotiewe koam a Monn – das woar scheints der Häizer rausgeklettert, hielt sich mit äiner Hand feste und guckte nunger uf de Räder. Er wullte wull noachsähn, obst se sich ouch noch olle richtich drähn täten und nie etwahn äins rickwärts lief. Doa goabs plätz!Ich ‘n zwäiten Knoll, und ma’ kunnte ‘s däm Monne direkt onsähn, wie er zusommenzuckte vor lauter Schrecken, und wenn er sich nie mit äiner Hand festegehahln hätte, doa wär’ er ganz beschtimmt nungergefolln. Jitze hot er scheints gemerkt, wos es gewäsen is, und er bot ganz biese zu insen Verschtecke riebergesähn. Oaber mir hotten ins wieder ganz tief verkruchen, und doa hot er sich wieder neigemacht uf sein’n Häizerschtond, und de Klimperguste toat weiterdompfen.

Wie mir dann wieder ufschtunden, doa hott’ ich immer noch 2, bissl Angst, denn ‘s hätte ja ouch kennen schief giehn mit ‘m Häizer. Doch der Walter machte sich nischte draus. Der hotte seine Hände ei de Toschen neigeschteckt und fiff a Lied.

Dos woar ieberhaupt a ganz frecher Hund. der Walter. Der hotte amoll mit äi’m Schtäine on a Auto drongeschmissen, und dann woar er äinfach doageblieben, wie der Schaffehr is zurickegekumm. Und der ‘n froagte, ob er nie gesähn hätte, wer dos gemacht hot, doa mäint’ er: “Nu freilich”, mäint’ er iebern Schaffehr. “dos woar der Brickner Kolle, der wouhnt dutte uben ei däm kläinen Häusl, und er is groade häim gerannt!”

Dabei hotten se bei Brickners goar käinen Kolle! Und der Walter hot sich erscht futtgemacht, wie der Schaffehr is zu Brickners hiegefoahrn. –

Jitze machten mir nieber zum Herrn

Gramella sein’n Loaden. Erscht guckten mir noch a kläins bissl zu, wie de ahlen Fliegenschnäpper äigoal ongeflougen koamen und de Jungen fitterten. Und wie se sich groade wieder futtgemacht hotten, noahmen mir jäides zwäi Hände vull Dreck, guckten ins erscht schnell noch amoll üm, ob nie etwahn groade äins mechte kummen, und dann schmissen mir nuf zum Neste. Drei Junge koamen ouch glei nungergeflottert.

Zwäie hotte der Walter schunt derwischt, wie ich noch goar nie dron duchte, äinen zu packen. Oaber dän krigte ich dann doch noch, und wie ich mich noach ‘m Walter ümsoahg, doa flitzte der schunt beim Heß-Schuster uf de Pust und dann glei nieber ei de Hecken nei. Nu sauste ich hingernoach, und wu de Hecken hibsch dichte schtunden, toat er uf mich wotten.

Ich woar ganz aus der Puhste gekummen, und uf meiner Schtürne schtunden a poar dicke Schwäißperlen. „Doß is der Angstschwäiß”, toat mich der Walter belehrn, und er lachte ganz ausverschämt, Dos konn schunt sein, ducht’ ich ei mei’m Sinne, oaber ich woar mir nie su rechte drieber kloar, ob de Angst noch von der Klimperguste koam, ouder ob se von däm koam, doß ins mehcte a Luder gesähn hoaben, und er tät’ ‘s mei’m Voatl verzählen. Ouder se koam, weil de ahlen Fliegenschnäpper ondauernd üm ins rümschwirrten und äin’n fürchterlichen Schpecktahkel machten.

Die Jungen woarn ja schunt ganz hibsch, und wenn mir und mir hätten noch äinen ouder goar zwäi Tage gewottet, doa wären se ganz beschtimmt nimmer eim Neste gewäsen. Noach ner ganzen  Weile machten mir darin ei insen Gotten.

“Soag” amoll, Walter, wie missen wir denn die Lergen äi’ntlich fittern?”, froagte ich jitze. „Nu dos is doch ganz kloar”, wußte der glei Beschäid.

“A Fliegenschnäpper frißt doch bluß lauter Fliegen, wägen däm häißt er doch Fliegenschnäpper! Mir tun se jitze zu ‘n Laubfräschen dazuschperrn, und dann wulln mir glei mit ‘m Dressieren onfangen. Erschtern missen mir oaber noch ‘n ganzen Haufen Fliegen fangen.“

Dos toaten mir nu ouch, und bahle toat ‘s ei mei’m Laubfrouschkäfig su siehr wimmeln vor lauter Fliegen, doß de Wände ganz schwotz woarn,

“Nu is ‘s genung”, soagte der Walter, “und jitze tu amoll feifen! … Nie glei dos ganze Lied!”, prillt’ er, kaum doß ich ongefangen hotte, “häikstens drei ouder vier Täine – alsou jitze fäffste bluß: o Deutschland  hoch – o Deutschland hodi, bis doß ich bahle nimmer feifen kunnte. Die drei Fliegenschnäpper hotten [sich ei äine Ecke gekauert und gofften mich äigoal on, und käiner toat ouch bluß äinen äinzjen Toun noachfeifen.

“Walter, jitze fäffst du amoll, iche konn meine Lippen schunt goar nimmer onschpitzen!” “Näi du”, toat er ontwurten, “fier heute langt ‘s. Säh amoll die ormen Viecher on, die sein ja ganz verängsticht. Mir lussen se jitz ei der Ruhe, die missen sich ja erscht on ihren neuen Schtoll gewäihnen. Oaber murgen frieh machen mir glei weiter, ich bin üm holb achte hier.”

Er guckte noch amoll nei ei’n Käfich und sproach: “Die bäiden dutte rechts, dos sein meine, und murgen nähm ich se mitte häim, ich tu heute uf ‘n 0abend noch mei Gebauer zurechtemachen. – Deinen Laubfräschen wer’n se schunt nischte tun”, mäint’ er noch, und mit däm woar er ouch schunt iebern Zaun rieber.

Erscht oabends im Bette hoa ich ‘s kampiert, warum der Walter su schnell obgehaun woar. Nähmlich kaum doß er weg woar, doa schtund mei Papa näben mir. Dän hott’ er wull sähn kummen, und su ganz geheuer muß ‘  dos Ding mit’n Fliegenschnäpppern doch nie gewäsen sein und doa hot er sich schnell futt gemacht.

„Was hast du denn hier?”, froaigte mich der Papa. Er blitzte mich mit sein’n Ougen on, doß ich mich goar nie erschtern zum Liegen getraute und ‘m lei olles verzählte. “Na hör mal”, mäint’ er dann, „ein Fliegenschnäpper lernt doch niemals pfeifen! Schaff die armen Tierchen mal zurück und leg sie unter ihr Nest!”

Doa woar nischte zu machen, ich noahm die drei Viecher und trug se wieder zuricke.

Der Kürchplotz

Bunzlauer Heimatzeitung 13/1965

Käi schäinres Durf als wie unsres goabs eim ganzen Kreise Bunzlau nimmer. Dos muß wull der ahle Fritze ongelägt hoaben, glei wie er in In schlä’schen Kriegen inse Häimte dän Aeistreichern obgeknäppt hotte. Denn ‘s ält’ste Haus woar groade su alt, doß es mit der Zäit mechte zusommenpossen.

Ei der Mittelst vom Durfe schtund de Kürche. Die hotte ihren Turm mitten uf ‘m Dache schtiehn, nie on der Säite, wie ‘s sunste die Gewouhnhäit is. Und wenn die bäiden Glocken läuteten, doa toat er immer ganz verflischte wackelen. Wie ich zum erschten Moale beim Läuten dabei sein durfte, doa ducht’ ich jäiden Moment, jitze bricht dos Luder ob und pultert mit ins Ollen ‘s Kürchendach drieber nunger! Und wie ich dann glicklich wieder unten ongelangt woar, doa hoa ich mindestens a holbes lang bei jäiden Läuten nuffgegofft und druf gepoßt, ob er und er tät’ konn sein nie doch amoll obbrechen. Oaber dän Gefollen holt er mir nie getoan.

Ringsrüm üm de Kürche hotte ‘s vier kläine dreieckje Schticke, die jäides mit ‘ner huhchen Hecke aus Buchenschträuchern eigezäunt woaren. Aeins von dän Dingern woar der Wäscheplotz fier de ganze Gemäinde, und wenn amoll und ‘s wullte äins seine Wäsche ufhängen, doa mußte ‘s zum Herrn Vorschteher giehn und sich dän Plotz ausbäten. Die andern drei Schticke woarn lauter Gärten; äiner fier Gemiese, äiner fier Oubst, und äiner fier olles bäides.

Uem olle vier Schticke fiehrte a Weg, und uf de Schtroaßensäite zu woar dos Wägl ouch wieder mit ‘ner grußen Hecke obgetäilt. Zwischen Hecke und Schtroaße hotte ‘s dann noch a schmoales Schträifl Wiese, und dutte druf schtunden lauter dicke, ganz ahle Linden, su Schticker zwälwe bis fuffzähn uf jäider Säite. Die hotte scheints ouch der ahle Fritze noch onflanzen gelussen, d-nn se schtunden hibsch ei Reih’ und Glied, äin Boum näben ‘m andern, mit fimf Schrieten Obschtand und wie mit ‘ner Schnure ausgericht’t.

Glei on der erschten Linde toaten mir immer Onschlag-Verschtecker schpieln. Mehrschtens oaber bluß da-nn, wenn de Maikäwer flougen – und on dän Hecken schwürrten se zu tausenden rüm – ouder eim Herbste. Der Gemiesegotten, der toat ins ieberhaupt nie intressiern. Eim Gotten fier Oubst und Gemiese hotte ‘s a poar kläine Bäume mit Aeppeln dron, die schmeckten schunt ganz hibsch. Oaber dos Beste woarn die Graumändl im Gotten vom Bruder Schnug. Käine sulchen sissen Bürnen woarn im ganzen Durfe nimmer ufzutreiben – nie amoll im Gotten von mei’m Pappa, der doch sxtra welche zichten toat!

Die vier Schtroaßen, die üm ‘n Kürchplotz rümfiehrten, woarn rechtwinklich ongelägt Jäider Hausbesitzer mußte fier de Sauberkäit von däm Schtickl Schtroaße Surge troagen, dos vor sei’m Hause woar. On jäiden Sunnoabend wurden de Schtroaßen gekehrt und gerecht, und der ahle Bruder Knuschke toat om mehrschten schümpfen, wann mir groade zum Pussen ieber dos frisch Gerechte drieber liefen.

On äiner von dän vier Ecken vom Kürchplotze schtund dos Witwenhaus. Dutt drinne toaten olle Witwen von ‘er Gemäinde wouhnen, wenn se nie selber a Onwäsen hotten. Und de Muttl Klappnern – der ihr Monn woar a pängsionierter Beomter von ‘er Aeisenboahne – die mäinte immer: “Wenn amoll äins von ins bäiden schtürbt, doa zieh’ ‘eh ei ‘s Witwenhaus!”

Glei näbendron woar dos Haus vom Herrn Paschter. Dutte gingen mir nie gerne dron vorbei. Nie etwahn wägen däm Herrn Paschter! Näi, dos woar a gutter Monn, der toat ins nischte. Oaber im Paterre, doa hoatte der Bruder Schnug seine Wohnung. Dos woar der Monn, der immer ufpossen toat, doß mir nie sullten ei in Hecken Onschlag-Verschtecker schpieln und seine Bürnen klaun, und von däm durften mir ins nie derwischen lussen. Er hot ins nie gekrigt, der Bruder Schnug, denn mir kunnten äbenst besser rennen als wie der ahle Krauter. Oaber äinen Bougen machten mir immer üms Paschterhaus – besser is besser!

Dann koam dos Schwasternhaus, oaber von däm gibt ‘s nie viel zum soagen. Dutte drinne wouhnten bluß lauter sulche Schwastern, die ‘s ei ihrer Jugendzäit obgelähnt hotten, sich zu verheiroaten. Unten in däm Hause glei links woar dos “Lädchen”, wie dos kläine Verkoufszimmer ei insen Durfe gehissen woar. Die Schwaster verkoufte Onsichtspustkotten, a bissl Schpielzeug, und mehrschtens lauter Sachen, die mir ei ‘er Handarbäit brauchen toaten. Wenn ich neijoam und wullte wos koufen, doa toat se schunt immer glei lachen, doß ich jäidsmoll ganz fuchtich gewurn bin. Ooaber ich mußte immer wieder hiegiehn, wenn eh amoll meine HäkeInoadel verschmissen hotte, denn käine Kongkurenns goabs nie eim Durfe. Und dann woarsch ja ouch ganz hibsch bekwähm, denn der Schulhof vom Pängsionate woar glei näbendron, und ich kunnte ei ‘er Pause schnell noch amoll hieflitzen.

Hier toat der Kürchplotz wieder ‘ne Ecke bilden. Weiter nunger loag näben ‘m Schwasternhause der Schulhouf vom Pängsionate, und groade rieber in der Ecke hotte der Schpieß-Koufmonn seinen Loaden. Bei däm zum Koufen zum giehn woar immer hibsch, denn mehrschtens krigten mir wos geschenkt, wie mir noch kläiner woarn. Und schpäter, wie ich dann ouch uf ‘s Gymnasium machte und zum Rouchen onfing doa hot er niemoals käi Wärtl iebern Pap~pa gesoagt, wenn ich meine Zigaretten eikoufen toat. Und dos hoa ich ‘m noch viel häicher ongerechnet als wie seine Bomboms, die er mir friher geschenkt hotte.

On der dritten Ecke vom Kürchplotze hotten se de Pust eigerichtet, und der Pustmäister toat ‘s erschte Schtuckwerk bewouhnen. Doß der dutte derhäime woar, dos toat ouch a Fremdes glei merken vorausgesetzt natierlich, doß ‘m der Pustmäister und däm seine Famielje bekannt woar. Denn ürgendäins von dän Leuten goffte äigoal zu ürgendäi’m Fanster naus, ob nie konn sein amoll wos mechte passieren. Bluß: ei insen Durfe toat nischte passiern. Käi Auto koam nie lang, denn dos Durf loag a bissl obsäits von der Schtroaße noach Breslau, und der Herr Gramella, der ‘s äinzigste Auto eim ganzen Durfe hotte, der fuhr immer uf der andern Schtroaße. Ob und zu koam amoll a Fahdefuhrwerk, zum Beispiel der “Schwiebendurfer Schnellzug”. Dos woar ‘m Gottwald-Pauer aus Schwiebendurf sei Geschponn, und Schnellzug bot ‘s gehissen, weil käi Mensch nie gesähn hot, doß es ouch bluß äln äinzjes Moal anderscher gefoahrn is als wie im Schriete. Ouder ‘s koam noch an anderscher Gesponn, nähmlich der Lödert-Walter mit sei’m Ziegenbucke. Mehrschtens toat der Walter bei ‘er Pust vorbeikutschiern, denn dutte ging ‘s a bissl bergob, und der ahle Buck brauchte sich goar nie weiter onschtrengen beim Loufen.

Dos Pustgebäude bild’te mit seinen zwäi Fliegeln äin’n rechten Winkel. Der Täil, in däm der Pustmäister wouhnte, schtund vurne om der Schtroaße, und om Ende vom Näbenfliegel hotte der Herr Wachtmäister seine Behausung.

Däm sei Junge woar mei gräißter Feind eim ganzen Durfe. Ich hott’ ‘n amoll “Wachtmäister-Lähtschl” gehissen, und seitdäm wullt’ er mich verschnicken. Der hotte nähmlich Plottfisse, und er koam nie gegangen – er koam immer bluß ongeloatscht, und der Noame “Lähtschl” toat genau su uf ‘n zutreffen, als wie wenn er groade fier ihn perseenlich mechte erfunden sein. Mei Wachtmäister-Lähltschl machte murgens noach Bunzlau uf Arbäit, doa woar ich ‘n ganzen Tag vor ‘m sicher, und bluß uf ‘n Oabend, doa mußt’ ich a bissl ufpossen. Ooaber äimoll hot er mich doch derwischt.

Ich schtund groade vor ‘m ahlen Lödert sei’m Hause, doa koam er üm de Ecke rümgeschussen, wie man ‘s däm seinen Plottfissen goar nie hätte zutraun wullen, und ehb ich mich versoahg, hott’ er mich ouch schunt om Krawattl. Schprechen kunnt’ ich erscht wieder, wie ich schunt zwäi Backfeifen weg hotte, und  dann -tirgelte ich su laut lus, doß ma’ hätte denken kännen, ‘s mechte doch amoll wos passiert sein eim Durfe. Der ahle Lödert koam ouch glei uf de Schtroaße nausgerannt, und a poar Fanster von ‘n andern Häusern  toaten sich äffnen, und olle schümpften se uf  ‘n Lähtschl, und wie ich dos bin gewoahr gewur’n. desto lauter hoa ich geprillt, bis er mich hot giehn gelussen.

Von däm Tage on kunnt’ ich mich wieder getraun, ‘m Wachtmäister-Lähtschl zum begägnen. Und ich hoa ‘n ouch nimmer gehissen, wenn ich alläine woar. Jitze hoan mir immer obwechselnd geruffen, ich und der Lödert Walter, wenn mir und  mir toaten In von weiten sähn. Dann hot jäides gesoit, der anderne is es gewast, und  doa hot  er sich nie zum Schnicken getraut, weil er nie gewußt bot, wer ‘s nu äi’ntlich gewast is.

Wieder im rechten Winkel zum Herrn Wachtmäister seiner Wouhnung hotte ‘s ollerhand Schuppen, ‘ne kläine Moalerwerkschtott, und ‘m Linde-Bäcker seine Backschtube. Der toat a bissl schlecht heern, dafier oaber desto besser sähn.

Wie ich amoll mit meiner Mamma ‘n Kuchen hiebruchte zum backen, doa bot er mich glei ongeplähkt, ich sällt’ ock de Tiere schneller zumachen, weil sunsten sei Bruttäig sich verkiehlen täte. Ich soite -oar nischte, schtellte bluß mein’n Kuchen hie und machte mich glei zum Walter ‘s toat groade su hibsch possen, doß mir Fehrjen hotten und mir brauchten nie ei de Schule giehn. Om andern Vormittich poßten mir vom Linde-Bäcker sei’m Gotten druf, doß er nie groade on ‘er Tiere schtiehn toat, und dann machten mir obwechselnd hie und klinkten se ganz leise uf. Heern kunnte ins der ahle Täigoffe ja nie, oaber beim sechsten Moale – ich kuckte dürchs Fanster und der Walter toat klinken – hotte mich der Geselle om Schlawickl. Diesmoal krigte ich de Hucke vull, käi noch su lautes Prilln toat helfen. Der Walter, der- sich hotte futtmachen kennen, hot mir am nähksten Tage aus lauter Mitläid, wie er soite, fier fimf weiße Mäuse frousch gegäben. Am selbichten Noachmittich bot er die dann on äinen aus Bunzlau verkouft – olle fimwe fer sechs Biehm! –

Näben däm Hauptfliegel von der Pust schtund dos Briederhaus, wu der LindeBäcker sein’n Loaden und de Wouhnung hotte. Olle die Gebäude toaten äinen grußen Houf eischlissen, und on der vierten  Säite von däm Houwe hotten se ‘n ganz huhchen Turm ufgebaut, fier der Feuerwehr zum Ieben. On jäiden Freitage toaten se hier Leitern dronhängen und dann drieber nufklettern, und äiner schtund unten und goab a Kommando: .,Tempo eins! Tempo – zwei! Tempo drei!” Ich und der Walter, mir toaten glei mitkommandieren, erscht leise und im selbichten Obschtande wie der, der unten schtund, dann lauter und immer a bissl ehnder als wie der andre. Die zwäi Männer, die de Leitern nufmachten, koamen canz aus ‘m Takte. Se zoppelten mit ‘n Händen schneller als wie mit ‘n Bäinen, und äiner woar schunt glei a poar Tempos weiter als wie der anderne. Mir bäiden schtunden a poar Schriete hinger däm Monne, der kommandiern toat, und doa kunnten mir ins groade ,noch rechtzeitich futtmachen, wie er und er wullte ins packen.

Und weil er ins nie derwischen kunnte, noahm er äinen Schtäin schmiß noach ins. Und dos woar inse Rettung, denn ei der Ufrägung, die jitze ufkoam, hoan mir -ins schnell zum Houftore naus verdrickt. Dos tumme Luder hotte nähmlich ‘n Schpritzenfiehrer on ‘n Orm getroffen,  und ‘s goab dann noch ‘n hibschen Krach, und mir zwäi bäiden hoan ins vier Wuchen lang bei käiner Iebung nimmer zum Zusähn getraut. –

Ei der Feldscheune

Bunzlauer Heimatzeitung 11/1965

Glei näben däm Hause, wu meine Kusängs ei Gruß-Krauschen wouhnten, schtund äine Feldscheune vom Gutte, Dutt hatten se letzte Wuche gedruschen und de ganze Scheune mit Preßschtruh vullgeschtuppt.

Kaum woar der letzte Woagen obgehauen, doa machten mir ins schunt hie. De Scheune hotten se ganz feste zugeschlussen, doß mir zum Tore nie neikunnten. Doch mir brauchten nie erscht lange suchen. Ei äiner Ecke hotten mir bahle a wackliches Brettl gefunden, und wenn mir das a bissl uf de Säite drickten, kunnte inseräiner ganz leichte dürchkrichen.

Mir woarn er su etwahn achte bis zähn Jungen, und ei goar nie langer Zeit hotten mir ins ;aus dän Schtruhbollen äine hibsche, gruße Häihle ziurechtegebaut mit vier verschiednen Eigängen. Die Gänge zum durchkrichen fiehrten erscht üm a poar Ecken und gingen ruf und wieder runger, ehb se ei de Häihle eiminden toaten.

Trotzdäm: zwäi, drei Tage hatten mir immerhin gebraucht, bis doß mir mit insen Baue zu Ende koamen, und ‘s kunnte goar nie ausbleiben,  doß es de Leute merkten, wenn mir neimachten ei de Scheune.

Doa woar äiner, Grunz Kolle gehissen, der mäinte, er mißte ‘n Inschpeckter verträten, und er fiehlte sich verflicht’t, in:s das Neikrichen ei de Scheune zu verbieten.

Onfangs woarn mir ja ouch a bissl viersichtich und toaten äin’n Pusten ufschtelln ‘ doß käi Luder ins mechte ieberroschen. Doch bahle wullte sich käiner nimmer hieschtelln, und groade doa, wie der Pusten sich futtgemacht hatte, koam der Grunz Kelle an.

Mir woarn alle su siehr ei insen Bau vertieft, doß mir erscht goar nischte heerten. Uf äimoll mäinte der Hellmut, was der ält’ste von meinen Kusängs woar:

“Ruich – doa kloppt äis!”

Mit äinen Schlahge woarsch ganz mucksmäusschtille ei der grßen Scheune, und wie äiner ganz ängstlich soagte: “‘s is der Herr Graf., !”, doa fiehlte ich mei Herze richtich äine ganze Etahsche tiff er rutschen. Jitze rief der “Herr Graf”:

“Kummt amoll raus, ihr verdammten Limmel!”

Mir duckten ins alle noch tiffer hinger de Schtruhbindel. Bluß der Lödert Walter, der ließ sich nie eischichtern.

“Wos”, mäint’ er, “dos sull der Herr Graf ,sein, du tummes Luder?! Der räd’t nie su päurisch wie der dutte draußen! Doß ihrsch glei alle wißt: käi andrer is das nie als wie der Grunz Kolle! — Huhtsch, huhtsch”, prillt’ er glei durf zum Scheunentore nieber, und er hatte seine Hände wie In Trichter ans Maul drongelägt, und dann noch amoal: “Huhtsch, huhtsch!”

Dos muß man ‘m Walter lussen, käi andrer eim ganzen Durfe kunnte su gutt allerhand Tierschtimmen noachmachen als wie groade er. Der kunnte bellen wie a kläiner Dackel ouder wie a ganz grußer Schäwerhund, meckern wie a Ziegenbuck, er kunnte genau su kwahken wie a Laubfrosch, und er kunnte auch kwietschen wie a obgeschtuchnes Schwein.

Und groade das woarsch, was In Grunz Kolle su richtich ei de Wut brängen kunnte, wenn nähmlich und ‘s toat äins mit ‘m Grunzen von äi’m Schweine uf sein’n Famieljennoamen onschpieln.

Mei Kolle draußen is auch glei ganz giftich gewur’n, denn er rittelte an der Tiere, doß ma’ kunnte glauben, de ganze Scheune mechte zusammenfollen. Oaber er krigte se nie uf.

“Wie seid ihr denn hier neigekummen, hä?!”, froagt’ er von draußen.

“Nu wott’ ock a bissl, kann sein mir tun ‘s dir uf Weihnachten zeigen!”, goab der Walter zur Ontwurt.

Doa mußten mir alle laut lachen, und ich krigte wieder Mut und woar fruh, doß es doch nie der Herr Graf woar, der dutte draußen an ‘er Tiere schtund.

“Euch krieg’ ich schunt, ihr tählschen Luder!”, mäinte der Kolle, und erging von der Tiere futt und machte üm de ganze Scheune rüm. “Ufgepoßt!”, soite der Walter ieber ins, “Wenn er kimmt, machen mir alle ei de Häihle nei.

Ich blieb hier beim letzten Eigang, der Bubi gieht dutte hie, und Hellmut, du machst dich an a dritten’ Dos Luch, wu das Breit lus is ei ‘er Wand, das bleibt uffen.

Mir tun ‘n Kolle dann immer von äin’n Luche zum andern lucken, und derweilen mach sich die andern naus aus ‘er Scheune. Beim Hellmut tun mir ins dann alle Mann versommein!”

Richtlich, doa koam der Kelle durch das Luch geklettert. Er mußte sich ganz verdommt onschtrengen, und ‘s tauerte siehr lange, bis doß er seine dicke Wompe endlich dürchgezwängt hatte. Dos woar kloar, der kunnte ins -oar nie, derwischen! Bei ins ging das ruckzuck, doa woarn mir dürchgekruchen, und beim Kolle kunnten mir ja erscht schnell noch amoll friehsticken giehn!

Nu schtund er vor däm Luche und toat sich ieberlägen, wie er ins mechte derwisehen.

“Huhtsch, huhtsch!”, klang ‘s doa plätzlich von ‘m Walter sei’m Eigang. Der Kelle zuckte richtich zusammen vor lauter Wut, Lind darin koam er zu der Schtelle hiegeschtulpert, wu ‘s groade noch su frech gegrunzt hatte, und er fung glei on, de Schtruhbollen abzureißen. Ruck-zuck, drei Monn hatten sich nausgemacht.

,.Kolle, mir dir wird ‘s alle!”

Der Hellmut hatte ‘s geruffen, mei Kelle fluchte ganz firchterlich, ließ ‘in Walter sein’n Eingang giehn und ging uf In Hellmut seinen zu. Ouch hier fung er zum abreißen an, doch vom Hellmut woar nischte nimmer zum sähn. Ruck-zuck – wieder machten sich zwäie futt. Kaum woarn se draußen, ongelingt, doa kloppten se ons Tor und toaten ‘n Kolle von draußen hänseln, doß er noch viel olberner wurde,

“Euch krig’ ich schunt, ihr verdommten Lergen!”, dos toat er äigoal bluß ruffen.

Nu woar ich om dronsten.

“Kolle, jitz wirschte olle!”

Wie a Varickter koam er uf mich zugeschussen, und bahle hätt’ ich ‘s verpaßt mit ‘m auskrotzen. Er wullte jitze ei dän Gang neikrichen, oaber mir hatten In zum Glicke su enge ongelägt, doß der dicke Kolle goar nie neipoßte.

Wieder hatten sich a poare nausgemacht, und nu woarn bluß noch mir dreie drinne und hatten ins groade ei ‘er Häihle getroffen.

“Lus, mir machen ins jitze auch futt”, soagte der Walter. “Ich will In noch amoll zum Offen hahln, und dann: nischte wie naus!”

Ich und der Hellmut, mir kruchen ei dän Gang nei, der zum Luche fiehrte, und der Walter machte sich wieder zu sei’m Eigange hie.

„Kolle, Kolle, louf nie ei de Folle!”, su heerten mir in ruffen, und glei druf koam er ouch schunt ongeflitzt. Ruck-zuck, doa woarn mir alle dreie draußen!, und der Walter toat sich noch amoll ümdrähn: “Huhtsch, huhtsch, huuuhtsch!”, kwietschte er noch zum Obschiede.. Dann noahmen mir de Bäine ei de Hand und sausten zum Hellmut ei In Gatten.

Ols ollerletzter koam noach ‘ner ganzen Weile der Kolle. Er gung ganz langsam, und wie er bei Grunzens ei ‘n Houf neimachte, doa heerten mir ‘n noch äigoal vor sich hieloabern:

“Euch wer’ ich schunt noch amoll derwischen, ihr verdommten Luder!“

“Muß” halt wotten!”, mäinte der Walter.

Inser Wildpork

Von Arndt Sieckenius

Bunzlauer Heimatzeitung 14/1965

Glei hinger insen Durfe, wenn ma’ ‘n Lange-Wäg langgieht, fängt Kläi-Krauschen on. Hinger Kläi-Krauschen kimmt der Fuchs-Berg, und ieber dän Berg drieber nieber ligt Woathe. Dutte hot der Herr Graf äinen schienen Wildpork ongelägt, und ei däm Pork machten mir mit ‘m Pängsionat äinen Ausflug. Mir woarn olle su neugierich, wos es ei däm Porke olles sullte zum sähn gäben, doß ins der Weg von zwäi Schtunden goar nie lange fierkoam.

Inse Lährerin wußte ouch glei ganz gutt Beschäid, und wie mir bei däm grußen Zaune schtunden, gung se amoll fier ‘n Momänt futt und koam ouch schnell wie,der zuricke. ‘n Färschter, der zu däm Porke geheern toat, bruchte se glei mitte.

Leise, leise kletterten mir de Leitern iebern Zaun ruf und drinne wieder runger, und dann machten mir olle immer hinger ‘in Färschter her. ‘s tauerte ouch goar nie lange, doa soahn mir schunt wos Wildes. Käi Hürsch woarsch nie, ’s woar bluß a Kanickel. Wägen däm brauchten mir nu nie groade bis uf Woathe loufen, dos hotten mir derhäime ouch, sugoar ganz zoahme, oaber der Färschter mäinte, jitze sein mir glei on der Schtelle, wu sich die Hürsche immer ufhaln tun, und mir sällten ock ganz ruich sein und ieberhaupt goar nischte schprechen.

Und richtich: kaum hott’ er dos gesoit, doa schprung a Hürsch mitten ieber insen Wäg. Ich hott’ ‘n noch goar nie gesähn, oaber die Andern prillten su laut, doß ich glei hieguckte, doch doa woar käi Luder nimmer zum sähn.

Der Färschter schümpfte ouch glei lus, mir sällten ock’s Maul hahln, unid er tät’ glei häim giehn, mäint’ er, und ins ollesomt nausschmeißen aus ‘m Porke. Dos wülIten mir ja nu euch wieder nie, und wie mir und mir hotten ‘m verschpruchen, mir täten jitze ganz leise sein, doa soit’ er, er will’s halt noch amoll versuchen mit ins. Oaber nu missen mir zu ‘ner andernen Schtelle machen.

Ich hielt mich jitze ganz dichte on a Färschter, denn nu wullt’ ich ouch amoll wos zum sähn kriegen. Uf äimoll blieb der Färschter schtiehn, und doa kunnten mir se glei sähn: mindestens sechse ouder achte! A poare loagen ei ‘er Wiese, die schliefen scheint ‘s om hellichten Noachmittich! Zwäie ouder dreie gingen ganz sachte hie und zuricke, rupsten sich a Maul vull Groas ob und guckten dann olle zu ins rieber. Ou Jäises, doa kunnt’ äi’m richtich ängstlich wer’n, wenn die Lergen asu doaschtunden und äin’n ongofften!

Die woarn ja bahle gräißer als wie de Ucksen uf ‘m Gutte, und die Härner, die se uf ‘m Kuppe hotten, die woarn er glei zähnmoll gräißer! Doch su richtich lange onsähn kunnten mir sie goar nie, denn uf äimoll goab äiner a Zäichen, und wie uf Kommandou hopsten se olle ei In Puhsch nei.

Häimzus toaten mir mit ‘er Klimperguste, wie de Bimmelboahne bei ins gehissen hot foahrn. Underwägens bette ich Zeit gehoabt zum Noachdenken, und mei Ploan schtund feste: äinen Wildpork missen mir ins onlägen! Nie glei su ‘n grußen mit ‘m Puhsch und mit ‘m Täiche drinne und ‘in huhchen Zaun drümrüm, und euch nie glei sulche grußen Hürsche, vor dänen äiner Angst hoaben muß. Oaber mit äi’m Riehbucke, doa kännten mir schunt onfangen. Der kust’t euch nischte, dän brauchen mir bluß amoll packen uf ‘n Oabend eim Aeichenwäldl, wu er immer ei a Hoawer nei macht. Ich und der Walter, mir wer’n ‘n schunt kriegen!

Kaum hotte de Lährerin ins giehn gelussen, doa flitzte ich euch schunt lus; glei häim zum Lödert-Walter. Jitze häißt ‘s geschickt sein, ducht’ ich ei mei’m Sinne, denn konn sein, der Walter, der will dän Riehbuck glei tutschloin, wenn mir In gepackt hoan, und ‘n derhäime uffressen.

Ehb ich on de Schtubentiere kloppte, toat ich erscht amoal a bissl tief oatmen. Der ahle Lödert guckte mich immer ganz biese on, doß ich mir goar mischte zum soagen getraute. Doa mäinte der Walter, ich sällt’ ock amoll mitte nausgiehn zu die Kanickel, er wällte mir In neuen Schtoll zeigen.

Wie mir draußen ongelangt woarn, doa fung ich mit mei’m Ploane on. “Walter”, soagte ich, “mir sein heute ei Woathe gewäsen, eim Wildporke.”

“Wenn ‘s weiter nischte is”, mäint’ er. “Dutte is mei Onkel Hermonn zu Fingsten ouch hiegemacht!”

“Du”, toat ich froagen, “doa bot er dir ,doch ganz beschtimmt verzählt,  wie hibsch doß es ei däm Porke  is, wos?”

“Nu kloar,” goab er zuricke. “Und mei Laubfrosch, der su schien kwahken tut, dän bot er doch von dutte mitgebrucht!”

“Hot er euch wos von dän Hürschen geräd’t?”, wullte ich jitze wissen.

“Nu freilich”, schproach der Walter. “Er bot ouch immer amoll mit mir wulln nieberfoahrn, oaber ‘s hot halt noch nie gekloppt bis jitze.”

“Du, Walter”, soite ich nu, “poß amoll uf. Ich hoa mir vorhin geducht, doß mir und mir kännten ins ouch su äin’n Wildpork onlägen Nie glei su äin’n crußen wie der duttje, und euch nie glei mit lauter Hürschen drinne. Oaber älnen Riehbuck neischperrn, dos kännten mir schunt machen.”

“Wu willtste denn dän Riehbuck hietun, hä?”, froagt’ er mich ganz geschponnt.

“Sieh ock, Walter, dos is doch goar nie schlimm“, goab ich zur Ontwurt. “Bei ins derhäine der Oubstgotten, der is doch wull gruß genung. Doa bot ‘s euch glei In huhchen Zaun zum Gemiesegotten, doß er und er konn nie ei de Erdbeeren neimachen.”

“Nu dos mechte schunt giehn”, mäint’ er. „Und wu kriegen mir jitze dän Riehbuck her?“ “

“Siehgste, Walter”, soagte, ich doadruf, “dos hoa ich mir euch schunt ieberlägt. Wäißte, ei dos Hoawerfeld beim Aeichenwäldl, dutte macht uf ‘n Oabend immer a Buck nei, und dän Buck, dän packen mir ins. Doa siehgt ins käi Luder, weil ‘is ja dann schunt ganz finster is, wenn mir In gefangen hoan. Und dann machen mir glei hinge nim zu insen Gotten, und mir ,schmeißen In iebern Zaun nieber. Und mit mei’m Pappa, dos luß mich ock machen.”

Dos Ding woar gutt, und mir toaten ins fier ‘n nähksten Oabend verobräden. Ich woar direkt fruh, doß der Walter goar käine Wiederpotte gegäben hotte. Und ich soah dän Buck schunt ganz zoahm ei insen Gotten schpaziern loufen. Konn sein mir täten In obrichten, doß er mit ‘m Walter sei’m Ziegenbucke dän kläinen Kostenwoagen ziehn toat. Oaber der Ziegenbuck, der mißte dann erscht noch a bissl schneller loufen und nie asu zockeln, wie ersch jitze immer machen toat.

Der Walter koam zu insen Hause feifen wie ‘s noch goar nie dron duchte, dunkel zu wer’n.

„Dos macht nischte”, mäin’t er, „mir missen langsam dro gewäihnen, und der ahle Buck kimmt könn sein euch a bissl ehnder raus.”

Und doa toaten mir lusziehn.

Underwägens vertäilten mir linse Ufgoaben, die jäides ausfiehrn sullte. Ich hotte mich om Denkmoal ufzuhahln, und der Walter sullte sich uf de andere Säite vom Hoawer machen und sich bei der schwotzen Bricke uf de Lauer lägen.

Wenn dann der Buck koam doa wullten mir ins von ollen bäiden Säiten gleichmäßich ronschleichen, und wer ‘n zuerscht derwischen kunnte, der sullte ‘n packen und feste hahln, bis der andre hiekoam. Aeinen langen Schtrick hotten mir ouch mitgenummen, denn mir mußten ‘n ock richtich fesseln, sunste tät’ er ins om Ende doch noch obhaun.

‘ne gutte Schtunde sitz ich jitze schunt on mei’m Denkmoal und poß äigoal uf ‘n Rond vom Aeichenwäldl, denn dutte muß der Buck rauskimmen. Konn sein, denk’ ich, er macht goar nie nei ei‘n Hoawer, konn sein er bleibt glei uf der kläinen Wiese schtiehn, die zwischen ‘m Wäldl und ‘m Hoawer is. Konn ouch sein, doß ee goar nie ieber de Bahche schpringen konn, die ei ‘er Mittelst von ‘er Wiese uf de schwotze Bricke zu fließen tut. Dos muß ich doch erscht noch amoll onsähn, sunste sitz’ ich hier und wotte bis ei de schtuckfinstre Nacht, und mei Bäckl konn goar nie kummen!

Ganz leise schleich’ ich uf de Bahche zu. Ollzu bräit is se ja nie groade, und nieberhopsen m-ißt’ er schunt kännen. Tief is se ouch nie. Uf’m Grunde, doa hol ‘s lauter Schtäine liegen, und – ou verflischt, dutte schtieht ja äine ganz gruße Forelle! Ob eh die nie noch packen konn, ‘vor der Buck kimmt?

Ich guck’ mich schnell üm, vom Bucke is nischte zum sähn, und der Walter sitzt a poar hundert Mäiter weiter weg, der hol noch goar nischte gemerkt, doß ich mich futt gemacht hoa von mein’n Pusten. Alsu lus – langsam nei eis Wosser. 0aber die Forelle,  die hol mich wull gesähn, se wackelt mit ‘m Schwonze und macht sich unger äin’n Schtäin drunger. Ich grotsche glei mit ‘n Fingern hingernoach, doch käine Forelle konn ich nimmer fiehlen. Uf äimoll zwickt mich wos ei ‘n Zeigefinger,  doß ich direkt a kläins bissel derschrecken muß. Oaber dann hoa ich ‘s glei geschplert, doß es bluß a Krabs sein tut. Ich pack’ ‘n ouch glei ganz feste on äiner Schäre on, und uf äimoll gieht’s ganz leichte, und ich zieh meine Hand ungerm Schtäine raus.

Ou jehmerschnäi, doa hoa ich ja däm ormen Luder die Schäre obgerissen, die hoa ich jitze ei ‘n Fingern,  und käinen Krabs hol ‘s nimmer dron. Nu wott’ ock, dich will ich schunt noch kriegen, Schnell de Hemdsärmel, huhchgeschträft, und wieder nei mit ‘er Land, dos Luch, in däm er sitzen tut, dos kenn’ ich ja jitze schunt. ‘s is ock a bissl enge, und ich muß mich ganz hibsch obmiehn, oaber ganz langsam kumm’ ich immer weiter nei mit ‘n Fingern. Jitze hoste oaber ausgespielt, mei Lieber, noch a kläins Schtickl, und dann hoa ich ‘n om Genicke.

Wie ich mei’n Krabs draußen hoa, doa kimmt mir uf äimoll inser Riehbuck wieder ei a Sinn. Schnell guck’ ch zum Pusche nieber, und mei Herze schlägt glei bis ei a Hols ruf: doa schtieht der Buck, vieleicht achzich Schriete weg, und gofft äigoal zu mir rieber, und er will und will nie weltergiehn. Dos is richtich unheimlich, ich krieg ‘s jitze schunt bahle mit ‘er Angst, denn ‘s fängt ouch groade on schummrich zu wer’n. Ob ich mich äinfach a bissl räuspern sull? Und wie ich groade Luft hulln will, hol er scheints genung gesähn, er nimmt a poar Schriete Onlauf, hopst ieber de Bahche und rennt gei bis zum Hoawerfelde, Gottseidank!

Direkt näben mir hot’s ‘ne kläine Wosserrinne, die vom Hoawer kimmt, und ei der Rinne krich ich jitze rieber. Wie ich mich drieben ufrichten tu, doa säh ich ‘n Walter schunt eim Hoawer uf ‘n Buck zuschleichen. Der schtieht immer noch on derselbichten Schtelle und tut tichtich fressen. Su is recht, denk ich, immer freß ock feste, ei äiner Schtunde gereut ‘s dich dann, wennste die Plautze nie vull host! Und langsam und leise tu ich ‘n Hoawer aus’nanderbiegen. Ob und zu guck ich amoll huhch. Der Buck hol sich scheints a bissl uf ‘n Walter zu verzougen, doch nischt Genaues konn ich nimmer sähn, ‘s is schunt zu finster. Käine Angst hoa ich ouch nimmer. Der Walter is ja ganz ei ‘er Nähnde, und wenn wos passiern sullte, doa wird er schunt helfen

Ich krobbel immer weiter und tu mir dabei ieberlägen, doß mir dän Buck “Alfongs“ sullt nennen. Su häißt nähmdlich der Färschter, und wenn der die Geschichte gewoahr wird, doa fiehlt er sich ganz beschtimmt geschmeichelt, und vielleicht soagt er dann ocuh nischte. Jitze muß ich oaber noch aimoll noachsähn. Richtich, uanz noahe, doa tut sich wos bewägen, dos mus der “Alfongs” sein, ich bin ‘m schunt ganz dichte uf de Pelle gerickt. Noch a bissl noch ‘n kläinen Schriet – halt, doa raschelt ‘s doch?! Ganz viersichtich schiel’ ich noch amoll iebern Hoawer drieber. Vielleicht noch drei Mäter, dos ist er! Alsou noch a Schtickl nähnder, und dann oaber poß uf, doßde und du tust ‘in nie groade uf de Härner drufschpringen! – äinen … Schprung! – und schunt hoa ich ouch wos ongepackt. Doch dos muß ja a ganz olberner Buck sein, der hol ja äinen Orm – und prilln konn die Lerge ouch..!

Aeine ganze lange Zäit hoan mir olle Bäide goar nischte gesoit, ich und der Walter. Und dann mäint’ er ieber mich:

“Bubi”, mäint’ er, “ich gloube, mir giehn häim. Dän Buck, dän kriegen mir heute doch nimmer, und ‘s is ja ouch schunt ganz finster.”

Ich soite goar nischte weiter als wie: “Ja!”, oaber bei däm kläinen Wärtl hol meine Schlimme ganz himmelmäßich gezittert, su siehr schteckte mir de Ufrägung und ‘er Schrecken ei a Knuchen!

Inser Wildpork? Nu, geträumt hoa ich noch su monche Nacht von däm, oaber drieber geschprungen hoan mir olle bäide käin äinzjes Moal nimmer. Dän “Alfongs” hoa ich mir ouch noch a poarmoal betracht’t – bluß wenns onfing und ‘s toat schummrich wer’n, doa hoa ich mich uf ‘m schnellsten Wäge häim gemacht. –

Der ahle Sauer

Von Arndt Sieckenius

Bunzlauer Heimatzeitung 18/1965

Näben ‘m Bruder Komma hotte der ahle Sauer sei Onwäsen. Der woar a ahler Fläischermäister, der oaber käine äigene Fläischerei nie gehoabt hotte. Er gung uf Arbäit ei de Konserwenfabrick, die glei näben ‘m Boahnhouwe vom Durfe loag. Hier hott’ er als Mäister seine zwälf Joahre obgerissen und sich dann von däm Geschäfte zurickegezougen.

Der Herr Gramella, wos der Besitzer woar hott bei sei’m Obgange ‘ne schiene Räde gehahin und sei’m Mäister noch ‘n Mounatslouhn ausbezoahlt. Wie der und er toat sich nu vom Herrn Gramella verobschieden, doa mäint’ er ganz treuhärzig:

“Herr Gramella“, mäint’ er, „äins muß ich ja wull jitze noch amoll zur Schproache brängen, weil  ‘s mich su siehr bedrickt. Tun se mirsch ock nie veriebeln, oaber ich hoa Ihn’n üm zwäitausendfimfhundert Mark beschissen!”

Der Herr Gramella guckt’ ‘n ganz erschrucken on – dos kunnt’ er sich goar nie vorschtelln, der Mäister woar doch immer a prima Kärle gewäsen, groaderaus und ufrichticht!

“Na Meister, da erzählen Sie mal,“  soagt er, und er siehgt’n ‘n mit grußer Schponnung on.

“Nu sähnse, Herr Gramella“, schproach mei Mäister, und de Freude soahig ‘m aus ‘n Ougen raus, „on jäiden Tage, dän ich bei Ihn’n arbäiten toat, hoa ich gutt a holb’ Fund Gehacktes ufgefressen, und wenn Se dos mit sechs Biehm onrechnen, doa mechte de Summe schunt rauskummen!“ –

Ich soagh ‘n schunt von weiten kummen, wie ich vor insen Hause uf äi’m Schtäine soaß.

“Tag, Herr Sauer!”, rief ich zu ‘m nieber, wie er a poar Schriete rongekummen woar. Mit däm ahlen Monne kunnte man su schien loabern, er kannte olle Geschichten aus ‘m Durfe und woar weit rümgekummen  ei ‘er Welt, und äinmoll woar er sugoar bis uf Hamburg gemacht, Er wofur der äinzigste Monn eim ganzen Durfe, der mich mit “Sie” onräd’te imd mit “Herr”, wenn ich ouch er’scht dreizäihn Joahre uf mei’m Kreuze hotte. Oaber ich trug su a greines Schilermitzl vorn Gymnasium,  doa hott’ er scheints a bissl Reschpekt, und wägen däm toat ich mich immer siehr geschmeichelt fiehln und hotte nu wieder Achtung vor ihm.

„Tag ou, Herr Sieckenius”, goab er zuricke. “‘s is ja gutt, doß ich Ihnen groade treffen tu. Soagense moal, Sie giehn uf ‘ne häihre Schule, niewoahr?”

“Joa”, soagte ich, ich mechte lieber obgiehn, nähmlich ich tät’ gerne Pauer lern’n, bluß mei Voatl, der will mirsch nie erIauben.”

“Doa hot der Herr Papa ganz recht”, toat er ontwurten. Bleiben  Se ock hibsch ei ‘er Schule und tun Se a bissl wos Gescheuts lern’,n, dos konn ma’ goar nie genung machen eim Läben. Sähnse, ich hoa ouch noch lange nie olles gelärnt, und wägen däm wullt’ ich Ihnen amoll wos froagen. Doa hoa ich dieser Tage wos geläsen von dän ahlen Griechen. Die hoan doch su äin’n Haufen Gätter gehoabt, nie? Hoabt Ihr dos schunt dürchgenummen eim Gymnasium?”

“Nu freilich, Herr Sauier”, mänt’ ich, “doa sein !mir groade derbei.”

“Jitze soagen S’ amoll: Doa hot ‘s doch ouch äinen gegäben, der hot Berlin gehissen, niewoahr?”

“Herr Sauer”, soit’ ich, und ‘s wurde mir richtich a bissl Angst, doß ich mich mechte blamiern, denn von äi’m Gotte, der ‘Berlin häißen toat, hotte ich noch, nischte geheert, “Herr Sauer, dän hoan mir noch nie dürchgenummen eim :Gymnasium, konn sein, er kimmt ei ‘er nähksten Schtunde dron. Oaber ich wer’ amoll insen Herrn Lährer froagen.”

“Su is recht”, sproach er, dos machense ock amoll, und dann tun Se mir Beschäid soagen.”

A poar Tage schpäter troaf ich In wieder’, Ich wullte mich croade verdricken, denn ich hotte ganz noach däm sei’m Gotte zum froagen vergessen. Oaber er hotte mich schunt gesähn, koam uf mich zu geloatscht und mäinte:

“Wos ich noch soagen wullte: käinen Gott Berlin goab ‘s nie bei dän ahlen Griechen, ich hoab ‘s noch amoll noachgeläsen ei mei’m Buche. Der häißt Paris ..; Oaber ich wußte ‘s doch, ‘s woar äine Hauptschtodt!”

Wie er nu nimmer uf Arbäit gung ei de Fabrik, doa hot er Zäit gehoabt, im Durfe zum Rümloufen und mit `n Leuten zum Kwotschen, der ahle Sauer. Wenn ere und er toat amoll a poare von ins Jungen treffen, doa blieb er su monches Moal a bissl schtiehn, froia.gte ollerhand, und dann fond er ouch bahle ‘n 0nloß, ins ürgendwos zu verzählen.

Er wußte äinen ganzen Haufen Geschichten, iulche zum Lachen und ouch sulche, bei dänen inseräi’m a kahler Schauder In Pucke1 rungerlief. Mehrschtens: hotte er se olle selber derläbt, und ei insen 0ugen woar er a richtjer Held. Ouch dos Bäcker-Hiehndl, dos jäidem Menschen ufhuckte, der nachts üm zwälwe om Hieinengroabe vorbeimachte, hotte der ahle Sauer kennen gelernt.

Dos Hienengroab woar a kläin’s Pischl mitten eim Felde, und dutte hotten se vor a poar tausend Joahren zwäi ouder drei Suldoaten vergroaben. Wie nu inser Durf vom ahlen Fritze is gebaut, wur’n, doa hotte sich die Geschichte von dän vergroabenen Suldoaten ouch glei mitte eigebirgert.

Doazumoal woar beim Bäcker a Geselle, der hotte sich ‘s ei a Kupp gesetzt, doß er dos Groab amoll wullte aushäben. Er hotte sich ‘ne helle Moundnacht ausgesucht, fung schunt hibsch zeitich on mit ‘m Groaben und machte sich

Um holb zwälwe wieder häim. Ei der vierten Nacht ducnc’ ere, doß er und er mechte heute sei Ziel erreichen, und er hotte sich su siehr ei de Arbäit vertieft, doß er de Mitternacht erscht is gewoahr gewur’n, wie ‘s vom Kürchturme, zwälwe schloagen toat. Jitze is ‘m vor lauter Schreck de Schaufel aus ‘er Hand gefollen, und im selbichten Ougenblicke koam ouch schunt a schwotzer Schotten ongeflougen und huckt’ ‘m glei ufs Kreuze. Der “Schotten hot ‘n äigoal mit In Fliegeln eis Gesichte geschloin und mit ‘m schpitzjen Schnoabel ei ‘n Hingerkupp gepäckt, und dabei hot er ondauernd geprillt: “Luß de Tuten ruh’n!”

Der Geselle is a poar Wuchen holb verrickt gewäsen, und erscht viel schpäter hot er die Geschichte erzählen gekunnt. Seit däim häißt der schwotze Schotten ‘s Bäcker-Hiehndl, und ‘m ahlen Sauer is es ouch drei Moal ufgehuckt ei ‘er Nacht. ‘s dritte Moal is er oaber druf gefoßt gewast.

Er hot dos Bäcker-Hiendl gepackt und wullte ‘s mitte hälm nähmen und ei ‘n Hiehnerschtall neischperrn. Underwägens hot ‘s äigoal geruffen, er mechte ‘s ock fliegen lussen, oaber er hot ‘s ganz feste gehahln.

Wie er nu de Tiere zum Hiehnerschtolle ufmachte, doa hot ersch missen mit äiner Hand luslussen, und in däm Ougenblicke hot ‘s sich fulll’nds lusgerissen und is weggemacht. Doch zwäi Fädern hot er ‘m aus ‘in Schwonze ausgerissen, die hot er ins gezeigt, denn er trug se on sei’m Hutte. Oaber die soahgn goar nie viel anderscher aus als wie von äi’m zoahmen Hoahne.

Noch vielmoals hot er nachts üm zwälwe rüm uf ‘s Bäcker-Hiehndl gepoßt, bluß er hot ‘s nimmer kennen derwischen. In ahlen Sauer, mäint’ er, dän mechte ‘s jitze kennen, und on dän tät’ ‘s sich nimmer dronwoagen. –

Om Weltkriege hot er ouch täilgenummen, und wägen däm woar er jitze im Vorschtande vom Krieger-Verein. und er hotte ‘n Schießschtond zum verwolten. On äi’m schienen Murgen mäint’ er ieber mich,: „Heute mach ich mich nieber noach Woathe, dutte hoan se a poar Karabiner zum verkoufen. ‘s sein er ja, bluß ahle Dinger, und uf ‘m Schießschtonde kenn’ mir se nimmer gebrauchen.

Oaber mit Plotzpatron’n schissen se noch ganz gutt, und wenn amoll a Luder schtürbt, doa kenn’ mir wäinstens iebersch Groab drieber schissen.”

Ich hotte ‘s glei ‘m Walter verzählt,  doß der ohle Sauer a poar Gewehre koufen wällte, und uf ‘n Oabend sein mir olle bäide zu ‘m hiegemacht. Richtich: dreie schtunden ei äiner Ecke om Schranke, und äins hott’ er groade ganz aus’nandergenummen. Verschtiehn toaten mir nischte von däm, wos er ins erklärte, oaber geschtaunt hoan mir doch ganz schien. Er hotte die ahlen Knorren zurechtegemacht, doß se aussoahgn wie a poar ganz neue.

‘s tauerte ouch goar nie lange, doa hot ‘s beim Krieger-Verein wieder amoll gehissen: onträten zur Beerdjung. Der ganze Verein woar versommelt, von ‘n Nuppadärfern hotten se Oburdnungen geschickt, und ‘ne Kapelle hotte sich ouch eigeschtellt. Nu ging ‘s mit ‘m Trauermosch uf In Kürchhoff, der Herr Paschter toat prädjen, und dann räd’te der erschte Viersitzende.

Er sproach kurz und knopp, und nu, toaten se iebersch uffne Groab drieberschissen. Onschlissend rickte der Krieger-Verein geschlussen ob, zuerscht ouhne Muhsick, und dann mit äi’m schneidjen Mosch bis zum Gosthause. Hier toaten se jitze “das Fell versaufen”, und der ahle Sauer hotte immer ganz verdommt ufpossen missen, wenn er dann häimzus machte.

Diesmoal woar er nimmer mitte dabei, und ‘s woar ganz plätzlich gekummen. Er hotte sich a poar Tage hiegelägt, und uf äimoll woarsch dann mit ‘m aus gewäsen.

Doazumoal, wie er de Karabiner hullte aus Woathe, hot er sich ganz bestimmt nie träumen gelussen, doß er und er mechte sälber dos Luder sein, däm se als nähksten täten iebersch Groab schissen. –

Dos gutte Beischpiel

Von Arndt Sieckenius

Bunzlauer Heimatzeitung 19/1965

Meine Mamma toat immer ganz besundersch druf Oubacht gäben, doß mir Kinder :nie su dreckich täten rümloufen. Beim Horschte woar dos weiter käine Kunst.

Der hielt ganz von selber  uf sein’n Onzug, denn er ging uf ‘s Gymnasium, und dann wullt’ er sich ouch nie gerne von dän Onschtaltsmäideln auslachen lussen. Su woar er mehrschtens sauber und ur’ntlich ongezougen, und de Mamma mäinte immer ieber mich, ich sällte mir dos ock a bissl vom Horschte obgucken, und se toat ‘n äigoal als a guttes Beischpiel hieschtelln.

Doazumoal hotte der Horscht eim Gymnasium gelernt, doß vor etwahn hundert Joahren bei insen Durfe ‘ne gruße Reiterschlacht gewäsen is, und a poar Monn sullten mit ihren, Fahden, eim Aeichenwäldl ei äi’m Moore versuffen sein. Dos Moor woar noch doa, und der Horscht hotte verschpruchen, er wällte in ‘n Fehrjen amoll noachsähn, ob er nie konn sein a poar ahle Knuchen mechte finden, und er wällte mich mittenähmen.

Nu woarsch su weit, und on äi’m schienen, Murgen machten mir lus. Mir wullten recht zeitich onfangen, denn vielleicht  goab ‘s dutte ouch su ‘ne Oart von Bäcker-Hiehndl, und mit däm wullten mir nischte zum tun kriegen.

Erschtern hoan mir amoll dän ganzen Rond vom Sumfe obgesucht, iche linksrüm, und der Horscht von ‘er rechten Säite. Schunt noach fimf Minuten hott’ ich a poar Knuchen gefunden, und ganz schtulz flitzte ich hie zum Horscht.

Der soahg sich die Dinger lange on. Darm schmiß er se wieder weg und mäinte, dos sein bluß Knuchen vom Hoasen ouder von äi’m verreckten Hunde, oaber von käi’m Suldoaten mechten die nie sein. Und außerdäm tät’ er sulche kläinen Dinger goar nie eisommeln, ‘s mißte schunt a richtjer Tutenschädel sein.

Doa suchten mir weiter. Mir machten immer nähnder uf de Mittelst zu, und vor lauter Suchen hätten, mir bahle dos Häimgiehn verpoßt, denn ‘s ging schunt schtork uf ‘n Mittich. Destou weiter mir ei de Mittelst neikoamen, destou mehrer mußten mir ufpossen, doß mir und mir täten nie ei su a verdommtes Luch neiträten, in däm mir dann noch selber versaufen mißten.

Eis jitze woarsch noch ganz gutt gegangen. Nu wullten mir häim, und doa machten mir glei groade rieber uf ‘n Wäg zu, iche vurneweg, und der Horscht immere hingernoach.

Zuerscht hotte ich noch a bissl Angst, ich mecht’ amoll eibrechen ei däm Moose, dos ganz friedlich uf ‘er Erde loag. Wenn ma’ druftroat, goab ‘s glei noach, und wenn man dos Bäin rechtzeitich wieder huhchzuhg, toat weiter nischte passieren, als bluß doß de Schuhe a bissl noß gewur’n sein.

Dos hott’ ich bahle raus, doß ich groade bis zur Grenze kunnte schtiehn bleiben, ehb doß dus ahle Moos dürchbrechen toat, und uf die Oart machte ich immer weiter uf ‘n Wäg zu.

Plätzlich hott’ ich scheints doch dän richtjen Moment verpoßt, denn uf äimoal schteckte ich mit ‘er linken Knuche bis zum Kniee ei der schwotzen Briehe drinne.

Vor lauter Angst schmiß ich mich glei noach vurne uf ‘n Bauch, und zum Glicke kunnt’ ich ouch schnell wieder rauskrobbeln. Oaber ich mußte mich ganz verdommt onschtrengen, und bei däm Obmiehn hotte ich ganz vergessen üm Hilfe zu prilln, wos ich doch hätte machen wulln. Jitze woarsch zu schpät, denn ehb ich mich rechte besunnen hotte, heerte ich dän Horscht schunt ganz firchterlich lachen. Der toat sich ieber mei Unglicke ouch noch freun! Doa schtund er nu und lachte, und iche woar su biese, doß ich mich schnell futtmachte und alläine häimging.

Wie ich mich amoll ümsoahg, woar der Horscht noch ‘ne ganze Ecke weiter zurikke, oaber er hotte sich ei ‘n Troab gesetzt und wullte mich scheints eihouln.

Jitze fung ich ouch zum rennen on, denn ich wullte vor ‘m Horschte derhäime sein und glei ei de Schloafschtube machen und mich a bissl woaschen.

Oaber dos is ja immer mei Pech  gewäsen: wenn ich und ich wullte amoll wos heimlich machen, doa merkten ‘s meine Ahlen ganz beschtimmt groade!

Und su woarsch ouch hier! Ich wullte mich ganz schtille dürch de Kiche schleichen, und groade doa mußte meine Mamma sich wos on der Tiere zum schoffen machen. Su soahg se mich glei, und se fung ouch im selbichten Ougenblicke schunt mit ‘er Schtroafprädicht on. Ob ich mich nie doch endlich amoll a bissl vürsähn mechte, äigoal tät’ ich meine Sachen eisaun, und ich sällte mir doch nu würklich a Beischpiel om Horscht nähmen, der tät’ su wos niemoals machen. Und dos Schlimmeste: drei Tage sullt’ ich derhäime bleiben, ganz im Hause, nie amoll ei ‘n Gotten wullte se mich giehn lussen!

Der liebe Himmel hotte, a bissl a Mitläid mit mir. Groade in däm Momente, wu meine Muttl mir dän Schtubenarrest ausgeschpruchen holte, koam Horscht zur Tiere nei.

Die Mamma soagh ‘n on, und dann toat se sich erscht amoll uf äin’n Kichenschtuhl hiesetzen. Schprechen kunnte se ‘ne ganze Weile goar nischte, und dann mäinte se, mir sällten ins bluß schnell woschen giehn und anderscher onziehn.

Se toat ganz ruhich schprechen, und se woar scheints richtich a bissl dürch’nandergeroaten mit ihr’n Gedanken. I soahg ‘n Horscht on, und doa kunnt’ ich ouch glei ‘n Grund erkenn’n, warum se goar su siehr verdottert woar: der woar nähmlich bis zum Bauchknuppe ruf mit lauter Dreck beschmiert!

Wie mir ins woschen toaten, doa hot ersch mir verzählt, wie ‘s gekummen is. Nähmlich wie er mich hot eibrechen gesähn mit mei’m linken Fuße, doa hot er missen ganz feste lachen ‘ und vor lauter Lachen hätt’ er nimmer weiterloufen gekunnt und hätte missen schtiehn bleiben.

Uf äimoll hätt’ dos Moos zum wackeln ongefangen, und ehb er sich ‘s versoahg, hot er ouch schunt bis zum Bauchknäppel drinne geschteckt, und ‘s hätt’ nie viel gefählt, doa hätten se konn sein in a poar Joahren noach ‘m Horscht sei’m Tutenschädel suchen kännen.

Die Mamma woar gerecht, und wenn die mich hätte eischperrn wulln, doa hätte se ‘n Horscht nie kennen loufen lussen. Oaber dän kunnte se nie gutt beschtroofen, denn beim Horschte woarsch würklich dos erschte Moal, doß er sich su eigesaut hotte. Und doa mäinte se noach ‘m Essen ieber mich, doß se mir fier diesmoal de Schtroafe noch amoll schenken täte.

Is es nie woahr, doß der liebe Gott a bissl a Mitläidt mit mir gehoabt hot?

Ganz beschtimmt hot der ‘n Horscht groade in däm Ougenblicke und akurat su lange lachen gelussen, bis doß es groade räichen  toat, doß er ouch dreckich is gewur’n.