3 Kränze
Der Gasthof zu den Drei Kränzen
Von Artur Schiller. Erstveröffentlichung: Bunzlauer Stadtblatt, 7. Juni 1937
Das Konfektionshaus Otto Schneider & Sohn nimmt eben in den „Drei Kränzen“ bauliche Aenderungen vor. Innerhalb eines Zimmers im ersten Stock vorn heraus befand sich, zeitweilig mit Tapeten überklebt, ein Mauerstein mit der Inschrift
A. K. 1677
in einem zierlichen Kranze. 1739 besaß ein Seifensieder Elias Kranz diesen Gasthof. A. K. dürfte, besonders im Hinblick auf die Einfassung, auch A. Kranz bedeuten. Wir kennen mit A. nur einen Andreas Kranz, von dem „Wernicke“, Seite 395, sagt, daß er 1681 wahrscheinlich Schützenkönig gewesen sei.
Infolge der schwedischen Zerstörung am 25. September 1642 und auch sonst ist dieses älteste Haus von Bunzlau mehrfach vom Feuer betroffen worden. Es ist nicht anzunehmen, daß es von 1642 an wüste gelegen hat und erst 1677 wieder aufgebaut worden wäre. Die Inschrift im Innern des Hauses bedeutet wohl überhaupt keinen nach außen sichtbaren Bauvorgang, sondern ein Familienereignis des A. L., etwa seine Geschäftsübernahme. Eine zweite ähnliche Steininschrift von 1714, die an einem Kellerfenster angebracht war, befindet sich im Städtischen Museum.
Der hübsche Erinnerungsstein des 2. Mai 1739, wo der große Stadtbrand war, wurde auch zeitweilig im Museum aufgehoben, aber als das Kaufhaus von Firma Schneider modern ausgebaut wurde, zur Anbringung an der Nordfront wieder herausgegeben. Er mag uns inzwischen auch daran erinnern, daß wir am 20. August 1939 den 300jährigen Todestag von Martin Opitz zu begehen haben, eine lohnende Aufgabe für den neuen Verkehrsverein! Kaufmann Otto Schneider hat dankenswerterweise auch den Stein von 1677 dem Museum überwiesen.
Die Bedeutung der drei Frauenköpfe an der Westseite der „Kränze“ ist nicht aufzuklären. Merkwürdig ist, daß im Jahre 1829, wie Bergemann seine Stadtchronik herausgab, nur zwei Köpfe da waren. Der dritte muß also erst in neuerer Zeit hinzugekommen sein. Auch der Kunstbericht des Magistrats von 1822 spricht von nur zwei Köpfen („Stadtblatt“ Nr. 12 vom 14. 1. 1933).
Der Gasthof zu den 3 Rauten-Kränzen
befindet sich am Markte in No. 245. und ist einer jener ursprünglichen drei Kretschams. Die an demselben noch sichtbaren bildlichen Darstellungen bekunden dessen hohes Alter und haben folgenden historischen Ursprung:
Der vorhandene Kopf stellt jedenfalls den Herzog Uladislaus vor, welcher im Jahre 1146 von seinen Brüdern aus Polen vertrieben wurde. Ob er schon auf seiner Flucht hier gewesen, ist ungewiß, aber 1147 und 152, als er Schlesien wieder erobern wollte, logirte er hier, da er als Feind in der Burg nicht herbergen konnte und dieser Kretscham wahrscheinlich das ansehnlichste Gebäude von Boleslawez oder Boleslawdorf war.
Das wilde Schwein mit dem Jäger, welche man ganz oben an diesem Gasthofe sieht, haben ebenfalls einem hohen Besuch ihr Dasein zu danken. Herzog Boleslaus, genannt Altus, Sohn des ebenerwähnten Herzog Uladislaus, war 1175 auf dem Gröditzberg, kam mit seinem Gefolge nach Boleslawdorf zu einer großen Jagd in der hiesigen dichten Waldung und logirte auf der Burg, sein Gefolge aber in diesem Gasthofe. Nach einer reichen Jagd begab sich der Herzog wieder auf den Gröditzberg und zum Andenken an diesen hohen Besuch, ließ der Besitzer das noch vorhandene Sinnbild malen, welches von den spätern Nachfolgern in Stein ausgearbeitet wurde.
Was aber die andern beiden weiblichen Köpfe vorstellen, läßt sich nicht bestimmen. Des Uladislaus Frauen, wie die Sage behaupten will, können sie nicht sein, da dieser nie mit seiner Gemahlin hier war, sondern diese bei seiner Flucht in Krakau zurücklassen mußte und später ihm erst folgte. Sie starb 1153, worauf er 1154 sich zum zweitenmal mit der Tochter des Markgraf Albrecht, genannt der Bär, vermählte, die aber allen Nachrichten zu Folge noch weniger hier gewesen ist, wie dies auch die Regentengeschichte näher erweisen wird.
Wahrscheinlich sollen diese 2 weiblichen Köpfe die beiden ungarischen Frauen vorstellen, welche 1442 eine Wallfahrt nach Aachen unternahmen, von der Pest angesteckt in Bunzlau ankamen und hier, wahrscheinlich in diesem Gasthofe, starben, nachdem sie der Kirche, in der sie auch begraben wurden, eine bedeutende Summe ungarischer Gulden vermacht hatten. Da nun der Wirth dabei nicht leer ausgegangen sein wird, hat er gewiß diesen merkwürdigen Vorfall durch jene zwei Köpfe verewigen wollen (Dieser Meinung ist auch Ruthard, ohne sie jedoch mit Gewißheit zu behaupten).
Von dieser Zeit bis ins 18te Jahrhundert ist über diesen Gasthof keine Nachricht vorhanden. Wahrscheinlich ist er, wie alle übrigen Gebäude, mehrmals ein Raub der Flammen geworden wie dies bei dem schwedischen Brande 1642 am 25. Dezember der Fall war. Auch 1739, als Seifensieder Elias Kranz ihn besaß, brannte er ab, auch muß er durch den siebenjährigen Krieg sehr viel gelitten haben und nach Beendigung desselben Elias Kranz gestorben sein, denn ich finde, daß er 1767 am 13. Juni wegen Erbsonderung nebst allem Zubehör und 8 Bier-Gerechtigkeiten auf 2200 Rthlr. abgeschätzt wurde, worauf ihn der Kämmerer Müller, Schwiegersohn des Elias Kranz, übernahm.
1772 stand er wüste, in welchem Zustande ihn der Koch Friedrich Stephan erkaufte, und dieser verkaufte ihn 1800 für 3600 Rthlr. an den gegenwärtigen Besitzer Herrn Ernst Traugott Seiffert.
J. G. Bergemann, Chronik 1829
Aus Zeitungen und Chroniken
Zeitungen und Chroniken: Zusammenstellung D. Plate
1549: Zu den drei Kränzen Valten Storm
1563: Zu den drei Kränzen Martin Vogt
1587: Zu den drei Kränzen Gregor Seiffert
1594: Wie streng man auch besonders in Hinsicht der Scharfrichter auch in Bunzlau vorging, zeigt ein Fall von 1594. Der Tuchmacher Jeremias Schreibstein hatte mit dem Scharfrichter in den „3 Kränzen“ Bier getrunken und sogar den Hut vor ihm abgenommen. Deshalb wurde er von der Schützenbrüderschaft und dem Tuchmachermittel ausgestoßen. das ging so weit, daß er mit Weib und Kind Bunzlau verlassen mußte. Der Scharfrichter erhielt 1611 von der Stadt vierteljährlich 1 Taler Gehalt. Das war natürlich zu wenig. Deshalb beschäftigten sich diese Personen mit Kurpfuscherei und abergläubischen Geschäften. Sie verkauften z. B. für gutes Geld die abgeschnittenen Finger der Gehenkten als Amulette, die Glück bringen und sogar unsichtbar machen sollten. In einem Städt. Rechnungsbuche Nr. 10 von 1655/6 finden wir eine Aufstellung der Einkünfte eines Stockmeisters. Sie lautet:
Dem Stockmeister vom 2. Mai 1665 bis 1. Mai 1666 als
für 52 Wochen à 12 Sgr. 20 Tlr. 24 Sgr.
Jahrgeld zahlet ihm 5 Tlr.
An 4 heiligen Abendenn Fleischgeld à 4 Sgr. 16 Sgr.
Und wegen der Handschuh (der Henker trug solche) 1 Tlr.
Dem Scharfrichter (das war also diesmal ein anderer)
an 4 Quartalen à 24 Sgr. 3 Tlr. 6 Sgr.
1607: Zu den drei Kränzen Georg Seiffert
1612: Zu den drei Kränzen Gregor Arnold
1640: Zu den drei Kränzen Daniel Kranz
1739: Zu den drei Kränzen Elias Kranz
1772: Zu den drei Kränzen Friedrich Stephan
danach: Zu den drei Kränzen Ernst Traugott Seiffert
1822: 6. Der Gasthof zu den „3 Kränzen“, dem Gastwirt Seiferth gehörig. An diesem sind von Stein 2 Frauen- und ein Mannskopf. Hierzu ein wildes Schwein und ein Jäger in altdeutscher Kleidung, der das Schwein mit einer Lanze verfolgt. Die Köpfe stellen einen Herzog von Liegnitz nebst seinen beiden Frauen vor, und stammen aus dem 12. Jahrhundert.
Der männliche Kopf wird Wladislaus, vertriebener Herzog aus Polen, Vater des Herzogs Boleslaus, mit seinen beiden Frauen sein, deren eine, Adelheid, eine Tochter Kaiser Heinrichs IV. sein kann. Ueber diese Steinfiguren ist schon immer viel phantasiert worden. (Anm.: Wernicke S. 17 nimmt, wie immer, zu alten Stadtsagen eine stark skeptische Stellung ein; er sagt: wir machen uns am besten nicht erst Kopfzerbrechen darüber! Wir sehen jetzt 3 Frauenköpfe in spanischer Hoftracht, also eine viel jüngere Zeit. Merkwürdig ist, daß der Bericht von 1822 nur ein Wildschwein aufführt und ebenso Bergemann in seiner Chronik von 1829. Es ist daher nicht unmöglich, daß ein zweites Schwein erst später hinzugefügt worden ist.
1871: Unterm 13. April 1871 erfolgte der Bodenausbau der „Drei Kränze“. Die Haustür hatte noch ein steinernes Rundbogengerüst.
1875: Gebr. Schott, Bunzlau, Obermarkt, zu den „drei Kränzen“, empfehlen ihr für die Saison außerordentlich reich ausgestattetes Lager in Wollstoffen jeder Art in neuesten Farben und Dessins. Schwarze und couleurte Seidenstoffe, reellster Fabrikate, zu den billigsten Conjunctur-Preisen.
1885: Zu den drei Kränzen. Inhaber Trispel
1886: Während des Umbaues unsres Geschäftslokals befinden sich die Verkaufsräume in der ersten und zweiten Etage. Gebrüder Schotte, Obermarkt, Gasthof „zu den drei Kränzen“.
1890: Hans Lutsch. Obermarkt no 36, „drei Kränze“, 1730 umgebaut. Am Giebel sind einige Flachreliefs aus der Renaissancezeit eingemauert, darstellend einen Jäger mit zwei Schweinen und drei Portraitköpfe zweier Frauen und eines jungen Mannes (W. 17. 106).
1900: Max Hoffmann, im Gasthof zu den 3 Kränzen. Leinen- und Baumwollwaaren, Gardinen und Bettfedern. Jede Art von fertiger Wäsche in bekannt vorzüglicher Ausführung.
1903: Leinen- und Baumwollwaaren, Gardinen und Bettfedern. Specialität: Jede Art von fertiger Wäsche in bekannt vorzüglicher Ausführung: Max Hoffmann, Gasthof zu den 3 Kränzen. Ganze Ausstattungen werden schnellstens, sauber und billigst geliefert.
1903: Gasthof zu den drei Kränzen (Aeltester Gasthof Bunzlaus). Ring 36. Besitzer Karl Michalski empfiehlt seine komfortabel eingerichteten Fremdenzimmer zu soliden Preisen. Diverse ff. Weine und gutgepflegte Biere. Kalte und warme Speisen zu jeder Tageszeit.
1905: Gasthof zu den drei Kränzen. Fernsprecher No. 70. (Aeltester Gasthof Bunzlaus). Besitzer Karl Michalsky empfiehlt seine komfortabel eingerichtete Fremdenzimmer zu soliden Preisen. Diverse ff. Weine und gutgepflegte Biere. Bürgerlichen Mittagstisch. Kalte und warme Speisen zu jeder Tageszeit.
1903, 1905: Gasthof zu den drei Kränzen. Besitzer Karl Michalski. Aeltester Gasthof Bunzlaus. Komfortabel eingerichtete Fremdenzimmer. Diverse ff. Weine und gutgepflegte Biere. Kalte und warme Speisen zu jeder Tageszeit. 1905: Fernsprecher No. 70
1906: Michalsky, Karl Markt 36. Gasthof „Zu den Drei Kränzen“. Beliebtes Logishaus für Reisende und Geschäftsleute. Bürgerliche Küche.
Artur Schiller 1921: … So wird es auch mit dem Kragstein aus dem Portal der „Drei Kränze“ gehen, der wegen seiner an den großen Stadtbrand erinnernden Inschrift:
„Am 2. Mai 1739 war der Brand“
bedeutsam ist und im Hofe des genannten Gasthauses gefährdet auf der Erde liegt, wenn er nicht bald eingemauert oder an das Museum abgeliefert wird.
Wernicke gibt an, daß die Familie v. Sommerfeld, wie die Seydlitze, drei Fische als Insignien und als Helmzier geführt habe. Vielleicht ist nun die Tatsache beachtlich, daß das rechte Wappen des oben erwähnten, vor dem Museum stehenden Taufsteines drei Fische als Helmzier hat. Freilich sind diese Fische nicht auch als Insignien im Wappen enthalten, sondern dafür ein stark stilisiertes Blatt (Kleeblatt?). Handelt es sich nicht um ein Blatt, sondern um drei sich berührende rote Rauten im Dreipaß, so kommt die Familie von Braun in Frage.
1926: Artur Schiller. Bis in den Anfang der 70er Jahre grassierte hier der sogenannte Appel-Borrmann; er wohnte in den „Drei Kränzen“, schließlich bei Kreuschmer im Hinterhause. Seinen Verkaufsstand hatte er aber gegenüber von den „Drei Kränzen“, wir glauben im Hausflur des Tuchkaufmanns Walter. Im Volksmunde hieß er der „Apotheker“. Um uns nicht Unannehmlichkeiten zuzuziehen, unterdrücken wir die nähere Erklärung dieses Ausdrucks. Da er knietschig geizig war, legten die Jungens es darauf ab, ihm, wenn möglich, einmal eine Birne der eine Pflaume ohne Geldzahlung zu entziehen. Das schönste war, wenn er es merkte. Denn eine dann vom Stapel gelassenen Schimpfreden waren nach Form und Inhalt gleich vollendet.
1927: Treffpunkt aller Bunzlauer im ältesten Gasthaus von Bunzlau. Zu den drei Kränzen.
Artur Schiller 1927: Wir glauben der Sage, daß schon in alten Zeiten zunächst hier eine Karawanserei entstand, und zwar an der Stelle, wo jetzt am Ringe der Gasthof zu den „Drei Kränzen“ steht. An diesem Hause erblicken wir seltsame Steinfiguren, 3 Frauenköpfe und einen Jäger, der 2 Wildschweinen mit der Saufeder zu Leibe geht. Die Frauen sollen ungarische Pilgerinnen darstellen, die hier 1442 an der Pest starben. Die Jagdszene nennt das Volk: Die Wildschweinjagd des Herzogs Boleslaus am Gröditzberge.
1928: 14. 1. Der Verein der Hundefreunde Bunzlau hielt vorgestern in den „Drei Kränzen“ die diesjährige Hauptversammlung ab die von Mitgliedern und Gästen sehr zahlreich besucht war. Der Vorsitzende A. Schwartz (Tillendorf) eröffnete sie mit Neujahrswünschen und einer längeren Ansprache, in der er einen Rückblick auf das Vereinsjahr 1927 wart. Der Verein habe eine erfreuliche Stärkung in finanzieller und wirtschaftlicher Hinsicht erfahren und an Mitgliedern erheblich zugenommen. Nach Aufnahme neuer Mitglieder erstattete der Vorsitzende einen ausführlichen Jahresbericht. Kassierer Justizsekretär Leuschner stellte geordnete Kassenverhältnisse fest. Nach erteilter Entlastung berichtete Uhrmachermeister Plagwitz über die Dressur im Jahre 1927. Der Ausbildung wurden durchschnittlich fünf Hunde zugeführt; die Dressurergebnisse waren sehr gut. Bei der sodann vollzogenen Vorstandswahl wurden gewählt: A. Schwartz (Tillendorf) zum Ersten und Klempnermeister K. Matthes zum Zweiten Vorsitzenden Uhrmachermeister Plagwitz zum Ersten und Kaufmann Schembera zum Zweiten Schriftführer und Justizsekretär Leuschner zum Kassenwart. Nachdem beschlossen worden war, das Eintrittsgeld auf 1 RM. festzusetzen, dafür aber das Vereinsabzeichen unentgeltlich zu verabfolgen, hielt der Vorsitzende einen Vortrag über „Die Polarhundkolonie auf dem Jungfraujoch“. Die Hunde wurden vor etwa 16 Jahren aus Grönland nach der Jungfrau gebracht, wo sie sich gut aklimatisierten. Im Winter vermitteln sie den Verkehr zwischen der Scheidegg und der Station Eigergletscher, und im Sommer versorgen sie das auf dem Mönchsgipfel gelegene Laboratorium mit Proviant u. dgl. m. Die sehr abgehärteten Hunde sind von prächtigem Wuchs und machen sich sehr nützlich. Der Vortrag wurde mit größtem Interesse angehört. – Es folgte ein gemütliches Zusammensein.
1928: 31. 3. Die Gesellschaft „Humanität“ hielt gestern abend im Gasthof „Drei Kränze“ ihre satzungsgemäße Hauptversammlung ab, die gut besucht war. Vor Eintritt in die Tagesordnung gedachte der Vorsitzende, Malermeister Säuberlich, des verstorbenen langjährigen Vorstandsmitgliedes, Buchbindermeister Max Hentschel, dessen Andenken in üblicher Weise geehrt wurde. Nach Bekanntgabe des letzten Protokolls erstattete der Schriftführer, Kaufmann Otto Tschechne, den Jahresbericht, worauf der Kassenführer, Bürstenfabrikant Scholz, den Kassenbericht vortrug. Dem Kassierer wurde Entlastung erteilt. Die sodann folgende Vorstandswahl leitete der Ehrenvorsitzende, Schmiedemeister Lochmann. An Stelle des Ersten Vorsitzenden, der sein Amt niederlegte, wurde Kaufmann Ernst Jakob gewählt, zu dessen Stellvertreter Tischlermeister Knoll, zum Schriftführer Kaufmann Otto Tschechne, zum Stellvertreter Dentist Pauldrach, zum Kassierer Bürstenfabrikant Scholz, bzw. Malermeister Paul Tschechne, zu Theaterleitern Bildhauer Wymetal und Malermeister Kurt Schirmer. Zu Vergnügungsleitern Fabrikant Nilsson und Werkmeister Mager, zu Vertretern Kaufmann Paul Heier und Kaufmann Jürgensen. Zu Beisitzern Malermeister Säuberlich und Handschuhfabrikant Brixy. Beschlossen wurde noch in den großen Ferien im „Schweizerhaus“ ein Sommervergnügen abzuhalten. Dem aus dem Amt geschiedenen Vorsitzenden Säuberlich wurde für seine achtjährige Mühewaltung herzlicher Dank ausgesprochen.
1928: Drei Kränze am Markt, das älteste Lokal von Bunzlau hält sich bestens empfohlen. Fremdenzimmer, Billard. Fernruf 170.
1931: Artur Schiller. Nr. 36, Gasthaus „Drei Kränze“ (Dreikretscham 75/1920 fg.), Ältestes Wohnhaus der Stadt, s. geschichtliche Übersicht. Der Schlußstein des ehem. Steinportals mit der Inschrift „Am 2. Mai 1739 war der große Brand“ im Museum. Dieser Brand im 100. Todesjahr von Martin Opitz hat deswegen eine liter. Bedeutung, weil Professor Gottschedt in Leipzig den Bunzlauern vorwarf, daß sie ihren größten Sohn nicht ehrten. Dr. Lindner in Hirschberg wies darauf hin, daß Bunzlau in Schutt und Asche liege.
1932. Artur Schiller. Ein im Bunzlauer Stadtarchiv befindliches Buch, Bürgerbuch, auch Bürgermatrikel genannt, bietet uns reiches Material. Es beginnt im Jahre 1650 und endet mit dem 3. September 1851. Lohnstein, Michaelis, 25 J., j., Kaufmann, Breslau; Geschäft in den „Drei Kränzen“ (10. Mai 1848).
1933. Artur Schiller. Die Liegnitzer Regierung hatte 1822 den Magistrat Bunzlau aufgefordert, über etwaige in der Stadt vorhandene kunsthistorische Merkwürdigkeiten sich zu äußern. Der darauf im März 1822 ergangene Bericht ist noch vorhanden und wohl interessant genug, um hier einmal durchgesprochen zu werden. Er führt folgende Punkte auf: 6. Der Gasthof zu den „3 Kränzen“, dem Gastwirt Seiferth gehörig. An diesem sind von Stein 2 Frauen- und ein Mannskopf. Hierzu ein wildes Schwein und ein Jäger in altdeutscher Kleidung, der das Schwein mit einer Lanze verfolgt. Die Köpfe stellen einen Herzog von Liegnitz nebst seinen beiden Frauen vor, und stammen aus dem 12. Jahrhundert. Der männliche Kopf wird Wladislaus, vertriebener Herzog aus Polen, Vater des Herzogs Boleslaus, mit seinen beiden Frauen sein, deren eine, Adelheid, eine Tochter Kaiser Heinrichs IV. sein kann. Ueber diese Steinfiguren ist schon immer viel phantasiert worden. (Anm.: Wernicke S. 17 nimmt, wie immer, zu alten Stadtsagen eine stark skeptische Stellung ein; er sagt: wir machen uns am besten nicht erst Kopfzerbrechen darüber! Wir sehen jetzt 3 Frauenköpfe in spanischer Hoftracht, also eine viel jüngere Zeit. Merkwürdig ist, daß der Bericht von 1822 nur ein Wildschwein aufführt und ebenso Bergemann in seiner Chronik von 1829. Es ist daher nicht unmöglich, daß ein zweites Schwein erst später hinzugefügt worden ist.
1935: Gasthof Drei Kränze, Inhaber August Kattner. Fernruf 1170.
Artur Schiller. Bunzlauer Stadtblatt, 10. November 1938. Nach dem die Erbschichtungen von 1668 bis 1683 enthaltenden Bunzlauer Archivbuche Nr. 57, das Dr. Wernicke Seite 388 etwas kurz behandelt, läßt sich eine ganze Anzahl von Bunzlauer Hausbesitzernamen feststellen, leider nur in wenigen Fälle die Lage ihrer Häuser. Das Gasthaus zu den „3 Kränzen“ (Markt Nr. 36) war alter Besitz der Familie Kranz. Im Innern des ersten Stockes desselben ist ein Stein mit „L K (= Kranz) 1677“ angebracht. In der hier behandelten Zeit muß auch ein Andreas Kranz einmal Besitzer gewesen sein. Trifft dies zu, so gehörte Markt 37 (Brixy) der Maria Berger, geb. Heumann; ihr Ringhaus war auf 750 Taler geschätzt.
BHZ 17/1967 … Die Geschäftsräume der Firma Schneider bis einschließlich Hotel „Fürst Blücher“ waren zu einem größeren Restaurant umgebaut worden. Beim Mittagessen in den einstigen „Drei Kränzen“ gab es Kartoffelbrei, Schnitzel und Salat für 17 ZI. (ca. 3,50 MDN). Auffallend war, daß auf jedem Tisch, wo wir auch hinkamen, 3 Flaschen Brause zur Selbstbedienung standen, Bier wurde nicht angeboten und ausgeschenkt.
Karl Wiechmann 1968 … Von den drei Kränzen (Obermarkt 36) wird berichtet, daß das Haus 1730 umgebaut wurde und am Giebel einige Flachreliefs aus der Renaissance-Zeit eingemauert sind, darstellend einen Jäger mit zwei Schweinen und drei Portraitköpfe zweier Frauen und eines jungen Mannes. Bei Dr. Ewald Wernicke ist darüber auf den Seiten 17 und 106 seiner Chronik von Bunzlau berichtet. Auch Geheimrat Artur Schiller befasste sich gern mit der Deutung dieser Flachreliefs. Die drei Kränze stehen heute nicht mehr. Dieses große Eckgebäude Markt-Oberstraße wurde nach 1945 von den Polen abgerissen, lange Zeit standen dort riesige Baukräne, und einige Jahre später erwuchsen zwischen Oberstraße und Blüchergasse neue Häuser, die mit den alten Gebäuden nichts mehr gemein haben, es sei denn die Nachbildung der alten Fassaden.
Hans Christiani (1978) … Die Fußgänger aus Richtung Bahnhof überquerten nun die Oberstraße, natürlich schräg und kamen an das Eckhaus vom Markt, den „Drei Kränzen“. Bevor Kaufmann Schneider das Eckhaus umbauen ließ, war im Hinterhaus dunkle Gewölbe, die Gemüsekaufmann Bullmann, der da neben der Drogerie von Bergmann sein Grünzeug verkaufte, als Lagerraum benutzte. Später entstanden da zwei Geschäfte, ich weiß aber nicht, wer die Besitzer waren. Gegenüber lag die Drogerie von Riederer-Kurtel, dem Mann der sehr schnell sprach, und ein Süßigkeitsladen von Gerling und Rockstroh. Auf einer alten Fotografie eines Schützenumzuges sehe ich noch, daß in diesem Eckhaus Max Borower Herrenkonfektion verkauft und eine zweiter Laden vom Uhrmacher Paul Jacob ist daneben. Später wurde ja das Haus umgebaut, ein Durchgang geschaffen und zog Kaufmann Otto Schneider in dieses Haus ein. Er hatte früher sein Geschäft im Haus Markt 32 (Deutsches Haus).