Es war eine rauschende Ballnacht …
Noch einmal im Odeon tanzen!
Karl Wiechmann. Erstveröffentlichung: Bunzlauer Heimat-Zeitung 3/56
Da überläßt man es nun so einem alten Knaben wie dem Theo Körling, den Stoßseufzer auf das Papier zu nageln: „Noch einmal im Odeon tanzen!“ Eigentlich müßten das jüngere Jahrgänge tun, die wirklich noch gern tanzten.
Ja, da sehen wir also doch einmal unsere geliebte Odeondiele. Das Bild stammt von einer Ansichtskarte, die am Mittwoch dem 6. März 1940, um 19 Uhr abgestempelt ist. Sie trägt noch eine Hindenburg-Briefmarke, ist also noch nicht hundertprozentig nazifiziert.
Hatten sie an jenem Mittwochnachmittag frei, verehrte Leserin in Berlin-Neukölln? Sie schrieben die Karte an einen Obergefreiten, mit dem sie jetzt verheiratet sind, und der inzwischen in Zivil Regenmäntel, Popelinemäntel, Frack- und Fantasiewesten in eigener Fabrik herstellt.
Die Karte trägt auf der Rückseite den Aufdruck: „Odeon-Betriebe, Café, Tanzdiele, Gesellschaftssaal und Garten, Bunzlau, Fernruf 1873, Inhaber F. A. Kirchhoff-Pol!“
Was sonst noch draufsteht? Darf man‘s verraten? Natürlich: „Gruß und Kuß Dein Julius. Ich habe dich schwer vermißt.“ Und keine Unterschrift. Aber der Empfänger wird seinen „Julius“ schon gekannt haben.
Solche Erinnerungen knüpfen sich nun zu Tausenden an das Odeon und all die anderen Gaststätten der Heimat. Hier sehen wir unsere Odeondiele, wie sie nach dem kleinen Brande neu ausgemalt war. Schon so‘n bißchen expressionistisch. Und die Türen nach dem Saal waren verlegt worden.
Die Tanzkapelle saß sozusagen auf er halben Treppe. Da konnten unten die Nichttänzer Musik konsumieren und oben die Pärchen tanzen. Ganz praktisch. Es war nicht immer leicht, die Garderobe zu verstauen, wenn auch nicht ganz so diffizil wie bei Gallus im Notausgang.
Guckt einmal, welch moderne Beleuchtung die Diele schon an den Wänden hat. Soffittenleuchten, beinahe Neon. Und auf den weißen Spitzendeckchen stehen Bunzlauer Vasen mit jederzeit frischen Blumen. Die weißen Kugellampen an der Decke wären heute natürlich längst durch indirekte Neonbeleuchtung ersetzt worden, und Didi oder Dieter Dirksen hätte den nötigen Wechselstrom von den städtischen Werken dazu geliefert oder über Umspannwerk bezogen. „Neon im Odeon“, das wäre ein Schlager!
„Hein spielt abends so schön auf dem Schifferklavier“, erklang damals wohl im Odeon. Na, das sind ja ganz persönliche Erinnerungen. Ein anderer denkt vielleicht noch an den Nischinowgorod oder an einenTango mit roter Beleuchtung.
Oder wißt ihr noch, wie Werner-Wilhelm im Flügelkleide als zarter Engel mit behaarten Fußballbeinen in der Diele erschien. Da bogen sich die Wände vor Lachen.
O ja, wir haben schöne Stunden dort „oben“ verlebt. „Vorbei, vorbei“, sagt Franz Schubert.
Bunzlauer Drehscheibe
Erstveröffentlichung: Bunzlauer Heimatzeitung 6/1956
Das Bild von der Odeon-Tanzdiele, das wir in der ersten Februar-Nummer brachten, hat bei den Bunzlauern so große Wiedersehensfreude ausgelöst, daß einige von ihnen trotz eingefrorener Tinte – es war in jenen Tagen sehr kalt – sich hinsetzten und, je nach Temperament, wehmütig oder freudig schrieben oder sogar ihre Schreibmaschinen in Gang brachten. Ein lieber Kollege, der einst in gerader Haltung täglich zweimal von der Antonienstraße nach der Poststraße ging, um dort Tage und Jahre für seine Rente der Angestelltenversicherung zu sammeln, bezeichnete sogar den Tisch in der Diele, an dem er vor 27 Jahren seine Auserwählte fürs ganze Leben fand. Gratulieren wir ihm also alle zu der fälligen Silberhochzeit, sofern die Leser geneigt sind, auch ihm von dem Tisch im Odeon aus, noch ein paar Jahre Verliebten- und Verlobtenzeit zu bewilligen.
Durfte man denn überhaupt in die Odeondiele gehen? Diese Frage beantwortete vor dreißig Jahren eine alte Dame, die bei offenem Fenster gern Harmonium spielte, mit Achselzucken und züchtiger Miene. Für eine jungverheirateten Mann gehörte es nicht zum guten Bunzlauer Ton, sich allein dort blicken zu lassen. Im Saal des Odeon, ja, dort dürfte man sich in den Versammlungen jederzeit den kollektiven Jammer über den Untergang der Wirtschaft und die immer falsche Politik des jeweils herrschenden Regierungssystems anhören. Das durfte man allerdings nur noch ein paar Jahre lang. Dann war es aus mit dem organisierten Gejammer, und es durfte nur noch organisiertes Gejubel erklingen.
Es ist zu verstehen, daß all den vielen Funktionären, die im Klagen und Jammern ihren Weizen blühen sahen, das Jubeln gar nicht lag. Sie zogen sich schmollend zurück oder wurden zurückgezogen und überließen es den neuen Prometheusen, den vorgedruckten Jubel vom Papier abzulesen, bis eben auch das Gejubel ein jähes Ende fand.
Beim Umschalten von Jammer auf Jubel oder von Wechselstrom auf Gleichstrom scheint im Schaltwerk jemand versehentlich den falschen Hebel gezogen zu haben, denn es gab einen fürchterlichen Kurzschluß.
Trotz der Finsternis, die nun eintrat, wollen wir uns noch einmal nach dem Odeonsaal durchtasten, wo man sich nach der Meinung der alten Dame bei jeder Versammlung, ob mit Fanfarenmärschen oder ohne, jederzeit blicken lassen könne. Natürlich auch bei Vereinsvergnügen, wo laut immer wiederkehrenden Zeitungsberichten „der Verein bei Tanz und froher Geselligkeit bis in die frühen Morgenstunden gemütlich beisammenblieb“. Das stimmte nicht immer, denn manches Vereinsmitglied war nach dem Theaterstück und der Ehrung der Jubilare schon längst schlafen gegangen und hatte seinen Familienanhang mitgenommen. Man sieht: Zeitungsberichte sind auch nicht hundertprozentig zuverlässig.
Für den „Rauchclub Blaue Wolke“ dürfte der Odeonsaal zu groß gewesen sein. Weiß jemand, auf wen die Gründung dieses Vereins zurückzuführen ist? etwa auf einen Zigarrenhändler, der den Umsatz steigern wollte? Oder auf den Hang zum Vereinswesen? Oder fiel ausgerechnet auf Bunzlau der letzte Reflex des Tabakkollegiums Friedrich Wilhelm I? Die Liebhaberei eines großen Königs übernahm der kleine Bürgersmann. Warum sollte es nur Königen vorbehalten bleiben, sich in blauen Dunst zu hüllen?
In der Zeit der letzten deutschen Epigonen wurde der Club aufgelöst. Trotzdem durfte jeder einzeln weiterrauchen. Auch vereint durften sie alle rauchen, wenn sie sich zufällig trafen oder sich verabredeten. Aber sie waren immerhin ein verbotener Verein. Sozusagen Verfolgte. Durften sich nicht mehr hinter ihrer blauen Wolke verbergen. Schon der Name allein wirkte wie eine Tarnkappe. Die letzte Sorgfalt galt der Vereinskasse.
Übrigens ist der junge Strohwitwer trotz des Vorbehalts der alten Dame an diesem Abend doch noch in die Odeon-Diele gegangen. Was sollte er zu Hause in einer Wohnung anfangen, in der noch keine Gardinen an den Fenstern hingen? Im Metropoltheater lief gerade ein Fridericus-Film mit Otto Gebühr – still und stumm mit vier Mann Musik. Die Vorstellung war ausverkauft. Das Stadttheater gab unter Albert Heinemann „Im weißen Rössl“. Auch nicht ausgesprochen unbekannt. Also, auf ins Odeon! Es ging dort, wie der Augenschein überzeugte, ganz sittsam zu.
Mit welchen Reizen der Phantasie doch manche zurückgezogen lebende Dame aus der Gründerzeit die aufregenden Nächte einer Kleinstadt auszustatten wußte!
Der Neuling ging still nach Hause. Blaue Wolken standen nicht am Himmel. Es war eine klare, warme Septembernacht des Jahres 1926.
Karl Wiechmann
Aus Zeitungen und Chroniken
Zusammenstellung Chronik: D. Plate 2022
Otto Koischwitz: Darf Bunzlau nicht aber stolz auf seine alten Bauten aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts sein! In klassischer Reinheit und Schöne spiegelt sich das Odeon im grüngebetteten Schwanteich. Am „Sauteich“ besaß der Braumeister Nicolaus eine Wiese, auf der 1863 mit Unterstützung kunst- und gemeinsinniger Bürger, insbesondere des Kantors Knauer, ein Musiksaal erbaut wurde, aus dem 1869 das Odeon in seiner heutigen Gestalt hervorging. Vielleicht hat das Odeon den Teich vor dem Schicksal seiner Brüder, des Schloßteiches und des Galgenteiches, deren Spur verwischt ist, gerettet. Im Zeichen des Wasser stand auch die dem Schwanteich benachbarte Oberbleiche, nach ihrem Besitzer „Sauer-Bleiche“ genannt, auf dem heute den Grauen Schwestern gehörenden Grundstück. Hier schweiften tagtäglich in den stets fließenden Röhrbütten fleißige Frauen Wäsche. Die dickwandigen Holztröge, deren Abflußloch durch einen durchbohrten armlangen Holzzapfen verschlossen werden konnte, gewährten auch im Winter, wenn sie vereiste, glitzernde Gewänder trugen, einen hübschen Anblick. Selten ging ein Knabe an der an der Ostspitze des Schwanteiches fließenden Röhrbütte vorbei, ohne den Zapfen herauszunehmen. Ein besonderes Fest war von altersher das Ablassen und Fischen des Schwanteiches, das mit dem Namen Kornitschky eng verknüpft ist. Die Ernte an Karpfen und Schleien verkaufte dann im städtischen Auftrag „der alte Schunke“, ein um unsere Promenaden hochverdienter Bürger, dessen tiefste Liebe seinen an der Stadtmauer beim heutigen Keßlerbade gezogenen Teerosenhecken galt.
1869: Im September 1869 baute man in den „Sauteich“ eine 10 Fuß lange Insel. Die vor diesem Teich im Grunde des dort sehr tiefen Wallgrabens stehende, von dem Waisenhausgründer Zahn 1747 erbaute steinerne Wasserkunst, die Wasser in die Oberstadt trieb, war noch in Betrieb, ebenso die Oberbleiche von Sauer, wo jetzt die Synagoge steht. Am Erlendreieck unweit er Silberpappel befindet sich ein rechteckiges Wasserbecken. Der Zwinger zwischen der jetzigen Grotte und dem Halbturm im Pfarrgarten, vor dem sich ein zweites rundes Rondell befindet, war als Ziergarten an den Kreisgerichtsdirektor Geheimen Justizrat Lachmund verpachtet.
1872: Montag, den 21. Oktober, abends 8 Uhr: im Odeum Musikalisch-theatralische Abend-Unterhaltung der Sängerriege des Turn- und Feuerrettungs-Vereins und des Reßler’schen Damen-Gesangsvereins unter gütiger Mitwirkung er bewährten hiesigen Stadtkapelle und mehrerer geehrter Dilletanten. Programm. 1. Theil. 1. Ouverture zu „Lodoiska“ v. Cherubini. 2. Männerchöre: a. „An den Sonnenschein“ v. B. Lachner. b. Finnisches Volkslied. Satz v. Faißt. 3. Solo-Quartett. 4. Feenreigen. Walzer von Strebinger. 5. Solo-Quartett. 6. Chor aus der Oper „Die Niebelungen“ von Dorn. 7. Gemischte Chöre: a Herbstlied von Fr. Abt. b. Frühlingslied v. Mendelss.-Bartholdy. 2. Theil. 8. Ouverture z. Op. „Norma“ v. Bellini. 9. Der Strohwittwer, Posse mit Gesang in 1 Akt von A. Berla. Personen. Ringler, Hauseigenthümer. Elisa, seine Gattin. Frau Jochmann, ihre Mutter. Quirin, Photograph. Katharina, Amalie, Rosa, Minna, Clementine, Putzmacherinnen. Rosalie, Köchin, Betty, Stubenmädchen, Johann, Diener, Christoph, Portier bei Ringler. Nummerirte Billets à 21/2 Sgr. für Mitglieder des Turn- und Feuerrettungs-Vereins und deren Angehörige, sowie für Angehörige der mitwirkenden Gesangsvereins-Mitglieder sind bis Montag Abend 6 Uhr bei Herrn Kaufmann Pitsch, – nummerirte Billets á 5 Sgr. für Nichtmitglieder ebenfalls bis Montag Abend 6 Uhr bei Herrn Kaufmann Epstein zu haben. Kassenpreis der nummerirten Billets à 71/2 Sgr., der Stehbillets `s 21/2 Sgr. Nach der Aufführung: Ball. Der Vorstand. Es wird ersucht, bei der Aufführung dies Programm benutzen zu wollen.
1872: Indem ich mich beehre zum neuen Abonnement von sechs Concerten hierdurch einzuladen, bemerke ich zugleich, daß außer der circulirenden Liste auch eine solche zum Zeichnen bei Frau Nikolaus ausliegt. Zugleich empfehle ich mich zur Uebernahme aller hierorts aufzuführenden Musiken und gebe mich der Hoffnung hin, daß ein kuntsliebende Publikum mir darin eine Anerkennung meines Strebens zollen und auch die fernere Erhaltung der Kapelle ermöglichen werde. Hochachtungsvoll Hentschel.
1875: Odeon, Dienstag den 11. d. Mts.: Tanzvergnügen.
1875: 5. 8. (Concert). Wohl die Vorstellung des Spielhagen‘schen Schauspiels „Liebe für Liebe“ im Stadt-Theater einerseits, und die milde Temperatur des Abends andrerseits, mögen die Ursache des spärlichen Besuches gebildet haben, unter welchem das Odeon-Concert am vergangenen Donnerstag stattfand. Es war zu bedauern, daß die vorzüglichen Leistungen der Kapelle kein zahlreicheres Auditorium fanden, umsomehr als das vorletzte Concert ebenfalls nicht von der Gunst des Publikums getragen wurde. Daß derartige pekuniäre Ausfälle auf die Fortentwicklung eines so guten Instituts, wie es die hiesige Stadt-Kapelle ist, sehr nachtheilig wirken, ist selbstverständlich; möchten daher die Freunde wirklich guter Musik mit ihrem Einfluß dahinwirken, den Concert-Aufführungen des Hrn. Musik-Director Hentschel mehr Zuspruch zu verschaffen, und das Interesse an den Bestrebungen der Kapelle zu einem regeren zu gestalten.
1881: Kriegerverein in Bunzlau. Sonntag, den 4. Dezember c., abends 8 Uhr: Appell im Vereinslokale Odeon. Tagesordnung: 1. Einziehung der monatlichen Beiträge. 2. Einführung neuer Mitglieder und der neuerwählten Vorstandsmitglieder in ihr Amt. 3. Vortrag: Bunzlau im Jahre 1813 (II. Fortsetzung durch Kam. Pfeffer). 4. Besprechung über eine abzuhaltende Weihnachtsfeier und damit verbundene Verlosung. 5. Desgleichen über ein in Aussicht genommenes Winterfest. 6. Vereinsangelegenheiten. Der Wichtigkeit der Vorlagen ad 4 u. 5 wegen werden die Kameraden ersucht, recht zahlreich zu erscheinen. Der Vorstand.
1881: Odeon in Bunzlau. Dienstag, den 6. und Mittwoch, den 7. Dezember 1881: Konzert der Norddeutschen Quartett- und Konzertsänger (früher Strack), Herren: Buchmann, Lindemann, Hamacher, Spitzeder und Adolfi. Anfang 8 Uhr. Entree 75 Pf. Kinder zahlen 25 Pf. Billets à 50 Pf. sind vorher beim Kaufmann Herrn A. Beckelmann Nachfolger zu haben. Programme an der Kasse 10 Pf. Es finden nur diese beiden Konzerte statt.
1886: Odeon. Sonntag, den 15. August: Tanzvergnügen.
1886: Wie von der Anstalt in früheren Jahren in der Aula des Gymnasiums zum Zwecke der Kaiser-Wilhelm-Stiftung ein Konzert veranstaltet wurde, so geschah dies auch in diesem Jahre, indem von dem Sängerchor der drei vereinigten Anstalten unter Leitung des Königlichen Musikdirektors, Seminarlehrer Drath und des technischen Lehrers am Gymnasium Rothe am 18. Januar eine musikalische Aufführung, diesmal im „Odeon“, stattfand. Der Ertrag wurde zum Teil der Kaiser-Wilhelm-Stiftung, zum Teil auch andern hiesigen wohlthätigen Stiftungen überwiesen.
1900: R.-G.-V.-Ortsgruppe Bunzlau. Wanderer im Riesengebirge, 5/1900. Ein großartiges Fest feierte Sonnabend und Sonntag, den 4. und 5. Februar, die hiesige Ortsgruppe des R.-G.-V. Galt es doch das 15. Stiftungsfest in würdiger Weise zu begehen. Um es nun allen Bevölkerungskreisen zu ermöglichen, an den Freuden des schönen Festes teilzunehmen, war zunächst am Sonnabend abend im „Odeon“ ein Kommers veranstaltet, zu welchem nur Herren geladen waren. Wer kennt die Völker, nennt die Namen, die gastlich dort zusammenkamen? Nicht nur aus der Stadt, sondern aus allen Gegenden des Kreises waren Gebirgsvereinler zusammengeströmt, und selbst aus Hirschberg und dem fernen Straßburg waren die Vorsitzenden der dortigen Ortsgruppen erschienen. Der große Saal des „Odeon“ war gerüttelt und geschüttelt voll, über 400 Herren waren erschienen. Der Saal bot ein freundliches Bild. Gleich links vom Eingange hatte die Post eine Agentur etabliert. Rechts stand ein geschmackvoll angeordnetes Buffet, fast überladen mit unzähligen Erzeugnissen kalter Küche. Der Saal war reizend geschmückt. Rechts bedeckte ein Kolossalgemälde vom Kynast die Längswand, auf der linken Seite war das Riesengebirge in seiner ganzen Ausdehnung bildlich dargestellt. Ein Gerichtskretscham, der eine Weinkneipe enthielt, lud freundlich zur Einkehr ein. Hier und im entgegengesetzten Winkel des Saales waren auch die einzigen weiblichen Wesen anzutreffen, nämlich hier eine guten Moselwein direkt vom Faß kredenzende und warme Würstchen spendende, und dort, im Kochelfall, eine echten Stonsdorfer und Alpenkräuter einschenkende holde Jungfrau. War die bei seltenem Vorkommen doppelt anziehende holde Weiblichkeit, oder waren die dort verabfolgten guten Getränke daran schuld, daß es in diesen beiden Spezialausschänken niemals leer werden wollte? Rechts von der Bühne war ein Raritätenkabinet etabliert. Es würde zu weit führen, alles aufzuzuzählen, was dort zu sehen war. Viel Mühe und Arbeit hat es gemacht, dieses Sammlung zusammenzustellen und jedem aufgestellten Stück seinen richtigen Reisepaß, unter welchem es sich bewundern lassen durfte, mit auf den Weg zu geben. Da saßen nun die Herren der Schöpfung dicht gedrängt an langen Tafeln, Bier vertilgend, Zigarren qualmend, daß sich ein „Hecht“ bildete, den man kaum mit dem Schwert durchschlagen konnte, und wartete so der Dinge, die da kommen sollten. Die Stadtkapelle spielte, und das Fest begann.
1903, 1905: Odeon. Erstes und größtes Ball- u. Konzert-Etablissement inmitten der Stadt an der Promenade gelegen. Zwei grosse Säle. Altdeutsches Restaurant und Familienzimmer. Billard. Idyllisch gelegenes Gartenrestaurant empfiehlt sich den geehrten Herrschaften zur Abhaltung von Hochzeiten und Gesellschaftsabenden. Solide Preise. Weine aus den renommiertesten Häusern. Verkauf von Weinen auch ausser dem Hause zu Engros-Preisen. Beste Küche. Gut gepflegte Biere. Friedrich Pohl.
1903: Odeon. Donnerstag, den 19. d. Mts.: Letztes Abonnement-Konzert. Anfang 8 Uhr. Entree 50 pf. Billets bei Herrn Kaufmann Krusche. Hochachtungsvoll Beer, Stadtkapellmeister.
1903: Letztes Abonnements-Konzert. Die hiesige Stadtkapelle veranstaltet am Donnerstag, 19. März, abends um 8 Uhr, ihr letztes Abonnements-Konzert im „Odeon“ unter Leitung ihres Dirigenten Herrn Beer. Billets sind bei Herr Kaufmann Krusche zu haben.
1903: Der Bürgerverein hält am Freitag, den 20. März, abends 8 Uhr, im Odeon eine Versammlung ab. 1. Geschäftliche Mitteilungen. 2. Einführung neuer Mitglieder. 3. Herr Architekt F. Pfannenschmidt: „Trennungs- und Außenwände nach System Prütz“. (Vortrag mit Lichtbildern.) 4. Hypotheken-Nachweis. (Einführung zum 1. April d. J.) 5. Beschlußfassung über Installations-Ausstellung. (Mitte Mai im Odeon.) 6. Vereinsangelegenheiten. Der Vorstand.
1903: Oeffentl. religiöser Vortrag über das Thema: Die Botschaft des Gerichts. Offenb. 14, 6 u. 7 von Herrn Prediger Oblaender. Donnerstag, den 19. März ab 8 1/4 Uhr im kleinen Saale des Odeon. Jedermann herzlich eingeladen. Eintritt frei. Der Vortrag für Sonntag, de. 22. d., fällt aus.
1906: Odeon. Erstes und größtes Ball- u. Konzert-Etablissement inmitten der Stadt an der Promenade gelegen. Zwei große Säle. Altdeutsches Restaurant und Familienzimmer. Billard. Idyllisch gelegenes Gartenrestaurant empfiehlt sich den geehrten Herrschaften zur Abhaltung von Diners, Hochzeiten und Gesellschaftsabenden.
Solide Preise.
Weine aus den renom-miertesten Häusern.
Vorzügliche Küche. Gut gepflegte Biere. A. Griel.
1913: Gustav Pohl, Odeon
1922: Odeon-Theater. Nur noch Mittwoch und Donnerstag.
Der amerikanische Sensationsfilm in 6 Teilen. Sensationen über Sensationen. Das große Radium-Geheimnis. 1. Teil heute: Die Todesfahrt, in 6 Akten. Vorher: Ave Maria. Schauspiel in 4 Akten. Zusammen heute 10 Akte. Anfang 8 Uhr. Preise 4,50, 6,00, 8,00 M.
1922: Odeon-Diele. Jeden Mittwoch und Sonnabend: 5-Uhr-Tee. Anfang 4 Uhr.
1922: Odeon – Café-Restaurant und Diele. Täglich Konzerte der Odeonkapelle. Nachmittags 1/2 5 – 6 Uhr, abends 1/2 9 – 1/2 1 Uhr. Besuch empfiehlt bestens Dir. Sattler.
1924: Odeon, Ball-, Theater- u. Konzerthaus, Richard Lehrl – Gastwirt Richard Lehrl
1924: Odeon Ball-, Konzert- und Theaterhaus. 1. Etablissement am Platze. Großer und kleiner Saal. Café und Weindiele. Täglich Konzerte von 4 bis 6 Uhr und 8 bis 11 Uhr. Im Sommer der belebteste Restaurationsgarten. Täglich nachmittags und abends Konzerte. Besitzer: Richard Lehrl. Fernruf 73.
1924: „Odeon“, Bes. R. Lehrl. Café, Konzert- und Ballsaal, Diele. Täglich Konzerte. Fernsprecher 73.
1926: Odeon. Heute, Dienstag, zum Jahrmarkt:
Dielenbetrieb.
1926: Der Verein ehem. Kavalleristen hielt am Sonnabend, dem 24. April, abends 8 Uhr, eine außerordentliche Versammlung ab. Es wurde beschlossen, am 27. Juni d. J. das 17. Stiftungsfest durch Konzert im „Odeon“ zu feiern. Die Musik führt die Kavallerie-kapelle Nr. 8 (Fürstenwalde) aus. Das Nähere über das Stiftungsfest wird noch in der Juniversammlung besprochen werden. – Auch wurde die Einladung zum Stiftungsfeste des 3. Schlesischen Dragoner-Regiments Nr. 15 (Berlin) bekanntgegeben. Die Versammlung beschloß ferner, bei etwaiger Beerdigung von Vereinsmitgliedern für jeden Sterbefall 50 M aus den Ersparnissen der Vereinskasse zu bewilligen. Dieser Betrag soll nicht der Witwe übermittelt werden, sondern für Stellung der Beerdigungsmusik Verwendung finden Außerdem wird bei jeder Beerdigung eines Kameraden der Betrag bis zu 10 M für einen Kranz bewilligt. Am Sonntag, dem 2. Mai, unternehmen die Kameraden einen Morgenausflug nach dem Steinbruch.
1926: Wohltätigkeits-Aufführung des Damen-Turnvereins (Leiterin I. Göhlich), zum Besten der Diakonissinnen, am Montag, d. 29. Novbr. abds. 8.10 Uhr, Im Odeon: „Rosenfest“. karten zum Preise von 1,00 Mark und 0,75 Mark von Mittwoch ab bei Brixy, Markt.
1926: November. Odeon. Donnerstag, d. 25. November, abends 8 Uhr: 1. groß. Sinfonie-(1.Winter-) Konzert des verstärkten Stadtorchesters Bunzlau. Dirigent: Kapellmeister K. Wandow. Solist: C. Momberg, Dresden, als Gast (Bariton, mit großem Orchester). Eintritt: Num. 1,- M., Saalseite 75 (Galerie 50 Pf. Vorverkauf in Neudeckers Buchhandlung, Markt.
1927: Konzerthaus Odeon. Zum Heimatfest vom 6. – 8. August, nachmittags und abends: Künstlerkonzert. Jeden Tag: Dielenbetrieb. Sonntag, 7. Aug.: Frühschoppenkonzert. Odeon-Saal: Sonntag, 7. August, abends 7 Uhr, Großer Festball. R. Lehrl.
1928: Odeon Ball-, Theater- und Konzerthaus. Café und Diele. tägliche Konzerte. Tel. 73. Schöner Restaurationsgarten, großer Saal.
1928: 14. 1. Die hiesige Fleischer-Gesellen-Bruderschaft hält am Sonntag, dem 15. Januar, im Saale des „Odeon“ ein „Fest im Tannenwalde“ ab, zu dem ganz eigenartige Erscheinungen eingeladen sind, die man erst kurz nach 12 Uhr erkennen wird. Der Vorstand hat keine Mühen und Kosten gescheut, um einen glänzenden Verlauf des Abends zu sichern.
1929: 22. 6. Café Odeon Diele. Sonn- und Feiertags: Frühschoppen-Konzert. Tägl. nachmittags und abends: Konzert der Hauskapelle. Mittwoch, Sonnabend, Sonntag: 4-Uhr-Tanz-Tee. Abends: Dielenbetrieb. Konzert u. Tanz bei schönem Wetter im Garten. Familie Lehrl. Garten-Tanz-Diele.
1929: 26. 6. Café Odeon Diele. Sonn- und Feiertags: Frühschoppen-Konzert. Tägl. nachmittags und abends: Konzert der Hauskapelle. Mittwoch, Sonnabend, Sonntag: 4-Uhr-Tanz-Tee. Abends: Dielenbetrieb. Konzert u. Tanz bei schönem Wetter im Garten. Familie Lehrl. Garten-Tanz-Diele.
1929: 26. 6. Vaterländischer Arbeiterverein Bunzlau. Sonntag, den 30. Juni, nachm. 2 Uhr, im „Odeon“: Fahnenweihe! Ab 4.30 Uhr nachm. Großes Festkonzert der gesamten Bunzlauer Stadtkapelle. Ab 6.30 Uhr Tanz im Odeon u. Blücher-Saal. Preis der Festschleife: 1 Mark (Ehefrau 0,75, jedes weitere Familienmitglied 0,50 Mark.) Die national gesinnte Bevölkerung von Stadt und Land ist herzlichst eingeladen.
Reichsbund vaterländischer Arbeiter- und Werkverein nachmittags 2 Uhr im Odeon ihre Fahnenweihe ab. Mit der Fahnenübergabe und der Ansprache des Bundesführers ist ein großes Festkonzert der Stadtkapelle verbunden.
1929: 29. 6. Wirtschaftsverband der Landwirte des Kreises Bunzlau (Kreislandbund). Sonntag, den 7. Juli: Feier des 10jährigen Bestehens in Bunzlau im Odeon. 3 Uhr nachm. Festkonzert. 5 Uhr nachm: Festversammlung. Festschleife kostet 0,50 M., Tanzschleife 0,50 M. Am Abend Tanz.
Alle Mitglieder und Freunde des Verbandes mit ihren Familien sind herzlichst eingeladen und werden gebeten, recht zahlreich zu erscheinen. gez. Kolshorn, Vorsitzender.
1929: 4. 9. Gesellschaft der Musikfreunde. Dienstag, d. 17. Sept., abds. 8.10 Uhr, im Odeon. Dresdner Streichquartett. Ganzjähr. Mitgl. 1,25 M., Wintermitgl. 2 M., Galerie 1 M., Schüler 0,75 M. Nichtmitgl. 2,25 M. u. 2,75 M. Nachzahlung der Sommerbeiträge verbilligt den Eintrittspreis bedeutend. Wer ein neues Mitglied wirbt, erhält ein Konzert umsonst. Wünsche um Platzlegung sind sofort bei Neudecker erbeten, später unmöglich. Die neuen Mitgliedskarten ab 10. September bei Neudecker. Vorn. Nr. 1.
1929: 7. 9. Büfettfräulein nicht unter 20 Jahren, für 1. Oktober gesucht. Café Odeon.
1931: Oeffentliche Volks-Versammlung! Am Dienstag, dem 20. Januar, abends 8 1/4 Uhr, spricht im Odeon Pg. Pagel, ehem. SPD-Funktionär in Dortmund. Thema: Wer sind die Totengräber des schaffenden Volkes? Die Erwerbslosen werden dieses Mal ganz besonders zum Erscheinen aufgefordert. Unkostenbeitrag 30 Pf. Erwerbslose 5 pf. Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, Ortsgruppe Bunzlau.
1931: Am Mittwoch, den 21. Januar, vormittag 11 Uhr im Odeon spricht der holsteinische Bauernkämpfer Hamkens zu den Schlesischen Bauern. Landwirte erscheint alle! Es geht jeden an! Unkostenbeitrag 30 Pf. Das kämpfende Landvolk Schesiens, Liegnitz.
1932. Artur Schiller. Ein im Bunzlauer Stadtarchiv befindliches Buch, Bürgerbuch, auch Bürgermatrikel genannt, bietet uns reiches Material. Es beginnt im Jahre 1650 und endet mit dem 3. September 1851. Nicolaus, Joh. August Rudolf, 28 J., kath., Gastgeber, Bunzlau (16. April 1834). Nicolaus, Joh. Siegismund Cyrus, 28 J., kath., Brauer, Bunzlau; erbaute das am 19. Februar 1862 eingeweihte „Odeon“ (19. Dezember 1845).
1934: 8. 2. Diebstahl. Aus einem Auto, das in der vergangenen Nacht am Odeon stand, wurde ein Mantel gestohlen.
1935: Konzerthaus Odeon. Café, Restaurant, Diele. Konzert, Tanz. Gesellschaftssaal und Garten.
1935: Cafe Odeon, B. Grüttner, Cafe
1935: Odeon, Ball-, Theater- und Konzerthaus, Richard Lehrl – Gastwirt Richard Lehrl (427 A).
1937: Hellmut Dengler. Bunzlauer Stadtblatt, 23. Juli 1937. Dicht besetzt war gestern der Saal des „Odeon“, wo ein Bunter Abend mit einer oberbayrischen Bauerntruppe stattfand. Zunächst ließ eine „Ländlerkapelle“ihre lustigen Weisen ertönen, dann folgten in bunter Reihe die Aufführung einiger kleiner Szenen unter dem Titel „Auf der Alm, da gibt‘s kaa Sünd‘!“, Zither- und Harmonika-Soli, lustige Lieder und Volkstänze. Die Oberbayern verstanden es, die anwesenden Zuhörer in fröhlicher Weise ein paar Stunden hindurch zu unterhalten. Eine lustige Rauferei wurde mit ebenso großem Beifall bedacht, wie die Originaljodler und Volkslieder, die in das Programm mit aufgenommen waren. Am meisten Beachtung verdienten unserer Meinung nach die in echten Trachten gezeigten Volkstänze, vor allem der bekannte „Schuhplattler“, der „Berchtesgadener Figurentanz“ und der„Watschentanz“. Es hat wohl manchen Bunzlauer gegeben, der das erstemal Gelegenheit hatte, diese althergebrachten Tänze aus den bayrischen Bergen in so vollendeter Form zu sehen. Das war wirkliche Stammeseigenart, echte Volkskunst, die hier lebendig wurde! Die Besucher des Abends sparten darum auch gerade bei diesen schönen Tänzen nicht mit Applaus. Ein bayrisches Tanzkränzchen schloß sich den Darbietungen an.
1938: Odeon, Bunzlau, Ruf 1873. Die gepflegte Gaststätte. Tägl. nachm. und abends Künstlerkonzert und Tanz. Neuer Besitzer: Albert Pol.
1939: Auf zur Maifeier in‘s Odeon, Bunzlau. Tanz in allen Räumen. Es spielen 2 Kapellen.
1939: 9.7. Auf zum Heimatfest ins Odeon. Bunzlau. Die gepflegte Gaststätte. Täglich ab 16 Uhr, im Garten und Saal: Konzert/Tanz. Stimmungsbetrieb! Verstärkte Kapelle!
1940: Odeon-Betriebe, Inh. F. A. Kirchhoff-Pol, Konzerthaus und Tanzkaffee, Fernruf 1873
1941: 6. Februar. NSG. „Kraft durch Freude“ Sonnabend, 8. Februar 19.30 Uhr, Odeon-Saal: Soldaten spielen und singen für uns und das Kriegswinterhilfswerk. 122 Mitwirkende! 2 Stunden Programm und bis 1 Uhr Tanz. 14 Mann Tanzmusik. Eintritt einschließlich Tanz nur 1.- M. Karten bei den KdF.-Betriebswarten und bei Zigarren-Neumann, Markt. Tanz nur für Veranstaltungsbesucher!
1944: Sonntag, den 19. März, 15.30 Uhr, im „Odeon“: „Lagernachmittag“. Das Landjahrlager Schöneichen, Kreis Stolp ladet dazu herzlich ein. Eintritt frei.
1944: Großkonzert der Hitler-Jugend. Am Montag, den 27. 3. 1944, findet um 19.30 im Odeon ein Konzert der Hitler-Jugend statt, veranstaltet von der Gebietsmusikschule Görlitz. Die Bunzlauer Bevölkerung wird hiermit herzlichst eingeladen.
1944: Die Magdeburger Artisten-Truppe Weisheit gibt auf vielseit. Wunsch am Sonntag, 14. Mai, im Odeon nochmal 2 große Veranstaltungen. Nachm. halb 4 Uhr für Kinder; abends halb 8 Uhr Hauptvorstellung. Parole; Für jeden etwas, sowie „Haras“, das Wunderpferd, auf der Bühne. Preise: Erwachs. 1,50 RM, Kinder 0,75 RM. Vorverkauf bei Muschket und Abendkasse. Vorverkauf ab Dienstag, 9. Mai. Sichern Sie sich einen Platz.
1954: Betrachtungen über die Säle im lieben Bunzlau. Bunzlauer Heimatzeitung 6/1954. Nach dreijähriger Bauzeit ist, wie wir erfahren, das „Odeon“ in Bunzlau vollkommen umgemodelt worden. Was früher vorn war ist jetzt hinten. Der Eingang ist nicht mehr am Promenadenteich, sondern am Erlendreieck. Der Saal ist völlig verändert. Wo die Bühne lag, ist die Küche eingebaut worden“ die recht geräumig ist und vier große Fenster nach dem Erlendreieck hin aufweist. An dieser Seite ist der halbe Saal zu Wirtschaftsräumen benutzt worden. Es schließt sich ein großer Gästeraum an, dessen Fenster nach dem Teich, zu liegen. An der Fensterseite nach der Opitzstraße sind Geschäftszimmer mit Oberlicht eingebaut worden, Die Wände nach der Küche und der alten Garderobe wurden abgerissen und der ehemalige Saal somit an dieser Seite verlängert. Das ehemalige Cafe präsentiert sich jetzt als. Empfangsdiele mit Garderobeablage, Friseurkabinen und Toiletten. Durch zwei große Glastüren gelangt man von hier aus sofort in den Saal. Oben in der Diele wurde die Wand nach der Saalseite durchbrochen und mit vier offenen Fenstern versehen, die mit Eisengittern verziert sind.
Es ist also so eine Art Drachenfels entstanden, von dem aus die Gäste alles sehen und hören können, was unten im großen Gästeraum geschieht. Beim Tanz wird, ein hohes Eintrittsgeld erhoben. Jeder erhält dabei einen Bon, der auf die Zeche verrechnet wird. Die Preise sind um zehn Prozent höher als in den anderen Gaststätten, also „Kronprinz“, „Kynast“, Gasthaus Bergmann in der Schloßstraße, die natürlich jetzt polnische Namen tragen.
Der Umbau des Odeon kostet die Kleinigkeit von einer Million – gemeint ist hier wohl: nach der polnischen Währung – und ist bei weitem noch nicht fertig.
1956: Karl Wiechmann. Das Theater sieht von außen aus wie einst, nur innen ist der alte Glanz verschwunden. In den Logen stehen Gartenbänke und Stühle aus dem Odeon, das jetzt das einzige Vergnügungslokal der Stadt ist. Es wurde, wie wir früher schon berichteten, vollkommen umgestaltet.
J. J. (1963) … War der Unterricht zu Ende, dann ging es im Tempo sämtliche Treppen hinunter und in Richtung des Odeons weiter. Hier wurden sehr oft, wenn die Laden der Saalfenster geschlossen waren, erst einmal alle Riegel gedreht, die sonst die offenen Fensterläden festklemmten.
Dann setzten wir unsern Weg in Richtung des Teiches fort. Hier erinnere ich mich noch gern der im Frühjahr blühenden Rotdornbäume, die am Südrand des Teiches standen. Im Winter warfen wir oft Steine auf die Eisfläche des Teichs, um festzustellen, ob das Eis schon hält. Mt dem nicht verzehrten Frühstücksbrot wurden im Sommer dann die Schwäne und die schönen Brautenten gefüttert. Gern wäre ich einmal mit dem Kahn nach der mit Weiden geschmückten künstlichen Insel übergesetzt und hätte das Schwanenhaus besichtigt. Leider bot sich dazu keine Gelegenheit. Beim Eislauf konnte man ja zur Insel, aber da war entweder das Schwanenhaus entfernt oder es war alles mit dem Schnee der Eisbahn zugedeckt.