Der Promenadenteich in Bunzlau
August Dörner. Erstveröffentlichung: Bunzlauer Stadtblatt, 8. Juli 1939
Zu den Schönheiten, die unserer Promenade ein besonderes und charakteristisches Merkmal verleihen, gehört auch der Promenadenteich, der seiner Lage am Odeon wegen vielfach auch Odeonteich genannt wird. Er repräsentiert gleichzeitig ein Stück alter Bunzlauer Ortsgeschichte; denn seine Anfänge gehen in die Zeit zurück, in der vor Jahrhunderten die Einwohnerschaft die Stadt zum Schutze gegen feindliche Einfälle mit einer doppelten Mauer und mit einem Wallgraben umgeben hat. Die Mauern, die ursprünglich nicht aus Steinwerk bestanden, sondern eine aus Holzwerk und Lehm hergestellte Umfriedung bildeten, sollen bald nach der Gründung der Stadt Bunzlau, in der Zeit des Herzogs Boleslaus I. (gest. 1201) entstanden sein; mit Sicherheit darf angenommen werden, daß sie in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, jedenfalls nicht später, angelegt worden sind, während die massiven steinernen Mauern, von denen heute noch reichlich Reste vorhanden sind, erst in den Jahren 1479 und 1480 gebaut worden sind. Von jeher wird außerhalb der Stadtmauer der Teich erwähnt, der unter dem wenig poetischen Namen „Sauteich“ bekannt war.
Ehemals hat der Teich nicht die Breite des heutigen Promenadenteiches mit seiner 3800 Quadratmeter großen Oberfläche eingenommen. Um diesem die erforderliche Größe zu geben, haben die einstigen Grabenufer absichtliche Ausbuchtungen erfahren. Der Teich hält dauernd Zufuhr frischen Wassers, und zwar früher aus dem Queckbrunnen, der jedoch kein Wasser mehr gibt, seitdem sich durch Anlage des alten und neuen Wasserwerks der Wasserspiegel andauernd gesenkt hat. Der Teich bekam auch noch Zufluß von mehreren kleinen Quellen am Erlendreieck, von wo auch das Wasser in Röhren in die Stadt geleitet wurde. Das Überlaufwasser, das die Röhren nicht fassen konnten, lief in den Promenadenteich. Eine solche Quelle speist auch heute noch den Teich, jedoch so wenig, daß mitunter Leitungswasser zugeführt werden muß. Der Abfluß des überflüssigen Wassers erfolgt durch zwei dicht am Promenadenwege gelegene Kanäle.
Am Westufer des Odeonteiches erfreuen uns wohlgepflegte Rasenplätze mit Gruppen von Palmengewächsen und blühende Gesträuche, von denen die Alpenrose (Rhododendron) und die japanische Quitte besonders auffallen. Jenseits der Rasenplätze liegt der vormals blütenreiche Garten der alten Stadtgärtnerei, die sich an die von Schlinggewächsen zum Teil überkleidete altersgraue innere Stadtmauer anlehnt. Der Garten, der vordem durch den Reichtum seltener Pflanzen mit duftender Blütenfülle auf den Besucher einen eigenartigen Reiz ausübte, liegt auf geschichtlichem Boden. Er bildet einen Teil des ehemals zwischen den beiden Stadtmauern liegenden „Zwingers“; auch von der äußeren alten Mauer sind noch Reste vorhanden, auf denen allerhand blühende Pflanzen anspruchsloser Art wuchern. Heute befindet sich in diesem Garten ein vielbesuchter und sorgsam betreuter Zoo mit Aquarium und Terrarium und einem in der Mitte gelegenen Teich mit einer niedlichen Brunnenanlage. Dicht am Garten steht das alte, von poetischem Hauch umwehte, malerische Gärtnerhaus, an das sich eine mit Kalk- und Schlackensteingebilden, springendem Wasser und reichem Blumen- und Blattwerk ausgestattete Grotte anschließt, die viel besucht und bewundert wird. Die nach Farbe hungernden Bänke unter dem weiten Laubdach der hohen Bäume sind während des Tages meist von unseren alten Promenadenphilosophen besetzt, die gewöhnlich einen regen Gedankenaustausch pflegen. Es ist nicht uninteressant, ihnen einmal zuzuhören, mir welch verblüffender Einfachheit die schwersten Probleme von ihnen gelöst werden.
Ein Blick über den Teich bietet uns ein märchenhaft schönes Bild. Eine drüben am Ufer stehende Baumgruppe wirkt durch die Mannigfaltigkeit ihres Blattwerkes in Farbe und Form, durch ihre Kronen und Stämme geradezu überraschend und fesselt das Auge, das sich von der Schönheit dieses Eindruckes kaum loszureißen vermag. Im Hintergrund steht eine Blutbuche mit braunen, rotgeräderten Blättern, die in das helle Grün einen ernsten Farbenton werfen. Dicht am Ufer, melancholisch und müde vornübergebeugt, als suche sie etwas im Wasser, eine Weide mit niederhängenden, dünnen Zweigen. Und endlich vor uns dicht am Ufer des Teiches das Konzerthaus „Odeon“, das mit seinem von mächtigen Säulen getragenen Vorbau einen stattlichen Eindruck macht. Immer, wenn wir die Promenade am Teiche entlangschreiten und hinüberblicken auf das Bauwerk mit seiner ansprechenden Vorderfront und wahrnehmen, wie es sich, vielleicht von den Abendsonnenstrahlen rosig und goldig übergossen oder bei abendlicher Beleuchtung unzähliger elektrischer Lichtlein im Gewässer widerspiegelt und dadurch den Anschein ungeheurer Größe erhält, genießen wir ein Bild von eigenem Reiz, und unwillkürlich werden wir an die Uhlandsche Strophe vom „Hohen Schloß“ erinnert, das „niedersteigen möchte in die spiegelklare Flut“. Der am „Odeon“ liegende freundliche Gesellschaftsgarten reicht bis dicht ans Teichufer heran. In ihm stehen mehrere Roßkastanien, deren mächtige hohe Kronen den Garten überschatten und das Konzerthaus überragen, als wollten sie dieses in ihren Schutz nehmen. Im Frühjahr erfreuen uns die Bäume mit ihren Blütensträußen, die wie festliche Leuchter erscheinen, deren Lichter durch die Kronen flackern.
In der Mitte des Teiches liegt eine Insel, ein Miniatureiland, das von mehreren mächtigen Weiden überschattet wird und zwischen deren Stämmen ein größeres Geflügelhäuschen steht. Drei auf Pfählen im Wasser errichtete Entenbruthäuschen befinden sich unweit des östlichen Teichufers. Belebt wird der Teich von einem Schwanenpaar, das augenblicklich Elternfreuden genießt und sechs Nachkömmlinge betreut, ferner von einer Anzahl prächtiger Engen und von Karpfen die sich ebenfalls wie das Geflügel bei guter Pflege durch Mutter „Beate“ sehr wohlfühlen und gut gedeihen.
Am Ufer des Teiches entlang gedeihen in üppiger Fülle zahlreiche Wasserpflanzen. In der Nähe des Odeons siedelt die Pestwurz, deren fleischfarbene Blütenkolben schon im zeitigen Frühjahr unsere Aufmerksamkeit auf sich lenken. Die großen runden Blätter bedecken eine zweiten Platz der Uferböschung. Am Ufer, das sich an der Promenade entlang zieht, wächst in großer Menge eine schilfartige Sumpfpflanze, der Kalmus (Acorus calamus), dessen würzhafter Wurzelstock vielfach als Heilmittel Verwendung findet.
Wenn an schönen, lauen Frühlings und Sommerabenden aus dem Garten des „Odeon“ die Klänge froher Konzertmusik über den Teich nach der Promenade dringe, dann promeniert hier jung und alt. Der stille Beobachter glaubt sich bei Betrachtung des lebensfrohen Bildes auf den Kurplatz irgendeines schlesischen Badeortes versetzt, wo die Kurgäste bei froher Musik eines Kurkonzerts genau so lustwandeln wie die Bunzlauer auf ihrer bescheideneren Promenade am Odeonteiche.
Hier wie dort bemerkt man Lebensfreude, Frohsinn und Heiterkeit, Menschen, die die Nöte und Sorgen des Lebens auf einige Zeit vergessen und sich unbekümmertem Glücklichsein überlassen. Und wenn der Besucher dieser Abendstunde wieder zurückkehrt in sein stilles Heim, wird ihm so recht bewußt, daß Bunzlau doch ein schönes Städtchen ist und daß vor allen sein Promenadenteich etwas ungemein Anziehendes hat, das ihn wie ein zarter Hauch süßer Poesie umweht. A. Dörner.
Fischzug im Odeonteich
Ohne Autor. Erstveröffentlichung: Bunzlauer Stadtblatt, 12. November 1940
Der Fischzug, der alle zwei Jahre im Odeonteiche durchgeführt wird, ist heute vormittag vorgenommen worden. Zu diesem Zwecke wurde gestern vormittag der Teich abgelassen; heute morgen war vom ganzen Odeonteich nur noch eine größere Lache übrig geblieben. Gegen 9 Uhr wurde mit Hilfe eines Kahns mit dem Herausholen der Fische begonnen. Gegen 11 Uhr war der Fischzug, der eine größere Menge Zuschauer angelockt hatte, im ganzen beendet. Die Fische wurden in Bottiche, die im Hofraum der alten Stadtgärtnerei aufgestellt waren, geschafft. Insgesamt wurden 183 Karpfen im Gewicht von durchschnittlich 1,5 kg, ferner eine Anzahl von Schleien und eine Menge von Weißfischen aus dem Teiche herausgeholt. Unter den Karpfen befand sich ein Fisch von mindestens 7,5 kg Gewicht.; bekanntlich war beim Fischzug vor zwei Jahren absichtlich ein großer Karpfen zurückgelassen worden. Erwähnt sei, daß die Fische durch den großen Frost des letzten Winters nicht gelitten haben, wie vielfach befürchtet worden war. Die Fische bleiben sämtlich zum Verkauf in Bunzlau.
Bunzlauer Drehscheibe
Theo Körling. Erstveröffentlichung: Bunzlauer Stadtblatt, 20. Juni 1942
Aber was sagen Sie zu unseren Schwänen? Kürzlich noch wollte sich jemand am Ufer des Odeonteiches die Hände waschen, als der Schwanenvater mit gespreiztem Gefieder wütend auf den Störenfried zuschoß. Wußte der denn nicht, daß drüben im Häuschen Frau Schwan saß und auf den Eiern brütete? Es müssen langweilige Wochen gewesen sein, um so schlimmer, als solch einer Schwanenfrau nicht einmal Lektüre zur Verfügung steht, um sich die Zeit zu verkürzen. Aber nun haben doch fünf junge kleine graue Schwäne das Licht der Welt erblickt, und es wird nicht lange dauern, dann werden wir sie munter neben der Alten auf dem Teich umherschwimmen sehen. Eine Zeitlang wird der Vater dieser Familie noch stolz tun, bis das Neue seinen Reiz verliert, und er sich im nächsten Jahre dann schon mit aller Freundlichkeit seinen eigenen Töchtern zuwendet. Die Schwäne haben das so an sich.
Um unseren Soldaten, die draußen diese Zeilen lesen, noch mehr von ihrer Heimatstadt zu erzählen, so wollen wir den Bummel durch Bunzlau ein wenig fortsetzen.
Ihr werdet fragen, wie es rund um den Odeonteich aussieht? Letzthin haben wir euch ja einige Stimmungsbilder davon gegeben. Die Bänke sind an schönen Abenden meist besetzt. Es gibt dann Freikonzert, das wißt ihr ja. In der Abendstunde, solange es noch hell und warm ist, sitzt das reifere Alter dort. Manchmal wird vom Krieg und meistens vom guten Essen gesprochen. Oft kann einem das Wasser im Munde zusammenlaufen, was da für schöne Gerichte zusammengestellt werden. Es ist kein Wunder, Frauen erzählen sich ja immer gern vom Kochen. Und man hört auch manchen guten Ratschlag, wie mir diesem oder jenem Küchentrick doch noch Wunderdinge im Kochtopf entstanden sind.
Wenn es dann zu dämmern beginnt, räumt das reifere Alter die Bänke. Eine Weile stehen drauf die Bänke manchmal leer, aber je mehr die Dunkelheit zunimmt, um so mehr wird wieder von den Bänken Besitz genommen. Meist sitzen dann nur zwei auf einer Bank oder vier. In diesem Falle sind es bestimmt Soldaten, die von ihrem schönen Rheinland oder vom Donauland schwärmen, während zwei junge Mädchen, die ihr liebes Bunzlau kaum weiter als bis nach dem Riesengebirge verlassen haben, ihnen mit Andacht zuhören.
Einmal meinte einer auch ganz keß: „Wenn ich Ihnen nun bitten würde,Fräulein, mit nach der Zeche zu kommen, was würden Sie da antworten?“ Er erhielt eine Antwort, die alles andere als schmachtend klang. Wir konnten sie nur leider nicht verstehen.
Sonst sieht es überall schmuck in Bunzlau aus. Selbst der Rosengaren, der in den letzten Wochen so zerrupft wirkte, wie die Perücke eines Naturburschen in der Theatergarderobe, hat wieder durch einige Sensenschnitte ein manierliches Gepräge bekommen. Am Bober war e in der letzten Woche etwas stiller. Aber „es wird schon wieder wär‘n“, sagt die Mutter Bärn.
Nur mit der Ehe der Französin, bei der damals ein Bunzlauer in Quartier lag, ist nichts mehr geworden. Ihr Mann hat sich nun doch scheiden lassen, weil die Frau in den letzten vier Jahren sich dreizehnmal das Haar umgefärbt hatte. Er kannte sich nicht mehr aus.
Aus den Chroniken
1606. Den 2. Mai ist des alten George Liebalds Sohn, ein Jüngling von 21 Jahren, beim Säuteiche ertrunken, ward hernach stille begraben von Wurzel Franzen auf den Oberkirchhof.
1625 am 15. Februar wurde ein vermißter Knecht im Sauteiche gefunden und ebenso wie eine Fleischerfrau, die den Tod im Schloßteiche gesucht hatte, durch den Nachrichter vergraben.
1697 am 21. Mai wüthete ein so heftiger Sturm, daß er nicht nur viele Häuser ganz abdeckte, sondern auch mehrere Häuser, Scheune und Ställe ganz umstürzte; sogar 12 – 18klaftrige Eichen entwurzelte. Aus dem Sauteiche und mehrern andern trieb der Sturm das Wasser so heraus, daß die Fische nur im Schlamme lagen. Der durch den Sturm verursachte Schaden wurde vom Rath auf 12000 Thlr. geschätzt.
1747. Weil aber, sagt das Urbarium, die „Brunnen“ des Sandbergs bei trockener Witterung nicht wasserreich, die Röhren aber bei starkem Froste ausgefroren, mithin die Bewohner der Obervorstadt, insbsondere die Obergasse das Wasser öfters karieren müssen, so hat der Magistrat 1747 mittelst neugesuchter Quellen unweit des Queckbrunnens und Wasserleitungen in dem Graben beim Sauteiche eine Wasserkunst von Steinen erbaut, wodurch der Obergasse hingänglich Wasser zugeführt wird. W.
1809. Am 17. Juli wurde der bei dem Rotgerber Munzke in Arbeit stehende Geselle im Sauteiche ertrunken gefunden.
1810. Am 10ten ertrank in dem Sauteiche Karl Gottfr. Fischer, 15 Jahr 4 Monate alt; er schwemmte das Pferd des Sandschenken Hilbig, wurde abgeworfen und fand auf diese Weise seinen Tod.
1868, 16. August: Wasserhebewerk im Stadtgraben neben dem Odeonteich abgebrochen, erbaut 1747 von Gottfr. Zahn.
1876: 4. Februar. Schlittschuhlaufen mit Musik auf dem Odeonteiche.
1869. Im September 1869 baute man in den „Sauteich“ eine 10 Fuß lange Insel. Die vor diesem Teich im Grunde des dort sehr tiefen Wallgrabens stehende, von dem Waisenhausgründer Zahn 1747 erbaute steinerne Wasserkunst, die Wasser in die Oberstadt trieb, war noch in Betrieb, ebenso die Oberbleiche von Sauer, wo jetzt die Synagoge steht. Am Erlendreieck unweit er Silberpappel befindet sich ein rechteckiges Wasserbecken. Der Zwinger zwischen der jetzigen Grotte und dem Halbturm im Pfarrgarten, vor dem sich ein zweites rundes Rondell befindet, war als Ziergarten an den Kreisgerichtsdirektor Geheimen Justizrat Lachmund verpachtet.
1870: Hinsichtlich der Bauverwaltung ist erwähnenswert Schlämmung des ehemaligen Sauteiches, welcher reguliert und mit eiserner Umfassung bewährt als Promenadenteich zur Verschönerung der städtischen Spaziergänge dient. Die Wasserleitung erforderte eine Ausgabe von 1483 Thaler, worunter 405 Thaler zur Beschaffung eiserner Röhren.
1884: Der Promenadenteich heißt erst so, seitdem er ein anständigeres Aussehen gewonnen hat; früher trug er seit undenklichen Zeiten die verdiente Benennung Säu- oder Sauteich. Sein Wasserstand war ehedem vielleicht bedeutender, so daß er bei anhaltendem Regenwetter, wie es 1602 geschah, in gefährlicher Weise austreten konnte. Gegen solche Zufälle sicherte man sich durch einen Damm. Auf diesem wurden 1731 bei Anwesenheit des Kurfürsten von Mainz, der nach Klitschdorf zur Auerhahnbalze geladen war, 5 Mörser abgeschossen. Vom Teiche führte ein Rohr in die Stadt, welches man bei Feuersgefahr öffnete. Wie die Fischerei darin gepflegt wurde, dafür nur ein Beispiel aus dem Rechnungsbuche von 1629/30: Am 23. Februar 1630 werden gezahlt für 1,5 Schock Samenkarpfen (à 2 Gr.) und 43 Karpfen (à 5 Gr.) in den Sauteich 7 Thlr. 8 Gr. 7,5 Pf. In seiner Nähe lag im 16. Jahrhundert ein Haus des Sebastian Namsler, ein Gärtlein mit Scheune und der bereits erwähnte Bleichgarten, auf dessen Platze die jetzige Synagoge steht.
1921: Anfang Januar wurde der Odeonteich abgelassen und befischt. Das Pfund Karpfen brachte 8 M.
1926: Das Odeon steht im Sumpfe auf Pfahlrosten. Deshalb ist es auch unmöglich, den etwas niedrigen Odeonsaal höher zu bauen. Das früher öfters aufgetauchte Projekt mußte immer fallen gelassen werden. Der Ablauf des Sauteiches neben dem Promenadenwege an der Stadtseite war so tief, das man ihn zum Antrieb für eine „Wasserkunst“ benutzen konnte. Es war dies ein 1747 erbautes Steinhaus mit Ziegeldach, das dort aus dem Graben heraufreichte. Uns Kindern war das in ihm unablässig ertönende, unregelmäßig pochende und polternde Geräusch unheimlich genug. Die Anlage versorgte einige Grundstücke der Oberstadt mit Trinkwasser. Der Sauteich, der nach Bergemann I S. 48, schon 1452 vorhanden war, wird gleichzeitig reguliert worden sein, um ihn als Feuerreservoir, wahrscheinlich auch als Fischteich, auszunutzen. An seinem Westrande wurde ein Damm aufgeschüttet, den man noch jetzt erkennen kann, wenn man von der Nikolaistraße zum Teiche hinaufschreitet.
1936: 15. 8. Die Bänke der Anlagen sind seit einigen Tagen das Ziel einiger Uebermütiger. Heute früh konnte die Feststellung gemacht werden, daß am Odeonteich alle Bänke quer auf dem Promenadenweg standen, umgekippt waren und sogar im Teich selbst schwammen zwei. Hoffentlich gelingt es bald, den Rohlingen das Handwerk zu legen.
1937: (Artur Schiller) Dann legte man Fischteiche an oder baute vorhandene Teiche als solche aus. Der bekannteste Teich ist der Promenadenteich, der früher „Sauteich“ hieß. weil die Wildschweine bis hierher zur Suhle kamen. Aus dem Abflusse dieses Teiches wurde übrigens eine kleine Mühle in der Gegend des Hirsewinkels, die Hohe Mühle betrieben. Der Teich wird schon 1425 erwähnt. 1697 wütete ein solcher Sturm, daß sein Wasser herausgejagd wurde und die Fische auf dem Schlamme lagen. Am 23. Februar 1630 wurden für diesen Teich beschafft 11/2 Schock Samenkarpfen à 2 Groschen und 43 Karpfen à 5 Groschen.