Journal des Vorstands Mai 2024

Veröffentlicht von Peter Börner am

Es ist immer wieder erstaunlich, aus welchen Ecken und Enden Deutschlands und der Welt sich Menschen bei der Bundesheimatgruppe Bunzlau melden. Kürzlich kam eine telefonische Anfrage aus dem fernen Australien. Dort, in der Kleinstadt Mount Gambier im südöstlichsten Eck des australischen Bundesstaats South Australia, arbeitet Managing Director Mark Bachmann an einer Familienchronik. Er hofft auf neue Erkenntnisse zu seinem Urgroßvater Ernst Eduard Bachmann, der aus Mittlau östlich von Bunzlau 1881 nach Australien ausgewandert ist. Herr Bachmann will aber auch ganz allgemein wissen, wie das Leben in Schlesien im 19. und frühen 20. Jahrhundert aussah. Im Juli wird er zu Recherchen nach Deutschland und nach Polen reisen. Wir haben ihm einige Experten genannt: das Kreisarchiv Siegburg mit unserer Personenkartei, das Haus Schlesien, das Evangelische Landeskirchliche Archiv in Berlin mit schlesischen Pfarrbüchern, die Zweigstelle des Breslauer Zentralarchivs in Bunzlau, Fachleute der schlesischen Familienforschung. Wir sind auch bereit, im Rahmen unserer Möglichkeiten unmittelbar zu helfen, z.B. durch Ansichtskarten von Mittlau. Dietmar Plate hat sogar eine 44seitige Ausarbeitung zu Mittlau zusammengestellt. So lernt man unerwartet die Welt und die verlorene Heimat kennen…

Vom anderen Ende des Deutschlands, in Holscha über Neschwitz bei Bautzen, meldete sich Familienforscherin Dörte Bleul-Horn, entfernt verwandt mit unserem Vorstandsmitglied Günter Bleul. Ihr Urgroßvater hatte in Bunzlau gelebt und war mit einem Karussell übers Land gezogen, was der Dichter Hajo Knebel in seinem historischen Roman „Martinswaldau“ (Anspielung auf Martinwaldau östlich von Bunzlau) anschaulich beschreibt. Sie möchte bei unserem Verein mitmachen und bat um einen Mitgliedsantrag. Umgekehrt empfiehlt sie uns  u n d  unseren Lesern, der von ihr gegründeten Facebook-Gruppe „Ahnenforschung Kreis Bunzlau/Boleslawiec und Umgebung“ beizutreten.  

Auch zu Orten westlich von Bunzlau gibt es wieder Arbeit.

Ein pensionierter Polizeidirektor in Meppen schreibt uns: „Ich bin es nicht nur meinen Eltern schuldig, nach wie vor vorhandenes Un- und Nichtwissen über die Deutschen in Schlesien zu beheben und einige fehlerhaft Vertreibungs- und Geschichtsmythen geradezurücken.“ Er sucht Unterlagen zu Hermannsdorf und Paritz am Queis.- Eine Dame aus Werder teilt uns mit: Ihr Vater Jürgen Erich Kahler wurde im März 1943 in Naumburg am Queis geboren. Gern würde sie mit ihm noch einmal in seine Geburtsstadt fahren und Orte aufsuchen, die ihn mit seiner Familie verbinden. Leider kennt sie niemanden mehr, der Hinweise zur letzten Adresse geben kann. Oma Käthe Kahler, geb. Scheffel, ist 2005 verstorben. Ihre Schwestern Ursula und Charlotte leben auch nicht mehr. Der Urgroßvater Otto Scheffel hatte in Naumburg bis zu seinem Tod in den 30-er Jahren eine Konditorei. Wir haben ihr erste Infos geschickt, und Tipps gegeben, die bei der Reisplanung nützlich sein können. Freilich zeigt sich auch hier: Solche Anfragen kommen sehr, sehr spät, und es ist verwunderlich, dass keine frühere Kontaktaufnahme mit der über Jahrzehnte hervorragend organisierten Gruppe der Naumburger in Hildesheim erfolgt war.

Das sieht bei Mitglied Otmar Hersel ganz anders aus. Die Hersel-Familie aus Ullersdorf bei Naumburg hatte sich bereits in der alten Heimat um die Heimatgeschichte verdient gemacht. Insbesondere dem 2023 verstorbenen älteren Bruder Ludwig Hersel verdankt die Nachwelt zahlreiche Dokumentationen über das Dorf und seine Bewohner bis zur Vertreibung und zum Wiederaufbau. Jetzt hat uns Otmar Hersel als PDF-Dokument zwei wertvolle Quellen zur Geschichte Naumburgs geschickt: eingescannte maschinenschriftliche Ausarbeitungen aus den 50er Jahren von Pfarrer Joseph Brands zur Orts- und zur Kirchengeschichte. Da wir nach Aufgabe der Bunzlauer Heimatstube keine Heimatsammlung mehr besitzen, haben wir auch diese Materialien Haus Schlesien übergeben.

Drei Hinweise zum Schluss: Wir verweisen nachdrücklich auf den Erlebnisbericht von Herrn Lehnhoff über die Eröffnung des neuen Bunzlauer Keramikmuseums. – Bürgermeister Piotr Roman wurde mit knapper absoluter Mehrheit wiedergewählt. – Die Mitgliederversammlung, die über die Zukunft der Bundesheimatgruppe entscheidet , ist zwischen dem 31. 08. und 14.09. vorgesehen.– Der Vortrag über Bunzlau und seine Keramik in Leverkusen fand planmäßig statt. Es grüßt herzlich Ihr / euer Peter Börner.

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