Die Heimattreffen 1953 und 1954
Erstveröffentlichung: Bunzlauer Heimatzeitung 3/1953, Bunzlauer Heimatzeitung 5/1953, Bunzlauer Heimatzeitung 6/1953, Bunzlauer Heimatzeitung 5/1954, Bunzlauer Heimatzeitung 6/1954, Bunzlauer Heimatzeitung 7/1954
Aufruf an alle Bunzlauer!
Bunzlauer Heimatzeitung 3/1953
Zu dem bevorstehenden 1. Bundestreffen und der Patenschaftsverkündung am 2. und 3, Mai 1953 in Siegburg, ruft der Vorstand des Bundes vertriebener Deutscher alle Bunzlauer auf, sich an dieser Veranstaltung zu beteiligen. Deshalb bitten wir alle Bunzlauer, die an diesen Feierlichkeiten in Siegburg teilnehmen, umgehend an den Endesunterzeichneten Mitteilung zukommen zu lassen, mit wieviel Personen sie hier eintreffen und ob sie Quartier benötigen. Gleichzeitig bitten wir hiermit alle Bunzlauer, sich an der Ausgestaltung der Feierlichkeiten zu beteiligen. Wer etwas Nettes zur Darbietung bringen kann, dient uns allen. Liebe Bunzlauer, helft uns alle mit, daß das erste Bundestreffen zu einem unvergeßlichen Erlebnis wird. Erscheint alle und beweist damit Euere Verbundenheit zu Euerem Bunzlau und unserem Schlesien.
Die letzte Frist zur Anmeldung des Bundestreffen ist der 15. April 1953.
Walter Kalt
Geschäftsführer des BvD.
Wir rufen …
nochmals alle Bunzlauer auf nach Siegburg zu kommen. Es können Sonntagsrückfahrkarten benutzt werden. Diese Karten gelten vom 30. April 12 Uhr mittags bis 4. Mai 24 Uhr. Dadurch dürfte sich der Fahrpreis um ein Beachtliches ermäßigen. Aus diesem Grunde wurde der Termin auf den 2. und 3. Mai verlegt. Bis jetzt sind bereits zahlreiche Anmeldungen aus allen Teilen des Bundesgebietes,eingegangen. Das Quartieramt befindet sich in Siegburg, Kronprinzenstr. 11, Lindenhof.
Der BvD. bittet alle Landsleute, wenn Rückfragen nötig sind, um Beifügung von Porto.
Das große Wiedersehen in Siegburg
Die Patenschaftsübergabe an die Bunzlauer – Fahnen und Girlanden vom Bahnhof bis zur Schützenburg
Unser Recht auf die schlesische Heimat
Bunzlauer Heimatzeitung 5/1953
Fast tausend Bunzlauer aus Stadt und Land kamen am 2. und 3. Mai in Siegburg zusammen, um an dem Heimattreffen teilzunehmen. Aus Himmelsrichtungen eilten die Bürger, Töpfer und Bauen, die vor acht Jahren und später aus der weltbekannten Töpferstadt Bunzlau und seinem Landkreis vertrieben wurden, nach dieser gastfreundlichen Stadt an der Sieg, die uns die Brüderhand reicht und uns in der Notzeit beistehen will, solange wir fern der Heimat leben müssen. Mit welch großer Liebe und Herzlichkeit die Bunzlauer In Siegburg empfangen wurden, zeigt uns deutlich und überzeugend folgender Bericht:
Das waren zwei Freudentage, die uns, die wir dabei waren, noch lange in Erinnerung bleiben werden. Wir bedauern aufrichtig alle lieben Heimatgefährten, die diese Freude nicht miterleben konnten. Ein Wiedersehen mit den Bunzlauer Heimatfreunden ist ja für sich schon ein Erlebnis ohnegleichen, und hätte das Treffen in Siegburg keinen besonderen Anlaß gehabt, wir Bunzlauer wären schon über das Wiedersehen, für manche seit,acht bis zehn Jahren, glücklich gewesen. Nun kam aber für alle die wohltuende Erkenntnis hinzu, daß die Siegburger Kreisverwaltung und ebenso die Stadt wie alle Einwohner an unserem Vertriebenenschicksal aufrichtig Anteil nahmen.
Der Weg vom Bahnhof bis in die Schützenburg war mit Fahnen, Girlanden und Berüßungsplakaten geschmückt, und alle notwendigen Betreuungen wie Unterkünfte, Verpflegung und waren vorzüglich organisiert. Das gab einen Jubel in der Schützenburg, wo sich die Freunde zum ersten, Mal sahen. Überall lagen sich die Bunzlauer in den Armen, und viele, viele Freudentränen flossen. Besonders hervorzuheben ist die Freundlichkeit und Bereitwilligkeit der Siegburger Quartiergeber, zum großen Teile auch Vertriebener
Unser schönes Fest begann mit dem
Heimatabend
für die Stadt Bunzlau im „Lindenhof“, für den Kreis in der „Schützenburg“ Der Besuch war erfreulich stark. Wir schätzten auf etwa 500 Bunzlauer. Diese Zahl steigerte sich am Sonntage auf fast das Doppelte.
Der Siegburger Chor der Heimatvertriebenen, der uns von Bunzlau bekannte Bariton Besser und Ludwig Lommel trugen zur Unterhaltung bei. Die größte Freude aber gab den versammelten Bunzlauern das Suchen und Finden alter Freunde und das Erzählen unter ihnen.
Man war „d. u.“ (dauernd unterwegs),und die Stimmung ließ wirklich nichts zu wünschen übrig, Man hatte das Gefühl, im Bunzlauer Odeon zu sitzen und freute sich der lieben bekannten Gesichter und der Fragen, Berichte und Kalauer in Bunzlauer Hochdeutsch. Dutzende meiner ehemaligen „Jungen“ von der Bunzlauer Penne, jetzt ansehnliche junge Männer, begrüßten ihren „Alten“, zum Teil noch in der Erinnerung der früheren „genossenen“ Mathematikstunden. Es war ein herrlicher Abend.
Der auf eine etwas stark abgekürzte Bettruhe folgende Sonntag war der eigentliche Festtag. Er wurde begonnen mit Gottesdiensten in der evangelischen und katholischen Kirche. Ich nahm an dem in der evangelischen Kirche teil, Dort sprach Pastor Stein, ein Schlesier, jetzt hier im Amt. Der Geistliche bereitete uns erhebende Feierstunde. In der katholischen Kirche sprach der Geistliche Rat Golombek.
Der Festakt
Nach den Gottesdiensten begann um 11,30 Uhr im Hotel „Stern“ der Festakt der feierlichen Übernahme der Patenschaft Bunzlau durch Kreis und Stadt Siegburg.
Zwei Lieder eines Jugendchores, ein Heimatlied und das prachtvoll dargebotene „Ave verum“ leitete die Feier ein. Landsmann Börner unterstützte die feierliche Stimmung durch den Vortrag des Gedichtes „Die Ausgewiesenen“ von E. Wiechert. Dann kamen zahlreiche Redner zu Worte.
Der Ortsvorsitzer des Bundes der Heimatvertriebenen, Heinz Geisler, richtete herzliche Grußworte an die Versammelten. Der Kreisvorsitzer der Schlesischen Landsmannschaft, Paul Bartnick, begrüßte die Vertreter der Kreis- und Stadtbehörden Siegburgs, die Witwe unseres letzten Bürgermeister Siemianowsky, den Vertreter der Geistlichkeit, den belgischen Stadtkommandanten und den Vertreter der Heimatvertriebenen-Organisation Unger, der sich um die Einrichtung der Patenschaft Siegburg besonders verdient gemacht hat.
Der Vertreter des Siegkreises gab die eingegangenen Festgrüße bekannt. Es grüß.en und beglückwünschten die Versammlung: Bundespräsident Prof. Dr. Heuß, Bundeskanzler Adenauer, Minister Kaiser, der Verkehrsminister Seebohm, die Landesminister Dr. Flecken und Dr. Weber, der Vorsitzende des BvD Dr. Rinke und die Ortsgruppe Bunzlau aus Großberlin.
Für Kreis Siegburg hob Landrat Etzenbach in seiner Begrüßungsansprache besonders hervor, daß für die heute zu übernehmende Patenschaft keinerlei materielle, sondern nur ideelle Gründe bestünden. Unsere geliebte Heimat solle unvergessen bleiben, und unverletzlich bleibe das Menschenrecht der Schlesier auf ihre Heimat.
Die schlesischen Heimatvertriebenen erhofften keine gewaltsame Rückeroberung ihres Heimatgebietes, aber unerschütterlich bleibe der Gedanke an eine Rückkehr in die schlesische Heimat in absehbarer Zeit. Nach Verlesung des Wortlautes der Patenschaftsurkunde für den Landkreis Bunzlau übergab er diese an die Witwe des letzten Bunzlauer Bürgermeisters Frau Siemianowsky.
Bürgermeister Dr. Schmandt, Siegburg, bewillkommnete die neuen Patenkinder, hob besonders hervor, daß das Stadtparlament die Übernahme der Patenschaft einstimmig beschlossen habe, verlas den Wortlaut für die Patenschaftsurkunde für die Stadt Bunzlau und übergab sie ebenfalls Frau Siemianowsky.
Frau Siemianowsky dankte der Einwohnerschaft und den Verwaltungsbehörden,der Stadt und des Kreises Siegburg für die bewiesene Anteilnahme an dem bitteren Erleben der Bunzlauer und übergab die Urkunden zur Aufbewahrung im Stadtarchiv.
Der Vertreter des erkrankten Bundesministers Lukaschek, Minsterialrat Dr. Hilgermann, übermittelte Lukascheks Grüße und Glückwünsche. Heimatland und Heimatvolk dürften, so sagte er, nicht getrennt werden. Den Gedanken an die verlorene Heimat wachzuhalten und die Heimatvertriebenen in der Fremde mit Rat und Hilfe zu stützen, Ist und die Aufgabe de Landsmannschaften. Die Patenschaften aber übernehmen die Pflicht, ihren Patenkindern fern von der Heimat Stütze zu sein, bis sie ihrer geliebten alten Mutter Heimat wieder zugeführt werden können.
Der Vertreter der Regierung Nordrhein- Westfalen, Ministerialdirigent Gründner, nannte Bunzlau und Siegburg artverwandt, einander ähnlich im Landschaftsbild und ihren heimischen Industrien. Er überbrachte die Grüße des Ministerpräsidenten und des Sozialministers Nordrhein-Westfalens, Oberregierungsrätin Dr. Elscheidt grüßte die Festversammlung im Auftrage des Regierungspräsidenten Köln
Als Vertreter der Geistlichkeit beider der Konfessionen sprach der Dechant Dr. Becker. Er bezeichnete dieses Fest als ein Fest der Liebe, die am Nächsten nicht vorübergeht, sondern ihn sucht.
Dr. Zierenberg vom BvD nannte die Patenschaft eine Brücke zwischen Ost- und Westdeutschland.
Die Vertreter der vertriebenen Ostpreußen und Sudetendeutschen brachten die Grüße ihrer Organisationen.
Der Dank der Bunzlauer
Dann kam unser Heimatkreis-Vertrauensmann Pfuhlmann zum Worte. Er dankte bewegt der Patenstadt, gab einen Überblick über Besitz und Industrie unserer schlesischen Heimatstadt, würdigte die Verdienste unseres letzten Bürgermeisters und seiner Vorgänger, ferner des Geheimrats Schiller und des Pfarrers Sauer und gedachte auch aller anderen in den Schreckenstage Bunzlaus und der folgenden Zeit verstorbenen Heimatgefährten. Die Versammelten erhoben sich von den Plätzen.
Landsmann Georg Buchler, der sich seit dem Verlassen Bunzlaus, wie jeder Heimatfreund weiß, um den Zusammenhalt aller Bunzlauer mit großer Opferwilligkeit und sogar Gefahr bemüht hat, vermittelte die Grüße des Verlages Goldammer der Bunzlauer Heimatzeitung und ihres Schriftleiters Karl Wiechmann und übergab dem Bürgermeister der Stadt Siegburg die bisherigen Ausgaben unserer Bunzlauer Heimatzeitung.
Er bat den Bürgermeister, nunmehr in Siegburg eine Auskunftsstelle für alle Bunzlauer aus Stadt und Kreis einzurichten und daß die bisherige Einwohner- und Sterbekartei Bunzlaus jetzt der Verwaltung der Patenstadt übergeben wird.
Nun sprach der Bunzlauer Senior der Töpfer, Karl Werner, (Ostdeutsche Keramik). Er brachte die Grüße der Bunzlauer Töpfer aus dein Westerwald, dankte in echter Herzlichkeit der Patenstadt und gab einen Rückblick auf die Geschichte der Bunzlauer Töpferei und einen Bericht über die Entwicklung der Bunzlauer Tonindustrie im Westerwald.
Der Vertreter der Bundesleitung der Landsmannschaft Schlesien brachte die Grüße dieser Organisation aus Bonn und ihren Dank an Siegburg.
Der Siegburger Chor der Heimatvertriebenen sang schlesische Heimatlieder.
Landsmann Kurt Börner übergab als Geschenk an die Stadtverwaltung Siegburg eine Nachbildung des „Großen Topfes“ und das Bunzlauer Stadtwappen, und an die Kreisverwaltung einige große Bunzlauer Vasen.
Eine Bunzlauer Ausstellung
Die Bunzlauer Tonfirmen Börner (Holzhausen), K. Werner (Siershan), Werner (Höhr-Grenzhausen) und Wesenberg (Ludwigsburg) hatten Ausstellungen ihrer Erzeugnisse eingerichtet, die allen Bunzlauern und Siegburgern Freude machten und uns bewiesen, daß die Vertreter unserer heimischen Tonindustrie es verstanden haben, sich auch in der Fremde durchzusetzen und den guten Ruf des Bunzlauer Tongeschirrs erneut zur Geltung zu bringen.
Nach dem Mittagsessen fand eine Führung auf dem durch eine Abtei gekrönten Michelsberg statt. Dann beschloß ein gemütliches Beisammensein der Festteilnehmer im „Lindenhof“ und in der „Schützenburg“ das schöne und in jeder Beziehung gut organisierte und gelungene Fest, das allen Anwesenden in der Erinnerung unvergeßlich bleiben wird.
Erich Hübner (Frankfurt/Main, Usinger Straße 15)
Dank an Siegburg
Bunzlauer Heimatzeitung 5/1953
Das erste Bunzlauer Heimattreffen mit der Patenschaftsübernahme ist nun verklungen. Wir Bunzlauer haben es herzlich begrüßt das uns Siegburg eine neue Heimat bieten will und waren deshalb gerne dem Ruf zum ersten Heimattreffen mit Patenschaftsübernahme gefolgt. Wie schlugen unsere Herzen, als wir gleich am Bahnhof unsere so vertraute Bunzlauer Stadtfahne nach 8 Jahren zum ersten Male wiedersehen durften, und dann alte bekannte Gesichter antrafen, selbst Totgesagte standen wieder vor uns. Jedenfalls war es ein gelungenes Wiedersehensfest, dem ja nun in jedem Jahr am ersten Sonnabend und Sonntag im Mai eine Wiederholung folgen soll. Das heißt, Ihr lieben Bunzlauer könnt Euch jetzt schon eine Reisekasse anlegen. Siegburg hat uns eine zweite Heimat geboten, wofür wir besonders dem Bürgermeister Dr. Schmandt und dem Landrat Bundestags,abgeordneten Etzenbach danken wollen.
Frau Maria Siemianowsky
Erwin PfuhImann.
Nachklänge zum Siegburger Treffen
Bunzlauer Heimatzeitung 6/1953
Nach dem Wiedersehen der Bunzlauers sind uns einige Zuschriften zugegangen, in denen unsere Heimatfreunde in verständlicher Weise das zum Ausdruck bringen, was sie nach diesen schönen Tagen aufs tiefste bewegt.
Wir danken allen, auch Frau Lotte Seidel (Frau des verstorbenen Apothekers) und Paul Bartnick, der noch einmal herzliche Grußworte an die Bunzlauer aus Stadt und Land richtet und für die vielen Telegramme und Glückwünsche dankt, die an jenen Tagen einliefen. Besonderen Dank widmet er allen Bunzlauer Mithelfern und den Quartiergebern. Sobald das Bunzlauer Kuratorium in Siegburg gebildet sei, wird mit der Arbeit begonnen werden. Schon heute bittet er, Anregungen und Wünsche an die Landsmannschaft Schlesien, Kreisgruppe Siegburg, heranzutragen. Ferner dankt er den Bunzlauer Betrieben für die schöne Ausstellung ihrer Erzeugnisse. Georg Buchler gedenkt der besonders liebevollen Aufnahme der Gäste bei den Heimatvertriebenen in Siegburg.
Zum Heimattreffen Stadt und Kreis Bunzlau am 1. und 2. Mai 1954 in der Patenstadt Siegburg
Bunzlauer Heimatzeitung 4/1954
Liebe Landsleute
Die Vorarbeiten für das obige Treffen sind in vollem Gange. Viele Anmeldungen liegen bereits vor. Liebe Landsleute, zögert nicht und schickt uns die Anmeldung alsbald, damit wir uns entsprechend einrichten können. Ein entsprechender Anmeldevordruck ist nochmals am Schluß abgedruckt.
Wir empfehlen erneut, Gemeinschaftsfahrten zu organisieren, die die Fahrtkosten verbilligen. Es soll auch gerade Landsleuten mit kleinem Geldbeutel möglich gemacht werden, zu dem Treffen zu erscheinen.
Mit der Bundesbahn sind verbilligte Fahrten durch sogenannte Gesellschaftsfahrten möglich:
a) 33 1/3 % bei Beteiligung von mindestens 12 Erwachsenen in der 2. und 3. Wagenklasse;
b) 50 % bei Beteiligung von mindestens 25 Erwachsenen in der 2. u. 3. Wagenklasse;
e) Bei Bezahlung von mindestens 15-30 Erwachsenen „eine“ Freikarte; für jede weitere angefangene Zahl von 30 Erwachsenen noch e i n e Freikarte;
d) Kinder von 4-10 Jahren zahlen nur die Hälfte der ermäßigten Preise;
e) Eil- und D-Züge können gegen Zahlung des vollen Zuschlages benutzt werden*,
f) Es besteht ferner die Möglichkeit, die tariflich festgelegten Teilnehmerzahlen von 12 auf 8 und von 25 auf 15 herabzusetzen, wenn ein entsprechender Antrag bei der Bundesbahndirektion rechtzeitig gestellt wird.
Ein Eintopfessen am 2. Mai 1954 ist vorgesehen.
Eine Anzahl Bürgerquartiere stehen bereit.
Die Patenstadt Siegburg erwartet Euch. Mit dem Treffen ist auch eine Feierstunde aus Anlaß, des 200jährigen Bestehens der Waisen- und Schulanstalten Bunzlau verbunden. Wir verweisen auf den besonderen Artikel.
Heimatkreiskommission f. d. Kreis Bunzlau I. A.: Siemianowsky.
Programm
Sonnabend, dem 1. Mai 1954
Ab 12 Uhr Eintreffen der Gäste. Sammelpunkt: Hotel „Z. Stern-„, Markt.
18.00 Uhr Feierstunde im großen Saal des Hotels „Zum Stern“
a) Musikstück
b) Lied: „O du Heimat, lieb und traut“, (gemeinsam gesungen‘)
c) Begrüßung durch Fr. Maria Siemianowsky, Landrat Etzenbach, Bürgermeister Schmandt.
d) Gedicht
e) Festrede durch, Vorsitzer des Kreisverbandes des BvD und Kreistagsabgeordneten Dr. Wolfgang Ziernberg
f) Lied: „Kehr ich einst zur Heimat wieder“, (gemeinsam gesungen)
Anschließend gemütliches Beisammensein.
Sonntag, dem 2. Mai 1954
9.30 Uhr Kath. Gottesdienst in der Servatiuskirche (Markt)
10.00 Uhr Evangelischer Gottesdienst in der Kirche (Annostraße)
11.00 Uhr Feierstunde aus Anlaß des 200jährigen Bestehens der Waisen- und Schulanstalten Bunzlau.
(Treffen ehem. Lehrer, Schüler u. des Personals in der Aula des Staatlichen Gymnasiums, Humperdinckstraße).
Anschließend Kranzniederlegung am Ehrenmal, Markt.
13.00 Uhr Eintopfessen im Gasthaus „Lindenhof „.
14.30 Uhr a) Stadtbesichtigung
1. Führung auf den Michaelsberg zur Abtei,
2. Besichtigung, der Schatzkammer in der Servatiuskirche (Markt).
Kaffeetrinken im Gasthaus „Lindenhof“ gegen 16 Uhr
b) Wanderung üb. das Rasthaus, Stallberg, Friedenssiedlung. Marienfried zum Siegblick. Dort Kaffeetrinken.
18.00 Uhr Heimatabend im Gasthaus „Lindenhof“ gemeinsam mit den Heimatvertriebenen in Siegburg.
Heimattreffen 1954 in Siegburg
Bunzlauer Heimatzeitung 5/1954
Das diesjährige Heimattreffen der Bunzlauer in Siegburg war sehr gut besucht. Der geräumige Saal des Hotels „Stern“ war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Feier aus Anlaß des 200jährigen Bestehens der Bunzlauer Waisen- und Schulanstalten war ein einmaliges Erleben für alle Teilnehmer.
Einen ausführlichen Bericht über dieses so gelungene Heimatfest lesen Sie in der Juni-Ausgabe der BHZ.
Durch einen schweren Unglücksfall des Herausgebers C. Goldammer sen. am 15. April 1954 war es dem Verlag nicht möglich, an dem Heimattreffen teilzunehmen.
Heimattreffen in Siegburg
Bunzlauer Heimatzeitung 6/1954
Das Heimatreffen 1954 in unserer Patenstadt Siegburg hat durch den zahlreichen Besuch gezeigt, wie groß die Sehnsucht unserer Landsleute ist, sich wieder einmal zusammenzufinden und vereint der Heimat zu gedenken. Aus den entlegensten Teilen der Bundesrepublik, der Sowjetzone und selbst aus dem Auslande waren Landsleute aus Stadt und Kreis Bunzlau erschienen und hatten Mühe und Kosten nicht gescheut, um an dieser Feier teilzunehmen.
Wir danken hiermit allen herzlichst für das Erscheinen, insbesondere auch den fr. Angehörigen der Bunzlauer Waisen- und Schulanstalten, die zu der Feier des 200jährigen Bestehens dieser Anstalten gekommen waren.
Im kommenden Jahre haben wir für das Heimattreffen Pfingsten vorgesehen, da dann wieder 2 Feiertage zur Verfügung stehen. Der 1. Mal 1955 fällt nämlich auf einen Sonntag und es stände deshalb nur ein Feiertag bereit. Wir bitten, Anregungen, Wünsche und Vorschläge für das Heimattreffen 1955 bereits jetzt schon unserem Landsmann Otto Liebelt in Siegburg, Brandstraße 28, zu übermitteln.
Heimatgruppe Bunzlau in Siegburg
Der Festausschuß. I. A. Siemianowsky.
Unser Bunzlauer Treffen in Siegburg am 1. und 2. Mai 1954
Bunzlauer Heimatzeitung 6/1954
Es ist etwas Heiliges um das Heimweh. und wir schämen uns dessen nicht, des großen Heimwehs nach den Lieben, mit denen wir in der alten Heimat lebten. Dem Stückchen Erde, das uns in den empfänglichen Jahren der Kindheit und Jugend die Welt bedeutete, Und wenn wir jetzt, fern der Heimat, den Ruf hören nach einem Wiedersehen, so bedeutet uns das mehr als nur eine Reise. Es waren da die großen Treffen in Hannover und, Köln, aber diese in seiner verwirrenden Masse ungeheuer an:strengende Angelegenheit war nicht das“ was wir ersehnten. Man fand sich kaum, und suchte wieder so schnell als möglich dem Lärm, dem Stoßen und Treiben zu entfliehen.
Anders, ganz anders unser Bunzlauer Treffen in Siegburg. Ich selbst muß sagen, es war für mich das schönste und beglückendste Erlebnis seit – nun eben seit dem Verlust der Heimat schlechthin! Wieviel Hände streckten sich einem entgegen, wieviel vertraute, liebe Gesichter! Als wir uns abends zur Feierstunde im großen Saal des Hotels zum Stern trafen, der große Kreis geliebter, heimatlicher Menschen, waren wir alle wie eine Familie. Hunderte und Hunderte waren gekommen; aus Bayern, aus Hessen, aus Westfalen, aus Norddeutschland, weit über Hamburg hinaus. Frau Siemianowsky, die Gattin unseres verstorbenen früheren Bürgermeisters, die sich in rührender Weise tatkräftig für uns einsetzt, dankte nun zuerst der Stadt Siegburg für alle Bemühungen, den vertriebenen Bunzlauern in der Kreisstadt eine zweite Heimat zu geben. Wenn es auch noch viel Arbeit erfordern wird, hoffe man doch mit der Zeit das Ziel zu erreichen. Besonders begrüßte sie die älteren Bunzlauer, vor allem den 91jährigen Rechnungsrat Blache, der mit seiner Tochter bis von Nürnberg gekommen war. In der Umrahmung von heimatlichem Gesang und Gedichten nahmen dann die Siegburger Behörden das Wort. Landrat Etzenbach sprach von der Patenschaftsübernahme und von dem. Recht auf die alte Heimat, das als fundamentales Prinzip eines neuen Europas als eines der unveränderlichen Menschenrechte allgemeine Anerkennung finden müsse.
Bürgermeister Dr. Schmandt versicherte, daß man alles tun werde, um die Dinge, die man einer guten Patenschaft schuldig sei, vorwärts zu treiben.
Geistlicher Rat Dechant Dr. Becker und Pastor Stähler erinnerten an den ersten Jahrestag der Patenschaftsübernahme und brachten hierzu die Glückwünsche der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden.
Über das Bekenntnis zur Heimat sprach sodann im weiteren Verlauf des Abends der Kreisvorsitzende des BVD, Dr. Wolfgang Ziernberg. Er rühmte in gleichem Maße die Schönheit der Stadt Siegburg wie die alte Heimat und betonte, daß der tiefste Sinn der Patenschaft im Zurückfinden auf die gemeinsamen Wurzeln der Abstammung beruhe. Das gemeinsam erlittene Unglück werde nur ohne Gewalt zu überwinden sein, es gehe um die Entscheidung, ob Europa abendländisch oder kommunistisch. sein werde. Zum Schluß des offiziellen Teiles zeigte Dr. Gürtler schöne Lichtbilder aus unserm lieben Heimatstädtchen, die alle von Herzen, erfreuten.
Am Sonntag Vormittag fand in beiden Kirchen gemeinschaftlicher Festgottesdienst statt.
Den Höhepunkt aller Veranstaltungen bildete in der Aula des Gymnasiums eine Feierstunde aus Anlaß des 200jährigen Bestehens der Zahn’schen Schulanstalten in Bunzlau am Sonntag Morgen.
Brüder, reicht die Hand zum Bunde, diese schöne Feierstunde
führe uns zu lichten Höhn!
Laßt, was irdisch ist, entfliehen,
unsrer Freundschaft Harmonien
dauern ewig, fest und schön.
Preis und Dank dem Weltenmeister,
der die Herzen, der die Geister
für ein ewig Wirken schuf.
Licht und Recht und Tugend schaffen
durch der Wahrheit heilge Waffen
sei uns göttlicher Beruf.
Ihr, auf diesem Stern die Besten,
Menschen,all im Ost und Westen,
wie im Süden und im Nord!
Wahrheit suchen. Tugend üben,
Gott und Menschen herzlich lieben,
das sei unser Losungswort.
(Gemeinsam gesungenes Lied zu Beginn der Feierstunde),
Schulrat i. R. Erich Hübner sprach herzliche Begrüßungsworte, Siegburger Gymnasiasten spielten Violine, und Studienrat Karl Springer hielt die Festansprache, die in ihrer ihrem -hohen sittlichen Ernst und ihrer Innerlichkeit tief beeindruckte. Seine Ausführungen waren im wesentlichen der Entstehung der Bunzlauer Waisen- und Schulanstalt gewidmet. und vor allem dem Gedächtnis Gottfried Zahns jenes Mannes, der in tiefer Frömmmigkeit, selbstloser Nächstenliebe, großer Willenskraft und schöpferischem Mut das große Werk geschaffen hat, das durch zwei Jahrhunderte hindurch in seinem Sinne dein Staat und der Jugend~ gedient hat, getreu der Devise Zahns „Alle Dinge sind möglich dem, der glaubt“. Gottlob seien die Gebäude der Anstalt nach dem Russeneinfall fast unversehrt geblieben. Vor der Austreibung umfaßte die Anstalt drei große Schulen: das Gymnasium (Oberschule), eine Aufbauschule und eine Mittelschule, dazu ein Alumnat für 200 Schüler. „Gebe Gott, daß dereinst das Werk Zahns weitergeführt werde“, schloß der Redner seine für alle Zuhörer unvergeßlichen Worte. Im Anschluß an die Feier wurde ein Kranz am Heldendenkmal zum Gedächtnis an die auf der Flucht Verstorbenen niedergelegt.
Der Nachmittag vereinte noch einmal alle Gekommenen im „Lindenhof“ zu einem Kaffeestündchen. In frohen Gruppen saß man zusammen, Schüler, jetzt erwachsene Menschen, bei ihren Lehrern, Angestellte bei ihren Chefs, man sah den immer gut aufgelegten, hilfsbereiten Besitzer unseres „Bunzlauer Stadtblattes“, Hans Fernbach inmitten seiner Angestellten und Mitarbeiter, man erging sich in ernsten und heiteren Erinnerungen, die Zeit in,der Heimat wurde überall wieder lebendig. Es waren goldene Stunden im schönen Siegburg. Ach, sie verflogen allzu schnell, aber ihr Glanz wird uns noch lange im Alltag unseres Exils leuchten mit der frohen Hoffnung auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr, und die Freude darauf wird uns Kraft geben, fern der geliebten Heimat zu leben.
Margarete Dörner,
Eine Leserstimme
Das Siegburger Treffen
Bunzlauer Heimatzeitung 6/1954
Wieder einmal hat uns die Liebe und die Sehnsucht zur Heimat in unserer Patenstadt Siegburg zusammengeführt. Weit in alle Ecken unseres zerrissenen Vaterlandes verstreut, sitzen unsere Schicksalsgenossen aus dem schönen Bunzlau, und aus allen Gegenden waren sie gekommen, um sich wieder einmal, vielleicht zum letztenmal, zusammenzufinden, Um heimatliche Laute zu hören, ein liebes Gesicht wieder zu sehen. Wie groß war immer die Freude, wenn sich alte liebe Bekannte begrüßen konnten. So manche Träne der Wiedersehensfreude, aber dann auch, Tränen im Abschiedsschmerz sind geflossen. Ja, so ein Treffen ist schon ein Opfer wert, und wenn man sich die schwere Lage der meisten, unserer Heimatfreunde überlegt~, dann kann man nur sagen, es waren für die meisten von uns sehr schwer zu bringende Opfer, um wieder einmal in heimatlichem Kreis nur einige Stunden zu erleben. Denn wenn es auch einigen von uns, erfreulicher Weise, gelungen ist, einen einigermaßen warmen Untersatz zu erringen, so lebt doch der größte Teil nur von der Hand in den Mund; und das auch nur verdammt knapp. Wir sind nun einmal Heimatvertriebene und das Schicksal hat es garnicht gut mit uns gemeint.
Und das sollte man auch bei einem Treffen der Bunzlauer in unserer netten Patenstadt Siegburg berücksichtigen. Es ist ein Unding, einfach zu sagen, wer schon hier zum Treffen kommt, der kann auch 1,50 DM für Eintritt und die teueren Preise für Übernachtung und Verpflegung aufbringen. Und Siegburg ist ein ausnahmsweise teueres Pflaster. Insbesondere für den, der sieh an die Treffpunkte gebunden fühlte, und dem nicht mal so feudale, aber dafür umso teuere Quartiere mit Frühstückszwang zugewiesen wurden.
Das billigste Mittagessen (russische Eier) 2,80 DM, Schnitzel 5.00 DM, und dazu im Festsaal Weinzwang, das ist wohl doch ein klein bißchen zu üppig. Und daran ändert auch nichts, wenn abends um 21 Uhr erklärt wird, es bestehe kein Weinzwang. Tatsache ist, daß die Ober bei Bestellungen mit beleidigter Miene die Weinkarte präsentierten und nichts anderes servierten. Und die Preise dieser Weinkarte konnten, besonders im Hinblick auf die nahe Weingegend, gut und gern mit denen von Kempinski oder Adlon in Berlin konkurrieren. Was war doch Hartmann und Mürbe dagegen für ein billiges Schlemmerlokal!
Muß das sein? Oh, nein, es geht auch anders! Es ist nur eine Frage der Organisation. Denn es gibt auch in Siegburg gute und billige Lokale, wo man wirklich preiswert essen kann, aber da muß man erst von den Einheimischen darauf gestoßen werden. Z. B. in der Kurfürstenquelle konnten wir für DM 1,80 ein sehr gutes Mittagessen bekommen und einen anständigen, aber auch billigen Schoppen Wein bei nettester Bedienung trinken. Aber das muß einem Tummen ooch gesagt werden,. Und daran fehlte es!
Wie groß der Zuspruch zu einem billigen Mittagessen war das konnte man am besten aus dem Andrang zum Eintopfessen ersehen. Und das war wohl auch der beste Beweis dafür, wie sehr wir alle zwangsläufig zu Rechenkünstlern geworden sind. Und die Erbsensuppe war doch wirklich ganz gut, bloß satt werden konnte niemand; und bei der primitiven Abfütterung wäre erfahrungsgemäß ein Preis von DM -,30 vollkommen gerechtfertigt gewesen. Aber wir Flüchtlinge sind, es bald gewöhnt, daß wir bei jedem Treffen reichlich abgekocht werden, sei es in Hannover, Köln oder sonstwo. Überall steht anscheinend als oberster Grundsatz: „Abkochen“.
Will man auch in unserer lieben freundlichen Patenstadt Siegburg dazu übergehen? Dann sehe ich schwarz für die Zukunft unserer Treffen. Aber jede Kritik ist zwecklos, wenn man nichts Besseres weiß. Ich schlage unseren lieben Heimatfreunden in Siegburg vor, für alle weiteren Treffen verbindliche Preisabsprachen zu treffen und in erster Linie billigere Unterkünfte für die Teilnehmer sicherzustellen. Und gerade diese billigeren Möglichkeiten sollen: allen Heimatfreunden bekannt gegeben werden, vielleicht in Form von Handzetteln.
Wir wollen nichts geschenkt haben, aber wir möchten das Hemd auf dem Leibe behalten. Vor allen Dingen aber möchten wir mit Freude und Dank an die Treffen und diejenigen denken, welche alle Last und Sorgen der Organisation für uns auf sich genommen haben. Otto Schneider, Wilhelmshaven.
Noch einmal Siegburg
Bunzlauer Heimatzeitung 7/1954. Brief Otto Schneider, Wilhelmshaven
Die in der Nr. 6 der Bunzlauer Heimatzeitung veröffentlichte Zuschrift des Herrn Otto Schneider, Wilhelmshaven, kann nicht unwidersprochen bleiben.
Der erst kurz vor dem Heimattreffen 1954 gegründeten Heimatgruppe Bunzlau, der Ortsgruppe Siegburg der Landsmannschaft Schlesien, sowie Stadt und Kreis Siegburg wird man wohl, nicht das Verständnis für die Sorgen und Nöte der Heimatvertriebenen absprechen können. Das erste Bunzlauer Heimattreffen, welches mit der Patenschaftsübernahme verbunden war, hatte mit einem erheblichen Defizit abgeschlossen. Kreis und Stadt Siegburg haben durch eine Beihilfe diese Verbindlichkeiten aus dem Wege räumen helfen. Außerdem gewährten sie zu dem Heimattreffen 1954 einen Zuschuß, der allerdings nicht ausreichte, um sämtliche Ausgaben zu decken. Da aber auf keinen Fall wieder ein Defizit entstehen durfte, war es also notwendig, einen Unkostenbeitrag von 1,50 DM je Person zu erheben, wie er auch im Vorjahr gezahlt worden ist. Bei besonders Bedürftigen haben wir den Betrag ermäßigt oder auch ganz erlassen. An Spätheimkehrer, Besucher aus der sow, Zone und an andere Bedürftige zahlten wir Zuschüsse zu den Fahrkosten und für die Unterkunft. Hierzu verwendeten wir vorwiegend Spenden, die uns von Bunzlauern zugeflossen waren.
Daß man bei den zahlreichen Besuchern zur Übernachtung auch Hotels und Gasthäuser in Anspruch nehmen mußte, ist selbstverständlich. Es standen aber eine größere Anzahl preiswerte Bürgerquartiere und auch Freiquartiere zur Verfügung. Bei rechtzeitiger Anmeldung beim städt. Verkehrsamt sind auf Wunsch solche immer zugewiesen worden.
Wenn der Einsender davon spricht, daß es in Siegburg gute und, preiswerte Gaststätten gibt, so können wir dem nur beipflichten. Falls ihm für ein Mittagessen ein Preis abverlangt worden ist, den, wir selbst nicht bilIigen, so wäre es zweckmäßig gewesen, uns damals sofort darauf aufmerksam zu machen. Die Heimatgruppe und auch das städtische Verkehrsamt wären ihm für einen solchen Hinweis sehr dankbar gewesen und hätten sofort Schritte unternommen, diesem Übelstand abzuhelfen.
Zum sogenannten Weinzwang bei der Festveranstaltung im Hotel „Stern“ ist zu sagen, daß es hier am Rhein üblich ist, bei festlichen Gelegenheiten, zuerst Wein zu trinken. Der Heimatgruppe war dieser Brauch nicht bekannt, auch nicht. daß andere Getränke nicht gebracht wurden. Bei Bekanntwerden, hat sie sofort dies abgestellt.
Einen Frühstückzwang gibt es nicht.
Die Erbsensuppe wurde von der hiesigen Ortsgruppe der Schles. Landsmannschaft geliefert. Bei der Abgabe sind nur die reinen Unkosten erhoben worden. Etwa 180 Portionen wurden dem hiesigen Waisenhaus übergeben, da sie auch kostenlos im Saal nicht abgesetzt werden konnten.
Es ist schwer, bei dem Ausmaße dieser Veranstaltung, es allen recht zu machen. Es sollte auch daran gedacht werden, daß alle Mitarbeiter diese Arbeit ehrenamtlich in ihrer Freizeit leisteten. Wir können aber sagen, daß es ein gut gelungenes, Treffen war, wie auch die vielen Dankschreiben erkennen lassen. Den Dank des Herrn Otto Schneider an die Mitarbeiter für die viele Arbeit nehmen wir entgegen.
Dem städtischen Verkehrsamt Siegburg, der hiesigen Ortsgruppe der Landsmannschaft Schlesien sei für den tatkräftigen Einsatz bei diesem Treffen noch besonders gedankt.
Die Heimatgruppe betrachtete damit die Angelegenheit als erledigt.
Heimatgruppe Bunzlau in Siegburg: i. A.: Maria Siemianowsky.
Zu dem Thema Siegburg erhalten wir folgende Zuschriften, denen wir hiermit Raum geben: Wie sehr freue ich mich immer und ich glaube nicht zu viel zu sagen, mit vielen anderen Bunzlauern, wenn die Bunzlauer Heimat-Zeitung im Briefkasten steckt. Ganz besonders nach unseren zwei Heimattreffen in unsrer Patenstadt Siegburg. Aber wie wohl in jedem Freudenbecher auch ein Tropfen Wermut beigemischt ist, so auch in unserer letzten Heimat-Zeitung.
Welch frohe Erinnerungen ließ der Artikel von Fräulein Dörner wieder wach werden; aber ach, die Leserstimme (Otto Schneider, Wilhelmshaven) war wie eine kalte Dusche. Ich möchte mich kurz fassen und, wie unser lieber, verehrter Herr Rektor Peschel oft sagte, „den Stier bei den Hörnern nehmen.“
Kritisieren ist leicht, aber Bessermachen schwer, wenn man bedenkt, daß ehemalige Bunzlauer ja bis jetzt erst 2 oder 3 Jahre in oder bei Siegburg wohnen und diese genau wie jeder andere, der wieder im Beruf steht am Tage arbeiten und sich ja auch erst wieder alles anschaffen müssen, daher nicht in der Lage sind, in Lokalen ihr Geld auszugeben. – Genug davon.
Eines habe ich bei diesem wie bei der ersten Heimattreffen in Siegburg sehr vermißt, daß sich keiner der vielen Herren, ob jung oder alt, bereit gefunden hat, Frau Siemianowsky für all ihre viele Mühe und Opfer (nicht nur an Zeit, sondern auch an Geld) ein Wort des Dankes zu sagen.
Ich möchte nun an dieser Stelle Frau Siemianowsky, unserer rührigen und lieben Stadtmutter für all ihren Einsatz und Aufopferung für die Patenschaftsübernahme der Stadt Siegburg, sowie die Organisation des Heimattreffens, meinen und ich hoffe, nicht fehlzugehen in der Annahme, wenn ich sage aller Teilnehmer herzlichsten und aufrichtigsten Dank zu sagen.
Im übrigen weise ich auf die Zeilen in der BHZ Nr. 6 Seite 11 hin, wo Frau, Siemianowsky ja heute schon darum bittet, Anregungen, Wünsche und Vorschläge für das Heimattreffen 1955 bereits jetzt, schon mitzuteilen,
Nun meine lieben Bunzlauer, strengen Sie sich auch ein bißchen an und bringen, Sie geeignete Vorschläge, wie das nächste Treffen mit wenig Unkosten festlich und, würdig gestaltet werden kann. Dorothea Bonfils.
Als wir in Frankfurt und Umgebung hausenden Bunzlauer uns nach dem Siegburger Treffen wieder hier zu unserem Bunzauer Abend zusammenfanden, da gab es nur eine Stimme: Das Siegburger Treffen war ein so schönes Erlebnis, daß es aus unserer Erinnerung nicht mehr schwinden kann, und der Bericht, den uns unsere liebe Heimatfreundin Margarete Dörner aus Rheine in unserer BHZ gab, entsprach völlig dem Empfinden aller Teilnehmer an diesen Freudentagen. Mit Anerkennung und Dank wurde hier auch der Organisatoren des Treffens gedacht, die uns diese erhebenden und frohen Stunden bereiteten.
Daß bei derartigen Veranstaltungen nicht alles der Meinung aller restlos entsprechen kann, das dürfte man auch ohne die Erfahrungen von München, Hannover und Köln einsehen können.
Deshalb können wir aber auch mit dem „Leserbrief“ von O. Sch., Wilhelmshaven, nicht einverstanden sein. Der Festbeitrag von 1,50 DM wurde auch in München, Hannover und Köln erhoben und wird auch in Frankfurt erhoben werden.
Dort ging aber die Besucherzahl an die halbe Million und die genannten Gaststädte sind reicher als unsere Patenstadt Siegburg. zu der wir das Vertrauen haben, daß sie aus einem Heimattreffen der Vertriebenen kein Geschäft macht. Über den „Weinzwang“ im Festsaal des Hotels „Stern“ waren auch wir, na sagen wir, „erschrocken“.
Davon hatte, aber die Organisatoren unseres Treffens offenbar vorher keine Kenntnis; denn auf ihre Einwirkung hin wurde diese Geschäftsmaßnahme des nichtschlesischen Hotelwirtes aufgehoben. Dankenswert war die Vermittlung eines billigen Eintopfessens für 0,50 DM pro Portion, Auch diesen Preis noch als zu hoch zu bezeichnen, ist wohl doch abwegig. Das Gericht war durchaus als billig zu bezeichnen, und wer es für notwendig hielt, dem blieb es unbenommen, sich zwei Portionen zu leisten.
Wir wollen nicht vergessen, daß Vorbereitungen solcher Heimattreffen eine enorme Vorarbeit erfordern und, wenn uns von unseren Heimatfreunden in Siegburg derartig schöne Tage wie am 1. und 2. Mai bereitet wurden, lieber auf die Veröffentlichung von Beanstandungen einzelner verzichten, als den Organisatoren unserer Freudentage ihre Freude an zukünftiger Arbeit für uns zu beschränken.
Persönliche Wünsche könnten im direkten Briefverkehr mit den Siegburger Organisationen erörtert werden. Sie werden. das Vertrauen haben wir, im nächsten Jahre erfüllt werden, wenn die Erfüllung möglich ist.
Hübner.