Hermann Fernbach gestorben
Erstveröffentlichung: Bunzlauer Heimatzeitung 1954
Im hohen Alter von 85 Jahren starb im Schloß Eugensberg, Mannenbach im Thurgau (Schweiz) der Bunzlauer Buchdruckereibesitzer und Zeitungsverleger Hermann Fernbach. Der Name Fernbach war nicht nur in Bunzlau, sondern auch im deutschen Zeitungswesen ein Begriff, weil mit diesem Unternehmen mehrere Zeitungsgründungen verbunden waren.
Der Gründer der Firma, der Lithograph Louis Fernbach, übernahm im Jahre 1872 das am 3. 12. 1851 geborene „Intelligenzblatt für Stadt und Kreis Bunzlau“ und ging sofort daran, den Inhalt des Blattes, das bis dahin vornehmlich Anzeigen und ein paar Lokalnachrichten gebracht hatte, textlich zu bereichern. Die Zeitung, die bei der Gründung nur eine Auflage von 500 Stück wöchentlich hatte, stieg durch die Kriegsnachrichten 1870/71 erheblich. Am 1. Januar 1881 erhielt die Zeitung den Titel „Bunzlauer Stadtblatt“ und erschien vom Oktober 1883 ab täglich.
Hermann Fernbach, der älteste Sohn des Begründers der Firma, reiste nach Beendigung der Schulzeit auf dem Gymnasium mit einem Onkel nach Amerika, um dort praktisch das Handwerk der Buchdruckkunst zu erlernen. Mit den erforderlichen Kenntnissen dieses Faches versehen, kehrte er nach Bunzlau zurück, wo e sich mit seinem Bruder Benno zusammen an dem weiteren Ausbau des väterlichen Unternehmens hervorragend beteiligte. Von den Fachzeitschriften erschien zuletzt noch „der Photograph“ und „Gärtnerische Rundschau“ im Verlag Fernbach, in dessen Büros, Maschinensälen, in der großen Setzerei und dem modernen chemigraphischen Institut über hundert Menschen ihr Brot fanden. Hermann Fernbach war ihnen stets ein zielbewußter und tatkrätiger Arbeitgeber, der auch in krisenhaften Zeiten durch solide Geschäftsführung das Unternehmen sicher durch alle Fährnisse steuerte.
Als treuer Sohn seiner Heimatstadt stellte er seine Fähigkeiten und Erfahrungen auch der Stadtverwaltung zur Verfügung, die gern den Ratschlägen ihres Stadtrates Fernbach folgte. Wie hier in der Kommunalverwaltung, so war auch im Sparkassenvorstand, dem er von 1925 bis 1930 angehörte, im Aufsichtsrat der Allgemeinen Ortskrankenkasse Bunzlau, sowie in der Dresdner Bank und in der Kaufmannschaft selbst sein Wirken von großem Segen. Seine Leistungen wurden durch eine Ehrung seitens der industrie- und Handelskammer Liegnitz, deren Handelsgerichtsrat er war, anerkannt. Wegen seiner Förderung öffentlicher Interessen wurde ihm vor 1914, als zum Bau der Taubstummenanstalt Liegnitz wesentlich beitrug, der Titel „Kommerzienrat“ verliehen. Die politischen Ereignisse von 1933 zwangen ihn, aus seinem Betrieb auszuscheiden. Auf einer Weltreise mehrte er seine Kenntnisse von Ländern und Menschen und kehrte dann in sein großes Heim an der Kleinen Zeche zurück, das schöne Kunstschätze barg. Als die Lebensverhältnisse für ihn immer schlimmer wurden, emigrierte er 1941 nach der Schweiz. Davon zeugt 1946 eine Papiersendung an die Bunzlauer Adressenzentrale, die sich damals in der Sowjetzone befand. So trug auch er dazu bei, daß wir Bunzlauer uns wiederfanden, die wir vom Sturmwind in alle Himmels-richtungen verweht wurden. In seinem letzten Brief an uns schrieb er, daß er noch zwei schwere Carzinom-Operationen ohne Narkose erdulden mußte. Unter das was geschehen sei, habe er längst einen dicken Strich gezogen. Unser aller gütiger Gott sorge weiter. Auf seinem langen Krankenlager vor seinem Tode äußerte er immer wieder den Wunsch, in seiner Heimatstadt Bunzlau zu sterben.