Jenny von Bary-Doussin und der Boninbrunnen
Dietmar Plate. Erstveröffentlichung: Bunzlauer Heimat-Zeitung, 2013
Noch ein hundertjähriges Jubiläum hat Bunzlau zu vermelden: Der „Schlesischen Chronik“ 1913 ist die folgende kurze Meldung entnommen: Gedenktafel für Frau von Bonin in Bunzlau. Eine erhebende patriotische Feier veranstalteten am 16. Juni die Frauen Bunzlaus.
Sie galt der Ehrung der Frau von Bonin, deren Verdienst um das Vaterland in den Zeiten der Erniedrigung Preußens wir bereits im IV. Jahrgange unserer Zeitschrift auf S. 232 ausführlich gewürdigt haben. Ihr haben die Frauen Bunzlaus als sichtbares Zeichen der Dankbarkeit ein Bronzerelief gestiftet.
Frau Jenny von Bary-Doussin, eine geborene Bunzlauerin, hat im Auftrage der Stifterinnen eine künstlerisch bedeutende Gedenktafel geschaffen, die, etwa 2,20 Meter lang und 1,60 Meter hoch, an der östlichen Wandfläche des Rathauses angebracht ist. Das Relief stellt den Moment dar, in dem Frau von Bonin dem französischen General den Degen abfordert. Unter den an der Enthüllungsfeier teilnehmenden Ehrengästen der Stadt befanden sich auch die Angehörigen des Urenkel der gefeierten Frau von Bonin, des in Berlin-Friedenau lebenden Künstlers und Schriftstellers Richard Wintzer. Ein Schülerchor sang das „Vaterländische Festlied“ von Kreutzer, die Vortragskünstlerin Frl. Nitschke und Bürgermeister Richter hielten patriotische Ansprachen. Soweit die „Schlesische Chronik“.
Die Geschichte der Frau von Bonin wird an anderer gebührend in dieser Zeitschrift gewürdigt. Weniger bekannt ist wohl die Erschafferin der noch heute am Rathaus an sie erinnernden Gedenktafel. Jenny Luise von Bary-Doussin ist die Tochter von Etienne Doussin und dessen Ehefrau, ebenfalls mit Namen Jenny. Sie wurde am 14. 4. 1874 geboren und starb am 16. 8. 1926 (andere Quellen nennen das Jahr 1922) in München. Etienne Doussin war zu seiner Zeit einer der vermögendsten Männer in Bunzlau.
Ihm gehörten sowohl die Obermühle (bis diese abbrannte und an Samson Woller verkauft wurde, der dort die Concordia begründete) als auch die Niedermühle (später Pappfabrik May & Sohn). Auch der Boberhof und das Drüsselgut gehörten zu seinem umfangreichen Besitz.
Lange Jahre erwarb er sich als Stadtverordneter große Verdienste um das Wohlergehen der Stadt Bunzlau. Nach ihm wurde der durch den Rosengarten führende „Doussinweg“ benannt. Seiner Frau setzte er ein Denkmal mit dem im „Irrenbusch“ oberhalb des Drüsselvorwerkes stehenden sogenannten Jennyturm, errichtet im Jahre 1873.
Jenny von Bary-Doussin war die zweite Ehefrau von Alfred von Bary (* 18. 1. 1873 in Valetta, Malta † 13. 9. 1926 in München) der zu seiner Zeit als einer der bedeutendsten Wagnertenöre galt und zwischen 1904 und 1913 alljährlich bei den Bayreuther Wagner-Festspielen zu hören und zu sehen war. Jenny von Bary-Doussin hatte nach ihrem Kunststudium zunächst seit 1903 ein Atelier in Dresden und war dann in Berlin und seit 1913 in München tätig. Die von ihr geschaffenen Skulpturen und Bronzeabgüsse werden nach wie vor im Kunsthandel angeboten und erzielen dabei durchaus auch einmal vierstellige Preise. Auch die im Taemmerbad noch heute befindlichen Reliefs wurden von ihr geschaffen.
Sie stellen jeweils eine Menschengruppe vor und nach dem Bade dar. Zwischen den beiden Reliefs befand sich eine Schrifttafel, die den Sinn in etwa so darstellte: Ist man vor dem Bade matt und müde, so steigt man nach der Erfrischung als neuer Mensch aus dem Wasser.
Wörtlich: „Kommt, und eilt nach der Stätte, die ein Freund euch hat bereitet, dass nach herrlicher Erquickung krafterfüllt ihr weiter-schreitet.“
Dieser Sinnspruch ist ebenso wie die Büste des Stifters Max Taemmer entfernt worden.
Die Abbildung der Enthüllungsfeier des Denkmals am Bunzlauer Rathaus aus der „Schlesischen Chronik“ stammt vom Fotografen Richard Gebauer aus der Poststraße.