Museumsberichte von Artur Schiller

Veröffentlicht von Milan Koncz am

In seinen regelmäßig im Bunzlauer Stadtblatt veröffentlichten „Museumsberichten“ dokumentier Geheimrat Artur Schiller über mehr als zwanzig Jahre die  Bestände bzw. die Neueingänge des Bunzlauer Museums. Nur ein Teil der Berichte ist erhalten geblieben. Am Ende waren es über hundert. Dem aufmerksamen Leser wird sich schnell erschließen, welche unwiderbringlichen Schätze im Februar 1945 verloren gegangen sind.

Neuerwerbungen des Museums

Berichtet von Geheimrat Schiller. Bunzlauer Stadtblatt 5. 4. 1922

Es ist eine angenehme Pflicht, mit Dank für die Spender über eine Anzahl von Gegenständen zu berichten, die in der letzten Zeit wiederum unserem sich immer mehr vervollkommnenden Museum zugewendet worden sind.

Stadtjugendpfleger Adam gab einen Band Bunzlauer Sonntagsblätter von 1886, der besonders wegen eines darin befindlichen Berichts über die Geschichte der Erbauung des evangelischen Kirchturms interessiert.

Von Frau Karoline Anders erhielten wir eine Bibel von Leipzig 1704, aus dem Besitze des Joh. Gottlieb Kunzendorff, geboren in Altenlohm am 1. Januar 1812, und ein Andachtsbuch „Evangel. Prediger- und Hirtenstimme, Hirschberg 1799.

Frau Berta Berthold schenkte zwei Photographien des Bunzlauer Marktplatzes und einen Band Gedichte des verstorbenen Pastors Schmidt. Herr von Freyberg übersandte eine frühgeschichtliche eiserne Speerspitze, am 19. März d. J. auf Klein-Gollnischer Feldmark neben Urnenscherben beim Ausheben von Baumlöchern gefunden. Von Peter Gansel wurde überwiesen ein Tauschvertrag vom 30. April 1852 zwischen der Stadt und Engelhardt Gansel über einige Grundflächen an der eben begradigten Löwenberger Straße. Photograph Gebauer steuerte aus seinem Verlage drei Ansichtsalbums bei betreffend das 150jährige Waisenhausjubiläums vom 2. bis 4. Juni 1904 und des 100jährigen Jubiläums der Mädchenpensionsanstalt in Gnadenberg vom 6. bis 7. Juni 1910. Ein altertümliches messingenes Brillengestell schenkte Mechaniker Hoensch. Otto Lepper in Nürnberg sandte die nachbezeicneten hübschen Objekte: Festschrift vom 18. Oktober zum 25jährigen Jubiläum der „Harmonie“. Einen Satz Reklamemarken von Bunzlau. Messingring mit Achat, gefertigt vom Gürtlermeister Ernst Scholz hier um 1830. Silberne Medaille, vergoldet, von Looß mit der Inschrift:

Der Fleiß benutzt die Zeit.

Die Zeit belohnt den Fleiß.

Kriegsdenkmünze 1870/71. Wappenbild der Familie Riedel, wobei zu bemerkten ist, daß die Gattin des Lehrers Gust. Ferd. Pils eine geborene Riedel aus Haynau war. Schließlich ein geschmackvoll eingerahmtes Arrangement von 46 Stück Nürrnberg-Fürther Notgeld.

Eine Vormundschaftsrechnung von Ober-Thomaswaldau 1828 spendete Siegfried Rudolf, Gnadenberg.

Dr. Schroedter schenkte einen Infanteriesäbel von 1810.

Aus Berlin-Köpenick kam von Rechnungsrat Walter ein mit vielen Siegeln bedruckter Lehrbrief für den Jäger Joh. Christ. Walter aus Hinterheide, von Rückenwaldau, den 1. März 1789; der dazu gebrauchte Stempelbogen zeigt ein schönes Wasserzeichen „Schweidnitz 1787“, dazu den Preußischen Adler.

Ferner kamen sechs Stück Tonnotgeld von Meißen und Dresden, ein Spazierstock mit Elfenbeinkugelknopf und zwei sehr schöne altberliner Porzellanfiguren (Biskuit), die Gerechtigkeit und die Barmherzigkeit.

Es dürfte manche unserer Leser interessiere, daß Mitte März auf einer Autographenauktion bei Genries in Berlin ein eigenhändiges Gedicht von Martin Opitz 2200 M und ein Stammbuchblatt desselben Dichters 2700 M erbrachten.

Vom Museum und vom Archiv

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt 2. Juni 1924

Es dürfte an der Zeit sein, wieder einmal die Neueingänge der letzten Wochen mitzuteilen, um zu zeigen, daß unser Museum unaufhörlich und stetig wächst, sowohl durch Gaben freundlicher Spender, als auch durch andere Erwerbungen.

Steueramtmann Böhm gab einen handschriftlichen Katechismus „Lauter Milch der göttlichen Wahrheit“, ausgearbeitet von Nikolaus Skerschick in Frankenstein 1818, der besonders graphisch interessant ist, Junglehrer Feist das Notgeld von Striegau, 5 Stück mit verschiedenen Bildern des Alten Fritz, Redaktion des „Bunzlauer Stadtblattes“ das neue Buch des Afrikahelden General Rochus Schmidt (Sohn des Oberförsters Schmidt in Grasegrund) „Aus kolonialer Frühzeit“, Safariverlag, Berlin W. 9, 1923. Eine schöne Schildpattdose stiftete Mechaniker Hoensch; auf dem Deckel der runden Dose sind zwei niedliche Kinder porträtiert, und zwar durch den nicht unberühmten Jean Meno Haas, der Kupferstecher und Miniaturmaler war, geboren 1752 in Kopenhagen, gestorben 1833 in Berlin. Frau Hoferichter schenkte ein Hirschberger Gesangbuch von 1812 und ein gerade 100 Jahre altes Andachtsbuch, Gebete und Lieder, von Dr. Schwolck, Berlin 1823. Nicht weniger als 80 Stück verschiedenes Notgeld gab Herr Hartmann aus Groß-Hartmannsdorf. Kaufmann Fritz Lessig überließ uns ein Einnahme- und Ausgabebuch eines Dr. med. Rohowsky, Glogau 1809 – 15; ein Verwandter dieses Rohowsky gleichen Namens war hier ein gesuchter Arzt. Fritz Mohr (Grünberg) spendete 4 Stück Tongeld von Grünberg und vermehrte damit unsere Spezialsammlung keramischen Notgeldes. Ein Stück weiß auf blau gedruckte Leinwand mit religiösen Darstellungen verdanken wir Herrn Lehrer Tauscher. Ein alter Bunzlauer und ständiger Leser des „Bunzlauer Stadtblattes“, der starkes Interesse für seine Vaterstadt hat, Herr Samuel Unger in Charlottenburg, erfreute uns durch verschiedene Drucksachen, unter denen die Urkunde über die Grundsteinlegung der hiesigen Synagoge vom 29. Mai 1877 hervorzuheben ist. Drei Medaillen gab Hausverwalter K. Wethekam.

Wir erwarben die Abhandlung von Krollmann, ein Brief Martin Opitzens (von Paris, den 25. Juli 1630) aus dem Fürstlich Dohnaischen Hausarchive in Schlobitten, Abdruck aus der „Altpreußischen Monatsschrift“ Band 44 Heft 4. Ferner: Beschreibung von Bunzlau mit 12 guten Abbildungen, aus der „Ostdeutschen Bauzeitung“ 16. Jahrgang 1918, und schließlich den Aufsatz von Kalesse über „Altes Bunzlauer Steingut“ aus der Zeitschrift „Kunst und Gewerbe“ Jahrgang 1883. Die systematische Vermehrung der Bunzlauer Literatur in unserem Museum ist zur Jetztzeit nicht leicht. So konnten wir den letztgenannten Aufsatz nur in Abschrift erhalten, die uns aber das Germanische Museum in Nürnberg kostenlos lieferte, weil die Stadt Bunzlau seit Jahren für dieses Museum Interesse gezeigt hat.

Seit Anfang März 1922 ordnet Schreiber dieses im Auftrag des Magistrats das hiesige nicht unbedeutende städtische Archiv. Die intrikate Arbeit wird demjenigen erleichtert, der seit früherster Kindheit die örtlichen Verhältnisse mit Interesse beobachtet hat. Jetzt nach 5/4jährigem Bemühen ist die oberflächliche Sichtung ihrem Ende nahe. Es ist das auch gut, da das Archiv demnächst aus seinem bisherigen Raume neben dem Vorzimmer des Stadtverordnetensitzungssaales in ein neu eingerichtetes gewölbtes Parterrezimmer an der Westfront zwischen den beiden Flügel der Freitreppe übergeführt werden soll. Es galt zunächst, ein gewisses System für die Neuordnung der Archivschätze zu finden, und zwar, was die Sache schwierig macht, bevor man genau übersah, was eigentlich da ist. Verführerisch winkten unter dem Wappen an der Südfront des Rathauses die Worte auf dem Spruchbande:

„Curia, jura, salus gesnque Bolesla tua“.

die ein System für das Archiv zu bieten schienen, nämlich: Stadtbesitz und -behörden, städtische Rechtsordnung, Verwaltung und Geschichte, Bürgerschaft. Dieser Weg konnte aber als nicht gangbar nicht betreten werden. Wir wählten, freilich als rein äußerlich, aber durch einen Zettelkatalog und ein alphabetisches Notizbuch unterstützt, folgende Vierteilung, in die wenigstens alle Objekte zweifelsfrei unterzubringen sind:

Abteilung I Bücher, d. h. handschriftliche fortlaufende Eintragungen in Form von Büchern und Heften,

Abteilung II eigentliche Urkunden, handschriftliche und gedruckte, lose Blätter und Bogen,

Abteilung III Akten, Vereinigungen von Bogen und Blättern, die ein und dieselbe Angelegenheit betreffen, in Aktenbündeln, schließlich

Abteilung IV Verschiedenes, z. B. Bilder, Zeichnungen, Pläne, Siegelstempel und dergleichen.

Hinzu treten eine Anzahl mehr oder weniger wichtiger gedruckter Bücher, die der Abteilung I anzugliedern sind.

Ueber den Inhalt des Archivs ließe sich natürlich schon heute unendlich viel sagen und schreiben. Wir kommen auf allgemein ineressantere Punkte gelegentlich zurück.

Das städtische Museum und der Kreis Bunzlau

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt 3. August 1924

Die Stadt Bunzlau und der Kreis Bunzlau stehen in so engem Zusammenhange, daß das städtische Museum, unterstützt von den Kreisbehörden, mit Recht seit Jahr und Tag sich bestrebt hat, seine Sammeltätigkeit auf Gegenstände auszudehnen, die die Ortschaften des Kreises außer Stadt Bunzlau betreffen.

Wenn auch diese Arbeit noch lange nicht zu einem Höhepunkte gediehen ist, so ist doch schon ein ansehnlicher Anfang gemacht, die hier gegebene Aufzählung wird gewiß manche wertgeschätzte Kreisinsassen veranlassen, unser Bestreben mit Rat und Tat zu unterstützen.

Bemerkt sei, daß ein Notizbuch im Museum angelegt ist, in welchem die vorhandenen Objekte nach Ortschaften verzeichnet sind. Den ganzen Kreis betrifft folgendes:

Lehmann und Prüfer, Unser Heimatkreis, Fernbach (Bunzlau) 1910; Peter Gansel, Aus der Urzeit unseres Heimatkreises; Ludwig, Ueber heidnische Gräberfelder im Kreise Bunzlau; Statistik des Kreises Bunzlau 1859 – 1861 (von Landrat Graf Reichenbach); Beck, der Kreis Bunzlau, 1864; Ed. Dewitz, Kreissekretär, Geschichte des Kreises Bunzlau, Selbstverlag, 1884; Ernst Weiß, Seminarlehrer, Führer durch Stadt und Kreis Bunzlau, zweite Auflage der Schrift: Der Kreis Bunzlau, von Stenzel 1899; Wernicke, Stadt und Kreis Bunzlau, geschildert von einem Historiographen des 17. Jahrhunderts (Lucae), aus Nr. 60 des „Niederschl. Kuriers“ vom 21. Mai 1885; kolorierter Kupferstich, Bunzlauer Landleute, Trachtenbild um 1780; Handzeichnung des Kreishauses vom April 1875, von Stadtbaurat Dörich.

Alte Stahlstiche sind vorhanden von Aslau, Drüssel, Hartmannsdorf, Jäschwitz, Lichtenwaldau, Alt-Oels, Schönfeld, Thomaswaldau, Tillendorf, etwa aus dem Jahre 1800. Auf dem Blatte Thomaswaldau befindet sich eine Widmung des Zeichners W. (Abkürzung des Namens des Topographen Werner?) an Hans Christian (Christoph) von Axleben, genannt Magnus; welcher von mehreren dieses Namens gemeint ist, ist nicht festzustellen.

Ansichtskarten, für Sammelzwecke nicht unwichtig, besitzen wir von Aschitzau, Birkenbrück, Gnadenberg, Greulich, Jäschwitz, Kittlitztreben, Klitschdorf, Krauschen, Liebichau, Looswitz, Martinwaldau, Mittlau, Naumburg (14 Stück), Neuen, Neundorf, Ottendorf, Possen, Schönfeld, Tillendorf, Warthau, Wehrau. Diese sind in einem Album, in dem noch viel Platz ist, vereinigt.

Photographien: Dobrau, Kiesschacht 1890; Kirchplatz Gnadenberg; ev. Kirche Groß-Hartmannsdorf; Schloß Klitschdorf, Rechenbergisches Altarwerk in der kath. Kirche; die Berghäuser bei Kroischwitz; Linden, Waldbrand vom 17. Juli 1921; Looswitzer Steinbrüche; Neundorf, Kirche; Steinkreuz Ottendorf; Rothlach; Schwmme und Schmiede in Ober-Schönfeld; Siegersdorf, Hochwasser 1898; Kirche und Pfarrhaus Thomaswaldau 1880; Tschirne, Photographie des am 30. Oktober 1899 geweihten Kirchturms; Wehrau, Jennybrücke. Dazu eine Fliegeraufnahme von Thomaswaldau.

Bilder: Federzeichnung des Kunstmalers Gerhard Reisch (Grünberg), Schloß Gießmannsdorf; bunt getönte Federzeichnung von demselben, Partie von der Dorfstraße in Gießmannsdorf; Gnadenberg, Lithographie von Göhde, buntes Bild, gezeichnet und radiert von F. a. Tittel in Schmiedeberg, Stich, Verlag von F. W. Neuhäuser in Niesky, und andere Bilder, großes Oelbild des Schlosses Klitschdorf von dem Bunzlauer Maler A. Müller 1898; Aquarelle der Gräfin Lüttichau in Bunzlau vom Gutshause in Rothlach und von der Jakobikirche in Tillendorf.

Von dem Prachtwerke von Duncker (Berlin), die Schlösser und Landsitze der Preußischen Monarchie, sind angekauft die Blätter Schloß Gießmannsdorf, Kittlitztreben, Modlau und Warthau mit den dazu gehörigen gedruckten geschichtlichen Bemerkungen. Gießmannsdorf und Kittlitztreben sind nach Aquarellen des am 24. Dezember 1823 in Bunzlau geborenen Kusntmalers Theodor Blätterbauer († 30. Juni 1906 in Liegnitz) gefertigt.

Zeichnungen: Aschitzauer Queisbrücke, ev. Kirche in Greulich, in Günthersdorf, Groß-Hartmannsdorf, Alt-Jäschwitz, auch Skizzen der alten Kirche in Jäschwitz von Engelhard Gansel von 1840 – 42, Lageplan des neuen Schlosses in Klitschdorf, kath. Kirche in Kroischwitz, Brunnenrand im Lindenhof in Martinwaldau mit seltsamen Zeichen und mit Jahreszahlen von 1565 bis 1709, kath. Schule in Ober-Thomaswaldau und drei sehr schöne Bauzeichnungen der ev. Kirche in Tillendorf von 1825.

Ortsgeschichtliche Aufsätze von dem bekannten Sammler und Ortskenner Hausbesitzer Ludwig in Tschirne, meist mit Abbildung: von Aslau, Birkenbrück, Eichberg, Gersdorf a. Qu., Gießmannsdorf, Groß- und Klein Gollnisch, Hartmannsdorf, Herrmannsdorf, Jäschwitz, Kittlitztreben, Klitschdorf, Mittlau, Naumburg, Neuen, Neundorf, Ottendorf, Seifersdorf, Siegersdorf, Schöndorf, Thomaswaldau, Thommendorf, Tiefenfurt, Tschirne, Ullersdorf und Waldau.

Heldendenkmäler, Abbildungen und Notizen: Gießmannsdorf, Greulich, Groß-Hartmannsdorf, Hinterheide, Kromnitz, Liebichau, Naumburg, Neundorf, Ottendorf, Seifersdorf, Schönfeld und Tschirne. Zu letzterem eine eingehende geschichtliche Ausarbeitung von Ludwig.

Die einzelnen Ortschaften

Aslau. Alphabet in 20 Zentimeter großen, bunt angelegten Buchstaben, gezeichnet 1777 von einem Aslauer Lehrer M. R. F.

Birkenbrück. Fund von 318 Silbermünzen, aufgedeckt 1911 bei einem Neubau des Zimmermanns Johann Weiner.

Buchwald. Querschnitt einer Tanne mit 136 Jahresringen und einer Fichte mit 115 Jahresringen. Jagdhorn des Försters Blümel, gefertigt in Pfaffendorf 1781. Urkunde Rudolf II. von 1600.

Burglehn. Exekutorschild aus Blech.

Dobrau. Erwähnt in einer Urkunde Ferdinand II. von 1622. Ein gefundenes Geldstück von 1775.

Gießmannsdorf. Froböß, Geschichte der ev. Kirche, 1842. Alte eingerahmte Kreidezeichnung, einen Schäfer darstellend. Patenbriefe von 1844.

Gnadenberg. Drei Urkunden von 1770 – 72 über auszusetzende Professionisten, Leihgabe der Bunzlauer Bäckerinnung. Wochenpredigt von Woltersdorf, Bunzlau, 28. November 1756, Neudruck 1856, von der Brüdergemeine der ev. Kirche in Bunzlau gewidmet. Stengard, Predigten, 1840/41. Ansichtskartenalbum zum 100jährigen Jubiläum der Mädchenpensionsanstalt 1910. Photographie des Dr. med. Massalin, geb. Gnadenberg 1789, gestorben 4. Oktober 1866 in Goldberg an der Cholera. Künstliches Skelett, gefertigt 1864 von Karl Theodor Pfautz; Pfautz war um 1814 in Klein-Welka bei Bautzen geboren und starb in Gnadenberg 1905.

Gollnisch. Schwarze Urne, Ausgrabung des Oberzollsinspektors Friedrich im Schmeidelberge 1912. Groß-Gollnischer Urnenfund, 14 Stück 1921 bei Rich. Werner. Magneteisenblock, Fund 1921. Weitere 10 Urnen, daselbst im August 1921 ausgegraben. Klein-Gollnischer Urnenfund, 12 Stück, 1913. Daselbst am 19. März 1922 auf dem Gute des Herrn von Freyberg ausgegrabene eiserne Speerspitze. Patenbrief von 1831.

Greulich. Kaufvertrag vom 1. Januar 1775. Das Archiv der Stadt Bunzlau enthält zahlreiche Greulich betreffende Urkunden.

Groß-Hartmannsdorf. In der Urkunde Rudolf II. vom 26. August 1600 ist der Grundbesitzer (Landeshauptmann) Brandamus von Zedlitz erwähnt. Zwei Urkunden der Gräfin Franckenberg. Hergesell, Geschichte der ev. Kirche 1842. Programm des Orgelkonzerts vom 22. Dezember 1872. Pfingstpredigt des Pastors Pietsch von 1878. Zeitungsartikel vom 6. Dezember 1919, Apothekenjubiläum. Desg. Glockenweihe. Lustspiel, Das große Los in Groß-Hartmannsdorf, von C. T. Pfautz, in schlesische Mundart übertragen von Artur Schiller, 1923. Patenbriefe von 1836. Zwei Oelbilder, darstellend den Mittelkrämer Scholz und Ehefrau, gemalt von dem kath. Kantor Augustin Mann; Mann war am 4. September 1793 in Schwiebendorf geboren und starb nach 43jähriger Tätigkeit in Groß-Hartmannsdorf am 20. Mai 1860.

Hinterheide. Kiefernquerschnitt von 149 Jahresringen.

Jäschwitz. Eingerahmte große Photographie einer Bäuerin mit Barthaube von 1864.

Kittlitztreben. Eine Urkunde Rudolf II. von 1600 erwähnt den Ort, ebenso Kosel und Klitschdorf.

Klitschdorf. Hölzerner Maßstab: „Maß von 2 Ellen und 9 1/6 Zoll Berliner Maß zu der Höhe und Anspannung des Wassers von dem Fachbaum ober der Rinne beim großen Ständer, woselbst ein Zeichen daran gemacht worden ist, bei dem Klitschdorfer genannten Wilden Wiesenteiche auf dem Bunzlauer Stadtterritorio, zu dem Vergleich vermöge Aeta von dem 7. May 1765.“ Geburtsbrief für Joh. Christoph Bundermann, ausgestellt von Maxim. von Schellendorf, 1760. Die urkunde Rudolf II. von 1600 erwähnt den von Rechenberg. „Am Heldendenkmal“, Komposition von Lehrer Milde, jetzt Gnadenberg. Eine größere Anzahl der Schriften des Georg Holzhey.

Krauschen. Urkunde von 1545 betreffend Bierschank. Patenbrief vom 1796. Stammbuch aus der Familie Alois Kluge mit militärischer Marschroute 1913 von Köben nach Frankreich und zurück. Zeitungsaufsatz: „Der Ausflugk na Görlitz.“

Lichtenwaldau. Kundschaftsbrief von 1810.

Vom Bunzlauer Museum

von Artur Schiller, Bunzlauer Stadtblatt, 3. April 1928

In langer, angestrengter und kostspieliger Arbeit ist das Figurenwerk der Singuhr, das durch Ofenwärme gelitten hatte, gründlich repariert worden, so daß es in gewohnter Weise zur Osterzeit unsere Besucher wieder erfreuen wird. Wir brachten in Erfahrung, daß sich in der Familie Jacob noch vor einiger Zeit eine Anzahl Bilder befanden, die die Passion Christi darstellten. Sie haben dem Künstler der Singuhr als Vorlagen gedient. Leider sind sie jetzt nicht mehr vorhanden. An der Breslauer Ausstellung für schlesisches Leinen, Spitzen und Trachten, die in der Zeit vom 7. bis 14. März stattfand, haben wir uns mit einer größeren Anzahl Gegenstände beteiligt. Die Ausstellung hat einen guten Verlauf genommen.

Unsere beiden Ansichtskartenalben, deren eines die Stadt Bunzlau, das andere die übrigen Kreisorte darsellt, sind neu geordnet. Es sind zwar schon an die 500 Karten vorhanden. Erwünscht wäre es aber, wenn die verehrten Kreisinsassen uns mehr, wie bisher, durch Zuwendung von gebrauchten oder ungebrauchten Karten aus dem Kreise erfreuten. Die Ansichtskarte ist in ihrem Werte für eine spätere Zeit nicht zu unterschätzen. In den Monaten Februar und März erwarben wir eine etwa 60 Jahre alte Papeterie, alte Lagerbestände einer Papierhandlung aus Gnadenberg oder Großhartmannsdorf, mit einer Unmenge von kleinen Einklebebildern, Sprüchen, Blumen, gepreßten Albumeinbänden usw., die einen selten vollkommenen Überblick über den Geschmack des ausgehenden Biedermeier gewähren. Auch ein Moosbild von Schloß Fischbach und eines von der Kirche auf dem Zobten sowie ein Dutzend neue photographische Aufnahmen des schönen Gießmannsdorf wurden erworben.

Frau Ottilie Becker gab zwei große Gipsmedaillons, darunter „Der Morgen“ nach Thorwaldsen. Die Pressephotographen A. und J. Frankl (Berlin) stifteten zwei gut gelungene Aufnahmen vom Großen Topf. Fabrikbesitzer Adolf Hammer schenkte uns aus dem Nachasse des Salinger Hammer eine größer Portion Druckschriften, wie Ortsstatuten, Vereinsveröffentlichungen und Adreßbücher aus früherer Zeit Bunzlaus, auch eine Photographie des Hammerschen Hauses im Umbau. Der Schriftsteller Georg Holzhey spendete seine im Jahre 1925 erschienenen zahlreichen Veröffentlichungen.

Seine Festschrift „Blühende Jugend“, ein Lebensbild von Woltersdorf enthaltend, ist in 20000 Exemplaren inmdeutschen Vaterlande verbreitet worden. Von Herrn Kaufmann Artur Krause bekamen wir eine Schachtel alter preußischer Bleisoldaten. Der Altertumskenner Ludwig in Tschirne sandte uns einen grünseidenen Sonnenknicker. Richard Munzky und seine Schwester, Frau Berta Berthold, überließen uns ein wertvolles Stammbuch des am 27. März 1794 in Singendorf geborenen Bunzlauer Rektors Immanuel Benjamin Vogel mit nicht weniger als 75 Eintragungen aus der Zeit um 1814 betreffend Laubaner Gegend und die Universität Leipzig. Vogel amtierte hier von 18?? bis 1858. Als er am 1. Februar 1865 starb, setzten ihm seine Schüler, darunter Moritz Kranz, das jetzt noch stehende Denkmal, eine Steinsäule mit Globus, an der Nordwestecke des Friedhofes. Vogel, der als Junggeselle im Munzkyschen Hause an der Görlitzer Straße lebte, war derjenige, der mit Apotheker Kohl eine eidliche Abrede dahin getroffen hatte, daß der Erstberstorbene von ihnen aus dem Jenseits dem anderen ein Zeichen geben sollte. Als Vogels Leichenzug bei dem Kohlschen Hause vorbeiging, sprang der darin befindliche Wandspiegel von bis unten entzwei. Sechs aktuelle Photographien von den jetzigen Arbeiten am neuen Boberbade verdanken wir der Aufmerksamkeit des Dentisten Schaefer.

Vor einiger Zeit wurde mit Bewilligung des zusammengetretenen Kunstauschusses der Städtischen Körperschaften ein baufälliges Haus im Hirsewinkel abgebrochen. Die Besitzerin, Frau Emma Scholz, schenkte eine Photographie dieses Hauses sowie eine Anzahl aus diesem Hause stammende Empire-Ofenkacheln, wohl Bunzlauer Arbeit. Frau Justizbüroassistent Schulz erfreute uns mit einer elfenbeingeschnitzten Nadelbüchschen. schöne Gegendstände schenkte auch Kreisausschußsekretär Steinbrecher, nämlich zwei Spiel Tarockkarten und zwei Silhouetten, Studentenbilder von 1856.

Die Waisenhausverwaltung gab auf unseren Antrage freundlicherweise eine Montur eines Waisenknaben zu ewigen Gedächtnis her. Hausverwalter Wethekam, der uns schon oft bedacht hat, übergab uns eine gestickte Landkarte von Frankreich, von Adele Blart 1806 für ihre Eltern gefertigt. Es ist damit begonnen worden, die historischen Bücher des Museums mit denen des Stadtarchivs zu vereinfachen. In der Annahme, daß in dem Prager Staatsarchive Urkunden liegen, die Bunzlau betreffen, haben wir uns nicht getäuscht. Es fand sich dort ein großes Bündel Akten betr. einen Streit mit Breslau aus 1568. Das Prager Staatsarchiv, da mit uns zunächst im diplomatischen Verkehr über die Ministerien und Gesandschaften in französischer Sprache verhandelte, hat uns zuletzt sehr  freundlich und sogar in deutscher Sprache geantwortet.

Im kommenden Sommer wird an jedem ersten Sonntage im Monat, nachmittags von 8 bis 5 Uhr, ein Mitglied der Museumskommission zur Führung des Publikums im Museum anwesend sein.

Bunzlauer Stadtblatt, 1926

Das Bunzlauer Museum

von Artur Schiller

Die katholische Kirche in Bunzlau trägt die Jahreszahlen 1482 und 1492, die Anfang und Ende ihre Bauzeit umgrenzen. Älter ist aber das alte Befestigungshaus, das in Erinnerung an die Hundertjahrfeier der ersten Preußischen Städteordnung vom 9. November 1908 zu einem für Stadt und Kreis Bunzlau gemeinsamen Heimatmuseum ausgebaut ist, denn es ist mit den Mauern der Stadt in den den Jahren 1479 und 1480 errichtet. Es hat, nachdem es als Festungswerk überflüssig geworden war sehr verschiedenen Zwecken gedient. Zunächst war es eine Tabagie, eine Restauration, besaß auch eine Kegelbahn. Dann wurde es als Schulhaus benutzt.

Über seiner Eingangstür stand der Spruch: Lasset die Kindlein zu mir kommen. Schließlich war es jahrelang die Wohnung des Stadtmusikus und seiner Gehilfen. Nun ruft es wieder die Kinder von Stadt und Land, aber auch die Erwachsenen. Alle finden dort gar viel Belehrendes und ergötzliche Anschauung. Wir wollen heut nur einen kurzen Rundgang durch das Museum unternehmen und uns nur die Hauptsachen ansehen. Denn um alles kennen zu lernen, bedarf es wiederholten Besuches.

Im vorderen Saale zu ebener Erde sind meist heimatkundliche Gegenstände aufgestellt. An erster Stelle ist der große Topf zu nennen, den der aus Muskau zugewanderte Meister Joppe im Jahre 1753 unter Zuhilfenahme einer Drehscheibe erbaut hat. Eine Wette soll der Anlaß zu diesem Handwerkskunststück gewesen sein. Ein alter, gelehrter Einwohner von Gnadenberg, namens Pfautz, hat daraus ein Theaterstück gemacht, das in nächster Zeit hier zur Aufführung gelangen soll.

Der Topf hat die französische Invasion im Anfange des 19. Jahrhunderts überdauert. Ein Kugelloch auf seiner Rückseite rührt vom Pistolenschusse eines übermütigen Franzosen her. Wir sehen da noch verschiedene kleinere Keramiken, darunter ein Modell des Kutusowdenkmals von Altmann und eine quadratische Stellage aus weißem Ton mit Abbildungen aus den Freiheitskriegen. Hübsch ist ein Modell unseres Rathauses aus Holz und Pappe. Lehrreich ist das Relief des Riesengebirges von 1839, ein Werk des Seminarlehrers Berger. Unter den vielen Bildern, die die Wände zieren, ist ein Ölbild des berühmten Dichters Martin Opitz zu erwähnen, der bekanntlich 1597 hier geboren ist. Große ovale Ölbilder stellen unsere bedeutendsten Gönner Hauptmann Hoehne und seine Gattin dar. Auch der Viadukt und das Schloß Klitschdorf sind abgebildet. Kleinere Abbildungen stellen die Wappen von Bunzlau und Naumburg und viele Ansichten von Bunzlau, Gnadenberg, Tillendorf, dem Gröditzberge u. a. m. dar. Auch werden in Schränken eine Menge Frauenhauben und trachtenmäßige Kleidungsstücke aufbewahrt.

Die angebaute Bauernstube enthält hauptsächlich die Brautausstattung der Anna Susanne Pohl aus Giersdorf von 1831. Alte Öllampen und Spinngeräte weisen uns in die alte gute Zeit zurück, da „Berta spann“. Ein Glanzstück ist ein Tischaltar, den ein Schäfer am Gröditzberge um 1850 sehr hübsch mit den einfachsten Mitteln aus Holz ausgeschnitten und ausgesägt hat.

Eine große Anziehung für jung und alt bildet die in Saal 2 aufgestellte „Singuhr“, von dem Bunzlauer Tischler-meister Hermann Jakob 1784 – 1797 in Form einer sogenannten Drehbühne hergestellt. Es ist das ein mechanisches, bewegliches Kunstwerk, das in sechs Bildern das Leiden Christi zeigt. Zum Betriebe sind nur Hanfschnüre, Holzräder, stählerne Federn und Gewichte aus Stein und Eisen verwendet. Ein altertümliches sogenanntes Giraffenklavier läßt während der Vorführung seine Choräle erklingen.

Der Saal 3, das innere des massiven Turmes, ist zu einer Art Kapelle ausgestaltet. Das Hauptstück ist ein Altar mit Bunzlauer Zinnleuchtern. Heiligenbilder aus Holz und Stein zieren die Wände. Wertvoll ist eine buntbemalte kleine Holzstatue, eine sogenannte Pieta, die die Mutter Maria darstellt, wie sie Jesu Leichnam auf ihrem Schoße hält. Dieses Stück stammt aus dem Anfange des 14. Jahr-hunderts.

Im Treppenaufgange hängen Waffen und viele Bilder und Landkarten. Abschnitte von Waldbäumen deuten auf den große Waldbesitz hin.

Der ansehnlichste Raum des Museums ist der Saal 4 im ersten Stock, der in 13 Glasschränken (Vitrinen) eine große Anzahl von Gegenständen aus Ton, Porzellan, Glas, Metall, Uhren, Holzschnitzereien, Wachsplastiken und allerhand Kleinkram und Kuriositäten enthält. Die ältere Bunzlauer Keramik ist besonders schön mit sogenannten Melonenkrügen vertreten. Auch Tiefenfurter Erzeugnisse und Glas aus Wehrau ist zu sehen: eine kleine frühgeschichtliche Abteilung (Urnen, Steinbeile und dergleichen) führt in Bunzlaus Vorzeit zurück.

Verhältnismäßig reich ist das Museum an Textilien und weiblichen Handarbeiten, die von der Frauenwelt besonders bewundert wird.

Wertvoll ist eine die Mitte des Saales einnehmende, von dem verstorbenen Kaufmann Hermann Schönfelder gestiftete Gewehrsammlung, für die man sich aber gern einen besonderen Saal wünschen  möchte.

Eine Vitrine enthält alte Schriften, Bilder und Urkunden, auch eine Menge geschichtliches Material in Wappen, zu deren Durchsicht man freilich bei einem kurzen Besuch nicht kommt.

Wer Studien machen will, muß eben den umfang-reichen handschriftlichen Katalog einsehen. Es gibt übrigens auch ein Buch, in dem alle Gegenstände, die aus den einzelnen Kreisorten stammen, verzeichnet sind. schließlich ist auch eine kleine Münzsammlung vorhanden. In 2 Vitrinen sind weibliche Trachtenfiguren zu sehen.

Unter den Bildern ist an erster Stelle ein riesiges Ölbild von Marr zu nennen, benannt die Kinder Bunzlaus. Es stellt dar, wie die Bewohner der Stadt 1813 nach der Schlacht bei Bautzen eingebrachte französische Gefangene durch kleine Kinder verpflegen lassen.

Die Jugend wird sich an den aufgestellten Modellen von Schiffen erfreuen, und an einem zierlichen Kaufmannsladen von 1832.

Kunstkenner bewundern die Porträts des Töpfers Altmann und seiner mit dem Luisenorden geschmückten Gattin, besonders aber ein kleines Aquarellgemälde des in Bunzlau vor 100 Jahren geborenen bedeutenden Malers Theodor Blätterbauer, den Wallfahrtsort Castua bei Fiume darstellend. An einer Wand hängt eingerahmt ein bunt bedrucktes, äußerst wertvolles Seidentuch von 1761, auf dem eine Sonnenfinsternis abgebildet ist, es ist eine Verherrlichung der kriegerischen Taten des Alten Fritzen und wahrscheinlich in Liegnitz gedruckt.

Die halbe Treppe emporsteigend, werfen wir noch einen Blick auf eine eingerahmte Tafel, die Wasser-Versorgung von Bunzlau seit 1531 darstellend, für welche die Stadt auf der Hygieneausstellung in Rom daß daneben hängende Ehrendiplom erhielt. Im oberen Turmraume sind hauptsächlich die Altertümer der hiesigen Innungen, Zinnbecher, sogenannte Willkommen, bis 1642 zurück, Innungsladen, Petschafte und dergleichen untergebracht.

In einigen altertümlichen Schränken ist eine kleine Bücherei von etwa 700 Bänden aufgestellt.

Es wird besonders danach getrachtet, nach und nach die Bunzlauer Literatur zusammenzubringen, wovon sich ein Teil auch im Stadtarchive im Rathause befindet.

Wir heben hier hervor Originalausgaben der Werke von Martin Opitz, darunter ein Band mit eigenhändiger Widmung des Dichters, einiges über Andreas Tscherning, den hier eborenen Zeitgenossen des Opitz, schließlich ein Meßbuch von 1651 mit Stichen des Bunzlauer Kupferstechers David Tscherning.

Alte Stühle und ein in nachgeahmten Marmor gefertigter Barocktisch sowie ein wertvoller Schreibtisch, Wiener Arbeit, ein sogenannter Kaunitzschrank mit originellem Geheimfach, vervollständigen die stilmäßige Ausstattung.

Der anstoßenden Erker ist dazu bestimmt, persönliche Erinnerungen an Hauptmann Hoehne aufzunehmen. Hier kann man Platz nehmen, wenn man ein Buch oder Abbildungen durchsehen will. Es liegt auch das 4 Bände mit über 500 Namen der Bunzlauer Mitkämpfer des Weltkrieges umfassende Album aus sowie eine Stadt und Land betreffende Ansichtskartensammlung.

Zur Zeit ist das Museum geöffnet Mittwochs von 11 bis 1 Uhr und Sonntags von 11 bis 1 Uhr und von 3 bis 5 Uhr. An jedem ersten Sonntage im Monate findet freier Eintritt statt. Außerhalb dieser Zeit kann man sich durch die Klingel am Portale des Museums bei dem im Hause wohnenden Pförtner anmelden.

Ein schönes Schriftwort gilt auch für unser volkstümliches Unternehmen. Es lautet: Gedenke der vorigen Zeit bis daher und betrachte, was er getan hat an den alten Vätern. Frage deinen Vater, er wird dir’s verkünden, deine Ältesten, die werden dir’s sagen. 5. Mose 32, V. 7, Artur Schiller, Heimatbuch des Kreises Bunzlau, 1925.

Vom Bunzlauer Museum

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 1925

Anläßlich der Tausendjahrfeier der Rheinlande hatte die Firma Reinhold & Co. in einem Schaufenster von Köln eine Bunzlauer Töpferwerkstatt ausgestellt, in der ein hiesiger Meister mit Gehilfin arbeitete. Die Firma L. Fernbach spendete uns eine Photographie dieser Szene. Pfarrer i. R. Werner gab die Illustrierte Wochenbeilage Nr. 28 der „Schlesischen Zeitung“, die einen reich illustrierten Artikel von Dr. Büttner über die Keramische Fachschule brachte.

Kaufmann Simon Freund schenkte eine reizende Filigranhandtasche mit starker silberner Montierung, Frau Wilh. Bluhm aus Hasenau ein recht wertvolles seidengesticktes Schultertuch, Weizackertracht aus Pyritz, und Fräulein Johanna Manitius ein von ihr selbst 1869 gefertigtes Kunstwerk, ein Brüsseler Spitzentaschentuch, dessen Muster Rosen und Vergißmeinnicht zeigt.

Frau Gutsbesitzer Luise Klingauf (Alt-Jäschwitz) gab eine bunten Teller mit der Inschrift „Vil Milche“ und eine Kollektion alte bunte Bildchen, Holzschnitte, C. E. v Kreusch (Kittlitztreben) einen am Boberrand gefundenen versteinerten Seeigel, Kaufmann Wilh. Springer eine Lichtputzschere mit automatischer Reinigungsvorrichtung, gefunden am hiesigen Kirchhof, und einen zierlichen Zinnlöffel.

Fabrikdirektor Wabnitz schenkte das bekannte alte, auf Holz gemalte Wirtshausschild des ehemaligen Gasthofs „Zur Fichte“, das eine Gruße von russischen Offizieren und Soldaten um 183 darstellt. Dieses Gasthaus wurde 1770 von Müller Georg Hanke erbaut und führte zunächst den Namen „Zum Kammrade“.

Das Bild ist für das Museum natürlich besonders erwünscht gewesen. Kantor und Lehrer Tripke übergab eine wertvolle Pergamenturkunde in polnischer Sprache, die uns Erzpriester Dr. Chrzaszcz (Peiskretscham) freundlich bearbeitete. Danach verkaufte Heinrich von Bezdiekow am 21. Dezember 1360 an den städtischen Bürger Arnold von Zatecz 6 1/2 Erbhufe für 304 Schock Groschen. Wir überließen dieses alte Stück dem hiesigen Stadtarchiv, das schon eine Kollektion nichtbunzlauische Urkunden besitzt.

Das Bunzlauer Gesangbuch von Fricke, 1828, schenkte Frau Kaufmann Giebler.

Vom Wohlfahrtsamt überkamen wir einige bunte Bänder, vom Stadtbauamt eine ungemein malerische Photographie des ehemaligen Schloßteiches mit dem darüber gelegenen Pavillon (ehem. Schloßkapelle) mit Ausblick auf die Sandmühle. Auch eine Photographie der Kastanie auf Löwenberger Straße Nr. 38 in der diesjährigen üppigen Blüte wurde erworben. Desgleichen folgende Bücher: Nitschke,

Aus Schlesiens Urzeit; Pribatsch, Breslau; Dr. E. Wernicke, Joh. Büttner, der Königsrichter von Bunzlau (eine Rarität) und Keller, Joach. v. Berge und seine Stiftungen, Glogau 1834. Bekanntlich stiftete Joach. v. Berge auch für Bunzlau am 30. Juni 1599 ein Stipendium mit einem Kapital von 2400 Talern.

Die Stiftungsurkunde liegt im Stadtarchiv.

Im Museum wird von jetzt auch immer das neue Mitteilungsblatt des Ortsausschusses für Jugendpflege „Bunzlauer Jugend“ ausliegen. Wenn die Jugend, wie zu erwarten, sich für diese ihr neues Blatt tätig erwärmt, so wird das vorhandene Bedürfnis mit diesem Blatt gewiß bestens gedeckt werden.

 In dem neuen Buch von Jos. Klapper, Schles. Volkskunde, ist auch ein Bild von Gießmannsdorf und eins vom Großen Topf enthalten; im Text ist gesagt, daß der Topf 600 kg schwer ist und – entgegen der hiesigen Ueberlieferung – daß ihn die Franzosen 1813 zerschlagen hätten, weshalb er zusammengeflickt und mit einem Drahtnetz umstrickt worden sei.

Der Schrank für Mineralien ist eingerichtet. Das Verdienst, auf diese Neuschöpfung hingewirkt zu haben, hat Lehrer Paul Paeschke (Liegnitz). Wir wurden u. a. auch durch den Besuch von Dr. Grundmann aus Warmbrunn erfreut. Dieser junge Gelehrte ist damit befaßt, den Band III Schlesien der „Deutschen Volkskunst“ zu schreiben.

Das Museum nach dem Heimatfeste

Von Artur Schiller

Unser Museum soll durch den Trubel der Heimatfesttage nicht zu kurz kommen. Es haben sich sowieso auch einige Auswärtige mit Rücksicht auf das Fest an das Museum mit freundlichen, dankenswerten Gaben erinnert.

Frau Berthold schenkte ein großes, schwarz und bunt lackiertes Eisentablett aus dem Besitze von Altmann, Frau Erna Conrad ein niedlich modelliertes Fäßchen mit Bunzlauer Wappen auf Holzbock, Frau Luise Gansel 2 Autogramme des Kupferschmieds Schlecht von 1844 und 1854. Voriges Jahr brachte der Pflug am Drüsselberge die 15 Zentimeter lange Spitze eines antiken Bronzeschwertes zu tage, eine sehr wertvolle Gabe des Herrn Golka. Diplomkaufmann Hiller in Wetzlar sandte uns die Nr. 161 der „Berliner Nachtausgabe“ mit einem Feuilleton von W. Eberlein „Nacht in Rom“, worin Bunzlau als Urbild einer Kleinstadt hingestellt wird. Von Frau Ida Hoheisel bekamen wir ein hübsches Haarbild, Familienbilder, Gläser, einen feinen Schleier, ein Lorgnon und ein Stammbuch; eine reiche Gabe. Herr Fleischermeister Hübler stiftete den Gesellenschein seines Vaters Joseph Hübler von Naumburg 1864 und das Dokument über dessen Prüfung als Töpfermeister, Bunzlau 1863. Die Frl. Julie und Lotte Jenke gaben einen Stadtplan, Marie Lincke geb. Andrae, Brieg, ein Stammbuch, Hauptlehrer Krüger, Lorenzdorf, eine Anzahl unerwartet schöner Ansichtskarten von Lorenzdorf und Schöndorf, Gutsbes. Lorenz in Gießmannsdorf einen guten sächsischen Taler von 1778. Wir kauften auch einen Doppelgulden, Jülich-Cleve von 1624, gefunden beim Kellerausschachten in Lorenzdorf. Aus dem Nachlasse von Richard Pachaly kam uns ein Lichtschirm mit Porzellanbild, Liebespaar, zu. Frl. Elfriede Reimann aus Bunzlau, in Frankfurt am Main, schenkte einen großen, aus Glasperlen verfertigten Arbeitskorb. Herr Kaufmann Schleinzer die eine beim Umbau seines Hauses entbehrlich gewordenen Renaissancetür von 1526, Frau Rechnungsrat Elis. Schultz, geb. Stöphasius, auch eine geborene Bunzlauerin, erfreute uns wiederum durch eine wertvolle Gabe, nicht weniger als 6 handgestickte Tücher. Rektor Stadtrat Seiffert gab ein Bleistiftzeichnung des Rathauses von L. Knippel 1859, auf der noch die Wache und die Bude der Witwe Böck zu erkennen ist, sowie ein gedrucktes Bild von Bunzlau.

Erworben wurden drei Tiefenfurter Teller und ein Federzeichnung „Naumburg im Grünen“ von Gerhard Reitsch, Berlin.

An Literatur kam ein: ein Verzeichnis der Naturdenkmäler des Kreises Bunzlau, von Schulrat Britze, die Entwicklung von Ullersdorf am Queis, vom Verfasser, Herrn Hersel, die gebundenen Jahrgänge 1 und 2 der „Bunzlauer Bühne“ von Waisenhaus-Oberlehrer Springer, „Naturdenkmäler“ (von Schulze), die Zeitung  „Der Steinarbeiter“ vom Juni 1926 mit Abbildungen des bekannten Spielerschen Steinhäuschens, der Kraftpostführer von 1927, wozu wir ein schön reproduziertes Bild von der Südvorhalle der Katholischen Kirche geliefert haben, sowie ein kostbares Originalexemplar von Martin Opitzens Buche von der Deutschen Poeterey.

Endlich konnten wie ein solches Buch erlangen! Das Museum hat sich auch der „Balderpresse“ als Abonnent angeschlossen und bereits drei Kunstblätter von Hans Baldung gen. Grien, Alfred Kubin und Emil Orlik erhalten. Wir bekamen auch eine Freizeitung vom 16. Gewerbetag in Bunzlau; wann mag dieser gewesen sein? Eine größere Anzahl Bücher konnten wir übernehmen, die in der hiesigen Volksbücherei abgängig geworden sind. Unsere Leser machen wir aufmerksam auf den Aufsatz von Studienrat Dr. Schmidt, Bunzlau, die Geschichte des Dominikanerklosters in Bunzlau, Schles. Geschichtsblätter Nr. 8 von 1927. In der Stuttgarter Zeitung Nr. 10 vom 16. Mai 1927 ist ein Aufsatz von Konrad Strauß zu lesen. „Nachträge zur Entwicklung der Geschichte der Bunzlauer Töpferei“.

Da der Große Topf durch zunehmende Sucht mancher Besucher ihren werten Namen darauf einzukratzen, oder durch Klopfen zu versuchen, ob er hält, oder vielleicht entzwei geht, gefährdet ist, mußten wir den Raum beim Topfe durch eine Kette absperren. (Bunzlauer Stadtblatt ca. 1938)

Neues vom Museum

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 21. 1. 1926

In der letzten Zeit hatte das Museum eine Reihe von recht interessanten und teilweise wertvollen Eingängen zu verzeichnen. Aus deren Fülle greifen wir die folgenden heraus. – Der Revierförster Dreizehner, jetzt in Linde bei Wildenbruch, fand bei einer Eichenpflanzung gegenüber der Siegersdorfer Werke eine Anzahl Dreigröscher, von denen uns Herr Ludwig (Tschirne) 8 Stück übermachte, schlesische und Tiroler Münzen Ferdinands II. voon 1623 und 1624, auch eine von 1584. Diese kleinen Silbermünzen werden Fledermäusel genannt. Sie sind im Dreißigjährigen Kriege dort versteckt, eher noch verloren worden.

Herr Fiedler stiftete ein kleines kalligraphisches Kunstwerk, ein Schreibheft des Joh. Gottl. Krause, Lehnhaus 1828, Querfolio in bunten Farben, und eine Ankündigung für Karl Christian Reichsgrafen zur Lippe zu Klitschdorf, gestorben den 5. April 1808. Kurt Friedrichs gab 8 schöne Ansichtskarten nach eigenen Aufnahmen, unter denen besonders die gelungen die Grotte am Odeonteiche ist. Der Leiter des Heimatmuseums von Neusalz, Direktor Glaeser, sandte den neuen Heimatkalender für die Kreise Grünberg und Freystadt.

Eine wertvolle Mappe mit den Porträts der Bunzlauer Landräte verdanken wir Herrn Landrat von Hoffmann. Frau Landessekretär Jokisch gab zwei zierliche, vergoldete Halsbandschlösser und ein Körbchen aus Porzellan, Paul Pleß (Gnadenberg) eingerahmte Photographien des Turmes der evangelischen Kirche in Groß-Hartmannsdorf und der beim Bau beteiligten Arbeiter. Frau Amtsvorsteher Rösner schenkte eine reizende Tischdecke mit eingewebter Jahreszahl 1815 aus Alt-Friedland. Der Amerikareisende Karl Schlösser (Leipzig), ein Spezialkenner von Philipp Leopold Martin Appun, schenkte ein uns sehr wertvolles, zweibändiges Werk des aus Gnadenberg stammenden Stuttgarter Gelehrten und Reisebegleiters Karl Ferdinand Appuns, „Die Praxis der Naturgeschichte“, 1870 – 1878, worin in fesselnder Weise die Lehre vom Beobachten, Konservieren, Naturaliensammeln auf Reisen, Ausstopfen und Aufstellen von Tieren, botanischen und zoologischen Gärten, Aquarien und Terrarien vorgetragen wird. Kunstphotograph Robert Scholz (Görlitz), früher in Bunzlau, stiftete 15 große Photographien vom Gröditzberg, Schloß Hohlstein, Park des Jugendhauses sowie Gruppen der hiesigen Lehrer, geschart um Rektor Mentzel, und vom Humboldtverein. Wir erwarben von ihm eine äußerst wertvolle Sammlung von 40 älteren, großen Photographien der Steindenlmäler an der katholischen Kirche und an der Kirchhofsmauer, die nächstens ausliegen werden. Gekauft wurde auch eine Litographie des großen Geologen Abraham Gottl. Werner, der aus Wehrau kommt, und zwei Bände seiner Werke. Eine sehr kostbare Erwerbung stellt auch ein dünnes Büchlein von 1568 dar, in dem zwei Gedichte in lateinischer und griechischer Sprache auf den aus Bunzlau stammenden Gelehrten Balthasar Neander enthalten sind. Neander hatte 1533 in Wittenberg studiert, war auch Schüler des Goldberger Rektors Trotzendorf, und starb 1568 als Professor am Elisabethaneum in Breslau; die Gedichte sind von seinen Kollgen Martin Hofmann und Hieronymus Rhenander verfaßt. Erwähnt sei auch eine Chronik von Fischer, 1818.

Das wichtigste Ereignis der letzten Wochen ist das Erscheinen einer Lebensgeschichte des berühmten Bunzlauer Geistlichen, Waisenhausdirektors und Dichters schier ungezählter geistlicher Lieder, Ernst Gottlieb Wolterdorf, dessen 200jährigen Geburtstag Stadt und Land am 30. Mai 1925 feiern konnte. Das gut ausgestattete, mit einem Bilde von Woltersdorf versehene Werk, das 414 Seiten umfaßt, ist von Johannes Giffey (Düsseldorf) geschrieben. Es bietet viel Geschichtsstoff für Bunzlau und besonders die Entwicklung des Waisenhauses. Liebevoll auf den wahrhaftigen und goldklaren Charakter Woltersdorfs eingehend, weist der Verfasser überzeugend nach, daß das Odium, was man jetzt gemeiniglich mit dem Worte „Pietist“ verbindet, auf den frommen Pietisten Woltersdorf keine Anwendung finden kann. 120 Seiten des Werkes sind der Wiedergabe der schönsten Gesänge Woltersdorfs gewidmet.

Neues vom Museum

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 30. Mai 1926

Das unsichere Pfingstwetter hat uns viele Besucher zugeführt, die manches Neueingegangene bei uns bewundern konnten. Studienrat Dr. Berge hatte die 2. Auflage seines Werkes „Die Fabrikation des Tons“ gesandt. Wir ersehen daraus, daß im Jahre 1855 zuerst „Silber aus Lehm“, nach dem Verfahren von St. Claire-Deville gewonnen, d. h. Aluminium, in Paris gezeigt wurde.

Man sagt, daß auch hier in Bunzlau der Senator Engelhard Gansel zu jener Zeit mindestens nahe dran gewesen sei, bei seinen chemischen Versuchen Aluminium hervorzubringen.

C. Fiedler gab für unsere Steinsammlung verschiedene Bunzlauer Fossilien, ein Schauspiel „Armut und Tugend“ von Weise (1772) sowie ein eingerahmtes humoristisches Plakat aus dem Nachlasse der in Löwenberg verstorbenen Gräfin Lippe; Lehrer Ewald Helbig ein Buch von Stolzenburg: „Das hundertjährige Jubelfest des Bunzlauer Waisenhauses vom 14. März 1856“; Pfleger Bruno Hertwig ein Bunzlauisches Gesangbuch von Burg, 8. Auflage, Jauer 1778, zwei Bilder: Napoleon in Moskau und im Rate der Fünfhundert, sowie eine Kollektion interessante ältere Buntdrucke, auch ein Moosbild.

Von Konditor Kahl ging ein Patenbrief von Gnadenberg 1856 ein und von der Gemeinde Kromnitz eine starke Eisenfessel für eine Hand und einen Fuß. Buchdrucker Alois Roesler in Naumburg stiftete eine Ansichtskarte mit dem alten, 1561 erbauten und 1878 abgebrochenen Turme der Kirche zu St. Peter und Paul daselbst. Schreiber dieses steuerte den Jahresbericht 1925 des Neißer Museums bei, aus dem hervorgeht, daß dieses Museum einen „mächtigen Schrank“ voll Bunzlauer Keramik sein eigen nennt. Der Südamerikareisende Karl Schöffer in Leipzig sandte die Abschrift eines Briefes Alexander von Humboldts vom 25. Januar 1856, in dem dieser große Gelehrte unseren C. F. Appun an König Friedrich Wilhelm IV, empfiehlt. Ein Begräbnisliederbuch von 1745 gab Töpfermeister Trinks, Hausverwalter Wethekam eine Frauenhaube und eine bestickte Schürze. Auch die prächtig ausgestattete Festschrift der Firma Zeidler & Wimmel erhielten wir. Sehr wichtig ist schließlich eine 29 Zentimeter hohe Fruchtpresse aus Bunzlauer Ton in Vasenform, von dem älteren Samuel Gotthardt geschaffen; Gotthardt war am 10. Juni 1769 geboren, in erster Ehe mit der Töpferwitwe Bähr, in zweiter mit Anna Rosina Taemmer verheiratet und starb am 26. Oktober 1847.

Aus der Ausstellung des Kunstgewerbevereins erwarben wir eine große Bleistiftzeichnung des A. Müller von der Görlitzer Straße 28 gelegenen, 1794 erbauten Barockkapelle, in die 1797 die Singuhr eingesetzt wurde. Die daran befindliche Jahreszahl 1794 ist kürzlich bei einer Baureparatur achtlos überpinselt worden. Ebenso kauften wir ein kostbares kleines, in Schweinsleder gebundenes Werkchen von Marin Opitz, „Die süßen Todesgedanken“, aus dem Französischen des von Serre übersetzt, von 1658. In dem Hefte 1 für 1926 von Vobachs „Familienhilfe“ ist eine Abbildung des großen Topfes abgedruckt mit einer von uns verfaßten kurzen Geschichte desselben; wir verleibten diese Nummer unserer Sammelmappe „Bunzlauer Keramik“ ein. Auch wurde ein bei Polkwitz ausgegrabener Orden Napoleons I. aus vergoldeter Bronze angekauft; den er an seinem Todestage von St. Helena aus allen seinen Mitkämpfern von 1792 bis 1815 testamentarisch verlieh. Die Legende lautet: A ses compagnons de gloire sa dernière pensée, Ste. Helène %. V. 1821.

Angelegt und eingebunden wurde eine Sammlung von 125 Nummer des „Bunzlauer Stadtblattes“ mit heimatkundlichen Aufsätzen der verschiedenen hiesigen Schriftsteller. Nur auf diese Weise können diese zum Teil recht wichtigen Schriften der Nachwelt und der heimischen Geschichtsforschung erhalten bleiben.

Der trotz seiner Jugend in der Kunstwelt schon recht wohlbekannte Rich. Süßmuth aus Penzig entlieh von uns seine von ihm gefertigten drei gravierten Kelchgläser und einen 11 Millimeter tief geschnittenen Präsentierteller. Diese Kunstwerke kommen auf der von dem Spezialisten in Glas Pazanrek in Stuttgart veranstalteten großen Ausstellung zur Verwendung.

In einem uns gehörigen Buche „Schlesische Kernchronike“ von 1714 fanden wir ein Verzeichnis von berühmten Schlesiern. Darin sind 22 aus Bunzlau gebürtige Männer aufgeführt, darunter sieben, die Wernickes Chronik nicht kennt.

Wer etwas von diesen neuen Schätzen sehen will, hat am Sonntag, dem 6. Juni, dazu gute Gelegenheit, denn da ist das Museum nachmittags von 3 bis 5 Uhr unentgeltlich zu besichtigen.

Neues aus dem Bunzlauer Museum

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 23. 7. 1926

Der Gedanke, doch endlich die tüchtige handschriftliche Chronik von Bunzlau von Magister Holstein in Druck zu legen, wird in überzeugender Weise von einem hiesigen Historiker, dem Studienrat Herbert Schmidt in Heft 3, 1926, der kleinen „Schlesischen Geschichtsblätter“, Mitteilungen des Vereins für Geschichte Schlesiens zu Breslau, verfochten. Mitglieder des Vereins erhalten diese und andere Veröffentlichungen desselben gratis. Wir empfehlen, mindestens sich das Heft 3 wegen dieses Aufsatzes zu kaufen. Schmidt gibt zunächst die Anzahl der bekannten Handschriften Holsteins  auf 13 bis 14 an und erläutert sodann in geistvoller und ins einzelne gehender Art, warum diese Handschrift eine Bedeutung über Bunzlaus Mauern hinaus habe. Der Raum verbietet es, näher auf die verdienstvolle Schrift einzugehen. Schon Wernicke hatte an eine mögliche Drucklegung Holsteins gedacht. Kantor Heinrich Blasius stiftete seine tiefempfundenen „Gedichte aus Deutschlands größter Zeit“ und einen Aufsatz von Professor Geyer „Thommendorf und Werner in Europa“. Fräulein Marg. Dörner eine größere Zahl ihrer in der „Schles. Volkszeitung“ veröffentlichten Gedichte und Prosaaufsätze. Von Landrat von Hoffmann erhielten wir die Photographie des Veteranen Gustav Milke aus Groß-Gollnisch und den Verwaltungsbericht des Kreises Bunzlau 1926. Ein in schönes grünes Leder mit Goldpressung eingebundenes Gesangbuch von Burg von 1796 mit Porträts der Königin Luise und Friedrich Wilhelms III. schenkte Frau Hoheisel, Professor Dr. Meth (Jänkendorf) den handschriftlichen Lebenslauf von Theodor Pfautz, Lehrer und Schriftsteller Paeschke (Liegnitz) wiederum eine Partie Mineralien. Gewerbeschulrat Dr. Pukall legte uns seine aktuelle Monographie „Vorgänge beim Trocknen keramischer Rohwaren“ vor. Oberstudienrat Dr. Renhard (Freiberg i. Sa.), der bekannte Spezialforscher für Geschichte der Familie von Tschirnhaus, übersandte eine Photographie des Wernerdenkmals von Nietschel in Freiberg. Eine kleine, dieses Frühjahr in Krauschen ausgegrabene Feuersteinpistole gab Erwin Schmidt, Kreisausschußassistent Schumann einen Quantität Briefverschlüsse der Biedermeierzeit, Konrektor Seiffert eine schöne Taschensonnenuhr, mehrere Münzen und zwei prachtvolle Bronzemedaillen der Liegnitzer Gewerbeausstellung von 1810 von dem bekannten Stempelschneider der kgl. Münze G. Loos. Auch Kaufmann Springer spendete wieder drei Fliegerpfeile, eine Meßkette zu Dicktenmessungen von Bäumen im Wasser sowie eine beim Teufelwehre von ihm gefundene Kalkversteinerung.

Erworben wurde das Aquarellporträt einer Dame in Bunzlauer Tracht von dem Bunzlauer Porträtmaler Joseph Treutler (Vater der Frau Handschuhmacher Wiedemuth). Es stellt die 1780 geborene in den 1880er Jahre im Kaufmann Killmannschen Hause verstorbene Lina Hartmann dar; ferner ein kostbares Selbstporträt in Oel des in Bunzlau geborenen Malers Professor Blätterbauer. In der Zeitschrift „Europa auf Reisen“ Nr. 65 erschien ein kurzer Aufsatz des Berichterstatters über das Bunzlauer Rathaus mit drei Abbildungen. Angekauft wurde der amtliche Kraftpostführer für den Oberpostdirektionsbezirk Liegnitz, in dem Bunzlau sehr stiefmütterlich behandelt wird, die Denkschrift über die Verdienste des Bergrats Werner aus Wehrau, Dresden und Leipzig 1848, mit großer Lithographie Werners von Abraham Göttl, sowie eine Monographie über die Burg Kreuzenstein bei Wien (Die Rekonstruktion des Kreuzensteins durch Graf Wilczeck, die 1906 beendet wurde, hat offensichtlich auf die 1906 begonnene Wiederherstellung der Gröditzburg eingewirkt)  von Alfred Walcher-Moltheim Wien 1926. Ein schöner Erwerb ist auch ein mit vier verschiedenen bunten Vögeln bestickter Tabakbeutel von etwa 1830. Ob eine 300 Gramm schweres, kugelförmiges Stück Eisenerz, dessen Niedergang der Verkäufer bei Beauvais in Frankreich als Mitkämpfer des Weltkrieges selbst beobachtet haben will, tatsächlich ein Meteor ist, sei dahingestellt; jedenfalls fehlen die sogenannten Widmannstättenschen Figuren. Infolge Mitgliedschaft gingen ein die beneidenswert umfangreichen Mitteilungen des Geschichts- und Altertumsvereins Liegnitz, in denen u. a. der keramische Forscher Konrad Strauß seine Darstellung der Niederschlesischen Töpferkunst zu Ende bringt.

Es war gesagt worden daß manche der alten Flachwerke der hiesigen katholischen Kirche Jahreszahlen trügen. Leider konnten trotz eifrigen Suchens in dem Abfalle solche nicht gefunden werden. Dagegen übergab ein aufmerksamer Dachdecker ein Flachwerk, in welchem beim Brennen über dem Namen Altmann ein Mann mit großer Tabakpfeife in unglaublich kindlicher Weise eingekratzt ist.

Neues vom Bunzlauer Museum

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 7. 8. 1926

Eine bedeutende Stiftung hat Pfarrer Martin Zahn (Tschirne) dem Museum zu unserer Freude zugewendet. Er ist der Großneffe des  Kreisgerichtsdirektors von Bunzlau, Karl Wilhelm Lachmund, der, am 21. 1801 in Constadt geboren, am 18. Februar 1877 in Bunzlau starb. Von Lachmund und seiner Schwester Emma, verehelichte Strützki, gab Herr Zahn zwei große prächtige Oelbilder in schönen Goldrahmen. Dazu eine Gipsbüste Lachmunds, sprechend ähnlich, auf schwarzer Säule, geschaffen von dem Bildhauer Heinrich Kiesewalter, Sohn des Kreisgerichtsrats Kiesewalter in Bunzlau.

Von Kiesewalter besitzen wir bereits eine Gipsbüste des als Logenmeister bekannten Waisenhaus-Oberlehrers Kunth und eine Wachsbossierung des Leutnants Simundt, Besitzers von Wolfshayn, auf seinem Tscherkessenhengste Whym.

Lachmund war der Cousin des berühmten Dichters Gustav Freytag und stand mit ihm in freundschaftlichem Verkehr. Daher hat sich auch in der Familie Zahn eine Anzahl wertvoller Erinnerungen an diesen großen Schlesier erhalten.

Wir bekamen davon einen kunstvollen Porträtstich, gerahmt, nach dem Gemälde des Kunstmalers Stauffer in Bern, das dieser im Auftrage des damaligen Kronprinzen für die Nationalgalerie von dem 70jährigen Dichter schuf. Noch schöner und intimer ist ein Stich desselben Künstlers, Freytag in seinem Garten in Siebleben darstellend, wie er dem Gesange eines Vogels lauscht. Dieses Bild, das nicht im Handel erschienen, sondern nur für die Familie bestimmt ist, ist von großer Schönheit und wird besonders wertvoll durch die eigenhändige Widmung des Künstlers: Herrn Geheimrat Dr. Gustav Freytag verehrungsvoll von Stauffer, Bern 1887.

Dazu tritt noch ein eigenhändiges Schreiben Gustav Freytags an Emma Strüthi von Leipzig den 21. Dezember 1865 und die Todesanzeige seiner Ehefrau Agnes, geb. Scholz von Siebleben, den 14. Kotober 1875 mit einigen Herzlichen Worten an dieselbe. Schließlich einige Drucksachen betreffend die bekannte Ordensablehnung des freigesinnten Schriftstellers und Freundes von Fürsten. Gustav Freytag hat Bunzlau und unsere Gegend in seinen „Bildern aus deutscher Vergangenheit“ wiederholt erwähnt. Einmal in seiner Schilderung „Leben der deutschen Ansiedler im schlesischen Grenzwalde“ Presekg und bei den drei Gräben. Sodann bei der Anekdote von 1813, die dem von Kommerzienrat Fernbach gestifteten Oelgemälde „Die Kinder Bunzlaus“ zugrunde liegt. Auch erzählt er in Band IV, S. 432, daß nach dem Gefecht bei Bautzen die Tillendorfer über eine Woche in den Wäldern hätten hausen müssen, und daß dort der Pastor Senftleben ein Kind getauft habe.

In Band III., S. 11, erzählt er von der Taufe des 12jährigen Judenknaben Simon Abeles 1694 in Prag. Er erwähnt dabei die wundertätige Gottesgebärerin von Bunzlau. Seine böhmischen Quellen haben ebenso geschrieben. Daraus ergibt sich aber, daß nicht unsere Stadt gemeint ist, sondern Alt-Bunzlau bei Jung-Bunzlau. Wir besitzen zufällig im Museum auch eine große silberne Medaille dieser Madonna von 1721.

Wir fanden einen ähnlichen Irrtum übrigens neulich aus einem Wiener Buche, wo ein böhmischer Erzähler die Geschichte von der Selbstaufopferung der tugendsamen Jungfrau Anna Katharina Rainer, die von einem Hussiten bedrängt wurde, als in seiner Vaterstadt Bunzlau passiert vorträgt. Daraufhin hat der unwahrhaftige Chronist Bergemann diese rührselige Legende schlankweg auf unser Bunzlau übertragen.

Allerlei Neuheiten im Museum

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 4. 9. 1926

Da am morgigen Sonntage, nachmittags von 3 bis 5 Uhr wieder ein größerer Andrang im Museum zu erwarten ist, sei hier zur Orientierung auf die hauptsächlichen Neueingänge hingewiesen. Den größten Teil verdanken wir, wie immer, freundlichen Spendern. Die Gemeinde Greulich sandte Bild und Beschreibung ihres am 13. Juni geweihten Heldendenkmals. Dachdeckermeister Heidrich gab eine in seinem Garten, einem ehemaligen Lohgarten, gefundene eisengegossene und versilberte Medaille, darstellend den König Attila.

Der mündlichen Volksüberlieferung nach haben französische Kavallerieoffiziere 1814 ihre Pferde an den großen historischen Birnbaum im Garten von Dostal angebunden. Die Medaille soll als Auszeichnung an besonders tapfere französische Krieger vergeben worden sein. Die Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen, daß damals unsere Medaille von einem der Offiziere verloren worden ist. Lieselotte Hoffmann schenkte Notgeld, ein englisches Zollmaß und mehrere alte Bücher, darunter die reizende Idylle „Hannchen und die Küchlein“ von Eberhardt 1827, die ehemals viel gelesen wurde.

Kaufmann Paul Jäckel in Groß-Gollnisch gab eine Glasflasche mit eingebautem Leiden Christi, Schneider Pratsch ein Gedicht, das Leiden Christi, in dem die Hauptworte in bunten Bildchen dargestellt sind. Es wurde eingerahmt und bei der Singuhr aufgehängt. Zwei nette Leuchter schenkte Frau Luise Krikon. Von Frau Klara Kuckuff erhielten wir einen gotischen Schlüssel aus der Kirche Pöstlingberg in Oberösterreich. Durch Vermittlung eines liebenswürdigen Bunzlauers, des staatlichen Buchdruckermeisters Bergmann in Mengeringhausen (Waldeck), stiftete Handelsschuldirektor Wilh. von Lingelsheim (Lübeck) seine Familienchronik derer von Lingelsheim. Darin ist für Bunzlau wichtig, daß Martin Opitz bei seinem Heidelberger Aufenthalte Instruktor der Söhne des Geheimen Rats Georg Rich. von Lingelsheim war; auf den Tod des einen derselben am 31. März 1630 verfaßte unser Dichter ein lateinisches Trauergedicht. Uebrigens erwarben wir in Augsburg vier Stiche von Opitz, darunter ein sogenanntes Schabkunstblatt von Joh. Joseph Haid, das mit einiger Sicherheit erkennen läßt, daß das kürzlich erworbene kleine Oelbild des Dichters ein echtes Bild von Opitz ist. Rektor Maroske überwies das Protokollbuch 1885 bis 1823 und die gesamten, sehr inhaltreichen Akten der Spinnschule dem Stadtarchiv. Vom Museum Neiße erhielten wir eine Zusammenstellung der dort befindlichen zahlreichen Bunzlauer Keramiken.

Fräulein Käthe Rothe schenkte mehrere alte Landkarten, Programme des hiesigen Gymnasiums, besonders das von 1864 mit der Baugeschichte dieser Anstalt, und ein Zeugnisheft ihres Vaters Richard Rothe, als Gymnasialschüler von 1862 ab der hier schon bekannte Weltreisende Karl Schöffer (Leipzig) die Abschrift eines von dem Amerikaforscher Appun und seinem Begleiter Leopold Martin aus Gnadenberg am 27. April 1849 an Humboldt erstatteten ersten Reiseberichts. Wenig bekannt dürfte die Tatsache sein, daß Humbold am 30. September 1846 im Hotel „Blücher“ logierte, und daß ihm dort der hier durchreisende Erbherzog von Weimar einen zweistündigen Besuch abstattete.

Artur Scholz aus Tillendorf (145) stiftete ein kleines altes sogenanntes Leporelloalbum (zum Auseinanderfalten) von Bunzlau, Stadtverordneter Wende eigene photographische Aufnahmen der jüngsten Boberüberschwemmung.

Erworben wurde ein schön dekorierter Naumburger Tonkrug mit Lamm Gottes, von Meister Gottlob Schober 1846. Kunstphotograph Friedrichs tat uns den Gefallen, die beiden Steinwappen Chr. Friedrichs von Tschirnhaus und seiner Ehefrau Barbara, geb. von Sommerfeld (aus Alt-Warthau), die noch vor nicht langer Zeit, vor dem Umbau durch Bankier Sachs, das Haus der Frau Schey zierten, zu photographieren. Dr. Wernicke hat 1884 (S. 28 der Chronik) die Wappen noch hier gesehen. Sie sind später nach der Parkmauer von Klitschdorf übertragen. Schließlich kauften wir auch eine Chronik von Bunzlau des Diakonus Fechner in Sprottau von 1787, weil an dieselbe 40 Blatt handschriftliche chronistische Notizen des Weißgerbermeisters Chr. Gottlieb Seifert, bis 1806, angebunden sind.

Weihnachten im Museum

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 14. Dezember 1927

Unsere Freunde und Gönner haben uns zu Weihnachten, wie wir hier dankbar berichten können, schon recht reichlich beschenkt. Auch pflegt das Museum in der Weihnachtszeit stärker als sonst besucht zu sein. Allen diesen fremden und einheimischen Gästen zu Nutz zählen wir hier die Eingänge der letzten Zeit auf. Pfarrer Brückner, Siegersdorf, gab ein seiner Vollständigkeit seltenes Werk, das von ihm herausgegebene Siegersdorfer Gemeindeblatt, die „Kleine Glocke“ von 1903 bis 1926 in 3 Bänden, Gustav Embscher in Nieschwitz einen auf seinem Acker gefundenen bayrischen Zehnkreuzer Max Josef 1770. Edmund Garbe, Rudolfsplatz, ein Andachtsbüchlein, in das Bürgermeister Verjagt (1755 – 88) sich in folgender originellen Weise als Besitzer eingeschrieben hat:

    Christianus      Godofredus     Verjagt

(= Christi Gnade macht lebendig). Verjagt war überhaupt ein großer Bücherfreund); er schenkte u. a. dem Waisenhause Bücher (Wernicke S. 208). Von Geheimrat Adalbert Hoffmann, dem bekannten Breslauer Schriftsteller über Goethe in Schlesien und über Günther, bekamen wir eine Anzahl Photographien von Lehrern (Schneider, Baumann, Rudolph, Clemenz) und Schülern des Waisenhauses; Hoffmann war selbst Schüler dieser Anstalt. Schriftsteller G. Huckel, Ratibor spendete einen schriftlichen Bericht der Glogauer Kammer über den Zustand der niederschlesischen Städte 1786, Schriftsteller Rob. Klaus in Waldau die Festschrift der Waldauer Ausstellung. Frau Schmiedemeister Kube eine alte Elle, sowie Fräulein Lichteblau Schneckenversteinerungen vom Wohlen.

Eine große altertümliche Schulkarte von Schlesien gab Frau Sanitätsrat Neisser, Frau Auguste Reiche einen Patenbrief von 1793, Frau Schornsteinbauer Röhrig zwei Leuchterstellagen. Ein sehr interessantes, mit verschnörkelten Buchstaben versehenes Schreibheft des Karl Gottfried Spühz aus Nieder-Gießmannsdorf von 1795 schickte uns ein in Berlin wohnhafter Bunzlauer, Holzbildhauermeister Wilhelm Starke. Ernst Tscherning in Heilbronn, der jetzige Chef der Familie Tsch., erfreute uns durch eine Postkarte von 1893, in der ein Herr Louis Bobé Tschernings Vater mitteilt, daß er das Archiv von Haelsdorf bei Uetersen geordnet und darin eine Urkunde gefunden habe, die Paul Tscherning im Jahre 1662 mit dem Siegel mit dem Kranich besiegelt habe, der das Wappen in dem Feigehause neben unserem Schwibbogen bekrönt. Es ist also damit erwiesen, daß dieses Haus einst im Besitze der Familie des Dichters Tscherning gewesen ist.

Gekauft wurden wieder einige Photographien (Taufstein in Tiefenfurt, Kamin im Gutshause Rothlach, Bauernhäuser in Mühlbock) und verschiedene Stiche (Kirche Gießmannsdorf, Teufelswehr von dem Bunzlauer Künstler Blätterbauer, Ruine Gröditz in Niederschlesien), sowie folgende Bücher: Gundolf (der Goetheforsher), Martin Opitz; Dan. Heinsii Lobgesang Jesu Christi, gedruckt 1621, aus dem Holländischen im Ausgange des Jahres 1621 zu Bunzlau übersetzt von Martin Opitz; das anonyme Werk „das Waisenhaus zu Bunzlau in Schlesien in seiner Geschichte bis zum Jahre 1814“, Bunzlau 1829, bei F. August Julien, schließlich Geschwandt, durch Breslaus Museen 1927. In Abschrift erlangten wir aus einem Sammelwerke über „Natur, Medizin sowie auch hierzu gehörige Kunst- und Literaturgeschichte“ von Leipzig und Bautzen 1722 eine Beschreibung des Queckbrunnen.

Schließlich kamen 3 gläserne Vasen hinzu, eine von Bräuer, Bunzlau, und 2 Wehrauer Fabrikat.

Erwähnenswert ist, daß unser Antiquarium, unsere Urnen usw. von unserem Museumskommissionsmitgliede, Herrn Kreisausschußsekretär Schumann, so gut es der äußerst beengte Raum zuläßt, neu geordnet worden ist. Eine große Kiste voll weniger nett aussehenden Urnen und Urnenteilen mußte dabei bereits auf den Museumboden verschwinden.

Unser kleines Oelbild, das den Dichter M. Opitz darstellt, war anläßlich eines deutschen Tages im Landesmuseum Danzig ausgestellt. Die Danziger hatten es so lieb gewonnen, daß es ihnen sichtlich schwer fiel, das kleine hervorragende Kunstwerk wieder herzugeben.

Was gibt’s neues im Museum?

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 5. Februar 1928

Infolge der Temperatureinflüsse springen in der Singuhr nicht selten kleine Holzrädchen, deren Herstellung sehr mühevoll ist, da es an geeigneten Kreisteilungsmaschinen fehlt. Zur Abhilfe dieses Uebelstandes schenkte Fr. A. Arzt 5 Rädchen aus Aluminium als gelegentliche Ersatzstücke. Ganz kann man die Holzräder nicht verbannen, da sonst der Charakter der alten Uhr leiden würde. Erster Bürgermeister Burmann gab eine große Lithographie, Ansicht des Viadukts, Druck von C. B. Titze und E. Zitschke, auf der besonders eine handschriftliche Dedikation „Th. Oelsner der Schles. Gesellschaft (für vaterländische Kultur)“ interessant ist. Theodor Oelsner war bis 1874 der Redakteur der „Schlesischen Provinzialblätter“. Von Curt Claße erhielten wir schöne neue Ansichtskarten, von Uhrmachermeister Herrmann ein österreichisches Ordenskreuz für die Mitkämpfer von 1813/14 mit der Inschrift: Grati princeps et patria Franc. imp. aug. Europae libertate asserta (Der dankbare Herrscher Kaiser Franz und das Vaterland nach Wiederherstellung der Freiheit Europas). Das „Bunte Blatt“ Nr. 52 (Geber Muschket) bringt eine Abbildung des „berühmten Bunzlauer Topfes, erbaut von Zeppe (!), und aus einzelnen gebrannten Tonscheiben zusammengesetzt“, also ein recht merkwürdiges Verfahren. Uebrigens stiftete der Magistrat in Penig (Sachsen) eine Photographie des 1927 zum dortigen Heimatfest aus Holz rekonstruierten Großen Topfes von Penig. Einen eigenhändigen Brief Karl von Holteis von Breslau dem 6. August 1867, an Julie Schöpe in Schloß Goldmannsdorf bei Sohrau OS. gab Frl. Ilse Nitschke; die Adressatin hatte dem Dichter und großen Autographensammler einen Brief des Dramatikers Iffland verehrt. Bankdirektor O. Pätzold in Liegnitz schenkte einen 50 Zentimeter hohen Bunzlauer Dekorationskrug mit der Inschrift: „Dretwa sen. 1885“. Vom Magistrat kamen uns zu Photographien der neu angeschafften Registrier- und Buchungsmaschine und einer Sachbearbeiterregistratur.

Ganz etwas Neues gab Mühlenbesitzer Rost in Liebichau, nämlich eine 3 Meter lange indische Schlangenhaut. Waisenhausoberlehrer Springer steuerte ein gut illustriertes Buch von 1788 über den Türkenkrieg bei, und Malermeister Fritz Tschechne zwei Maschinenteile (Steuerungsrädchen und Spannschraube) des am 29. Oktober 1913 bei Johannisthal explodierten Zeppelin II.

Angekauft wurden eine Lithographie von E. G. Woltersdorf (mit Kruzifix), ein Stich des am 19. Februar 1830 in Ober-Thomaswaldau geborenen hervorragenden Musikschriftstellers und Kritikers Wilh. Tappert. Der Name T. ist ein echt niederschlesischer; man nannte noch vor einigen Jahren den Waldteil, in dem die Villen von Fernbach und Hugo Menzel liegen, „Tappertsbüschel“.

Ebenso wurden gekauft zwei Stiche der Gröditzburg, vier von Kutusow und einer von Bergrat Abrah. Gottl. Werner, geb. 25. Juni 1750 in Wehrau, ferner 15 Photographien von unserem Heimatfeste und eine von der neu hervorgetretenen, verwischten Freskomalerei in der St. Katharinenkapelle, die den Namen der hl. Margarete erkennenläßt, wohl aber bald übermalt werden wird. Auch der Vortrag Karl Schöffers vom 6. Januar 1928 im Berliner Rundfunk über Appun wurde angekauft, ebenso wurden Abschriften der Gedichte M. Johann Fechners über den Gröditzberg und über den Boberfluß von 1737 beschafft. An Büchern erwarben wir E. F. Buquoi: „Das Waisenhaus zu Bunzlau“, die sehr seltene Urausgabe um 1796, ein Predigtbuch „Der Christ am Sonntage“, 2 Bände, Bunzlau 1808, dem Bunzlauer Stadtdirektor E. W. Schwindt gewidmet, von Pastor F. Fricke, einen Aufsatz über die alte Herzogsburg in Altbunzlau in Böhmen, von Buchtela, von Kreisgerichtsrat Kiesewalter in Bunzlau, wohnhaft Löwenberger Straße 12, dessen Erinnerungen an den 1870er Krieg, von Pastor Hergesell, Großhartmannsdorf, eine Leichenpredigt für den 1840 gestorbenen Pastor Järschky (Deutmannsdorf), und schließlich zwei Photographie-Albums aus dem nachlasse des Pastors Zahn in Tschirne mit Photographien von einigen Bunzlauer Personen. Eine Anzahl Bücher gab auch die Volksbücherei an uns ab.

Damit in dem musikliebenden Bunzlau auch die Musikinstrumente zu ihrem Recht kommen, erwarben wir die Flöte des 1776 geborenen Chr. Gottl. Göbel, Vaters des alten Bunzlauer Kreisgerichtsrats Göbel, wohnhaft Löwenberger Straße 2.

Vom Bunzlauer Museum

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 3 4. 1928

In langer, angestrengter und kostspieliger Arbeit ist das Figurenwerk der Singuhr, das durch Ofenwärme gelitten hatte, gründlich repariert worden, so daß es in gewohnter Weise zur Osterzeit unsere Besucher wieder erfreuen wird. Wir brachten in Erfahrung, daß sich in der Familie Jacob noch vor einiger Zeit eine Anzahl Bilder befinden, die die Passion Christi darstellten. Sie haben dem Künstler der Singuhr als Vorlagen gedient. Leider sind sie jetzt nicht mehr vorhanden. An der Breslauer Ausstellung für Leinen, Spitzen und Trachten, die in der Zeit vom 7. bis 14. März stattfand, haben wir uns mit einer größeren Anzahl Gegenstände beteiligt. Die Ausstellung hat einen guten Verkauf genommen. Unsere beiden Ansichtskartenalben, deren eines die Stadt Bunzlau, das andere die übrigen Kreisorte darstellt, sind neu geordnet. Es sind zwar schon an 500 Karten vorhanden. Erwünscht wäre es aber, wenn die verehrten Kreisinsassen uns mehr, wie bisher, durch Zusendung von gebrauchten oder ungebrauchten Karten aus dem Kreise erfreuten. Die Ansichtskarte ist in ihrem Werte für eine spätere Zeit nicht zu unterschätzen.

In den Monaten Februar und März erwarben wir eine etwa 60 Jahre alte Papeterie, alte Lagerbestände einer Papierhandlung aus Gnadenberg oder Großhartmannsdorf, mit einer Unmenge von kleinen Einklebebildchen, Sprüchen, Blumen, gepreßten Albumeinbänden usw., die einen selten vollkommenen Ueberblick über den Geschmack des ausgehenden Biedermeier gewähren. Auch ein Moosbild von Schloß Fischbach und eines von der Kirche auf dem Zobten sowie ein Dutzend neu photographische Aufnahmen des schönen Gießmannsdorf wurden erworben.

Frau Ottilie Becker gab zwei große Gipsmedaillons, darunter „Der Morgen“, nach Thorwaldsen. Die Pressephotographen A. und J. Frankl (Berlin) stifteten zwei gut gelungene Aufnahmen vom Großen Topf. Fabrikbesitzer Adolf Hammer schenkte uns aus dem Nachlasse des Salinger Hammer eine größere Portion Druckschriften, wie Ortstatuten Vereinsveröffentlichungen und Adreßbücher aus früherer Zeit Bunzlaus, auch eine Photographie des Hammerschen Hauses im Umbau. Der Schriftsteller Georg Holzhey spendete seine im Jahre 1925 erschienenen zahlreichen Veröffentlichungen. Seine Festschrift „Blühende Jugend“, ein Lebensbild von Woltersdorf enthaltend, ist in 20000 Exemplaren im deutschen Vaterlande verbreitet worden. Von Herrn Kaufmann Artur Krause bekamen wir eine Schachtel alter preußischer Bleisoldaten. Der Altertumskenner Ludwig in Tschirne sandte einen grünseidenen Sonnenknicker. Richard Munzky und seine Schwester, Frau Berta Berthold, überließen uns ein wertvolles Stammbuch des am 27. März 1794 in Wingendorf geborenen Bunzlauer Rektors Immanuel Benjamin Vogel mit nicht weniger als 75 Eintragungen aus der Zeit um 1814  betreffend Laubaner Gegend und die Universität Leipzig. Vogel amtierte hier von 1820 bis 1858. Als er am 13. Februar 1865 starb, setzten ihm seine Schüler, darunter Moritz Kranz, das jetzt noch stehende Denkmal, eine Steinsäule mit Globus, an der Nordwestecke unseres Friedhofes. Vogel, der als Junggeselle im Munzkyschen Hause an der Görlitzer Straße lebte, war derjenige, der mit Apotheker Kohl eine eidliche Abrede dahin getroffen hatte, daß der Erstverstorbenen von ihnen aus dem Jenseits dem anderen ein Zeichen geben sollte. Als Vogels Leichenzug bei dem Kohlschen Hause vorbeiging, sprang der darin befindliche große Wandspiegel von oben bis unten entzwei. Sechs aktuelle Photographien von den jetzigen Arbeiten am neuen Boberbade verdanken wir der Aufmerksamkeit des Dentisten Schaefer.

Vor einiger Zeit wurde mit Bewilligung des zusammengetretenen Kunstausschusses der Städtischen Körperschaften ein baufälliges Haus im Hirsewinkel abgebrochen.

Die Besitzerin, Frau Emma Scholz, schenkte eine Photographie dieses Hauses sowie eine Anzahl aus diesem Gebäude stammende Empire-Ofenkacheln, wohl Bunzlauer Arbeit. Frau Justizbüroassisten Schulz erfreute uns mit einem elfenbeingeschnitzten Nadelbüchschen. Schöne Gegenstände schenkte auch Kreisausschußsekretär Steinbrecher, nämlich zwei Spiele Tarockkarten und zwei Silhouetten, Studentenbilder von 1836. Die Waisenhausverwaltung gab auf unseren Antrag freundlicherweise eine Montur eines Waisenknaben zum ewigen Gedächtnis her. Hausverwalter Wethekam, der uns schon oft bedacht hat, übergab uns eine gestickte Landkarte von Frankreich, von Adele Wiart 1806 für ihre Eltern gefertigt. Es ist damit begonnen worden, die historischen Bücher des Museums dem Archive einzuverleiben, um die Uebersicht zu vereinfachen. In der Annahme, daß in dem Prager Staatsarchive Urkunden liegen, die Bunzlau betreffen, haben wir uns nicht getäuscht. Es fand sich dort in großes Bündel Akten betr. einen Streit mit Breslau aus 1563. Das Prager Staatsarchiv, das mit uns zunächst im diplomatischen Verkehr über die Ministerien und Gesandtschaften in französischer Sprache verhandelte, hat uns zuletzt sehr freundlich und sogar in deutscher Sprache geantwortet.

Im kommenden Sommer wird an jedem ersten Sonntage im Monate, nachmittags von 3 bis 5 Uhr, ein Mitglied der Museumskommission zur Führung des Publikums im Museum anwesend sein.

Ein Jubiläum des Museums

Von Artur Schiller. 23. Mai 1928

Unser diesmaliger, die letzten drei Monate umfassender Bericht kann auf einen freudigen Ton gestimmt werden, gilt es doch, einen Erfolg zu feiern, den das Museum zu verzeichnen hat. Als die jetzige Museumskommission am 1. Juni 1920 die Verwaltung des Museums auf Ersuchen des Magistrats übernahm, zählte die Handbücherei 33 Nummern. Man hatte damals auf die Schaffung einer solchen offenbar geringes Gewicht gelegt. Und doch ist sie zur Hantierung der vielen verschiedenen Kunstzweige, die im Museum, wenn auch meist im geringem Umfange vertreten sind, nötig und auch zur Vertiefung der Studien der Geschichte von Stadt und Kreis Bunzlau. Die Ratsbücherei und auch unsere neuerdings so vorzüglich ausgebildete Volksbücherei haben andere Ziele. Durch Schenkungen und Ankäufe, die freilich durch die uns zu Gebote stehenden geringen Mittel nur sehr gering sein können, ist es erreicht worden, daß diese unsere Bücherei heute nicht weniger als 1000 Nummern zählt. Auch in der Handbücherei des Stadtarchivs sind einige Hundert historische Werke vorhanden, so daß Bunzlau nunmehr für Lokalhistoriker ein recht achtbares Studienmaterial besitzt. So nähern sich auch Ankäufe aus dem Nachlasse des Professors Feyerabend, Görlitz, die wichtigen Veröffentlichungen des Vereins für Geschichte Schlesiens der Komplettierung. Auch die kostbare Silesiographie von Henelius ist nunmehr da. Leider läßt der Raummangel eine übersichtliche Aufstellung dieser beiden Handbüchereien nicht zu, und nicht jedem kann jedes Buch ausgeliehen werden. Die Hauptaufgabe eines Buches ist freilich, von vielen gelesen zu werden. Unsere intimen Freunde wissen aber, daß wir zur Hilfe bei Studien und zum Verleihen an sie stets bereit sind.

Zuletzt wurden gekauft Will-Erich Peukert, Schlesische Volkskunde, 1928, ferner von dem am 19. Februar 1830 in Ober-Thomaswaldau geborenen berühmten Musikkritiker Wilh. Tappert, dessen interessante Broschüre „Wandernde Melodien“, Berlin 1889, sowie das Schulprogramm des Gymnasiums Torgau von 1879, das eine Abhandlung von Dr. Otto Taubert über das erste deutsche Operntextbuch „Daphne“ von Martin Opitz enthält. Es wurde von Heinrich Schütz komponiert. Die Oper wurde 1627 zur Feier des Beilagers des Landgrafen Georg von Hessen und der liebreizenden Prinzessin Sofie Eleonore von Sachsen in Torgau mit ungeheurem Erfolge zweimal aufgeführt. Auch die Festschrift von Pastor Goldmann, Hermsdorf bei Goldberg, zum Kirchenjubiläum von Harpersdorf, 1927, entging uns nicht. Es steht darin folgender Satz: „Anno 1711 erhielt diese Kirche ihre Gestalt als sog. Kreuzkirche; als Baumeister, der die Abrisse zum Bau gemacht hat, wird ein gewisser Simonetti genannt.“ Nun, unsere Leser wissen, wer der „gewisse Simonetti“ gewesen ist: es war der hier aus Roveredo eingewanderte und in Bunzlau zum Ratsherrn aufgestiegene Julius Simonetti, dem wir die Restaurierung der hiesigen katholischen Kirche 1692 verdanken. Bekanntlich hatte er auch u. a. das Schloß in Wehrau erbaut. Sein Wohnhaus war Zollstraße 32. In dieser Festschrift lesen wir auch, daß der 1576 in Bunzlau geborene Severin Mergo, der zuerst Pastor in Aslau, dann in Bunzlau war, – das Breslauer Altert.-Museum besitzt eine Bunzlauer Prunkkanne mit der Inschrift „Severinus Mergo, pastor Boleslaviensis“ – 1653 infolge der Gegenreformation hier verdrängt, 1654 als Pastor nach Harpersdorf ging, wo er nur dreimal predigte und dann starb. Auch heiratete 1723 der Pastor Joh. Sam. Neander von Harpersdorf die Kaufmannstocher Joh. Patientia Pufe aus Bunzlau.

Wie die „Schles. Provinzialblätter“ Bd. 1 S. 783 berichten, wurden bei der Aushebung eins im Jahre 1581 verschütteten Brunnens im Hofe der Grubertschen Konditorei, die sich damals Markt 20 befand, mehrere unglasierte Bunzlauer Töpfe, sog.. Grappen, gefunden. Einige davon besitzt das Breslauer Altertumsmuseum. Da gerade diese mttelalterlichen Keramiken durch die Bestrebungen von Konrad Strauß (Frankfurt a. d. O.) jetzt im Mittelpunkte der wissenschaftlichen Forschung stehen, ließen wir uns diese Töpfe photographieren. Wahrscheinlich stammen auch die drei bei uns schon vorhandenen Grappen von diesem Funde. Die Duplizität der Fälle brachte es mit sich, daß auch kürzlich in Naumburg bei einem Hausbabbruch ein solcher Topf mit Henkel gefunden wurde, den Baumeister Hersel in Ullersdorf uns freundlich schenkte.

Pastor i. R. Friedrich Brand, Lauban, Schwiegersohn des hiesigen Stadtrates Karl Anders, überwies uns drei Ehrendiplome des letzteren, Urk. des Bzl. Radfahrklubs 1891 zum 70. Geburtstage, 8. 8. 1903, des Männerturnvereins zum 25jährigen Wirken, 11. 2. 1906, und Ernennung zum Ehrenvorsitzenden, 18. 2. 18´907, schöne Beweise der Bunzlauer Buchbindekunst.

Kand. arch. Georg Geller, Dresden, der hier nach den Spuren Wendl Roskopfs forschte, gab eine gute Photographie des Fußbodens aus merkwürdig gestalteten Fliesen in der neuen Turmkapelle der kath. Kirche. Peter Gansel stiftete eine dekorative Gruppe von Miniatur-Handwerksgerät aus Metall der hiesigen Bauhandwerkerinnung in einem schmucken Glasgehäuse von 1863. Das ansehnliche Stück ist durch Aufzeichnung der damaligen Meister, Altgesellen und Zechboten merkwürdig. Es enthält den bekannten Spruch: „Meister ist, der was ersann, Geselle sol sein, der was kann. Wer soll Lehrling sein: Jedermann!“

Frl. Herrmann bei Bick, gab das Kassenbuch der Büttner v. 2. 7. 1743, Frau Ike eine geschnitzte altertämliche Pietà von 1840 in Glaskasten, Frau Kuhnert das Feldgesangbuch des Leibkürassierregiments von 1787, aus der Bunzlauer Familie Schunke.

Der Gründer des Beuthener Stadtmuseums, Großsammler Simon Macha in Beuthen OS., übersandte die Bauzeichnung für unser Kutusowdenmal aus dem 2. Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts, ein wertvolles Stück. Töpfermeister Julius Paul stiftete das Fahnentuch der Töpfer zu Sangerhause, 1820, von seinen Vorfahren stammend. Herr Reinhold übermittelte uns einen Patenbrief des Joh. Gottfr. Lange aus Mittel-Mittlau und ein Schreibbuch des Joh. Gottfr. Bittermann aus Lichtenwaldau, Frau Professor Scholz eine Anzahl Bücher, darunter eine Chronik des Riesengebirges von Hensel. Frau Marie Wangerow (Görlitz) eine Tochter des hiesigen Kreisgerichtsrat Kiesewalter, schickte eine uns bisher unbekannte Lithographie der Stadt Bunzlau ein sowie ein von ihrem verstorbenen Bruder, Bildhauer Heinrich Kiesewalter, mit der Feder gezeichnetes Ansichtsalbum von Bunzlau und Gnadenberg. Tischler Fritz Winzker schenkte endlich ein Buch Großquart: Gehrke, Muster der neuesten Bau- und Möbelzeichnungen, Berlin 1840.

Erworben wurden gute photogaphische Aufnahmen der Singuhr, eine Feldflasche, eine Schrotbeutel, ein Wachssiegel Joh. Georg II. von Sachsen, ein in Gnadenberg ausgegrabener Granatsplitter und ein strohgeflochtener Fächer, mit Wolle bestickt, in Form eines Beiles. Zur Unterbringung vieler aus Stadt und Kreis Bunzlau eingegangener Ansichtskarten mußte ein drittes Album angelegt werden.

Neuer Museumsbericht

Erstattet von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 14. Juli 1928

Die wichtigste Erwerbung in der jüngsten Zeit ist der preiswerte Ankauf eines von dem Bunzlauer Südamerikaforscher  Karl Ferdinand Appun gemalten, 11/2 x 1 Meter großen Oelbildes, daß das Gebäude einer Jesuiten-Missions-Niederlassung in Südamerika darstellt. Das auf bizarren Felsen hochragend erbaute Gebäude liegt an einem meisterhaft gemalten, schleierartigen Wasserfalle. Zwei gewaltige, spitze Bergkegel, heroisch beleuchtet, bilden den Hintergrund der Szenerie. Wir haben von Appun jetzt drei Oelbilder.

Vor längeren Jahren wurde im Queis bei Siegersdorf eine 15 Zentimeter lange, gut ausgebildete Bronzerundfigur, Jupiter mit dem Donnerkeile darstellend, gefunden. Der Fund ist bereis in Flössels Chronik von Siegersdorf erwähnt, die in Pastor Brückners „Kleiner Glocke“ auszugsweise abgedruckt ist. Es gelang uns, vom Görlitzer Museum, wo sich die Figur, ein Denkmal des Weltverkehrs in grauen Zeiten der Weltgeschichte, befindet, eine Gißsabdruck dieser Statue zu erlangen. Pastor Brückner, der seinen Lebensabend in Lähn verlebt, sandte uns seine Photographie und bemerkte dabei liebenswürdig, daß er sich immer mit dem Bunzlauer Museum verbunden fühle, weil er in Bunzlau auf dem Waisenhause 1885 seine Schulzeit verlebt und seine Gattin aus dem Museumhause geholt habe. Diese war nämlich die älteste Tochter des damals dort wohnenden, allgemein beliebten Kapellmeisters C. F. Hentschel. Damals ging’s im Museumsaale gar laut her! Die Schneidermeisterin Johnsdorf, die kürzlich mit ihrer Berufsklasse unsere Textilien studierte, spendete eine recht originelle Bleistiftzeichnung in der Art eines Patenbriefes. Herr Pohl (Schweizerhaus) gab uns das Mittagstischbuch der Bunzlauer Unteroffiziere aus dem Jahre 1916, eine Kriegserinnerung. Bibiliothekrat Dr. Joph Reicke (Göttingen) stiftete eine kleine literarische Kostbarkeit, Lob- und Gedächtnisrede auf M. Opitz i. J. 1789, den 20. August auf der (so!) philosophischen Katheder, gehalten von Joh. Christioph Goltscheden. Wir stellten endlich fest, daß sich das Originalbild von Opitz in Danzig im Lesesaal der Stadtbibliothek, am Jakobstore 16, befindet.

Gekauft wurde folgende Opitzliteratur: M. Opitz, ein Gedenkblatt zu seinem 300jährigem Geburtstage, von Moritz Lilie, Illustr. Ztg. vom 23. 12. 1897,

Ueber Enoch Hanmanns Anmerkungen zu Opitzens deutscher Poeterei, Diss. von Joh. Heydtmann, Rostock 1882,

Martinus Opitius, Silvarum libri III, Epigrammatum liber unus, von seinem Freunde, dem Bunzlauer Bernh. Wilhelm Nüßler, herausgegeben Frankfurt a. M. 1631, ein Buch, das Goedekes Bibliographie von Opitz nicht kennt.

Mit Rücksicht auf den 100jährigen Geburtstag von Hermann Mueller, dem Begründer und Chefredakteur der Pharmazeutischen Zeitung (geboren 8. Mai 1828 in Raudten als Sohn des Kreisgerichtssekretärs Mueller), erwarben wir die Jubelnummer dieser Zeitung, Nr. 36 vom 5. Mai 1928. Die erste Nummer der Ph. Ztg. erschien am 5. April 1856, gedruckt von C. A. Voigt, Bunzlau, markt 24. Die Zeitung bezeichnet sich selbst als das erste pharmazeutische Fachblatt des Kontinents.

Herm. Rösler in Görlitz sandte uns in Abschrift die Schilderung der Bunzlauer Leidenstage 1813 nach dem Tagebuche von Ernst Samuel Gotthardt zu. Gekauft wurde eine Photographie der riesigen, für Südamerika bestimmten Sandsteinbekrönung, die hier in den Werkstätten der Firma Zeidler & Wimmel geschaffen worden ist. Auf der Breslauer Feuerwehrausstellung (6. – 13. Juli) hatten wir einiges ausgestellt.

Die Juninummer der „Schles. Monatshefte“ lobt in einem Aufsatze von Fritz Wentzel „Flug über Schlesien“ den charakteristisch-schlesischen Blick auf unseren Ring und Bunzlaus köstliche Barockbauten. Wir können verraten, daß ein Danziger Schriftsteller die Heldentaten der Frau Rittmeister Bonin zu einem 4aktigen Schauspiel verarbeitet hat, von dem 2 Akte hier in Bunzlau spielen.

Zum Kauf angeboten wurde ein goldenes Kleinod der Bunzlauer Schützengilde für 150 M und ein schön ziselierter silberner Löffel von 1592 für 120 M mit dem Ehewappen des Bunzlauer Senators und Stadtschreibers Joh. Tscherning (geb. 1557, gest. 1609) und seiner Ehefrau Martha geb. Emmerich. Der Ankauf mußte abgelehnt werden.

Zu seinem Geburtstag erfreuten den Berichterstatter die Herren und Damen der Museumskommission mit einer sehr guten photographischen Aufnahme unseres K. Friedrichs vom Museum.

Neueingänge des Museums

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 30. November 1928

Da am kommenden Sonntage, als am ersten Sonntage des Monats Dezember, das Museum von 15 bis 17 Uhr unentgeltlich geöffnet ist, lohnt es sich, einen Ueberblick über die Eingänge der letzten zwei Monate zu geben. Unser Kommissionsmitglied, Maurermeister Peter Gansel, hat für diesen Sonntag die Führung übernommen.

An literarischen Erzeugnissen konnten wir folgende wichtigen Schriften buchen: von Kölichen, Der Boberdeichverband, Bunzlau 1893, mit Stromkarte; Gabe des Herrn Heinrich von Kölichen, Kittlitztreben. Dr. Pukall, Keramische Arbeitsmassen, 2. Abdruck; ders., Ueber die Vorgänge beim Brennen keramischer Waren, 1., 2., 3. Auflage; ders., Keramisches Rechnen, 4. Auflage, 1927; ders.. Grundzüge der Keramik; alles Geschenke des Verfassers. Direktor Gläser, Neusalz, Heimatkalender für Grünberg und Freystadt 1929, Mitteilungen des Liegnitzer Geschichtsvereins für 1926/27. Darin wichtig aus einem Aufsatze des Professors zum Winckel die Ableitung des Namens „Liegnitz“ von dem polnischen Wort „leg“ = Standort und eine Bemerkung über die Bunzlau berührende Hohe Straße von Leipzig nach dem Osten. Albert Schultze, Die Stellung des Verbs bei M. Opitz, Diss., Halle 1903, Rauers, Zur Geschichte der alten Handelsstraßen in Deutschland, Gotha 1902, mit Wiedergabe einer Straßenkarte von 1732, Randhahn, Beiträge zur Kenntnis des Bunzlauer Tons, Diss., Halle 1907, Lichtstern, Schles. Fürstenkrone 1685, in kostbares Büchlein, und Worbs, Geschichte Schlesiens und der Lausitze, 1824.

Aus der „Heimat“, Beilage des „Neuen Görlitzer Anzeigers“, erwarben wir aus Nummer 39 den Aufsatz über Wehrau mit Bild des um 1690 von dem Bunzlauer Simonetti erbauten Schlosses und des Geburtshauses des Geologen Werner und aus Nummer 42 den Aufsatz von Margarete Dörner „Bunzlaus schönstes Kunstwerk“ mit mehreren Bildern der katholischen Kirche nach uns gehörigen Photographien des Pfarrers Lorke, ferner „Schlesische Burgen“, Zeichungen von Ulrich Wendt.

Vom Stadtbauamt erhielten wir einen Bürstenabzug der Inschriften der beiden Ratsturmglocken und eine Photographie des Turmadlers.

Erworben wurden Photographien der Bunzlauer Pforte in Thommendorf, der neuen Kirchen in Greulich, sechs Photographien des Barockhauses in Waldau und Stiche bzw. Lithographien der Kirche in Gießmannsdorf, vom Teufelswehr (von dem Bunzlauer Blätterbauer), von Gnadenberg und dem Gröditzberge. Fräulein Elise Vogt schenkte eine Photographie des Lehrerkollegiums der Mädchenschule unter Rektor Eckensberg (mit Lehrer Weinknecht, Fräulein Pardemann u. a.).

Wir übernahmen aus dem Ratsturmknopf die Reste der Urkunde von 1776 und das Blechschild von 1847. Architekt Artur Bergmann gab eine Originaldepesche von dem Gefecht bei Weißenburg 1870, Rendant Eichner einige Gesteine, Frau Buchbindermeister Hentschel sechs Urkunden aus dem Nachlasse ihres Ehemannes, darunter einen Entlassungsschein des Husaren Gottfried Gerbig, der 34 Jahre bei den Bernstädter Husaren gedient hatte und dem deshalb der monatliche Gnadentaler bewilligt wurde. Mechaniker Hoensch schenkte einen Wurstbügel aus Messingdraht, Frau Emma Krautschneider eine altertümliche Puppe im Strickkleid, Augenarzt Dr. Loebner ein antikes Brillengestell, Frau Martha Mann in Penzig eine große Koralle und ein Gürteltier und ein Krokodil, in Amerika aus Horn naturgetreu nachgebildet.

Einen holzgeschnitzten Sessel spendete Fleischermeister Opitz der noch vielen unserer Besucher gute Dienste leisten wird.

Ein auch für vorgeschichtliche Forschung sehr interessantes Bohrwerkzeug, das sehr altertümlich anmutet und kürzlich von dem vom Breslauer Museum hierher gesandten bekannten Altertumsforscher Gschwendt geziemend bewundert wurde, sandte der Herr Gemeindevorsteher von Rückenwaldau. Schon hier sei erwähnt, daß Herr Gschwendt im Februar hier einen Vortrag über die Bodenaltertümer des Kreises Bunzlau zu halten beabsichtigt.

Erfreulich betätigen sich wieder Rechnungsrat L. Schulz, Wilmersdorf, und seine Gemahlin Elisabeth, geb. Stoephasius, eine gebürtige Bunzlauerin. Sie sandten die Personalien des Pastors Franke in Peterswaldau von Pastor Woltersdorf, Hertwigswaldau 1835, eine nette kleine Steinsammlung und 16 Biologien von deutschen Waldbäumen, für eine Forst besitzende Stadt wie Bunzlau eine wertvolle Gabe.

Gekauft wurde ein Kristerscher Porzellanteller mit handgemalter Blumengirlande im Biedermeierstil.

Das Museum ist der neu entstandenen Zentralauskunftsstelle für Sammelwesen in Wien II, Taborstraße 46, beigetreten, die sich international einstellt und den Leiter unseres Museums in das Kuratorium gewählt hat. Diese Zentralstelle bekundet großes Interesse an Bunzlau, seine alte Kultur und seine Literatur.

Der eben erschiene Band III der „Schlesischen Lebensbilder“ bringt an seiner Spitze einen Aufsatz von Professor Ermattinger über Martin Opitz und eine ungemein gut gelungene Wiedergabe unseres kleinen Oelbildes des Dichters. Wir empfehlen den Ankauf des vorzüglichen, preiswerten Buches. Für den nächsten Band ist auf unseren Vorschlag eine Lebensbescheibung des oben erwähnten Geologen Werner vorgesehen.

Daß in der vorigen Woche das Altertumsmuseum Breslau durch Dr. Tackenberg Ausgrabungen in Ullersdorf vorgenommen hat, ist schon anderweit berichtet worden. An der Grabung nahm der kundige Leiter unseres Antiquariums, Kreisausschußsekretär Schumann, mit bestem Erfolge für uns teil.

Neuerwerbungen des Museums

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 12. Juli 1929.

Die schöne Ferienzeit ist auch die Erntezeit für das Museum; denn jetzt wird es, besonders von Auswärtigen, zahlreich besucht. Aber auch die Einheimischen werden manches Neue zu sehen bekommen, was im Monat Juni eingegangen ist.

Am augenfälligsten ist das große bunte Glasfenster aus dem Oberstock des Jugendhauses. Wir haben es vor das Fenster des Singuhrraumes gestellt, dem es nun ein feierliches Ansehen verleiht. Es stellt die Verleihung der Reichsgrafenwürde an die Herren von Pückler durch den Kaiser Leopold I. am 10. Mai 1690 dar.

Auch Geschenke sind von freundlichen Gebern wieder in größerer Anzahl eingegangen. Professor Balthasar gab eine römische, birnenförmige Vase, die 1900 in dem Dorfe Quadrath bei Köln a. Rh. ausgegraben worden ist. Frau Kapitän Behmer gab drei Glasleuchter und einen „Dresdner Kalender“ von 1801 mit Wappen und Genealogie der Grafen von Boße, Frau Berthold Gesteine. Pastor Brückner, der jetzt nach seiner Emeritierung in Lähn wohnt, sandte Bunzlauer Photographien, eine Spardose und ein „Pennal“ (Büchse für Schreibgeräte). Buchdruckereibesitzer Claße stiftete eine Urkunde, wonach Töpfermeister Kauschke eine Kirchenbank kauft, Frau Klara Gansel eine ansehnliche Öllampe.

Sanitätstrat Dr. Kalliefe vermehrte die Opitzsammlung durch Martin Opitzens Lobrede auf Raphael B. Leszczynski, Thorn 1636. Als unser ständiger Gönner schenkte Otto Lepper (Nürnberg) ein seltenes Büchlein von Dr. Albrecht Kunth, Sohn des Waisenhausoberlehrers: „Unter der Fahne des 2. Bataillons Franz“, Erinnerungen an 1866. Derselbe wurde bei Spichern schwer verwundet, starb in Berlin und hat hier in Bunzlau ein mit einer schönen Bronzeplakette geziertes Grab, gewidmet von seinen Freunden „Dem Gelehrten, Tapferen, Getreuen“. Ferner ein Stammbuch des Hugo Pils und der Frau Helene Pils, geb. Lepper. Obersekretär Löwenberg schenkte u. a. ein Schulattest von Kowno für einen russischen Unteroffizier und ein Paar weiße Manschetten, mit Krausen besetzt. Professor Dr. Meth in Jänkendorf gab eine von C. Theodor Pfautz hang

emalte „Tieranatomie“ her. Schöne große Briefbogen, eingerahmt von altertümlichen Bunzlauer Ansichten, spendierte Kaufmann Ochsmann. Waisenhausoberlehrer Springer stiftete auch den 4. Band 1928/29 der „Bunzlauer Volksbühne“, der uns durch die Fortführung seiner Abhandlung über die Bunzlauer Theatergeschichte besonders wichtig ist.

Fräulein Wehner gab verschiedene Drucksachen aus der Offizin von L. Fernbach von der Bunzlauer Gutenbergfeier vom 29. Juni 1890 und die Chöre zu Sophokles Antigone, im griechischen Urtexte hier von der Prima des Gymnasiums im Jahre 1868 aufgeführt. Fräulein Stadtverordnete Wende schenkte 64 Stammbuchblätter aus der Zeit von 1764 bis 1840, Reste von drei Stammbüchern, Hausvater Wethekam Bücher, eine Fayenceschüssel und eine Photographie des von ihm zum Heimatfeste vor der Herberge aufgebauten Stadttores.

Das Stadtwohlfahrtsamt übergab uns ein Paar Holzsohlen, Kriegsware, als Erinnerung.

Erworben wurden folgende Bücher:

Allgem. Vieharzneibuch oder des alten Schäfers Thomas aus Bunzlau Kuren, Glogau bei Flemming 1834;

Schaller, Topographie von Böhmen, 4. Teil Bunzlau (Jungbunzlau) 1790;

Micke, Chronik von Naumburg, Bunzlau, Waisenhausdruckerei 1844, sowie achtzehn französische Stahlstiche, die Details der Topffabrikations darstellend, mit französischem Texte, und schließlich eine Stellage für Spanbeleuchtung.

Eine kleine Ausstellung von Waisenhauserinnerungen wird zur bevorstehenden Jubelfeier vorbereitet.

Die neuesten Eingänge des Museums

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 6. Januar 1930

Bunt wie ein Weihnachtsgabentisch steht die Liste unserer neuesten Eingänge aus. Wieder ist es in erster Linie die Gebefreudigkeit lieber Gönner, die sich dadurch den Dank des Publikums verdient haben. Feilenhauermeister Wilh. Apelt stiftete die Lithographie einer Landschaft, an der besonders der schwarze Biedermeierrahmen interessiert. Das Stadtbauamt überwies von Goldberger Straße Nr. 9 eine Pfeilerdeckplatte mit Steinurne und die Grabplatte für den im Jahre 1663 im Alter von 37 Jahren verstorbenen Stadtapotheker Mich. Appel, über die wir bereits anderweit berichtet haben. Die Objekte sind im Museumgarten aufgesellt, der jetzt durch den neu vorbeigelegten Weg durch die Spießgassenpforte für die Besichtigung solcher Architekturstücke recht geeignet geworden ist. Ofensetzermeister Baumgart vergrößerte unsere Sammlung von Ofenkacheln durch zwei solche von Schloßstraße 15. Karl Bonk gab ein gerahmtes Bild, Reichstag von Speyer, Buchdruckereibesitzer Claße wieder zwei Urkunden betreffend die Unruhen von 1848 und den Ankauf einer hiesigen Kirchenbank 1821 durch J. S. Kauschke. Einen Wurstbügel aus Rotguß mit „C. A. Woy“ – Fleischermeister in Bunzlau 1838 – schenkte Frau Fleischermeister Effenberg, ebenso ein Streichholzbüchschen, zum Siegel mit einem Streichholz eingerichtet, von 1850. Freiherr von Freyberg (Groß-Gollnisch) gab zwei dicke Quartanten, Predigtbücher von 1684 und 1701. Ein Geschenk der Pauline Voelkel, 1871, ihrem Vater zum 50. Geburtstage gefertigt, einen zierlichen Wollblumenkranz unter Glas und Rahmen, übergab Frau Gärtnereibesitzer Hamann, Lieselotte Hoffmann ein englisches Andachtsbuch von James Smith von 1853. Ein Knabe Herbert Höher überbrachte eine von ihm gefundene Hohenzollernmedaille von 1848, ein anderer eine 10pfündige Kanonenkugel, die in der Gegend der Waisenhausstraße ausgegraben ist. Schriftsteller Holzhey (Zollhaus Klitschdorf) stiftete seine Schrift: Im Waisenhause zu Bunzlau. Von dem Münzfund bei Litschke (Rosenthal) sicherten wir uns die Scherben des Topfes in dem er sich befand. Der Vertrauensmann für kulturgeschichtliche Bodenaltertümer, Dr. Ernst Petersen (Breslau), überwies hierher fünf Stück Eisen aus etwa dem 15. Jahrhundert (Sporenteile, Hufeisen) aus einem Fund bei Ottendorf 1926. Nach Bergemann III S. 59 war hinter Possen bei Ottendorf einst ein Raubschloß. Eine Serie seiner neuesten Ansichtspostkarten gab Kurt Ressel für die anwachsende Ansichtskartensammlung, Frau Ida Rothe zwei Bände alte Nationalkalender von 1843 und 1844 mit  mit schönen Bildern. Ein altes Stück Notgeld von 1807, schleswig-holsteinisches Papiergeld zu 2 Reichstaler 24 Schilling, erhielten wir von Frau Amtshauptmann Scheel, geb. Nehls, Rostock.

Erworben wurde ein altertümliches Bild der Stadt Bunzlau, ein 13 x 9 Zentimeter großer Holzschnitt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, das bisher nicht bekannt war; auf demselben Blatte ist das Wappen derer von Zedlitz und die allegorische Figur der „Hurtigkeit“ abgebildet. Ein Aquarell des Gröditzberges von Schaenske wurde ebenfalls erworben. Interessante Bücher gingen ein, soeben erschienen, „Die Geschichte des Herzogtums Sagan“ von D. Dr. Joh. Gottlob Worbs in Priebus 1795, herausgegeben von Feilhauer und Krüger. Wir kauften die Leichenpredigt des Georg Mylius für den hiesigen Schulrektor, späteren Professor in Wittenberg, Salomon Geßner von Wittenberg 1605 an. Die Lebensgeschichte dieses bedeutenden Bunzlauers ist bei Wernicke S. 248 aufgezeichnet. Eine recht interessante Handschrift, betitelt Excerpta Fr. Holsteni von M. Chr. Pfeifer aus Öls, Pastor in Dittmannsdorf, bringt Auszüge aus Holsteins Chronik und im Anhange als Fund ersten Ranges etwa 100 Bunzlauer Gelehrtennamen und Personalien aus alter Zeit, nach Peplus bonorum ingeniorum, von Andreas Senftleben, bearbeitet von Alischer 1678. Erfreulich war auch der endliche Erwerb der schon verschollenen liebenswürdigen Erzählung von Waldemar Walter aus der Geschichte der Gröditzburg: „Ursual, die Pfarrfrau von Adelsdorf“, Haynau, bei Suchanek 1805. Damit schließlich auch der Humor nicht fehle, erwarben wir das luxuriös ausgestattete Büchlein der Gesellschaft der Bibliophilen 1911: „Aber Martin Opitz! ein schlimmes Fündlein“, das sich über jugendliche Torheiten unseres Dichters ausläßt.

Wer, vom vielen Schauen im Museum ermüdet, sich einmal einige Zeit ausruhen will, findet auch in Saal 1 einen neuerworbenen bequemen Schemel mit Lehne. Also auf Wiedersehen im neuen Jahre!

Neues vom Museum

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 26. März 1930

Bei einer amtlichen Ausgrabung in Ullersdorf im Herbste 1929, bei der auch unser Kommissionsmitglied Kreisausschußsekretär Schumann beteiligt war, wurde u. a. auch ein sehr seltenes Fundstück, eine tönerne Klapper in Form eines Vogels (Trappe) gefunden, das natürlich das Breslauer Altertumsmuseum erhalten hat. Wir haben aber eine recht gute Nachbildung bekommen; immerhin ein recht beachtliches Anschauungsstück. Frau Kapitän Behmer gab eine Assignate, ein Stück Papiergeld vom zweiten Jahre der alten französischen Republik (Anm. Das Jahr 1 der Republik begann mit dem 22. September 1792), über 500 Livres, Buchdruckereibesitzer Classe drei alte Bunzlauer Urkunden, die Dach- und Schieferdeckerinnung zwei Festabzeichen ihres diesjährigen Gautages in Form von Dachziegeln. Aus den Beständen der Dorotheenschule überkamen wir zwei Bücher von Pastor Fricke, aus dem Nachlaß von Lehrer Förster (Linden) eine Presse für künstliche Honigwaben. Fabrikbesitzer Fournier (Kittlitztreben) schenkte eine schöne große Lithographie von Löwenberg mit 17 Randbildern (Hohlstein, Gröditzberg, Spitzberg, usw.), Freiherr von Freyberg (Klein-Gollnisch) ein Buch über den Insterburger Russeneinfall, Dr. med. Galle (Naumburg) einen herrlichen Perlenbeutel mit Lyra und Schwan. Frau Else Kühn (Liegnitz) gab eine hübsche Holztruhe in Kerbschnitt mit Vexierbehälter für den Schlüssel auf dem Deckel. Von Otto Lepper (Nürnberg) bekamen wir ein Bild von Blücher, von Frau Martha Mann, geb. Franke (Penzig) eine buntgestickte Kopfkappe. Frau Stationsvorsteher Morgenbesser (Eichberg) spendete alte Zeitungsblätter, aus deren einem hervorgeht, daß am 25. September 1835 nicht bloß, wie Wernicke berichtet, der König und die Fürsten Liegnitz hier durchreisten, sondern auch Prinz Friedrich der Niederlande mit Gemahlin, und abends 8 Uhr der Großfürst Michael. Rich. Munzky gab seine lateinische Abhandlung über die Osterfrage und eine Tabelle zur schnellsten Bestimmung des Wochentages irgendeines Zeitereignisses. Frau Dr. Neisser verabschiedete sich vom Museum durch Schenkung mehrerer Bücher, darunter des Prachtwerkes über das Bismarckmuseum. In letzterem ist für Bunzlau interessant eine Abbildung der Statue, „Der deutsche Held“, von dem von hier stammenden Bildhauer Heinrich Kiesewalter.

Dr. Karl Schindler (Breslau) schenkte sein neues Werk über den Bunzlauer Barockdichter Andreas Scultetus, das von den hiesigen Behörden subventioniert worden ist, und Rektor Steinbrecher aus Naumburg, wohnhaft in Danzig-Langfuhr, ein Bildwerk über Danzig, in dem auch die Marienkirche mit dem Grabmal von M. Opitz abgebildet ist. Frau Seminaroberlehrer Wehner erfreute uns durch eine Anzahl großer Bilder, deren eines die Abdankung von Napoleon in Fontainebleau darstellt.

Fleißig wurde in der Bücherei gearbeitet, die Bücher der Reihe nach aufgestellt und ein alphabetisches Verzeichnis nach Stichwörtern gefertigt, so daß auch für Dritte die Orientierung jetzt leicht ist. Erworben wurden u. a. folgende Bücher: Seeböck, Heiligenlegende; Oskar Scholz, Schlesische Volkskunde (Hsch.); Moritz Lilie, Ein Gedenkblatt zum 300. Geburtstage von M. Opitz, aus der „Illustr. Zeitung“ vom 23. November 1897; der Heimatkalender Lauban wegen eines Aufsatzes über Tschirnhaus; ein Buch über Zerbst des Dr. van Kempen wegen Simonettis und wegen alter Rechshändel zwischen Bunzlau und Zerbst im 16. Jahrhundert; von Mutius, Eine Jugend vor 100 Jahren; Ernst Höpfners Buch über Apelles von Loewenstern mit einer Neuausgabe der Musik zu Opitzens Oper „Judith“; das Programm des Gymnasiums Küstrin von 1911/12 mit einer Abhandlung, in der unsere römische Jupiterstatue von Siegersdorf erwähnt ist. Hervorzuheben ist für alle keramisch Interessierten ein kleines, ungemein instruktives Werkchen über die Grundzüge der Töpferei von Helene M. Jaschinsky „Keramische Arbeiten“. Die Verfasserin ist eine sehr talentierte Schülerin des Direktors Dr. Berdel.

Gekauft wurden ein sogenanntes chemisches oder Tunkfeuerzeug, eine Perlenbörse, grün und Silber, ein kleiner Elfenbeinfächer und eine Haaruhrkette. Über das neue Frankenbergische Steinwappen an der Stadtmauer ließen wir zum Schutze gegen Schnee, der aber dieses Jahr nicht kam, ein barockes Spitzdach aus Zinkblech anbringen.

Wir ersuchen unsere Amateurphotographen, uns besonders gelungene Landschaftsaufnahmen von Stadt und Kreis Bunzlau zur Abnahme anzubieten. Schließlich dürfte die Notiz von einigem Interesse sein, daß das vom Schreiber dieses gegründete Oberschlesische Museum in Gleiwitz am 22. März sein 25jähriges Bestehen begehen konnte.

2 hölzerne Urkunden des Bunzlauer Museums

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 12. Juli 1930

Das Bunzlauer Museum bietet infolge seiner Vielseitigkeit auch solchen Besuchern, die oft wiederkehren, und es gibt auch solche, immer neue Anregung und Belehrung. Ein kleines Museum hat den Vorzug, daß der Besucher fast jeden Gegenstand in die Hand nehmen und genauer besichtigen kann. Wir wollen dies heute einmal beispielsweise mit den Holzurkunden tun. Da ist zunächst ein Studentenstock, ein sogenannter Ziegenhainer, wie sie, zum „Holzen“ vorzüglich geeignet, in der Ortschaft Ziegenhain bei Jena, meist aus Kirschbaumholz, gefertigt wurden. Einen Jenenser Bruder Studio des 18. Jahrhunderts, wohl auch den wandernden Handwerksburschen, kann man sich ohne den an einem Lederriemen hängenden derben, knüppelhaften „Ziegenhainer“ gar nicht vorstellen. Es war damals Sitte, daß die Freunde des Stockträgers auf diesem Stocke ihre Namen einschnitten. Auf unserem Stock haben sich nicht weniger als 104 Studenten verewigt. Wir geben hier eine kleine Auslese der Namen: Hunter, T. U. L. Hill, Kölar, Rochner, Settner, v. Schlieben, Mauke der hinzufügt: Omnia si perdas, famam servare memento (=Wenn du alles verlierst, so sei bedacht, deinen Ruf zu bewahren), Nitsche mit dem Worte umicitia (Freundschaft), Mueller mit dem hier besonders auffallenden „Semper modeste“ (Immer bescheiden), Jordan, Gentzky, Wik, Hermann, der zugleich einschnitzt: Sibi res non se rebus sub mittere (Sich die Dinge, nicht sich den Sachen unterordnen), Kicher, Pilz, der eine Windmühle beifügt, Boe, Sondermann, Schwinchen, B. von Dyherrn, Eck, Seidel und T. Koerthener, die ihre Namen mit griechischen Lettern in dieses hölzerne Stammbuch eintragen, E. Burgau – deamus igitur (Gaudeamus igitur ist der Anfang des allgemein bekannten Studentenliedes), Oeser, Paul Haubutz, Seybold, Kuehlmorgen mit dem Spruch „Sapere aude“ (Wage es, verständig zu sein), der sich auch auf dem oberen Podest der Treppe in der offenen Sakristei der hiesigen katholischen Kirche findet, E. Anders, der die für einen lustigen Studenten ebenfalls recht auffälligen Worte: Memento mori (Sei eingedenk, daß du sterben mußt!) hinzufügt, v. Nickisch, H. von Gneisenau (der General hieß August), Aemeier, Hellwyg, Bräunig, Hanslentner, Ditmar, F. H. Pritzel (dicht nebeneinander), Fritze, Fritsch, v. Briesen, Wehmer, E. S. X. W. S. Mader, Schorr, Treu, Thonke, Scheie, Niclas, Walder, Hein, Loeffler und Klemans Tambach. Der Besitzer scheint nach einer hervorgehobenen Eintragung S. geheißen zu haben.

Nach der Art der Namen stammten diese Studenten offenbar aus den verschiedensten Gegenden des deutschen Vaterlandes.

Für Bunzlau noch interessante ist ein von der löbl. Schuhmacherinnung geliehener Holzleisten von 13 Zentimeter Länge mit 3 Zentimeter hohem Absatz. Wahrscheinlich war dieses Stück, mit dem man gut auf den Tisch klopfen kann, in der Hand des Ladenmeisters oder des Altgesellen dazu bestimmt, in stürmischer Verhandlung Ruhe zu gebieten. Leider war der darauf zur Verfügung stehende Raum so beschränkt, daß die Inhaber nur ihren Anfangsbuchstaben einschneiden konnten. Wir finden dann aber auch die Zeichen von 49 Personen. In Anlehnung an den Gebrauch der Hausmarken ist eine Reihe von Initialen seltsam verschnörkelt, so H. f., W. R. J. Ch. J., A. H., H. H., J. M. und M. W. B. Der älteste Vermerk befindet sich unten auf dem Absatz nämlich: J. G. O.  M.

Das besonders gestellt M bedeutet wohl „Meister“, da die Jahreszahl 1696 in dem Raum des M verteilt ist. Ferner finden sich die Jahreszahlen 1719, 1729, 1760 und 1778. Ein altehrwürdiger Besitz! Gegen Ende des 17. Jahrhunderts hat hier, wie auch aus anderen unserer Handwerkskleinodien hervorgeht, das Handwerk offenbar erfreulich geblüht.

Neueingänge des Museums

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 31. 10. 1930

Das Museum hat durch den harten Winter 1928 noch einen schönen Eichbaum verloren, der in der Nähe des „Neutores“ stand und dieser Tage, ebenso wie ein zweiter Baum am Turm, als unrettbar gefällt werden mußten. Dagegen ist es durch viele Gaben freundlicher Spender wieder um ein Stück gewachsen. Lehrer Adam in Pribus gab einen Aufsatz im „Saganer Hausfreund“ über das Saganer „Goldene Kindl“, worin der Kronosknabe am Grabstein der Martha Seiler (an der katholischen Kirche), hier, von 1594 erwähnt wird. Freiherr von Freyberg in Klein-Gollnisch gab ein dort ausgegrabenes antikes Hufeisen mit handgeschmiedeten Nägeln, Kurt Friedrichs eine Lichtputzschere, gefertigt von „Henniger“. Konditor Gallus schenkt ein interessantes Bild von dem Untergang des Zeppelins am 5. August 1908, den er miterlebte. Wir besitzen schon als Andenken Reste dieses Luftschiffes, die neulich das Interesse von Hauptmann Köhl erregten. Frau Polizeisekretär Hoffmann gab zwei bunte, Friedrich den Großen betreffende Lithographien, eine Perlentasche und ein Glas des Gutsbesitzers R. Simundt (Wolfshayn); von letzterem besitzen wir ein ihn zu Pferde darstellendes Wachsfigürchen von Heinrich Kiesewalter (Bunzlau). Von der Pelzfachausstellung Ipa, auf der wir ausgestellt hatten, bekamen wir deren großen, wertvollen Katalog, vom Museum Osnabrück im Austausch dessen „Führer durch die Urgeschichte“. Frl. Schneidermeister Kramer (Görlitz) stellte uns ein handgesticktes Seidenkleid, Empire, geschmackvoll her. Frau Helene Leist gab alte Zeitungen, Erinnerungen an Wilhelm I. Der Magistrat Bunzlau stiftete die eisengegossene Artur-Schiller-Plakette. Gemeindevorsteher Scharf in Aschitzau sandte zwei Photographien des dort enthüllten Heldendenkmals ein. Schriftstellerin M. Pietsch spendete einen altertümlichen gestickten Tortenrand und zierliche Scherenschnitte, die durch Aufkleben sichergestellt wurden. Schreiber dieses stiftete einen alten „Führer durch Salzbrunn und Umgebung“, nachdem er inne geworden war, daß darin 17 Handzeichungen von dem berühmten, in Bunzlau 1823 geborenen Professor Theodor Blätterbauer enthalten sind. Unsere liebe Gönnerin Frau Rechnungsrat Elisabeth Scholz, geb. Stöphasius, in Wilmersdorf, eine im Feigehause in Bunzlau geborene Dame, hat wieder eine Mappe Boleslaviensia hergegeben, seltene Drucksachen, Totenfeier Friedrich Wilhelm III. in Bunzlau 1840, Gesangfest Klitschdorf 1804, Jubelpsalmen Gnadenberg 1843, Fest auf der Gröditzburg (25 Jahre Katzbach) 1838, Minsbergs Bauernaufruf 1848, Pastor Kretschmars Jubiläum 1875, Tafellieder zur Grundsteinlegung des Gymnasiums am 18. Oktober 1861 (der an der Südwestecke des Gymnasiums sichtbare Grundstein ist also jetzt gerade 70 Jahre alt!); Lieder zu Kantor Knauers Hochzeit 18534 und zu seinem Amtsjubiläum 1871, ein wahrer Schatz von Erinnerungen! Auch Pastor Schweitzer schenkte erhebliche Gaben, einen Lederstuhl mit eingepreßtem Ritter St. Georg, sechs Bücher, darunter eins mit Silberschließe: „Jesus“, einen Wachsstockhalter mit schönem bunten Wachsstock, einen Kinderwagen und verschiedene Quincaillerien. Die Breslauer Journalistin Erna Sobirey sandte ihren Aufsatz „Von Ton zu Topf und Feingeschirr“ („Schlesische Volkszeitung“ vom 31. August 1930) ein. Kantor Tripke gab ein Evangeliumbuch von 1810 her. Frl. Hermine Überschär in Groitzsch, eine langjährige Bunzlauerin, spendete ein Empiretäschchen zum Umhängen für Kinder, die städtische Lehrerin Frl. Elisabeth Werner eine Eigenaufnahme des Museums vom Rosengarten her, Tischler Winzker zwei Gewehre und zwei originelle Bauernschirme. Von Ungenannt kam ein schwarzes Samttäschchen mit Silberperlen bestickt ein. Gekauft wurde Rademacher, Geschichte der evangelischen Kirchgemeinde Aslau, 1891; J. g. Bergemann, Beschreibung der alten Burgfeste Gröditzberg 1827 (in der der Name „Meta“ für die Verräterin noch nicht vorkommt); „Pfotenhauer, Die Kreuzherrn vom Roten Stern in Schlesien (wegen des Bunzlauer Spitals) und schließlich eine Lithographie „Alt-Bunzlau“. Das ist aber das interessante Städtchen in Böhmen, von dem wir natürlich der Namensgleichheit halber auch etwas haben müssen.

Am 2. November ist das Museum von 15 bis 17 Uhr unentgeltlich geöffnet. Die Führung hat Kaufmann Bruno Ulbrich.

Vom Bunzlauer Museum

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt 1931

Anläßlich der Tausendjahrfeier der Rheinlande hatte die Firma Reinhold & Co. in einem Schaufenster in Köln eine Bunzlauer Töpferwerkstatt ausgestellt, in der ein hiesiger Meister mit Gehilfin arbeitete. Die Firma Fernbach spendierte uns eine Photographie dieser Szene. Pfarrer i. R. Werner gab die Illustrierte Wochenbeilage Nr. 28 der „Schlesischen Zeitung“, die einen reich illustrierten Artikel von Dr. Büttner über die Keramische Fachschule brachte.

Kaufmann Simon Freund schenkte eine reizende Filigranhandtasche, mit starker silberner Montierung, Frau Wilh. Bluhm aus Hasenau ein recht wertvolles seidengesticktes Schultertuch. Weizackertracht aus Pyritz, und Fräulein Johanna Manitius ein von ihr selbst 1869 gefertigtes Kunstwerk, ein Brüsseler Spitzentaschentuch, dessen Muster Rosen und Vergißmeinnicht zeigt. Frau Gutsbesitzer Luise Klingauf (Alt-Jäschwitz) gab einen bunten Teller mit der Inschrift „Viel Milch“ und eine Kollektion alte bunte Bildchen, Holzschnitte, C. E. v. Kreusch (Kittlitztreben) einen am Boberrand gefundenen kleinen Seeigel, Kaufmann Wilhelm Springer einen Lichtputzschere mit automatischer Reinigungsvorrichtung, gefunden am hiesigen Kirchhof, und einen zierlichen Zinnlöffel.

Fabrikdirektor Wabnitz schenkte das bekannte alte, auf Holz gemalte Wirtshausschuld des ehemaligen Gasthofes „Zur Fichte“, das eine Gruppe  von russischen Offizieren und Soldaten um 183 darstellt. Dieses Gasthaus wurde 1770 von Müller Georg Hanke erbaut und führte zunächst den Namen „Zum Kammrade“. Das Bild ist für das Museum natürlich besonders erwünscht gewesen. Kantor und Lehrer Tripke übergab eine wertvolle Pergamenturkunde in polnischer Sprache, die uns Erzpriester Dr. Chrzaszyz (Peiskretscham) freundlich bearbeitete. Danach verkaufte Heinrich von Bezdiekow am 21. Dezember 1360 an den städtischen Bürger Arnold von Zatecz 61/2 Erbhufe für 304 Schock Groschen. Wir überließen dieses alte Stück dem hiesigen Stadtarchiv, das schon eine Kollektion nichtbunzlauische Urkunden besitzt.

Das Bunzlauer Gesangbuch von Fricke, 1828, schenkte Frau Kaufmann Giebler. Vom Wohlfahrtsamt überkamen wir einige bunte Bädern, vom Stadtbauamt eine ungemein malerische Photographie des ehemaligen Schloßteiches mit dem darüber gelegenen Pavillon (ehem. Schloßkapelle) mit Ausblick auf die Sandmühle. Auch eine Photographie der Kastanie auf Löwenberger Straße 38 in der diesjährigen üppigen Blüte wurde erworben. Desgleichen folgende Bücher: Pribatsch, Breslau; Dr. E. Wernicke, Joh. Büttner, der Königsrichter von Bunzlau (eine Rarität) und Keller, Joach. v. Berge und seine Stiftungen, Glogau 1834. Bekanntlich stiftete Joach. v. Berge auch für Bunzlau am 30. Juni 1599 ein Stipendium mit einem Kapital von 2400 Talern. Die Stiftungsurkunde liegt im Stadtarchiv.

Im Museum wird jetzt auch immer das neue Mitteilungsblatt des Ortausschusses für Jugendpflege „Bunzlauer Jugend“ ausliegen. Wenn die Jugend, wie zu erwarten steht, sich für dieses Blatt tätig erwärmt, so wird das vorhandene Bedürfnis mit diesem Blatt gewiß bestens gedeckt werden. In dem neuen Buch von Jos. Klapper, Schles. Volkskunde, ist auch ein Bild von Gießmannsdorf und eins vom Großen Topf enthalten; im Text ist gesagt, daß der Topf 600 kg schwer ist und – entgegen der Überlieferung – daß ihn die Franzosen 1813 zerschlagen hätten, weshalb er zusammengeflickt und mit einem Drahtnetz umstrickt worden sei.

Der Schrank für Mineralien ist eingerichtet. Das Verdienst, auf diese Neuschöpfung hingewirkt zu haben, hat Lehrer Paul Paeschke (Liegnitz). Wir wurden u. a. auch durch den Besuch von Dr. Grundmann aus Warmbrunn erfreut. Dieser junge Gelehrte ist damit befaßt, den Band III Schlesien der „Deutschen Volkskunst“ zu schreiben.

69. Museumsbericht

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 5. März 1932

Das bevorstehende Osterfest dürfte die Aufmerksamkeit des Publikums wieder besonders auf das Museum lenken. Es ist deshalb an der Zeit, über Neueingänge der Zwischenzeit Bericht zu erstatten. Die Erben der am 25. November 1931 verstorbenen Frau Clara Gansel stifteten aus deren Nachlaß ein schönes plastisches Bild „Die Etienne Doussin und Leutnant Klein gehörige Obermühle“ vor dem Brande vom 12. Januar 1873. Die Fahne des ehemaligen Gesangvereins Germania, gegründet am 21. August 1872, wurde im Vorraum des Museums gut sichtbar aufgehängt. Die „Erinnerungsblätter des Landwehrinfanterieregiments 19“ von Denke und Erb, dessen Garnison auch Bunzlau im Kriege zeitweilig war, gingen ein. Herr Artur Rosemann stellte das anläßlich des Kirchenjubiläums in seinen Werkstätten hergestellte Modell der evangelischen Kirche im Museum aus. Frau Ida Rothe (Gersdorf), gab einen Patenbrief von 1817 mit dem Vers:

„Einem neugebornen Kinde ist das schönste Angebinde

Und das beste Patengeld, wenn es fest am Glauben hält.“

Schreiber dieses stiftete sein neues Schriftchen „Striegaus Altertümer“ und „Geschichtliche Wanderung durch Bunzlau“ (Handschr.). Frau Dr. Steinbrucker (Marklissa) gab einen Band Briefwechsel Chodowieckis, Hausvater Wethekam ein Zentnergewicht und Frau I. Wöhl, geborene von Waldenfels, einen Steingutteller mit Fabrikzeichen „Leippa“.

Angekauft wurden Photographien vom letzten Taubenmarkt, ein Stahlstich des schlesischen Historikers Andreas von Assig, geboren in Siegersdorf 1618, gestorben in Breslau 1676, das Buch Gall, die Marienkirche in Danzig (wo Opitz begraben ist), Faszikel „Lesefrüchte“, geschrieben vor über hundert Jahren von dem Bunzlauer Bürgermeister Vertraugott Fischer, schließlich eine gestickte Markttasche und eine andere hübsche Stickerei. Aus dem Rathause überkamen wir eine Reihe von Bildern Bunzlauer Bürgermeister und andere Bilder. Hervorzuheben sind Ölbilder von Sebastian Wolfgeil, von Stahn, Salomon und eine von Frau Dr. Neisser gezeichnete Kreidezeichnung des Herrn Bürgermeisters Richter. Das Bild Wolfgeils ist nach einer lateinischen Inschrift zu seinen Ehren an seinem 50jährigen Jubiläum 1718 gemalt, wahrscheinlich von seinem Sohn, dem Maler Ferdinand J. Wolfgeil. Ein unbekanntes Ölbild dürfte aus der gleichen Zeit stammen und den Syndikus Wolfgeil darstellen.

Übrigens wurde ein im Museum befindliches, bisher unbestimmtes Ölbild als das des Pastors Fricke (in Zivil) festgestellt. Es ist wahrscheinlich, wie dessen Bild in der evangelischen Kirche, von dem Laubaner Maler Effenberg gemalt, der u. a. 1855 in der Kirche in Sächsisch-Haugsdorf „Christus in Gethsemane“ malte.

Kreisausschußobersekretär Schumann, unser Mitarbeiter, der bekanntlich obrigkeitlich bestellter Pfleger der kulturgeschichtlichen Bodenaltertümer des Kreises Bunzlau ist, ordnete unser Antiquarium neu und vermehrte es durch viele sehenswerte Ausgrabungen. Zur Ausstellung gelangt in den Feiertagen unsere reichhaltige Sammlung von Fächern.

In der Singuhr erwartet unsere Besucher, wenn irgend möglich, eine besondere Überraschung.

72. Museumsbericht

Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 18. November 1932

Aus Anlaß der Gustav-Adolf-Feier wurde die dem Museum gehörige, im Jahre 1832 wegen der Gründung des Gustav-Adolf-Vereins gewebte weiß-rote Leinentischdecke, die alle einschlägigen Erinnerungsstätten abbildet, eine Zeitlang ausgelegt; sie ist auch bei der Feier der evangelischen Gemeinde gezeigt worden. Am 2. September d. J. war der 95. Geburtstag des 1891 in geistiger Verwirrung in Florenz gestorbenen bedeutenden Malers Karl Stauffer-Bern, von dem unsere kostbare Radierung herrührt: „Gustav Freytag lauscht in seinem Park in Siebleben dem Gesang eines Vogels“. Von dieser gibt es nur äußerst wenige Exemplare. Das unsrige trägt eine eigenhändige Widmung des Künstlers an Geheimrat G. Freytag. Der neuesten Nummer des „Verbandsblattes der Familie Glasey und Gerstmann“ ist ein von Hugo Gerstmann (Leipzig) verfaßte Übersichtstafel der Familie Gerstmann beigegeben, die 1354 mit dem Bunzlauer Bürgermeister Johann Gerstmann beginnt. Das Germanische Museum in Nürnberg erhielt von uns auf Wunsch eine Photographie unserer von 1791 datierten Laufmaschine (Draisine). Der ADAC. stiftete dem Museum zur Erinnerung an seine soeben hier abgehaltene Herbsttagung eine schöne, in Schrobenhausen bei München von C. Pollath aus diesem Anlaß hergestellte Erinnerungsplakette, in der der Bunzlauer Große Topf dargestellt ist.

Fräulein Hedwig Aeuer gab eine Menge Zeitungen aus dem Dreikaiserjahre 1888, ein Werk ihres Vaters Aug. Wilh. Aeuer über den niederschlesischen Chronisten Dr. Joh. G. Worbs; Bunzlauer Tongeld, Erinnerungsplakette und viele Ansichtskarte, darunter die längst gesuchte von dem Wohnhause des Geologen Werner in Wehrau. Freiherr von Freyberg (Klein-Gollnisch) schenkte dort ausgegrabene Urnenteile sowie einen gothischen Schlüssel und einen lyraförmigen eisernen Spinnwirtel, wertvolle Funde vom Moldenberge, auf dem einst ein Nonnenkloster der Beguinen, das wahrscheinlich dem Orte Neundorf (=Nonnendorf) den Namen gegeben hat, gestanden hat. Eine Photographie eines ebendaselbst von ihm aufgefundenen halben Mühlsteins, der vielleicht als Stufe vor einem Portale gelegen hat, stiftete stud. med. Maslowski.

Der seit 1864 in Schönfeld amtierend gewesene Pfarrer Augustin fand einst auf dem Boden seines Pfarrhauses eine holzgeschnitzte Gruppe „St. Anna selbdritt“, die aus der 1813 zerstörten Annakapelle auf dem Moldenberge herstammt. Er versah sie mit einem moderneren Rahmen und brachte sie in der katholischen Kirche in Nieder-Schönfeld unter: Student Maslowski photographierte sie für das Museum. Mechaniker Hoensch stiftete ein Leiden Christi in einer kleinen Glasflasche, Frau Stadtinspektor Löwenberg eine altertümliche Brille. Fräulein Elisabeth Nöldner (Breslau) gab aus Dankbarkeit, weil sie voriges Jahr im Museum freundlich geführt worden ist, eine Menge kostbarer Gegenstände, unter denen eine Glasflasche und  Tongefäße aus Babylon, Ausgrabungen von Prof. Reutlinger, hervorzuheben sind, welche Letztere kunstgerecht zusammenzusetzen, der neue Dozent der Fachschule, Herr Theilmann, sich bemüht, der selbst in diesen entlegenen Weltgegenden Forschungsreisen unternommen hat. Dazu eine Tontasse mit türkischem Spruchband, zwei römische Tonlampen, eine eigentümliche Metalltasse mit darin befindlichem beweglichen Fisch, u. a. m. F

rau Kupferschmiedemeister Radeck spendete ein Zeitungsblatt über den Bunzlauer Dichter Scultetus. Eine ganze Sammlung von Objekten verdanken wir wiederum Frau Kaufmann Schembera. Wir heben hervor zehn reizvolle Nippesfigürchen, eine gläserne Statue des Turnvaters Jahn, aus Gablonz, Salznäpfchen, eine Muschel als Nähschraube, bunte Bänder, Theaterzettel von 1840, Gratulationskarten, ein griechisches Neues Testament, Kriegsmedaillen ihres Großvaters Lupke von 1813 und ein perkuss. Gewehr. Von anderer Seite erhielten wir einen Karabiner. Eine Mappe mit sechs großen Photographien „Lutherfestspiele Bunzlau September 1905“ dezidierte stud. phil. Schneider (Bunzlau). Uhrengeschäftsinhaber Steinert übergab eine englische Spindeluhr von enormer Dicke, mit Gehäuse, Frau Julie Steinert eine englische Bibel in Prachtband. Um 1837 hatte ein Kunstdrucker Gustav Winter hier, Nikolaistraße 17, eine lithographische Anstalt, von der sein Enkel, Buchdruckereibesitzer Gustav Winter in Herrnhut, schöne Drucksachen betreffend ein Scheibenschießen um 100 Dukaten im hiesigen Schießhaus vom 18. Juli 1837 hergab; die Firma kann 1933 ihr 100jähriges Bestehen feiern.

Photographien wurden erworben von der diesjährigen Gartenbauausstellung im Schweizerhause und von der Hinterseite des Mauerturmes am Kutusowdenkmal; die eigentümliche Schweifung des obern Teils der Türöffnung derselben diente dazu, dem Rauch eines im Turm brennenden offenen Wachtfeueres guten Abzug zu gewähren. Man bemerkt übrigens in dem Turm noch jetzt einen Kamin. Natürlich wurde auch unseres Heimatdichters Thiemann liebenswürdiges „lustiges Büchel“ angekauft. Angekauft wurde ferner ein schöner Stich des Magisters Joach. Pollio (= Pollach) geb. 1577, der am 10. Dezember 1600 Nachfolger unseres nach Schweidnitz abgehenden Chronisten, Magisters Holstenius, wurde. Seine Ehefrau war eine Apothekertochter Ueberschar aus Krakau. Pollio eignete seiner Bunzlauer Gemeinde 18 Predigten zu unter dem Titel „Geistl. Toteseigerlein der Kinder Gottes“. Eine sehr schöne und kostbare Speialzeichnung, gefertigt von Ernst Reichstein, Geirsdorf, d. 2. Juli 1845, stellt den hiesigen Seminar- und Waisenhausinspektor Schärf dar, der als solcher am 7. Februar 1838 eingeführt wurde und 1844 resignierte. Bei dem Bürgerball im „Kronprinz“ anläßlich des 25jährigen Jubiläums der Schlacht bei Leipzig hielt er die Festrede.

Das Museum gedenkt dankbar in Wehmut seines am 14. November 1932 verewigten Schöpfers, des Bürgermeisters Henry Richter, indem es sein im Hauptsaale befindliches Bildnis mit einem einfachen Kranze schmückt.

73. Museumbericht

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 23. Februar 1933

Seit kurzem ist die Kälteperiode im Museum überwunden, und wir können Besuchern wieder mit gutem Gewissen entgegensehen. Inzwischen ist wieder manches Neue eingegangen und mit Dank gegen die Spender bestens registriert worden.

So von Frau Kapitän Behmer eine Trauerbrosche um Friedrich III. und von 1870 mit Haarlocke eines Gefallenen, sowie ein Musikstück von Hartmann: „Souvenir de Branitz“, dem Fürsten Pückler gewidmet; von Frl. Elfriede Dohn Bunzlauer Photographien, von Frau Berta Dunkel eine eingerahmte Photograpnie, die Mitglieder der Liedertafel darstellend. Bäckermeister Günther stiftete das Tafellied zum 40. Stiftungsfeste der Freiwilligen Feuerwehr vom 10. Mai 1898, Otto Lepper (Nürnberg) die Photographie einer Medaille „Conquète des Silésie, 1807“ mit den Namen der gefallenen Festungen, Buchhändler Muschket einen Vortrag von Breslau: 13. 12. 1932: Das schlesische Buch und die Heimat. Kreisvikar Neumann schenkte eine Photographie von den Glocken des katholischen Kirchturms, Dr. med. Petrick ein von ihm 1932 gemaltes Bild der 87jährigen Amalie Legler, geb. Hahn, Fachschuldirektor Dr. Pukall seinen Aufsatz „Erweiterte Anwendungen der rationellen Analyse“.

Franz Georg Freiherr von Rechenberg, der Namensträger des Geschlechts, dessen Wappentier im Stadtwappen von Naumburg enthalten ist, spendete „Beitrag zu einer Geschichte der Familie Rechenberg“. Dresden 1903, von einem Geschlechtsvettern H. Heinrich B. Freiherrn von Rechenberg.

Einige Münzen erhielten wir von Kaufmann Sobirey, von Uhrmachermeister Steinert ein uns zu einer Sammlung fehlendes Klobenrad einer Spindeluhr. Einen eigenartigen Gegenstand, ein aus Stein gefertigtes Becken, das als Mohnreibe benutzt wurde, verdanken wir dem Sattlermeister Walde; wahrscheinlich ist es ein Gießbecken. Gekauft wurde ein Erinnerungsblatt von 1847 für den uns bisher unbekannt gebliebenen Kaufmann und Ratmann F. A. Schneider in Bunzlau, als Abgeordneten für Bunzlau und Sagan. Aus der Ausstellung des KCV wurde entnommen: eine schöne Keramik, sitzender Hund, von Professor Waldeyer, Blumenstück von Ditmar, Aquarelle Naumburg von Hoffmann, und der zierliche Nippes, Katzen, von v. Goetz.

Erworben wurden Rademacher: „Predigergeschichte von Bunzlau“ und „Erinnerungen eines alten Pfarrers“ (besonders für Aslau interessant), die „Heimat“ für 1932, Beilage des „Neuen Görlitzer Anzeigers“, und ein recht gutes Lexikon von H. W. Singer: „Fachausdrücke der Graphik“. Auch Silesia Sacra, ein Schmatismus der evangelischen Kirche von Schlesien.

Der Schlesische Altertums-Verein, dessen Mitglied die Stadt ist, gab zum 75jährigen Bestehen den 10. Band von „Schlesiens Vorzeit“ als Festschrift heraus. Besonders wichtig ist für uns die Abhandlung von Gandert über die 1843 bei Siegersdorf gefundene bronzene Jupiterstatue, von der wir einen Gipsabdruck besitzen; Gandert setzt das Alter der in Ostgallien entstandenen kunstvollen Statue in die erste Hälfte des 4. christlichen Jahrhunderts und qualifiziert sie als Opfergabe der früheren Bewohner der Queisgegend. Auch die neue Ortskarte von Bunzlau wurde angekauft.

Infolge dieser Eingänge ist die Bücherei des Museums auf 1500 Nummern gestiegen. Photographien gingen ein vom Bunzlauer Ringe zur Zeit des Kränzelmarktes und von einem Oelbilde „Die Bunzlauer Irrenanstalt“ von dem jetzt neu in Aufnahme gekommenen tüchtigen Gnadenberger Maler Kunkler 1862.

Der Große Topf ist in der November-Nummer 1932 der „Schlesischen Monatshefte“ dargestellt.

Der in Leipzig studierende stud. hist. Hans-Joachim Schneider fand in der Leipziger Universitätsbibliothek noch ein zweites Exemplar der Bunzlauer Chronik von Magister Holsteinus auf.

Neueingänge des Bunzlauer Museums

Bunzlauer Stadtblatt, 4. 1. 1934

Heute sollen die Eingänge zugeführt werden, die dankenswerterweise meist geschenkt, bis zum Ablauf des Hitlerjahres 1933 angesammelt worden sind. Die Hermanns- und Friedrichshütte zu Gremsdorf schenkte durch Major Adelt eine bronzene Glocke von 1714, die lange Jahre zum Anläuten der Arbeitszeit gedient hat. Die löbl. Bäckerinnung lieh uns vier bronzene Sargschilde von 1740. Fräulein Selma Blättner stiftete allerhand niedliche Stickereien, Freifrau v. Gregory zwei norwegische Elchgeweihe. Marie Hentschel in Klein-Biesnitz bei Görlitz, geboren im Museum, gab eine Photographie ihres Vaters. Musikdirektor Hentschel (4. 11. 1834 bis 19. 1. 1895). Derselbe kam aus Brieg nach Bunzlau und gab sein erstes Konzert hier zu Pfingsten 1870 im Schießhauspark. Frau Buchbindermeister Hentschel überließ uns ein kostbares Buch von 1837, Abrichtung der Pferde, von v. Dehn-Nothfelser, Stadtbüroassistent Huhn die letzte Nummer des Zentralblattes für Kriegsbeschädigte. Eine kleine, schöne Urne aus Panthenau schenkte Sanitätsrat Kalliefe. Verschiedene feine Gläser und ein Intarsiatischchen rühren von Frl. Margarete Kranzfelder her. Pensionär Joh. Liebich gab eine in Thomaswaldau geschmiedete Schere, einen Bauernteller und Andachtsbücher. Richard Munzky, den Bürgerbrief seines Vater F. J. E. Munzky, von Bunzlau 1847. Rechnungsrat Nehls in Rostock schrieb 97 Seiten Notizen zur Lebensgeschichte des Bunzlauer Dichters Tscherning aus alten Literaturerzeugnissen der Universität Rostock ab, meist in lateinischer Sprache, eine große und besonders dankenswerte Arbeit! Eine recht schöne schlesische Bauernhaube verdanken wir dem Bäckermeister Fritz Nike jr.; Bürgermeister Dr. Prietzel vermehrte die Bücherei durch die „Heimattage Haynau“ 1833 bis 1933. Hermann Rösler (Görlitz) und Frau Elsbet, geborene Dretwa, Enkelin des Kunsttöpfermeisters Ernst Gotthardt, sandten und aus dessen Besitz und mit seiner eigenhändigen Namenszeichnung versehen einen Band „Bunzlauer Monatsschrift“ von 1783, fünf Bände „Neue Bunzlauer Monatsschrift“ von 1784 bis 1788. Frau Bäcker Schmied schenkte einen guten Stich von Bernhard Lincke (Hirschberg).  Für die Bücherei wurden angekauft: Ott, Konzerne und Kartellwesen im nationalen Staat; Feder, Sparkasse und Nationalsozialismus; Tschierschky, 50 Tageswanderungen; Bornmann, Ev. Kirche in Lichtenwaldau; Alb. v. Mutius Graf Albert Portales; Siegfried Kadner, Deutsche Väterkunde. Auch ein buntkolorierter Stich der 2. Dragoner, die 1751 bis 1784/5 in Bunzlau standen, wurde erworben. Unser Museum tritt in diesen Tagen in eine neue Entwicklungsphase. Der am 21. September 1933 in Potsdam  verstorbene Großsammler Dr. phil. Paul Heiland, ein Mitarbeiter und weitläufiger Verwandter des Museumsgönners Hauptmann Höhne, hat uns eine große Menge, teilweise wertvoller Objekte vermacht: Bunzlauer Keramiken, Porzellane, schlesische Gläser, Fayencen von Proskau und Glinitz sowie ostasiatische Bronzen und Cloisonné-Sachen. Heiland kannte unser Museum persönlich. Manche Reihen der uns zugekommenen Objekte fallen aus dem Rahmen eines durchschnittlichen Museums heraus. Sie sind doch aber alle für eine keramisch gebildete Gegend wertvoll und passend. Die Einordnung der Sachen macht nun eine vollständige Umstellung unseres Saales 4 nötig, der deshalb bis auf weiteres geschlossen werden muß. Im übrigen steht aber das Museum, besonders die Singuhr und der Große Topf, wie bisher der Besichtigung offen. Am 7. Januar ist freier Eintritt.

Neueingänge des Städtischen Museums

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 10. März 1934

Am vergangenen Sonntag hat der hiesige Kunstgerwerbeverein die Gegenstände im Museum besichtigt, die dieses aus der Erbschaft von dem am 21 September 1933 zu Potsdam verstorbenen Dr. phil. Paul Heiland erhalten hat. Selbst in ihrer derzeitigen Ausstellung, nur zusammengedrängt in leer gemachten Vitrinenteilen, hat man gesehen, daß es sich um einen Zuwachs handelt, wie ihn unser Museum bislang nicht erlebt hat. Es sind 231 Piecen im Schätzungswerte von 6000 M. Im einzelnen können wir die Sachen natürlich nicht aufzählen. Es sind Bunzlauer Keramiken, Porzellane, besonders Meißen, Milchglas, oberschlesische Fayencen des 18. Jahrhunderts aus den Fabriken Proskau und Glinitz (Kreis Lublinitz) und ostasiatische Bronzen und Keramiken von zum Teil hohen Werte. Milch- und Weinglasgläser sind ein ganz neuer Sammelzweig. Zwar hat auch die Josephinenhütte solches als Ersatz für Porzellan hergestellt. Unsere Milchglasgläser stammen aber nach vorgefundenen Notizen anscheinend zumeist aus der Preußlerschen Hütte in Schreiberhau.  Die Farbenpracht der Malerei ist bisweilen eine große. Alles wird sich erst besser präsentieren, wenn die neu anzuschaffenden Vitrinen gefüllt sein werden. Mit der Beschaffung von Platz ist schon begonnen worden. Eine große Anzahl weniger wertvoller Keramiken ist ausgesondert und in Truhen und Kisten verstaut. Eine prachtvolle Truhe aus dem 17. Jahrhundert mußte ins Rathaus wandern. Die Gewehre sind in der alten Berufsschule.

Sonstige Eingänge sind hauptsächlich folgende: Das Stadtbauamt überwies aus dem Jugendheim ein Steinwappen des Grafen Pückler, der 1857 das Schlößchen ausbaute. Die Pressephotographin Käte Augenstein (Berlin) photographierte den Großen Topf in neuer Auffassung. Frau Kreischulinspektor Jonas gab ein Bunzlauer Gesangbuch, Appun 1826, Hausbesitzerin Bertha Winter ein Jettarmband und eine bunte Lithographie: Mutterglück, Karl Rösner (Lichtenwaldau) ein illustriertes Predigtbuch. Von Frau Luise Gansel erhielten wir das Programm der Grundsteinlegung des ehemaligen Gymnasiums vom 18. Oktober 1861, aus dem hervorgeht, daß der Schulrat Scheibert die Festrede gehalten hat und eine Motette des evangelischen Kantors Gustav Neßler (gestorben 12. Dezember 1896) zur Aufführung gelangte. Der Grundstein ist von außen zu sehen; er befindet sich an der südwestlichen Ecke des Gebäudes. Konditor Gallus deponierte bei uns den Wimpel der Bunzlauer Männerriege vom 4. Februar 1879, der durch das Fahnenband der Frauen der Riege vom 25. November 1925 geziert ist. Frl. Marie Pietsch schenkte eine messingne Wachsstockschere, die das Licht automatisch verlöscht, wenn man das Auslöschen vergißt, in früherer Zeit die Ursache ungezählter Stubenbrände. Ein wertvoller Fund ging uns zu, ein vor Jahrzehnten im Norden des Kreises ausgegrabener eiserner Schwerttorso mit starkem Kugelknauf; 5 Zentimeter breit, 48 Zentimeter lang. Das Alter ist auf 5. bis 8. Jahrhundert nach Chr. zu schätzen.

Karl Fiedler (Bunzlau) gab verschiedene interessante Mineralien, Freiherr v. Freyberg (Klein-Gollnisch) Ansichtskarten der Reformation. Gekauft wurde ein Stammbuch von um 1830 und ein tönerner Ölkrug.

Schließlich erhielten wir einen großen Kunstdruck: Villa des Museumsgönners Hauptmann Max Hoehne (geb. 15. 5. 1849, † 30. 1. 1918), Grunewald, Bismarckallee 25 erbaut 1892 bis 1898.

Neues aus dem Museum

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 27. Mai 1935

82. Museumsbericht.

Endlich können wir melden, daß das vorgeschichtliche Zimmer in der Pestalozzischule, Vorwerkstraße 8, das mit großer Mühe und Sachkenntnis von Kreisausschußsekretär Schumann eingerichtet worden ist, nach Überwindung mancher Schwierigkeit für den Eintritt des werten Publikums nunmehr offen steht. Meldungen erfolgen im Alt-Museum oder bei Frau Dachdecker Weber, die in dieser Schule wohnt. Eintritt je Person 10 Pf.; alle Schulen frei. Bsondere Öffnungszeiten sind nicht festgesetzt. Auf dem Boden der Pestalozzischule befindet sich auch die reiche Gewehrsammlung, die natürlich auch gezeigt wird.

Paul Borrmann schenkte 33 Münzen und Medaillen, Baurat Candrian vier Bunzlauer Urkunden, Dr. Christiani zwei Photos des Galgens bei Goldentraum, der inzwischen aus einer romantischen Ruine in ein volles Mauerwerk verbessert wurde. Direktor Dirksen gab seinen Aufsatz über das neue, vollautomatische Wasserwerk unserer Stadt, Frau von Götz die Ranglisten von 1853 und 1806, zu denen ein Mitarbeiter des Museums diejenige von 1905 besteuerte, sowie das Ritterschaft-Kreditreglement von 1777,

Frau Buchbindermeister Hentschel den Bürgerbrief ihres Ehemannes von 1868 sowie den seines Vaters Joh. George Hentschel vom 6. September 1837; Urkunden werden in das Stadtarchiv übergeführt. Fräulein Martha Herrmann spendete Hefte des vielumstrittenen Buches von Buquoi „Das Waisenhaus zu Bunzlau“ von 1829, gedruckt bei F. A. Julien, hier; Paul Hoferichter gab die vergriffene Broschüre: „Ein Schreckenstag des Laubaner Kreises“, über die Überschwemmung vom 14. Juni 1880. Einen in Form eines Zweiges geschnitzten Holzlöffel gab Martha Jaehne, Sanitätsrat Dr. Kalliefe das Edikt vom 28. Mi 1768 über die Verleihung des Adels an bürgerliche Rittergutsbesitzerssöhne. A. Ludwig (Tschirne) stiftete eine Anzahl Drucksachen, politische Festlieder von Bunzlau aus der Zeit von 1907 bis 1912 und von der Zentenarfeer in Siegersdorf 1897, Richard Munzky für unsere Sammelmappe „Munzky“ einen Abdruck seines Aufsatzes über Errechnung des Wochentages in Nr. 3 des „Weltalls“, Band 4. Ein seltenes Notenheft überschickte Frl. Rothe (Löwenberg): Schlesisches Liederalbum, Band 1, 1858, mit Bild des Joseph Schnabel, herausgegeben von Appuns Buch- und Musikalienhandlung; das nur noch erschienen zweite Heft von 1877 besaßen wir schon in unserer Musikaliensammlung. Kreisausschußassistent Sauer gab eine Bunzlauer Feuereimer vormärzlicher Art.

Konrektor Seiffert gab fünf Bilder aus einer Goethegalerie und sechs Lithographien von Knippel aus Adersbach und dem Riesengebirge für die Mappe „Schles. Gebirge“.

Waisenhausoberlehrer Springer schenkte wie immer die Fortsetzung der Bühnenblätter der Schlesischen Landesbühne für 1934/35 in gebundenem Zustande.

Die Justizrat Schulzschen Erben, Frau Prof. Schwartz und Frl. Lotte Schulz, erfreuten uns durch die 45:30 Zentimeter große, 12260 Gramm schwere Kurfürstenbibel von 1720 mit vielen Stichen sächsischer Regenten, gedruckt in Nürnberg, die Gipsplakette des Stadtbaurats Doerich, geschaffen von dem Bunzlauer Bildhauer Heinrich Kiesewalter, ein antikes Leseglas, einen niedlichen Blütenkranz aus Haaren und ein sogenanntes Platinatunkfeuerzeug. Dr. Steinbock legte bei uns seinen Aufsatz: „Die Claussens, eine Schmiedeberger Familie“, nieder, in der u. a. der Bunzlauer Justizrat Heinzel erwähnt ist. Eine weitere Kupfermedaille des Frankensteiner Brandes von 1858 übersandte L. Thies, Gnadenberg.

Hausvater Wethekam, wurde in die Museumskommission, die leider zwei ihrer Mitglieder verloren hat, hinzugewählt. Er schenkte zwei phantasieanregende eigene Ölbilder: der Opferstein von Bunzlau (gefunden auf Löwenberger Straße Nr. 37) und germanische Feuerbestattung auf dem Wehrberge.

Benutzer unserer Sammlung gaben, wie üblich, Photographien von einigen unserer eigenen Keramiken und dem Singuhrbauer Hermann Jakob von Kube. Aus Eichberg kam eine 1813 dort in der Montur eines gefallenen Franzosen gefundene Bronzemedaille, natürlich mit erotischem Bilde.

Verfasser dieses gab eine Prospekt der Hirschberger Spitzenschule, ein Heft Bednara, Siedlungsgeschichte von Pitsch und sechs chinesische Münzen aus der Zeit von 1662 bis 1908. Auch eine Photographie der Frau Luise Gansel an ihrem 80. Geburtstag erhielten wir.

Gekauft wurde ein Degen mit der Inschrift „Gorgeni Moschini Anno Domini 1613“, ein Holzschnitt von H. Grabe in Görlitz 1719, das neu erschienen Buch von Karl Springer, „Die Bunzlauer Bühne“, eine über unsere Stadt hinaus wertvolle, umsichtig zusammengetragene Darstellung, eine Dissertation von Berghoeffer, 1888, über Opitz‘ Büchlein von der deutschen Poeterei, ein Band Leipziger Illustrierte Zeitung von J. Frank, Briefe an Opitz, Danzig 1670, deshalb besondes kostbar, weil der literarische Nachlaß von Opitz selbst verbrannt ist, Ferdinand Franke, Sohn des Bunzlauer Pastors Franke, Dissertation von 1812 über das Gehirn der Vögel, schließlich Gerhart Hauptmann, „Die versunkene Glocke“.

Es wird unsere Mitbürger interessieren, daß wir soeben den Tag gefunden haben, an dem der Große Topf fertiggestellt wurde: es war der 23. Juli 1753. Das 200jährige Jubiläum kann also nun sicher gefeiert werden!

Am 2. Juni ist offener Sonntag im Museum.

Martin Opitz im Bunzlauer Museum

Ein Nachwort zur Buchwoche

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 8. November 1935

Nach dem vielen Opitz, mit dem wir von unserem guten Prorktor Fährmann in der ersten Hälfte der 70er Jahre auf dem hiesigen Gymnasium gefüttert wurden, hatte ich eigentlich in der Lehrerbibliothek daselbst eine reiche Opitzliteratur angenommen. Ich wurde aber, als ich sie vor fünfzehn Jahren durchsah, sehr enttäuscht. Daher mußte ich zu Ehren des Prestiges der Opitzstadt, soweit dies mit den zur Verfügung stehenden Mitteln möglich ist, im Museum nachhelfen.

Anläßlich der Buchwoche sind nun unsere Opitzbücher im Museum ausgelegt worden und im Anschluß daran neun Bilder, Stiche, von ihm, eine handschriftliche Quittung von 1617, Bilder von der Danziger Marienkirche, in der der Dichter begraben liegt, Entwürfe für sein hiesiges Denkmal u. a. m.

Als Ausgaben seiner Werke kommen vier in Betracht, hinter denen der Dichter persönlich steht, die erste von 1625, die wir besitzen, die zweite von 1629, von der wir wenigstens den ersten Teil haben, die dritte von 1637/38 und die vierte von 1638, darin zum erstenmale die Teilung in geistliche und weltliche Gedichte vorgenommen ist. Nachher gibt es eine ganze Flut von Ausgaben. Ich habe in meiner bisher mir schriftlich vorliegenden Zusammenstellung „Die Bunzlauer Literatur“, 1925, nach Gödekes „Grundriß zur Geschichte der deutschen Literatur“, nach Hoffmann von Fallerslebens „Martin Opitz, ein literarischer Versuch“ (Prov.-Blätter 1832 S. 293 fg.) und vielen neuzeitlichen Hilfsmitteln bisher die Titel von nicht weniger als 377 Schriften von und über Opitz zusammengestellt. Unsere Bunzlauer Sammlung bildet also nur einen dürftigen Bruchteil davon. Das erwähnte Exemplar der ersten Auflage ist aber ein Prachtstück ersten Range, das daher auch für gewöhnlich im festen Keller des Stadtarchivs verwahrt wird. Es ist ein in weißes Pergament mit Goldschnitt gebundenes, zwei Finger dickes Quartbuch von bester Erhaltung, zur Rarität durch die handschriftliche Widmung in lateinischer Sprache erhoben, die Opitz selbst dem Buche vorangestellt hat. Sie lautet, ins Deutsche übertragen:

„1625 Seinem erhabensten Fürsten und Herrn, Herrn Georg Rudolph,

Herzog von Liegnitz, Brieg und Goldberg, Geheimen Rate und Kämmerer Sr. heiligen Kaiserlichen Majestät, dem Landeshauptmann beider Schlesien, dem Vater des Vaterlandes und dem allergnädigsten Schutzherrn der Musen, als Zeichen seiner untertänigen Gesinnung, übergibt, legt vor und widmet, hingerissen von den hervorragenden Tugenden des Geehrten, diese seine verbesserten Gedichte Martinus Opitius.“

Der höfliche Schwulst der Rede entspricht nur dem Geiste der Zeit. Der Umstand, daß Opitz selbst an achtzehn Stellen dieses Exemplars handschriftliche Verbesserungen vorgenommen hat, erhöht natürlich noch den Wert des Buches. Sie sind in Rubensohn, „Der junge Opitz“, literarisch behandelt. Nach der Überlieferung hat der Herzog Georg Rudolph dieses schöne Exemplar seinerzeit der Stadt Bunzlau geschenkt. Ausgelegt ist im Museum ferner noch das „Buch von der deutschen Poeterei“, das bekanntlich der Dichter „dem Rate seiner Vaterstadt“ Bunzlau gewidmet hat, in 5. Aufl., Wittenberg 1641, Die süßen Todesgedanken 1658, zwei Bücher Silvarum et epigrammatum unas, 17631, Daniel Heinsii Lobgesang Jesu Christi 1621, Gottscheds Loberede auf Opitz von Leipzig, den 20. August 1739, die Antrittsrede von Colerus mit Lob seines Landsmanns Opitz von Breslau, den 24. November 1644, die Opitzische Lebensbeschreibung des Dr. med. Lindner, Hirschberg 1704, u. a. m.

Die Beurteiler irren, die unserem Opitz jede Bedeutung absprechen, da seinen Gedichten der Wohlklang Goethes und etwa eines Eichendorff abgeht. Sie können sich nicht in die Zeit geistiger Öde und Trockenheit versetzen, die Opitz vorfand. Sein Ruhm, der Begründer einer neuen Literaturperiode zu sein, muß ihm unbestritten verbleiben. Ein Strahl dieses Ruhmes fällt durch ihn auf seine Vaterstadt.

Napoleons Koch verlor bei Bunzlau einen Löffel

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 7. Dezember 1936

Neueingänge. 87. Bericht von A. Schiller.

Der Staat Venezuela hat bekanntlich großes Interesse für den Bunzlauer Weltreisenden Ferdinand Appun. Demzufolge sandte uns die Akademie der Wissenschaften in Caracas wieder ihren Jahresbericht für 1936. Ebenso der Kunst- und Altertumsvereine Neisse seine 39. Jahresbericht. Dem Märkischen Museum in Berlin berichteten wir auf Verlangen über die in unserem Besitze befindlichen Löffel und Löffelschränkchen. Dafür erhielten wir mehrere Berichte über Neueingänge dieses Museums. Vor drei Jahren wurde „bei Bunzlau“ ein 32 Zentimeter langer, silberner, siebartig durchlochter Schaumlöffel gefunden, den der Finder an das Breslauer Museum für Kunstgewerbe und Altertümer verkaufte. Auf dem Löffel ist ein N mit Kaiserkrone darüber eingegraben und das Wort: „Voyages (= Reisen) 1809“. Er stammt also aus dem Reisegerät Napoleons. Wir erlangten wenigstens eine Photographie davon. Geschenkt wurden folgende Gegenstände: von Frau Ottilie Becker ein Stammbuch der Berta Sturm, Naumburg a. B. 1794/95, und ein illustriertes Buch, Echo der gebildeten Welt, von 1834; aus ausgesonderten Beständen der Dorotheenschule übernahmen wir 32 Bände, darunter die wertvolle Geometrie des hiesigen Waisenhauslehrers Rechenmeisters Stubba, ein Religionsbuch von Bunzlau, 1894, den Rechenunterricht von Paul Tschirch, Bunzlau, 1881, und den Rechenunterricht des hiesigen Seminarlehrers Volkmann, von Bunzlau, 1879. Apotheker Guercke gab zwei Bunzlauer Weinkühler, Geschenk von Küttner zum 50jährigen Doktorjubiläum des hiesigen Sanitätsrates Dr. med. Gürcke, von 1888, und dessen Doktor-Dissertation von 1838, Berlin; die historische Kommission Breslau sandte ihren Jahresbericht und Drucksachen, Forstmeister Polier, Kittlitztreben, gute Photographien von Inschriften im Schlosse daselbst von 1603 und 1871, Kaufmann Ressel die neue II. Auflage seiner Heimatkarte des Kreises Bunzlau, Gustav Schäfer ein auf dem hiesigen Bahnhof gefundenes 10-Cent-Stück der Republik Litauen, Rektor Seiffert wiederum 12 Bilder von Adersbach und dem Riesengebirge, von Knippel, Postinspektor Wagnersche Eheleute 28 Bände älterer Literatur aus dem Besitze von Ernst Gotthardt und mit dessen Namen versehen. Richard Herold lieh auf längere Zeit ein von ihm kunstvoll angefertigtes Modell des hiesigen Amtsgerichts.

Wir erwarben eine große Photographie der Danziger Marienkirche, in der M. Opitz ruht, und einen Kupferstich des 1539 in Bunzlau geborenen, in Wittenberg als Professor verstorbenen Salomon Geßner, und ließe eine Abschrift der Presbyterologie (Priestergeschichte) von Ehrhardt von 1783 fertigen, soweit Bunzlau in Frage kommt.

Eine uns für 150 RM angebotene Eisenbüste des großen Wehrauer Geologen Werner mußten wir leider ablehnen. Fünfzehn Stoßwaffen des Museums paradierten auf dem Nürnberger Parteitage vor einem Zelte.

Die Ausstellung der Bunzlauer Bilder des taubstummen Schneider dauert fort.

Der Elch in Bunzlau

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 1. März 1937

Die Wernickesche Stadtchronik von Bunzlau von 1884 erzählt von frühgeschichtlichen Funden innerhalb des Stadtgebiets von Bunzlau. Der Rendant Beck besaß außer Urnen von Tillendorf auch zwei tönerne Gießkellen, die am 11. Dezember 1873 beim Bau der Photograph Scholzschen Villa, Schloßpromenade 16, drei Meter tief im Sande, gefunden worden waren. Eines dieser Stücke erhielt das germanische Museum in Nürnberg. Beim Bau der Justizrat Benindeschen Villa Löwenberger Straße 37 wurde 1871 bekanntlich eine weibliche Götzenfigur aus Ton mit vielen Tierknochen gefunden. Unter letzteren waren aber auch große Elentiergeweihe, die das Altertumsmuseum in Breslau bekam. Es dürfte interessieren, hier den Satz zu hören aus dem Vortrage des Professors Dr. Göppert in Breslau „Zur Geschichte des Elentieres in Schlesien“, der nach dem Bericht der Breslauer Zeitung vom 30. Januar 1873, Nr. 50. Seite 419, wie folgt lautet

„Die vor 2 Jahren in Begleitung von Hirsch-, Schweine- und Pferderesten und mit Urnen und einem Götzenbilde im Bereiche der Stadt Bunzlau selbst entdeckten, von Gymnasialoberlehrer Dr. van der Velde unserem Verein für Kunst und Altertum, Herrn Dr. Luchs, eingeschickten großen Elentiergeweihe, als Zeugen einer alten Opferstätte, halte ich zwar nicht für fossil, doch für unsere urgeschichtlichen Verhältnisse von nicht geringem Interesse. Es hat sich daher auch der Vorstand bewogen gefühlt, aus allen diesen und ähnlichen bereits vorhandenen Fossilien eine eigene Abteilung in dem sich hoffentlich bald erhebenden Museumsgebäude unter dem Namen „Museum für Urgeschichte des Menschen“ zu begründen.

Das Bunzlauer Museum besitzt von diesem Funde nur einige weniger wertvolle Knochen und eine Nachbildung der Rundfigur, genannt die „Venus von Bunzlau“.

Geschichte in Schulaufsätzen

Das Bunzlauer Städtische Museum berichtet über Neueingänge

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt. 2. März 1937

Die wichtigste Errungenschaft der letzten Monate ist die leihweise Hergabe der Heiligtümer der Lorenzdorfer Schmiedeinnung durch den Schmiedeobermeister Paul Hindemith (Bunzlau). Außer Innungsbüchern und Schriften von 1849 ab sind in 3 Innungsladen auch eine Menge von wertvollen Ausstellungsobjekten enthalten, obenan ein Petschaft von 1798 mit der Schreibeweise „Lorzendorf“, 1 Humpen, 4 Becher, 4 Krüger und 1 Schildchen aus zinn, 1 hölzernes Rad (Rademacher!), 1 Innungszeichen mit riesigem Hufeisen, eine spaßhafte Tabakpfeife, 11/4 Meter lang, 20 Trauerhüte, 8 Trauermäntel.

Fräulein Helene Bunzel gab 16 Bände Meyers Konversationslexikon, 2. Auflage, Pfarrer Demke eine eigene, sehr klare Photographie des Chronogramms an der evangelischen Kirche, Karl Eichner ein Perkussionsgewehr, ein Seitengewehr und 3 Porzellan-Pfeifenköpfe mit Bemalung. Die bereits ausgestellte Sammlung von herrlichen Handstickereien von 1750, darunter ein besonders kunstvolles Kinderkleid, verdanken wir Frau Dr. Valy Häfner, geb. Schönbrun. Aus der Mühle von Ober-Thomaswaldau kam eine dort bis in die neueste zeit gebrauchte Glocke mit der Inschrift „Joh. Wende 1696“, hergegeben von Obermeister Paul Heilmann. Der liebe alte Bunzlauer Alfredo Heisler in Curityba (Brasilien), dessen 75jährige Gemahlin leider kürzlich verstorben ist, sandte wiederum Muscheln, selbst am Stillen Ozean gesammelt und Botokdenpfeile sowie 148 brasilianische Briefmarken und 32 Münzen. Ein Prachtwerk ersten Ranges, das Palais Kaiser Wilhelm I. in Berlin, von Dr. Martens, vertraute Fräulein Margarete Kranzfelder dem Museum an.

Es gelang uns auch, mehrere für Bunzlau wichtige Gegenstände zu erwerben, die wir hier aufzählen. Eine kolorierte Lithographie von W. Voigt (Schmiedeberg) von 1873, die Ansicht der Stadt Laehn von Eichberge. Eine Homannsche Karte von Schlesien 1749, Zustand nach dem Frieden von Dresden. Ein Schreibheft des Bunzlauers Friedrich Matthäi, das durch Schulaufsätze über den Verlauf der Erbauung des evangelischen Kirchturms im Jahre 1753 historisch geworden ist. Erworben wurde auch ein Aquatintablatt des Fürsten Kutusoff und ein Stich des Besitzers von Kroischwitz, Heinrich von Koelichen. Sehr interessant ist auch eine kleine silberne Medaille, Durchmesser 16,5 Millimeter, auf die Altranstädter Konvention vom 30. August 1707, mit Bild König Karls XII. von Schweden. Der König übernachtete bekanntlich nach der Ratifikation dieses Vertrages, zu Pferde von Lauban kommend, in Bunzlau am 14. September 1707. Er wohnte bi dem Postmeister Conwey und machte eine Zeche von nur 5 Gulden 15 Kreuzer. Die evangelischen Schlesier verdanken dem Könige folgende sechs sogenannte Gnadenkirchen: Fraustadt, Hirschberg, Landeshut, Militsch, Sagan und Teschen. Nach dem Frieden von Münster und Osnabrück hatten sie drei sogenannte Friedenskirchen erhalten: Jauer, Schweidnitz und Glogau.

Eine andere Medaille, erster Preis bei einem Chausseewettrennen mit Fahrrädern, von Bunzlau, den 21. September 1890, wurde auf einem hiesigen Bau gefunden. Das Kasernengrundstück gab wieder 2 Kanonenkugeln heraus, darunter einen Zehnpfünder.

Aus dem uns bisher unerreichbaren Buche „Elysiae Silvae“ von Joh. Fechner, Brieg 1635, konnten wir wenigsten das seitenlange Lob der Stadt Bunzlau in lateinischer Sprache durch Abschrift sichern. Auch eine  Abhandlung von O. Wende über Wendel Roskopf und eine von G. Troon über Löwenberger Steinmetzzeichen wurde erworben.

Raum für bessere Neuerwerbungen wird durch fortgesetzte Magazinierung von weniger wichtigen Gegenständen gewonnen. In die Berichtszeit fällt der große Verlust, den unsere Museumssache durch das Ableben unseres kunstverständigen Mitarbeiters, Peter Gansel, erlitten hat, des Mitbegründers des Museums.

Eckernförde, den 5. April 1849

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 3./4. April 1937

Nachdem die Dänen 1814 Norwegen verloren hatten, erstreckten sich ihre Wünsche auf Schleswig-Holstein, da sie glaubten, daß nur dadurch ihr kleines Reich Bestand haben könne. Friedrichs VI. Nachfolger, König Christian VIII. unternahm es, diesen Gedanken zur Tat werden zu lassen: er verkündigte 1846 durch einen „offenen Brief“ die Verbindung Schleswigs und Holsteins mit dem Königreiche Dänemark zu einem einheitlichen Gesamtstaat. Die Herzogtümer, zum Teil auf den deutschen Bauern gestützt, widersprachen, und der alte Nationalitätenstreit flammte wieder auf. Dänemark begann 1848 mit der Einverleibung Schleswigs. Die Herzogtümer setzten Gewalt der Gewalt entgegen. Sie führten ihren Freiheitskrieg auch anfangs mit Glück. Am 5. April 1849, vor 88 Jahren, schlugen die schleswig-holsteinischen Strandbatterien eine dänische Flotte mit großem Verlust in die Flucht. Im Hafen von Eckernförde flog das dänische Linienschiff „Christian VIII.“ in die Luft, die Fregatte „Gesion“ mußte sich ergeben. Natürlich überwog auf die Länge Dänemarks geordnete Kraft. Das schwache Deutschland ließ die Freiheitskämpfer im Stich.

Warum wir diese ollen Kamellen aufwärmen? Weil das Städtische Museum soeben ein kleines, zierliches Petschaft mit einem Adelswappen erworben hat, das auf dem Griff in einer kleinen kreisrunden Platte eine rätselhafte Eingravierung hat: „von Christian VIII. Eckernförde d. 5. April 1849“.

Ist es von dem eroberten Schiff ein Beutestück? Eine Belohnung für bewiesene Tapferkeit oder eine vaterländische Erinnerung an den Sieg? Vielleicht gelingt es, das Rätsel zu lösen.

Die Bunzlauer Zeitung „Minerva“

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 28. April 1937

Acht Bände 1832 – 1834 dem Museum überlassen.

Die Fülle der Eingänge und der am 2. Mai nahende freie Sonntag machen die Erstattung eines Berichtes notwendig. Die letzten Wochen brachten eine stattliche Menge Wandbilder, deren Unterbringung in den gefüllten Räumen freilich nicht leicht war, aber doch Freude machte. Voran leuchtet die kostbare Gabe der Frau Marie Pätzold, geb. Gotthardt, aus Neurode. Einem Wunsche ihres verewigten Gemahls zufolge vertraute sie dem Museum ihrer Vaterstadt vier herrliche Pastellbilder ihrer Groß- und Urgroßeltern an, die wir mit drei schon vorhandenen der Großtöpferfamilie Altmann zu einer wirklich sehenswerten Gruppe Bunzlauer Topfkünstler vereinigten. Die Bilder stellen vor: Joh. Gottlieb Gotthardt, Oberältester der Töpferinnung, Stadtverordneter, 1765 – 1830, seine Ehefrau Joh. Eleonore, geb. Glatz (mit ungemein zierlichem Spitzentuch), 1772 – 1843, Joh. Karl Gottlob Gotthardt, Töpfermeister, geb. 28. 6. 1800, gest. 3. 2. 1843, Mathilde Henriette, geb. Schoeps, Tochter des städt. Oberförsters in Grasegrund, gest. 8. 2. 1882. Der spätere Senator Ernst Samuel Gotthardt, aus einer anderen Linie dieser Familie, der am 12. 2. 1875 einem Schlaganfall im Stadtverordnetensaale erlag, hat als 16jähriger Jüngling eine echt biedermeierische Idee durchgeführt. Er gab eine handschriftliche Zeitung, „Minerva“ genannt, heraus, die in der Bürgerschaft umging und auf die man für 8 Pfennig im Monat abonnierte. Später ließ er die Jahrgänge einbinden, die nun für unsere Stadt literarische Kostbarkeiten darstellen. Es ist u. a. auch ein selbstgemaltes Aquarell der evangelischen Kirche von 1832 darin. Herr Hermann Rösler und Frau Elsbeth, geb. Dretwa, Enkelin des „Redakteurs“ Gotthardt, Görlitz, schenkte uns nicht weniger als acht solche Bände aus den Jahren 1832 – 34. Und damit das Haus voll werde, übernahmen wir aus Stadtbesitz fünf alte ehrwürdige Bürgermeisterbilder, von denen eines den Ratmann George Brewer (Braeuer) darstellt, ein anderes den B.-Mstr. J. C. Büttner, beide 1661 gemalt. Die drei übrigen, der Malerei nach aus derselben Zeit, sind noch nicht ermittelt.

Nach einer Notiz bei Bergemann Abt. I S. 15 ist ein bei Wernicke unbekannter B.-Mstr. Böhm darunter und – der deutsche Kaiser Leopold I. (1658 – 1705)1 Ein ungenannter stiftete eine schöne bunte Lithographie von Brieg 1840. Die Akademie der Wissenschaften in Caracas, die das Andenken Appuns pflegt, sandte ihren jüngsten Jahresbericht. Fabrikbesitzer Dürrast gab eine Folioband alter Gesetzsammlung, in dem sich der traurige Tilsiter Frieden vom 9. Juli 1807 findet, Karl Eitner 19 Münzen und Medaillen. Eine Menge schöner Sachen spendete Frl. Herta Liebig, als ein gerahmtes Bild ihres Großvaters, Oberamtmannes Wilke (gst. 1888), der sich vor der Museumsgründung um Sammlung von Objekten in Bunzlau verdient gemacht hat, schöne Federzeichnung des Oskar Wilke, Gebirgsbilder, Bilder der Mädchenschule im ältesten Zustande, vor dem Anbau, des hiesigen Kriegerdenkmals, des Pastors Lindner, alte Zeitungsblätter und eine höchst geschmackvolle Perlenstickerei (Sofakissen). Frau Rösler schenkte auch die seltene Kriegsgeschichte 1866 des hier mit schöner Bronzeplakette beerdigten Dr. phil Albrecht Kunth, der 1870 fiel. Aus dem Nachlaß des Frl. Marie Schmidt kam ein Mohnreiber mit Kaule, mit Inschrift A. L. 1840. Stadtarchivar Steinert, Oppeln, übersandte ein Bild der Stadt Bunzlau vor 1862 mit der berühmten Gärtnerei J. G. Hübner (jetzt Kurt Kühne). Wertvolle Bücher schenkte Chemiker Ernst Thamm, auch ein inhaltsreiches Stammbuch des Apothekers Thamm (1811 – 23) mit 19 Zeichnungen sowie ein Schnupftabakdose und eine Goldwaage. Wir besitzen jetzt 29 Stammbücher. Angekauft wurde ein Petschaft „Vivat, es lebe die ehrbare Brüderschaft der Webergesellen zu Bunzlau 1849“ und ein anderes „Der Zichner Zunft Siegel zu Bunzlau 1800“. schließlich erhielt die Stadt die schöne, kunstvolle Plakette „Schlesierflug 1937“, Durchmesser 8 Zentimeter. – Man kann sagen: das genügt. Die Ausstellung von Bildern aus Kreisorten ist geschlossen.

Sonderausstellung im Museum

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 1. September 1937

Das Museum veranstaltet in jedem Monat Sonderausstellungen, in denen all jene Seltenheiten in den Vordergrund gerückt werden, die sonst wegen des Platzmangels in Schränken und Schubfächern verwahrt werden müssen.

Augenblicklich ist eine große Sammlung von Zeichnungen, Stichen und Schnitten zu sehen, die im Laufe der letzten Jahrzehnte angeschafft wurden. Wir sehen eine großformatige Steinzeichung von Steib „Der Bodensee“, den Linoleumschnitt „Straße in Rothenburg o. d. T.“ von August Müller, den Holzschnitt „Schlepper“ von Willi Menz, den Linoleumschnitt „Ein Menschenpaar von H. Mannstein, den Holzschnitt „Großvenediger“ von Hans Benter und „Südlicher Hafen“ von Aemilian Bandnik- Das ist nur en kleiner Auschnitt aus der Sonderausstellung, in der sich auch Albrecht Dürer mit einer Kopie seines Kupferstiches „Die Hexe“, mit einem Kreuzträger aus der großen Passion und einem Bild Dürers (Holzschnittkopie) vertreten ist. Eine ungeahnte Fülle von Studienmaterial steckt in den von Geheimrat Schiller angelegten 40 großen und kleinen Mappen des Museums, die ein übersichtliches Verzeichnis erschließt. Es gibt da einige tausend Bilder, Zeitungsblätter, Schriften, Urkunden, Photographien, die das Museum versucht, durch seine periodischen Ausstellungen dem Publikum zur Kenntnis zu bringen. Einige Mappen-Ueberschriften sind: Stadt Bunzlau, Chronik der Stadt, Bunzlauer Personen, Kreis Bunzlau, Martin Opitz, Kutusoff, Woltersdorf, Appun, Blätterbauer, Singuhr, Gnadenberg, Tillendorf, Urkunden, Militär, Politik, Musik, Humor, der Gröditzberg, Schles. Gebirge, Theater, Plakate. Was sich für die Geschichte Bunzlaus interessiert, findet hier kostbare Seltenheiten.

90. Bericht des Museums Bunzlau

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 9. August 1937

Auch in der schönen Sommerzeit, die uns viele liebe Besucher gebracht hat, ist das Museum wieder ansehnlich vermehrt worden. Frau Pharmazierat Krebs, geb. Liebig, stiftete eine eigene photographische Aufnahme von dem diesjährigen ansehnlichen Maibaum auf dem Bunzlauer Markte. Studienrat Bloy eine solche von der Durchgangshalle an Schützenstraße 8. Rich. Gallus eine Zeitung von Stuttgart, dem 6. August 1908, mit Bericht über das Zeppelinunglück von Echterdingen, von dem wir schon mehrere Erinnerungsstücke besitzen. Familie Rudolf Hensel schenkte das Andachtsbuch in Folio von Kleiner Prediger- und Hirtenstimme, Hirschberg 1791, das z. Zt. hier von vielen Familien gebraucht wird. Sanitätsrat Dr. Kalliefe gab anläßlich seines Wegzuges 79 Bände für unsere Bücherei: z. B. Zeitschrift der Histor. Gesellschft für Posen, 29 Bände Blätter für Posener Heimatkunde, Voßberg, Wappenbuch von Posen, Chroniken von Breslau, Guhrau, Nakel, Doré, Bilderbibel u. a. m. Je ein Paar Atlasdamenschuhe schenkte Fräulein Damenschneiderin Kolonko und Frau Oberpostsekretär Helene Linke. Von Holzkaufmann Hubert Land bekamen wir die Satzungen der hiesigen Bürgerschützengilde 1924. Von unserer neuen Mitarbeiterin Fräulein Herta Liebich, erhielten wir ein sehr erwünschtes Geschenk, nämlich die Schülerzeitung „Das grüne Blatt“, das von den Tertianern Brüdern Wilke, Söhnen des Oberamtmanns Wilke, wohnhaft Lutherstraße 8, vom 1. September 1869 bis Anfang 1871 selbst auf einer kleinen Druckerei vertrieben wurde. Herr Wilke hat sich um Sammlung hiesiger geschichtlicher Gegenstände vor Eröffnung unseres Museums bemüht. Rechner Munzky gab ein wertvolles Büchlein, E. Beck, der Kreis Bunzlau, 1864.

In Tausch übernahmen wir von Dentist Artur Scholz, Hartliebsdorf, zwei hölzerne bunten Epitaphien aus der Kirche von Ludwigsdorf, zierliche Dorftischlerarbeiten, und einen Geburtsbrief für den Seilerlehrling Ignatz Böhm von Bunzlau 1723.

Aus einem Vermächtnis des kürzlich verstorbenen Rentmeisters Erich Stahn, Sohnes des Bunzlauer Bürgermeisters Stahn (1. 5. 1865 bis 9. Jan. 1891) überkam das Museum eine Aktie der hiesigen Christinenhütte vom 8. 11. 1873, über zweihundert Taler, eine große Phot. des Apothekenbesitzers Ed. Wolf (Erbauer der Villa Löwenberger Straße 38) und eine Beschreibung des Krieges 1870/71 nach Feldpostbrifen des Stabsarztes Bernhard Kiesewalter, verfaßt von seinem Vater, einem hiesigen Kreisgerichtsrat. Rektor Standke in Forst übersandte aus dem Nachlasse des Kantors Werner (Ottendorf) das berühmte Choralwerk des Musiklehrers C. Karow, am Waisenhaus, von 1865, 1. Auflage.

Eine ganze Anzahl von Objekten stiftete Erich Thamm, zwei Bierkussen. Saargemünd, 2 zinnerne Apothekergefäße, zwei geschliffene Gläser, von 1750, Uhrkette des Samuel Thamm mit Achatanhänger, schönen Uhrschlüssel mit zwei Bildchen in Mosaik, der Triumphbogen in Paris und die Grotte von Lourdes, sowie Tagebuchaufzeichnungen des Theodor Bischoff, Vaters des Fabrikbesitzers Otto Bischoff von 1846. Frau Pastor Meta Werner schenkte ein Buch, Neuer Hausschatz, von 1804, Kaufmann Walter Wöhe 19 Notgeldscheine für unsere Sammlung. Erworben wurden große Bilder von Waisenhausoberlehrer Klemenz, Geh. Justizrat Lachmund, Eisenkaufmann und Stadtrat Gebhardt (Mart 17) und dem hiesigen Kreisphysikus Dr. Rohovsky (geb. 1818), ein Kasten in Kerbschnitt, eine tönerne Spinnwirtel, eine Zehnpfundkugel, in der Nähe der Kasernen ausgegraben, und eine kleine nur 20 Millimeter im Durchmesser große Silbermünze mit dem Bildnisse von Luther, Erinnerung an das Reformationsjubiläum von 1717. Dieses Jahr ist merkwürdigerweise durch ein Chronogramm ausgedrückt:

MARTINVS LVTHERVS THEOLOGIAE DOCTOR

Martin Luther, Doktor der Theologie

Die graphische Bilderausstellung dauert fort.

91. Museumsbericht

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, Oktober 1937

Die Nr. 30 des „Daheim“ vom 22. April dieses Jahres enthält eine Bericht über den Münchener Maler Exzellenz Karl von Marr, in dem auch unser Großbild „Die Kinder Bunzlaus“ rühmend erwähnt ist. Marr war in Milwaukee geboren, wo sein Vater Graveur und Holzschneider war. Aus dem Nachlasse des Töpfermeisters Ernst Gotthardt erlangten wir ein Buch von 1822, Auserlesene Gedichte von M. Opitz. Erworben wurde auch ein Gedichtbuch von Schmidt-Sommerfeld 1871, worin zwei Gedichte den Gröditzberg und Gnadenberg betreffen, eines die fabelhafte Heldin Katharina Reiner aus der Bunzlauer Hussitenzeit. Durch Tausch bekamen wir, herrührend aus dem Nachlasse von Dr. Heiland, eine kleine Buntpapiersammlung von der Berliner Kunstbibliothek; diese Erwerbung ist noch unserem Professor Waldeyer zu verdanken. Sie wird gelegentlich ausgestellt werden. Es sind französische Stücke aus dem 17. Jahrhundert darunter. Aus der Anna Roseschen Erbschaft fielen uns zu zwei eiserne versilberte Frühstücksschalen, die Maximilian, der unglückliche Kaiser von Mexiko benutzte, der am 19. Juni 1867 von Aufrührern in Queretaro erschossen wurde. Der hiesige kunstreiche Buchbinder Kuhnert hat dazu seinerzeit eine Schatulle aus Mausschlangenhaut verfertig. Zwei Photographien stellen die Ruine es am 30. Juni 1907 abgebrannten Schießhauses dar. Gekauft wurde: Josef Klapper, Deutsche Schlesier des Mittelalters, und Erich Worbs, Zwischen den Toren, eine Renaissancegeschichte aus Görlitz, in der Wendl Roskopf und sein Gehilfe Valentin Scharffenberg eine Rolle spielen. Folgende Gaben sind zu erwähnen:

Von Frau Schneidermeisterin Borrmann zwölf Bände Schiller, Cotta 1823; Kaufmann Classe, Aufsatz über Bunzlau aus der Frankfurter Zeitung; durch Pfarrer Demke, für Kulturgeschichte und Ahnenforschung bedeutsame Probeschriften unzähliger Bunzlauer Volksschüler von 1753 bis 1782 und 1828. Frau Emma Gierich in Nieder-Schönfeld gab eine alte Lampe; Geschäftsführer F. E. Grützmacher das neue Buch von dem eben verstorbenen Doktoranden Hans Grabig, die mittelalterliche Eisenindustrie der niederschlesisch-lausitzer Heide; Rudolf Menzel eine kleine Sammlung Gewehrpatronen; Schneider Fr. Riedel schenkt ein Gesangbuch von 1741 und eine Bibel von 1825; Dipl.-Ing. Julius Schwindt, Saarbrücken, der Urenkel des Bunzlauer Stadtdirektors E. W. Schwindt (1799 – 1809), das Buch von Herm. Röchling „Wir halten die Saar“.

Ein ungenannter Gönner gab dreißig Bände okkultistische Literatur von Justiniuns Kerner (Die Seherin von Prevorst) und anderen. Ein anderer einen hübschen bemalten Pfeifenkopf für C. Hensel, hier, von 1875. Schließlich lieferte Frau Auguste Köhler einen Vogelbauer in Form einer Kirche, eine großartige Laubsägearbeit des Kaufmanns Eistert. Wir besitzen schon zwei solcher seltsamen Käfige.

Durch Vergleichung mit drei alten Stichen von Kaiser Leopold I. (1658 – 1705) ließ sich feststellen, daß eine unserer alten Oelbilder aus dem 17. Jahrhundert, wahrscheinlich aber zwei, diesen Kaiser darstellen. Chronist Bergemann hatte uns auf diese Spur durch die Bemerkung gebracht (I S. 15), daß im Rathause u. a. ein Bild unseres damaligen Landesherren vorhanden sei.

Zur Zeit ist im Museum eine kleine intime Sammlung von liebenswürdigen Werken des Bunzlauers Karl Winkler ausgestellt, Aquarelle, Holzschnitte, auch einige figürliche Keramiken und Intarsien. Der Führer ist in Holzschnitt zu sehen. Daneben eine Göring-Plakette in Ton. Die Aquarelle haben meist heimatkundliche Vorwürfe, wie der Gröditzberg, der Husarensprung, die Kirche in Klitschdorf. Besonders schwungvoll empfunden erscheint eine Landschaft bei Rheinsberg.

Der Gröditzberg ist aber auch ganz neuartig aufgefaßt. Die Klosterkirche in Castell bei Regensburg enthält das Grab des bekannten Siegfried Schweppermann mit den in Stein gehauenen Worten des Burggrafen Friedrich  von Nürnberg nach der Schlacht bei Verteilung des äußerst mageren Proviants: „Jedem ein Ei, dem braven Schweppermann zwei!“

Vom Städtischen Museum

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 2. 12. 1937

Am Sonntag, dem 5. Dezember, ist das Museum nachmittags von 3 bis 5 Uhr unentgeltlich geöffnet; die Führung hat Apotheker Ueberschär.

Die Kunstausstellung von Karl Winkler ist noch zu sehen, ebenso die neu bestimmten Oelbilder Kaiser Leopolds I. von etwa 1660.

Uhrmachermeister Hermann stiftete ein Bild: Die Verwundeten von 1871 auf dem hiesigen Schützenplatze; am linken Flügel Heinke aus Merzdorf a. B., von dessen Sohn das Bild stammt. Modeblätter und Modebilder Koran von 1746, von Justizrat Beninde. Seltsames Fechtgerät, Degen mit daran befestigter Unterarmpanzerung aus Alt-Warthau. Sammlung Bunzlauer Theaterzettel vom 31 März bis 14. Ma 1872 unter Direktion Georgi (Schwager von Schiemang). Fund, Brakteat, Thüringen um 900, einseitig geprägtes Geldstück; für hiesige Gegend eine Rarität. Vom ev. Pfarramt eine Menge hiesiger Schüler-Probeschriften aus alter Zeit.

Aus dem Rathaus große Bilder der Stadtverordneten von 1851, vom 19. November 1908 (die Begründer des Museums) und 1919. Festschrift Lehrerversammlung Bunzlau 1903. Angekauft goldene Schützenmedaille mit Bunzlauer Stadtwappen „Dem König am 3. August 1839“; der 3. August war der Geburtstag Friedrich Wilhelm III. Von Klara Geisler: Tintenfaß aus gelbl. Steingut und zwei Bilder, Caritas und die Künstlerin Le Brun mit Tochter.

Fünf Bände der Beilage „Heimat“ der Görlitzer Neuesten Nachrichten“, Sammlung der das Jahr über erschienenen geschichtlichen Aufsätze, die dadurch erhalten werden. Von Kaufmann Schonert interessantes Vivatband (Gedicht) für den Schützenkönig, Töpfermeister Dehmel, gewidmet von G. Jakob, Bunzlau, den 29. 7. 1802; damals wurde bei dem Einmarsch eine Steinurne von der Westtreppe des Rathaus (wie vor einigen Jahren) herabgerissen und wurden einem Knaben aus Rothlach beide Beine zerschlagen.

Das Museum hat der I./AR. 18 aus seiner Sammlung sechs Vollkugeln von 1813 gestiftet, von denen zwei jetzt auf dem Artilleriebaugelände ausgegraben worden sind, sowie ein Bild von Blücher, das dieser selbst dem hiesigen Knaben Ernst Scholz, dem Großvater von Handelsvertreter Otto Lepper, Nürnberg, für militärische Hilfeleistungen verehrt hat. An die Reichsbahnzentrale für den Reiseverkehr zu Berlin gab das Museum vier gute Photographien von Bunzlauer Keramiken ab, die für den amerikanischen Schriftsteller Frederick Ph. Stieff bestimmt sind. Dieser gedenkt auch über Bunzlau zu schreiben.

Krankenhausinspektor Schumann hat dankenswerterweise für die schon recht beträchtliche Menge unserer frühgeschichtlichen Gegenstände ein Sonderverzeichnis ausgearbeitet, das in der üblichen „Sprechstunde“ im Neu-Museum, Vorwerkstraße, Pestalozzischule, am nächsten Sonntag von 11 bis 12 Uhr vorgelegt werden wird.

Geheimrat Schiller hat das zur alten Stadtchronik von Bergemann von 1829 fehlende alphabetische Verzeichnis hergestellt.

Alle, die sich mit Bunzlauer Ortsgeschichte beschäftigen, werden diese Arbeit, deren Veröffentlichung erwogen wird, zu schätzen wissen.

Aus unserem Museum

93. Museumsbericht von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 2. Februar 1938

Es ist an der Zeit, wieder einmal von den seit Annfang Dezember 1937 eingelaufenen Neueingängen Bericht zu erstatten. Kunstmaler Gerhard Bayer (Waldenburg) gab den Bericht über das Olympische Dorf, in dem der bekannte alte Plan von Bunzlau abgedruckt ist. Aus Caracas, wo Appun noch immer geschätzt wird, kam der Jahresbericht der Akademie der Wissenschaften. Polizeiinspektor Mertens opferte seine Abstimmungspapiere von Dudweiler vom 13. Januar 1935. Fräulein Eva Pietsch stiftete einen Brief des hiesigen Pastors prim. Kretschmar von 1874 und über vierzig Bunzlauer Photographien aus älterer Zeit, darunter die Waisenhäusler in Uniform aufmarschiert, der Viadukt mit Jungfernsteg (benannt nach Inspektor Jungfer, dem Pächter von Tillendorf), vom Gröditzberge vor der Erneuerung, von Großhartmannsdorf usw. Frau Ottilie Schöps schenkte eine Haube für eine junge Frau. Eine kunstvolle Photographie der Hedwigsäule am Seitengebäude von Frau Tschernig, Gnadenberger Straße 6, lieferte Apotheker Ueberschär. Eine Menge Drucksachen stiftete Frau Umlauff (Gnadenberg), Landkarten und alte Probeschriften, auch einen Druck von Gustav Winter, Herrnhut, früher in Bunzlau, Nikolaistraße 3 „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“. Der Kunstgraphiker Karl Winkler, von dem wir aus seiner Ausstellung das Aquarell „Gröditzberg“ entnahmen, schenkte seinen Linoleumschnitt „Der Führer“ und Holzschnitte der evangelischen Kirchen von Lüben und Altstadt bei Lüben. Schreiber dieses stiftete ein Heft von der Sagenhalle bei Schreiberhau, Norber, Schloß Sagan, Benes Jizesky, Führer durch Mladá Boleslav (Jung-Bunzlau), ein weißseidenes Schirmchen und ein Wehrauer Promethinglas.

Gekauft wurde ein aus Perlen gefertigtes großes Sterbekreuz für den am 7. Juni 1911 verschütteten August Stein, Photographie unseres Oelbildes Leopold I. und folgende Bücher: Vertraugott Fischer, 1809 bis 1813 Bürgermeister von Bunzlau, Repertorium des Preußischen Rechts, 1839, Amos Comönius, bearbetet von Gailer, 1838, Tegge (Lehrer am hiesigen Gymnasium), Kompendium des griechischen Altertums, Wernicke, der Gröditzberg, 1. Auflage, 1880, und eine für die moderne Familienforschung wichtige Karte des evangelischen schlesischen Kirchenbesitzes.

Das Landesamt für Denkmalspflege in Breslau zog von uns als erste awarische Funde in Schlesien ein: 1 Sporen und ein Stück einer Schnalle, gefunden in der hiesigen Aue, und berichtete darüber im „Nachrichtenblatt für deutsche Vorzeit“ vom 21. 11. 1937.

Wir erinnern daran, daß am Sonntag, dem 6. Februar, das Museum nachmittags von 3 bis 5 Uhr unentgeltlich geöffnet ist. Im Neumuseum, Vorwerkstraße, ist von 11 bis 12 Uhr vormittags unter Leitung von Herrn Krankenhausinspektor Schumann die herkömmliche Sprechstunde.

Museumsbericht Nr. 94

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, April 1938

Seit Anfang Februar sind wieder mehrere Gegenstände gestiftet worden. Von Frau Hedwig Drechsel ein Gegenstand, den wir schon lange suchten, eine blecherne Form zum Gießen von Talglichtern, und ein fünfeckiges gothisches Vorlegeschloß. Friedrich Göllner (Eckersdorf) eine bei Bauarbeit in Bunzlau gefundene silberne Medaille. Frau Marie Koßmann, geb. Treutler (Gnadenberg) eine alte Bleistiftzeichnung, darstellend einen Blumenstrauß, wohl eine Jugendarbeit des Malers Alwin Treutler, von dem wir schon mehrere Pastellporträts besitzen. Fräulein Margarete Kranzfelder ein Taschenmesser aus Aluminium mit der Inschrift „Zeppelin“, wie solche alle diejenigen erhielten, die zum Wiederaufbau eines Zeppelins, nachdem der erste bei Echterdingen verbrannt war, eine großen Betrag hergaben. Frau Inspizient Lapuhs ein Arzneiattest von 1847 über die guten Wirkungen des Bades Warmbrunn, für die Mappe „Schles. Gebirge“. Frau Agnes Lessig altertümliche Bildchen; auf einem sind das Vaterunser und die 10 Gebote auf einem halben Silbergroschen eingraviert. Fräulein Eva Pietsch gab ein sog. Leporelloalbum (zum Auseinanderklappen im Zickzack) von Bunzlau und Gnadenberg, 1881. Diplom-Ing. Schwindt (Saarbrücken) die Nummer der „Kölnischen Zeitung“ vom 7. Februar 1938 über die Heldentat der Frau von Bonin, für hier nichts Neues. Dr. Franz Josef Umlauft (Aussig), der Leiter des Familienverbandes der Umlauft und Interessent für das Balthasar Umlauftsche Töpfergrab gleich rechts vom Haupteingange es hiesigen Friedhofes, sandte ein Heft seiner Familienmitteilungen.

Ein Ungenannter gab zwei Bilder, hinter Glas gemalt, Prinz Karl und Gemahlin, und eine Photographie der alten „Schwarzen Brücke“. Aus Venezuela kamen wieder Hefte der dortigen Akademie. Frau Sanitätrat A. Wesenberg (Salzuflen), deren verstorbener Gatte ein Sohn des damaligen Direktors der Siegersdorfer Werke war, schenkte eine Anzahl wertvoller Lithographien, u. a. eine große Ansicht der Stadt Bunzlau, vom Bahndamm aus gesehen, und herrliche handkolorierte (Knippel, Schmiedeberg) von Schmiedeberg und Warmbrunn. Ein Gesangbuch von Frankfurt a. d. O. 1823 mit geschmackvoller Goldpressung auf dem Deckel stiftete Kaufmann Karl Winkler. wir bestätigen unser Interesse für Kaiser Leopold I. durch Erwerb seines eigenhändigen Akkreditivs eines Spezialgesandten, von Wien den 23. Juni 1671, an Bernhard, Bischof von Münster und Administrator der Abtei Corvey. Durch Ankauf einer Doktorpromotion der Universität Erfurt, vom 28. Oktober 1728, stellten wir Familiennotizen des Juristen in Leisnig (Sachsen) Simon Johann Simonetti, fest, Sohnes des Aufbauer der katholischen Kirche Julius Simonetti fest, die in der Neuzeit für seine Nachkommen wichtig geworden sind.

An Büchern wurden erworben: Dr. Rolf-Rüdiger Stroth (Bunzlau), die Abmeierung nach dem Erbhofgesetz, Gußling, die Villenkolonie Grunewald, mit hundert Bildtafeln, und die Jahrgänge 1813 und 1832 der alten Schlesischen Provinzialblätter, eine Hauptquelle für schlesische Geschichte und Familiengeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts. Zu dem keramischen Funde bei dem Bau im Rathaus kam noch unter der Dielung eines Polizeiraumes ein böhmischer Groschen Rudolph II., ein sog. Fledermäusel, hinzu.

Am Sonntag, dem 3. April, ist das Museum von 15 bis 17 Uhr unentgeltlich geöffnet. Im Neu-Museum von 11 bis 12 Uhr Sprechstunde, Eintritt 10 Pfennige, dafür ist aber dort auch die große Gewehrsammlung zu besehen.

Bunzlauer Bürgermeister schreibt 1810 über die Pflichten der Menschen

Neueingänge des Bunzlauer Museums

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, April oder Mai 1938

In den letzten 21/2 Monaten vermehrten sich die Schätze des Museums wiederum erheblich durch folgende, meist geschenkte Gegenstände:

Frau Oberamtmann Becker gab ein Andachtsbuch von Halle 1752, von Struensee; Fräulein Elfriede Dohn die Ansichtskarten des ehemaligen Wettbewerbes „Alt-Bunzlau“; Herr von Foerster (Mittlau) ein antikes Hufeisen, gefunden auf dem dortigen Mittelhof; Oberstudienrat Dr. Glöckner schenkte die Jahrhundertgeschichte der Universität Breslau, von Georg Hoffmann, unter ausdrücklichem Hinweise darauf, daß der kunstvolle und standhafte Einband von unserem Bunzlauer Meister Kuhnert herrührt; der „Neue Görlitzer Anzeiger“ gab zwei Photographien von Wendl Roskopf von dessen Selbstporträt von 1522 im unteren Saale der Gröditzburg; von den hiesigen Grauen Schwestern zu St. Elisabeth bekamen wir eine Bibel in französischer und ein Neues Testament in griechischer Sprache; einen bunten Bauernteller stiftete Dachdeckermeister Bruno Müller; Fräulein Eva Pietsch schenkte ein Milchglas mit eingebrannter Photographie der evangelischen Kirche in Großhartmannsdorf und einen feinen Eisenguß, ein sog. Pazifialkreuz, das ihr Vater in Großhartmannsdorf bei Krankenkommunionen gebraucht hat; durch Oberlehrer Rothkirch empfingen wir ein „Französische-Teutsches Vokabilarium“, von Halle 1739, eigentlich ein Fremdwörterbuch; als Besitzer bezeichnet sich darin „Jeremias Groenland zu Wallküll, 5 Meil von Reval“, mit der Bestimmung von 1742: „Wenn ich heim geh, soll dieses Bruder H. Heinrich Hug haben“.

Der kürzlich nach Breslau versetzte Schriftsteller, Lehrer Tschierschky, gab fünf selbstgefertigte photographische bunte Aufnahmen von heimatkundlichen Gegenständen des Museums. Nicht weniger als 77 große und kleine Bilder und Stiche von Riesengebirge, Kasse, Halle und von Musikern wendete dem Mappenwerke des Museum das Fräulein Wehner zu.

Als eine große Gönnerin entwicklte sich Frau Dr. med. A. Wesenberg in Salzuflen, deren Schwiegervater einst als Direktor von Siegersdorf in Bunzlau, Löwenberger Straße 8, wohnte. Sie schenkte 86 Kupferstiche der schönsten Ansichten der Erde, aus dem Bibliograph. Institut Haldhausen, und drei Hefte Kupferstiche zu Goethes Werken von 1832/34, darunter mehrere Stiche von Schwerdgeburth. Sodann folgten in einer zweiten Sendung ein herrliches dreieckiges Batisttuch, 184 x 45 cm groß, von 1830, ein ebenso altes Perlentäschchen, zudem drei Sticktücher, eines von der Mutter der Spenderin von 1813, eines J. B. G. von 1809 und das dritte von „Wilhelmine Feldmann“, der Mutter des aus Gnadenberg stammenden Pastors Paul Krebs, Bunzlauer Abiturient von 1876. Schließlich ein feines Nadelbuch 1829, bestickt mit zwei Rebusser in französischer Sprache.

Durch Eisenbahnobersekretär Zarnewski erhielten wir als unser 34. (!) Stammbuch das des Kantors Paul Tschirch, aus seiner hiesigen Seminarzeit 1845 – 47, mit Einzeichnungen der Lehrer Karow I. A. Karow, Fürbringer, Herkt, Kawerau und besonders von dem berühmten Rechenmeister Stubba.

Als weiterer Fund aus den Schachtungen auf dem Markt kam ein Pferdekiefer ein. Gekauft wurden zwei schöne Gläser mit Erinnerungsschriften vom Gröditzberge und folgende Bücher: Feldmann, Musik und Musikpflege im schlesischen Mittelalter; Heimatbuch, Heft 1, Niederschlesien; die „Heimat“ des „Neuen Görlitzer Anzeigers“, in der alle das Jahr über erschienenen heimatkundlichen Aufsätze praktischerweise in Jahrbücher vereinigt werden, wurde von 1928 an komplettiert; von dem alten Bunzlauer Bürgermeister Wilhelm Vertraugott Fischer: „Die Pflichten des Menschen, ein philosophischer Versuch“, vom 5. Oktober 1810, gedruckt in der Privil. Waisenhausdruckerei, ein seltenes Büchlein; Neumann, Vortrag im Sächs. Altertumsverein zu Dresden am 13. Juni 1853: „Die Entdeckung heidnischer Grabstätten am mittleren Bober und an der Mündung des Queisflusses“, mit Bild und Lageplan; v. Besser, Hans Eberhard, „Schles. Originale“, darunter der alte Schäfer Thomas von Bunzlau, wozu zu vergleichen ist der Aufsatz von Schiller im Bunzlauer Heimatkalender 1933, der nachweist, daß „Schäfer Thomas“ nur ein Pseudonym ist.

Das Museum, in dem eine reiche Sammlung von Patenbriefen und alten Gratulationskarten ausliegt, ist am Pfingstsonntag nachmittag von 3 bis 5 Uhr unentgeltlich geöffnet. Die Führung hat Schreiber dieses Aufsatzes. Im Neubaumuseum ist von 11 bis 12 Uhr Sprechstunde unter Max Schumann.

Neueingänge Nr. 97

im Bunzlauer Museum

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 2. November 1938

Es ist an der Zeit, einmal wieder etwas vom Museum hören zu lassen.  Die freundlichen Geber werden nicht alle! Fräulein Elfriede Dohn stiftete einen ausgeschnittenen und als Brosche hergerichteten Krönungstaler vom 18. Oktober 1861, wobei wir uns daran erinnern, daß nach der Inschrift unten an der südwestlichen Ecke des jetzigen Amtsgerichtes der Grundstein dieses ehemaligen Gymnasiums auch am 18. Oktober 1861 gelegt worden ist. Fräulein Dohn gab auch eine ebenfalls als Brosche ausgearbeitete Medaille von 1916: „Gold gab ich zur Wehr; Eisen nahm ich zur Ehr!“ Besitzer Kühn (Groß-Krauschen) gab ein Russenhufeisen, 11 Zentimeter lang; Buchbindermeister Poddig einige alte Münzen; Schreiber dieses zwei große Photographien von der katholischen Kirche Greiffenberg und der darin befindlichen imposanten Gruft der Familie Schaffgotsch; Studienrat Springer: Hebel, alemannische Gedichte 1829, 5 Hefte „Bunzlauer Jugend“ und die Festschrift vom Sängerfest Bunzlau 1924. Unser schlesischer Dialektdichter Holtei wurde bekanntlich durch Hebel zu seiner Poesie angeregt. Er schreibt wortwitzig: „a Häbel bist de gewäse für die Liederle hie!

Denn nimmer meh hätt’ ihch gesungen in där schläschenWeise, hätt’s nich aleman’sche Getichte!“ Oberrentmeister Trogisch gab eine schönen Spazierstock, Weinrebe. Frau Bianka Trowitzsch (Berlin), Tochter des bekannten Bunzlauer Buchdruckereibesitzers Voigt, schenkte eine Photographie des hiesigen Männergesangvereins 1865. Schwester R. Wojtena (Tiefenfurt) gab zwei seltsam gekrümmte Dolche aus Niederländisch-Indien und eine Vase mit Kerbschnitt. Erworben wurde ein Stück Sandstein mit sog. Dendrien aus dem Warthauer Bruch für unsere Steinsammlung im vorgesch. Zimmer Vorwerkstr. Nr. 7. Das sind pflanzenähnliche Zeichnungen, die auf den Kluftflächen der Gesteine durch Pressung entstehen.

Bekannt ist seit den Zeiten des Dichters Justinus Kerner die sog. Klexographie: wenn man nämlich einen Tintenklecks zwischen zwei Papierblättern preßt, entsteht ein mehr oder weniger natürliches Bild eines Schmetterlinges. Amtlicherseits kamen ein Revolver von Suhl, ein russischer Revolver und ein Mehrladegewehr. Dazu stiftete Paul Heider (Eckersdorf) ein Perkussions-Jagdgewehr.

Gekauft wurde Schellenberg, Schles. Wappenbuch I 1938, und eine Fyencekuffe Hanau. Ebenso 2 Opitzbilder aus Augsburg, schöne Stiche von Tyroff und Paravicinus. Es gelang auch, daß lustige Büchlein von A. K. (Kippenberg) und G. W. (Witkowski) zu erwerben: „Aber Herr Martin Opitz! in schlimmes Feindlein!“, 1911 in 300 numerierten Exemplaren zu einer Bibiliophilenversammlung geraugegeben, wovon das unsrige die Nr. 100 ist. Als Beispiel diene ein Vers, den 1620 ein Ungenannter verbrach, als sich Opitz vor dem drohenden Feindeseinbruch von Heidelberg nach den Niederlanden begab:

Warumb‘ Her Opitz, wollt ihr itzt von hinnen ziehn

Und von der Flavia, die euch nicht flohe, fliehnt?

Es ist in Teutschland nichts, das Euch beißen kann;

Was Euch von hinnen treibt, das hat noch keinen Zahn.

Museum erwirbt Gedichtsammlung von Martin Opitz

Neueingänge des Bunzlauer Museums Nr. 103

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 5. September 1940

Kaufmann Kurt Claße stiftete eine Bibel von 1738, ein Neues Testament von Leander von Eß 1820, mit Besitzername „Wilhelm Theinert Bunzlau 1830“ und „Blifar“, Roman von „Herrn“ Marmontel, Leipzig 1767; Soldat Friedrich, Alt-Warthau, Bronzemedaille zur Huldigung Friedrich Wilhelms IV. als König, Königsberg, 10. September, Berlin, 15. Oktober 1840.

Ingenieur W. Glöbke Photographien der Front des Hauses Oberstraße 2 nach dem Bilde des Taubstummen Schneider; Graf Kutusoff zwei Bilder seines am 12. Juli zu Chateau des Essarts Vendée, verunglückten Sohnes Hilarion (Larry); Marie Pätzold (Breslau) einen Brief des Städtischen Försters Schoeps von Grasegrund, den 7. September 1832, zwei Tage nach der Hochzeit seiner Tochter Mathilde mit dem Töpfermeister Gotthardt; Buchbindermeister Poddig eine Bibelübersetzung nach der Vulgata, drei Bände, 1830, von Braun und Allioti, und ein sehr interessantes Buch: „Der güldene Schatz und Kunstkammer von Theo phrastus Bombastus von Hokensteinm nebst Georgius Phaedron, Vom Stein der Weisen und ander okkulte Abhandlungen.“ Der Stadtangestellte Strempel schenkte ein „Bunzlauisches Gesangbuch von D. Burg, 9. Aufl., Jauer 1789“; Pastor prim. Weist einen Aufsatz von Dr. Gertrud Baeumer über Einweihung der restaurierten Kirche von Gießmannsdorf. Es gelang, preiswert zu erwerben Zachariae, Braunschweig 1766, ausgewählte Gedichte von Martin Opitz, Manöverbefehl Friedrichs des Großen vom 7. September 1765, Griechenzeitung von Görlitz, eine Nummer von 1917.

Von Caracas (Venezuela) gingen drei Bolatins der Gesellschaft der Wissenschaften ein; vom Verbande der Sippen Gerstmann, Glasey, Hasenclever und Mentzel das Verbandsblatt Nr. 73.

Schreiber dieses schenkte das Profil des Riesengebirgs von Prof. Mosch, 1850, Zeichnung des Richard Schiller vom Riesengebirge 1840, Rundschau vom Gröditzberg vom R.-G.-V. Goldberg, R. Sachse, Der Gröditzberg mit Rundsichtkarte und Plan, Löwenber 1859, Aufsatz über M. Opitz aus dem „Völk. Beobachter“ vom 27. August 1939, Aquarell der Westseite der katholischen Kirche von Konrad Straiß, Pastell: Aussicht aus Tillendorf vom „Schweizerhaus“ von Anne Ullrich, Photographie von der ersten Theateraufführung des „Großen Topfes“ von Pfautz in Bunzlau, zwei Photographien vom Abbruch der Scheune des Scheunenbrunnens durch die Stadt 1928, Photographie vom Queckbrunnen, 48 Photographien von Rom, Pompeji, der Schweiz und Rumänien, Lithographie Tiezes Gasthof in Hermsdorf u. K. mit Darstellung einer Dame im Tragestuhl sowie eine Handzeichnung des Kgl. Baumeisters Rich. Schiller sowie eine Handzeichnung des Kgl. Baumeisters Rich. Schiller von einer vom ihm selbst erfundenen Säule in der Heil- und Pflegeanstalt.

Ein Bunzlauer schrieb 47 Tagebücher

Neueingänge des Bunzlauer Museums

Von Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 27. November 1940

Einen besonders geschmackvoll eingerahmten Zweig aus Haaren stiftete Karl Hertwig, Buchbindermeister Poddig schenkte eine eingerahmte bunte Aquarellskizze des taubstummen Lithographen Schneider, darstellend das Haus Stockstraße Nr. 5 im Jahre 1830 im Besitze der Familie Wiedemuth. Bankdirektor Selle (Liegnitz) überließ 30 Ansichtskarten nach Bildern Blätterbauers.

Geheimrat Schiller gab die Chronik von Mühlhausen i. Th. von 1908, in der die Besetzung dieser ehemaligen freien Reichsstadt durch das Bunzlauer Bataillon unter Oberst v. Pelet vom 21. August 1802 besonders interessiert, ein Album in sog. Spritzarbeit mit 70 Photographien von Künstlern und Kunstwerken älterer Zeit, 47 Tagebücher seines Vaters, Baurat Rich. Schiller, worin die Zeit von 1857 bis 1903 für die Geschichte Bunzlaus von Wichtigkeit ist, und einen Porzellanteller mit Querrippe, Erfindung des Schenkers, von 1924. Weiter kamen folgenden Gegenstände ein: eine Kinderhalskette von 1790, aus durchbohrten beinernen Perlen.5 Stück Notgeld von Wartha und 5 Exlibris von Kunstmaler Georg Rasel, Lissa bei Breslau, Großbild von Zeitz, Photogr. von Heidelberg.

14 alte Photographien von Bunzlau, ein Stereoskop von der Heil- und Pflegeanstalt, Blumhardt, Weltgeschichte, und Selection of hyms, Allahabad (Indien) 1844.

Erworben wurden, aus der Zeitschrift „Marie Luise“, Aufsatz von Born über Rosalie v. Bonin: Eine Frau kämpft für ihr Vaterland, Genealogie des Geschlechts derer von Rechenberg, Franz Josef Heincke, aus Bunzlau: Dissertatio iuridica de contumacia (Säumnis) von Prag, 1752 XI. 28.

Die eben erschiene kleine Chronik von Liegnitz, Hünerasky, Wenig-Rackwitz, 150jähriges Kirchenjubiläum von Kesselsdorf, E. G. Woltersdorff, Breslau 1759, Davids Weihnachtslied, geschrieben in Bunzlau am 11. des Jenners 1758, und 2 moderne Plakate.

Am Sonntag, dem 1. Dezember, ist das Museum von 3 bis 5 Uhr unentgeltlich geöffnet.

Im vorgeschichtlichen Zimmer, wo einige Scherben aus dem Queis bei Wehrau eingetroffen sind, ist von 11 bis 12 Uhr Sprechstunde. Die Besichtigung der Gewehre muß wegen anderweitiger Verwendung des Raumes bis auf weiteres wegfallen.

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