Aus dem Journal des Vorstands Oktober 2025

Das erste Wochenende im September ist für die Bundesheimatgruppe immer eine ganz besondere Zeit. Da organisiert unser Mitglied Jochen Wiesner in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des BdV Rhein-Sieg den „Tag der Heimat“. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, durchaus auch der öffentlichen, steht die Gedenkfeier am eindrucksvollen Mahnmal der Vertreibungsopfer auf dem Troisdorfer Waldfriedhof, unter der Schirmherrschaft des Landrats, mit Politiker-Ansprachen, einem geistlichen Wort, Gesang, Gebet und feierlichen Kranzniederlegungen, begleitet von den Klängen eines Posaunenchors.
Anschließend trafen sich die Teilnehmer wie immer zu einem Heimatlichen Nachmittag bei Kaffee und schlesischen Streuselkuchen im benachbarten Sankt Augustin. Leider konnte Peter Börner diesmal nicht dabei sein und wie angekündigt seine PowerPoint Präsentation „Bunzlau 1945/6 im Erleben eines deutschen Kindes“ vorführen. Er musste unerwartet ins Krankenhaus. Doch konnte er planmäßig – mit leicht veränderter Thematik – seinen Lichtbildervortrag am 27. 09. in Haus Schlesien nachholen. Da begegneten sich nach langer Zeit endlich wieder einmal unmittelbar und ganz persönlich Freunde von Stadt und Kreis Bunzlau zum direkten Meinungsaustausch und zu geselligem Beisammensein. Näheres dazu aus redaktionellen Gründen erst in der kommenden Ausgabe.
Im Briefkasten des Computers trafen neben den üblichen Anfragen zur Familienforschung und zu Erbschaftsangelegenheiten zwei E-Mails ein, die auch für die Leser der Heimatzeitung von Interesse sein können. Herr Michael Metze vom Verein zur Erhaltung und Erneuerung des historischen Stadtbades in Berlin-Lichtenberg, dem wir Auskunft über das dort verbaute Material aus dem Kreis Bunzlau geben konnten, revanchierte sich mit dem Entwurf seines Berichts über „Die Siegersdorfer Werke und die Ullersdorfer Tonwarenfabrik. J. Hersel GmbH (1877–2021). Aufstieg, Zerstörung und Nachkriegsgeschichte (1877–2021).“ – Eine nützliche Ergänzung für unsere elektronischen Heimatsammlung.
Bei der Durchsicht fiel uns allerdings auf, dass Herr Metze bei seinen Recherchen auf die längst widerlegte polnische Behauptung gestoßen war, die Siegersdorfer Werke seien 1946 durch Mitglieder einer deutschen Untergrundorganisation namens „Freies Deutschland“ in Schutt und Asche gelegt worden. Für Peter Börner Anlass, sich noch einmal in den diesbezüglichen umfangreichen Aktenordner zu vertiefen. Beim Durchblättern trat schmerzhaft der fast vergessene jahrelange und am Ende erfolgreiche Kampf der Heimatgruppe um Rehabilitation der Opfer der polnischen Geheimpolizei in Bunzlau und der ungerechten Urteile im Breslauer Prozess vor Augen. In Zusammenarbeit mit IPN, der polnischen Behörde zur Verfolgung kommunistischer Nachkriegsverbrechen, war es uns zwischen 2004 und 2009 gelungen, die an Menschen in Stadt und Kreis Bunzlau um 1946 verübten Untaten offiziell zur Sprache zu bringen und den Überlebenden zumindest verbal Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Die Heimatzeitung hatte seinerzeit darüber ausführlich berichtet.
Die E-Mail von Archivar Kay Harms vom Archiv des Rhein-Sieg-Kreises führte in eine ganz andere Welt. Er schrieb uns: „Es ging mir darum, die im Kreisarchiv bewahrte schriftliche Überlieferung der Bundesheimatgruppe Bunzlau um Bildmaterial zu ergänzen. Wie Sie wissen, herrschte daran im Kreisarchiv ein großer Mangel. […] In den Akten immer wiederkehrende Namen der Vorstandsmitglieder blieben blass, von den Veranstaltungen und Treffen konnte ich mir nur schwer ein Bild machen. Dies betrifft besonders die frühe Phase der Heimattreffen in den 1950er und 1960er Jahren. Ich bin nun sehr froh, dass wir eine Vereinbarung [mit Haus Schlesien] gefunden haben, die beiden Seiten nützt. Vor Ort habe ich zusammen mit Frau Findeisen einige Ordner gesichtet und die aussagekräftigsten mitgenommen. Sie werden jetzt digitalisiert und womöglich archivgerecht umverpackt. Die Originale gehen […] wieder an das Haus Schlesien zurück. Ebenso erhält Haus Schlesien eine Kopie der Digitalisate. So haben alle Seiten etwas davon, und die Bilder stehen dann auch den Nutzern des Kreisarchives zur wissenschaftlichen Rezeption zur Verfügung.“ Das ist eine ermutigende Nachricht.


Können Sie, liebe Leser, Archivar Harms helfen, diese zwei Fotos möglichst genau zu deuten? Zweifellos entstanden sie bei Heimattreffen in Siegburg, eins am Marktplatz vor der Siegessäule, das andere im Innenhof des Kreishauses. Baldige klare gute Antworten erhoffen sich der Kreis-Archivar Kay Martens und Ihr / euer Peter Börner.