Die katholische Eichendorffschule
Dietmar Plate. Erstveröffentlichung Bunzlauer Heimatzeitung Dezember 2017
Im Jahre 1913, ein Jahr vor dem ersten Weltkriege, erhielten auch die Katholiken endlich ein eigenes neues Schulgebäude. Ihren Namen bekam die Schule nach dem großen schlesischen Dichter Joseph von Eichendorff (1788 – 1857). Noch 1870 musste man über 180 Kinder in dem Gebäude neben der katholischen Kirche unterbringen (geleitet wurde diese Schule vom Lehrer Heidrich). Zunächst wurden nun einzelne Klassen im Haus der Arbeitsschule an der Vorwerkstraße untergebracht, 1899 bezogen die katholischen Schüler Räume in der neu erbauten Opitzschule. Schulleiter war damals der Hauptlehrer Wachsmann. 1901 erhielten die sieben katholischen Schulklassen ein eigenes Rektorat, die Schule wurde selbstständig. Erster Rektor war August Dörner (1858 – 1945). Das neue Gebäude an der Ecke Gottfried-Zahn-Straße/Friedrichstraße verfügte über acht Klassenräume sowie eine Aula die gleichzeitig als Turnhalle diente. Die Turnhalle nutzte man gemeinsam mit dem Lyzeum. Die Klassenräume hatten einen guten Blick auf den Queckbrunnen. 1923 ging August Dörner in den Ruhestand, neuer Rektor wurde Karl Langer. Er blieb in dieser Position bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1943. Dieses Jahr war auch das Ende der Eichendorffschule. Das Gebäude wurde beschlagnahmt, um darin ein Lazarett einzurichten. Zu dieser Nutzung kam es aber nicht, statt dessen zog das Ernährungsamt mit der Bezugsscheinstelle in das Haus. 1944 befindet sich hier außerdem das Wohnungsamt und die SS-Dienststelle des Sturm 6/8. Die Schülerinnen wurden in die Dorotheenschule überwiesen, die Jungen in die Martin-Opitz-Schule. Der Lauf der Geschichte führte also dazu, das die Konfessionsschulen in der Stadt damit abgeschafft wurden. Die letzte lebende Lehrerin der Eichendorffschule, Ruth Schulz geb. Vielhauer, verstarb im Jahre 2006 im Alter von 95 Jahren. Das Einwohnerbuch von 1935/36 verzeichnet folgenden „Lehrkörper“: Karl Langer, Rektor; Karl Haenelt, Konrektor; Franz Lorenz, Lehrer und Kantor; Klara Heidrich, Lehrerin; Magdalena Feist, techn. Lehrerin; Fritz Hübler, Hilfslehrer; Paul Berger, Hausmeister. Der Hausmeister Paul Berger hatte seine Wohnung im Hause.
Das obere Bild wurde vermutlich um 1919/1920 aufgenommen. Damals sah es in dieser Gegend noch anders aus als es die heute lebenden Bunzlauer kannten. Noch 1925 war die Gottfried-Zahn-Straße ein Teil der Schützenstraße. Die Schützenstraße führte an der Eichendorffschule und dem Lyzeum vorbei und mündet direkt am Promenadenteich direkt in die Vorwerkstraße. Die Friedrichstraße endete gewissermaßen als Sackgasse neben der Eichendorffschule auf Höhe des Queckbrunnens. Nach 1925 wurde dann der nördliche Teil der Schützenstraße ab der Kreuzung Friedrichstraße zur Gottfried-Zahn-Straße. Im Jahre 1936 wurde auf dem Grundstück des Vorwerksbesitzers Bernhard Seidel (genannt der Teich-Seidel) am Odeonteich die neue Kreissparkasse errichtet. Dieses Gebäude bekam die Adresse Gottfried-Zahn-Straße 12 obwohl es eigentlich an der Vorwerkstraße lag. Die Gottfried-Zahn-Straße wurde also noch einmal um ein paar Meter verlängert. Die Friedrichstraße wurde in nördlicher Richtung erweitert, kreuzte den Grünen Weg und führte direkt bis zur Gnadenberger Straße. Das nur als Zusatzinformation für alle diejenigen, denen die Umgebung auf der rechten Seite des Bildes ein wenig fremd vorkommt. Das zweite Bild dürfte schon eher den Erinnerungen der ehemaligen Eichendorffschüler entsprechen.