Die Dorotheenschule am Klosterplatz

Veröffentlicht von Milan Koncz am

Verschiedene Autoren. Zusammenstellung Dietmar Plate

Am 8. 10. 1872 wurde die neue Mädchenschule am Klosterplatz eingeweiht. 1886 wurde sie durch einen Anbau erweitert, so daß sie nun die evangelische Mädchenschule und die höhere Töchterschule beherbergen konnte. Die Schule liegt an der ehemaligen inneren  Stadtmauer. Auf dem Hof stand bis zu seinem Abriß einer der 15 Türme der Stadtbefestigung, der sogenannte Hungerturm. Er wurde 1871 mit Genehmigung des Bürgermeisters Stahn bis auf Mannshöhe abgerissen.

Ein Rest war also noch vorhanden. 1912 wurde die Höhere Töchterschule abgetrennt und kam in das neue Lyzeum. Den Namen erhielt die Schule wie alle anderen auch im Jahre 1921. Die Heilige Dorothea ist nach der Legende eine aus Caesarea in Kappadokien stammende Märtyrerin unter Diokletian (um 304). Sie wird meist mit Blumen und Früchten dargestellt. Tag: 6. 2. Auf einer Zeichnung, angefertigt 1830 von dem taubstummen Lithographen Schneider stand auf der Stelle wo später die Schule gebaut wurde ein hohes Fachwerkgebäude in dem der Magistrat die ihm gehörenden Marktbuden aufbewahrte. Davor war ein Schutzdach für die Feuerleitern.

Ein daneben liegendes Haus wurde als Spritzenschuppen bezeichnet.  Die Höhere Töchterschule hatte im Jahre 1872 unter Rektor Eckersberg ihr eigenes Heim neben der Klosterschule erhalten. Der Bau begann am 30. 11. 1869, Richtfest war am 10. 11. 1871. Das größere Gebäude nahm im mittleren Teil die Höhere Töchterschule auf und in den Flügeln die Klasse der Mädchen-Bürgerschule. 1879 erhielt die Schule eine Turnhalle, die erste in Bunzlau an der Kreuzung der Zolltraße mit der Promenade, wo 1877 das alte Salzhaus abgerissen worden war. 1886 wurde die Schule erweitert. Im Jahre 1912 zog die Höhere Töchterschule aus. Das gesamte Schulgebäude wurde nun von der Mädchenschule übernommen.  Am 16. November 1914 wurde im evangelischen Mädchenschulgebäude eine Volksküche eröffnet, aus der bedürftige Personen kostenlos Mittagessen erhalten konnten. Es hatten sich 190 Anwärter gemeldet. Nach der Abzweigung der Knabenklassen blieben die Mädchenklassen unter der Leitung von Rektor Kottwitz. Als die Schule 1912 das Gebäude der Höheren Töchterschule übernahm, war Rektor Michael der Leiter, aber nur für wenige Jahre. Am 1. 4.1914 berief der Magistrat Rektor Artur Maroske aus Lindow in der Mark, unter dessen Führung die Schule sich weiter gut entwickelte und wie die Knabenschule 20 Klassen umfaßte. Er sorgte zum Beispiel für den Ausbau des Dachgeschosses, um lichte Räume für den Handarbeitsunterricht zu gewinnen. Dort standen über 20 Nähmaschinen. Am 1. 4. 1930 folgte er unter Berufung als Schulrat nach Namslau. Von dort kam er am 1. 7. 1933 als Schulrat zurück. Wegen Zugehörigkeit zur Freimaurerloge wurde er von den Nazis trotz seiner Verdienste als Schulmann, Stadtrat und Kriegsteilnehmer seines Amtes enthoben, Er starb 1947 in Wolgast. Sein Nachfolger als Rektor wurde Otto Voigt, der leider schon am 22. 11. 1930 starb. Dann führte Rektor Karl Gebauer die Schule von  Ostern 1931 bis zu seinem tragischen Tod im Frühjahr 1944 bei einem Bombenangriff in Berlin. Am 1. 6. 1944 wurde Konrektor Paul Iben von der Knabenschule ins Rektorat berufen.

Die in der Görlitzer Straße in der Fabrik Hammer und den umliegenden Häusern untergebrachten ehemaligen italienischen Kriegsgefangenen die wohl als Arbeitskräfte in den umliegenden Fabriken eingesetzt wurden, waren für die teilweise Zerstörung der Schule sowie des Kinderhortes (Wintergarten) im wesentlichen verantwortlich. Die wieder hergerichtete Dorotheenschule erhielt später ein zusätzliches Stockwerk. Beim Vergleich von alten und neuen Bildern entsteht der Eindruck, das lediglich ein schon vorher vorhandenes Dachgeschoß zu einem weitern Stockwerk ausgebaut worden ist. Zudem scheint auch ein neues Dach auf dem Haus errichtet worden sein. 

„Und sie reget ohn‘ Ende …“

Erstveröffentlichung: Bunzlauer Stadtblatt, 26. 3. 1928

Ausstellung von Nadelarbeiten

Die Ausstellung von Nadelarbeiten in der Aula der Dorotheenschule wurde gestern vormittag kurz nach 11 Uhr eröffnet. Rektor Maroske begrüßte in einer Ansprache die Vertreter des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung, des Elternbeirates, die Herren der andern Schulen, die Vertreter der Vereine, der Presse und die Frauen und Freundinnen der Schule. Nach zwei Jahren habe die Schule, so führte der Redner aus, auf allgemeinen Wunsch der Elternschaft wieder eine Ausstellung von Nadelarbeiten zusammengestellt. Wenn diese Ausstellung im großen und ganzen auch nur eine Wiederholung bestimmter Formen bringen könne, so sei doch auch bei einem Vergleich mit früheren Ausstellungen leicht festzustellen, daß die Schule in dieser Zeit bestrebt war, den Unterricht modern zu gestalten und die Eigenart der Schülerinnen zu berücksichtigen. Die Schule wolle Zeugnis davon ablegen, daß die Lehrpersonen nicht nebeneinander, sondern miteinander arbeiten, um eine wertvolle Gemeinschaftsarbeit zu leisten. In einem großen Schulkörper wie dem der Dorotheenschule könne nur Vorteilhaftes geleistet werden, wenn alle Kräfte an einem gemeinsamen Ziel zusammenarbeiten. Man habe Wert darauf gelegt, den Unterricht lebendiger und gewinnbringender für das praktische Leben zu gestalten. Hierzu böte der Nadelarbeitsuntericht, der als gleichwertiges Unterrichtsfach in den Lehrplan eingereiht sei, die beste Handhabe. Durch diesen Unterricht könne man nicht nur technische Fähigkeiten entwickeln, sondern auch für das logische Denken biete ich genügend Gelegenheit. Die Mädchen als zukünftige Hausfrauen und Mütter würden eingeführt in

das wunderbare Gebiet der Heimgestaltung,

die für das Gedeihen eines Volkes von größte Wichtigkeit sei, denn wo der Mann ein gemütliches Heim vorfinde, habe er keinen Grund, andere Zerstreuungen zu suchen, die das Familienleben gefährden. Der Redner dankte den städtischen Körperschaften für die finanzielle Unterstützung und wies auf den neu eingerichteten Nadelarbeitsraum hin, der sich wohl in ganz Preußen unter den Volksschulen als vorbildlich sehen lassen könne. Auch auf die Ergebnisse des Werkunterrichts wies Rektor Maroske hin. Durch dieses Fach sollten die Werktugenden: Fleiß, Ordnungsliebe, Genauigkeit, Geschicklichkeit, Augenmaß und dergleichen gepflegt werden. Abschließend schilderte dann der Redner, wie in den Schulen die beste nationale Arbeit geleistet werden, wenn diese in der Schule gegebenen Anregungen zu Arbeitsgemeinschaften führen, in denen es keine Gegensätze gibt, Arbeitsgemeinschaften, die durch gemeinsame Arbeit zur Freude und Befriedigung gelangen und so als Idealgebilde für ein großes Volk zu betrachten sind. – Es folgte dann

ein Rundgang durch die Ausstellung,

die vom einfachste Kreuzstich bis zur wirkungsvollsten Kunststickerei alles enthielt, was man sich nur denken kann. Viel Genugtuung erregte es bei den Hausfrauen, daß auch auf dem Gebiete der praktischen Arbeiten, wie Stricken, Stopfen und Flicken ganz Musterhaftes geleistet worden war, so daß man mit Beruhigung sagen kann, daß die Männer von diesen Mädchen einmal nicht mit zerrissenen Sachen und Strümpfen herumlaufen müssen – vorausgesetzt natürlich, daß die  Mädchen so fleißig bleiben, wie in der Schule. Auch die Klebarbeiten des Werkunterrichts waren gut gelungen. Besonders bewundert wurde

das Nadelarbeitszimmer,

in dem 16 Nähmaschinen stehen. Der helle Raum enthält mit seinen zahlreichen Wandschränken alles, was zum Nadelarbeits- und Haushaltsunterricht erforderlich ist. Bügeleisen, Plättbretter, Vorlagen, Lehrmittel, alles ist vorhanden, wenn auch noch nicht restlos „alles“, denn dazu müßte Deutschland reicher sein. Durch zahlreiche Tageslichtlampen kann der Raum hell erleuchtet werden. Die reizenden bunten Bauernstühle und die geschmackvolle Farbenhaltung des Raumes erzielen ein anziehendes Bild. Hier wird jeder gern arbeiten! Das fühlt jeder. Somit ist ein hohes Ziel der Schule erreicht.

So bietet die Ausstellung und die Schule manch Sehenswertes, das sicherlich bei allen Freunden einer modernen Unterrichtsgestaltung großen Beifall finden wird. –n.

Elternabend in der Dorotheenschule

Erstveröffentlichung: Bunzlauer Stadtblatt, 2. 4. 1928

Am Sonnabend, dem 31. März, hatte der Leiter der 2. Grundschulklasse in der Dorotheenschule, Herr Lehrer Glander, die Eltern und Angehörigen der Kinder zu einem Elternabend in die Aula der Schule geladen. Die zahlreich Erschienenen hatten es nicht zu bereuen, diesen wohlgelungenen Abend besucht zu haben. Es gab Einzelvorträge, Tanz und Reigen und sogar ein richtiges kleines Theaterstück „Schneewittchen und die sieben Zwerge.“ Die kleinen Mädels entledigten sich ihrer Aufgabe mit Lust und Hingebung und gaben sich so natürlich und ungezwungen, daß man seine helle Freude an ihren Darbietungen haben konnte. In sehr dankenswerter Weise hatte Herr Lehrer Glander in Ergänzung dieser Vorführungen eine kleine Ausstellung von Zeichnungen und Plastilinfiguren seiner Schulkinder veranstaltet. Es war lehrreich zu beobachten, wie so verschiedenfach in freier Gestaltung das Ausdrucksvermögen schöpferisch wird, wie es sich entwickelt und wie sich schon bei einzelnen besondere Eigenarten plastisch und zeichnerisch auszuprägen vermochten. Die Hauptsache war, daß sich die Eltern überzeugen konnten, wie in dieser spielerischen Betätigung der Kinder im Zeichnen und Formen seelische Werte sich offenbarten, die auf andere Weise zuweilen nicht zum Ausdruck kommen können, und daß es eine ganz verkehrte Ansicht ist, es würde hier in nutzloser Spielerei Zeit vertan. Es wäre sehr bedauerlich, wenn künftig solche Möglichkeiten für die Entwicklung des kindlichen Gestaltungs- und Ausdrucksvermögens eingeschränkt werden müßten, weil eine allzustarke Klassenfrequenz das nicht mehr zuläßt. Nach Andeutungen des Herrn Rektor Maroske schien diese Gefahr leider nicht mehr abwendbar zu sein.

Ausstellung in der Dorotheenschule

Erstveröffentlichung: Bunzlauer Stadtblatt, 21. 3. 1938

Die Dorotheenschule veranstaltet in den Tagen vom 20. bis einschließlich 22. d. M. eine Ausstellung von Handarbeiten und Zeichnungen. Sie ist in der Aula und in dem neben ihr liegenden Lichtbildsaal untergebracht. Die Eröffnung erfolgte gestern vormittag um 11 Uhr durch einen schlichten Festakt. Ein Schülerinnenchor sang in frischer klangschöner Weise mehrere Lieder, reizend brachten einige Mädchen „Sommerliche Weisen“ (Flöte) von Werner Gneist (Tillendorf) zu Gehör. Rektor Gebauer begrüßte sodann die Elternschaft, Vertreter der Behörden und der Partei und wies auf die hohe erzieherische Bedeutung des Handarbeitsunterrichts, der in siebenjähriger, unter Beachtung größter Sauberkeit und Ordnung geleisteter Arbeit die Mädchen frei und selbständig mache zur Wahl des Stoffes, der Form und Farbe, und sie im Bewußtsein, etwas schönes leisten zu können, mit Stolz und Freud erfülle.

Der Mädchenchor sang noch einige Lieder, und eine Flötenabteilung spielte bei Klavierbegleitung Mozartsche Tanzweisen, worauf Rektor Gebauer die Ausstellung für eröffnet erklärte. Es reihte sich nun ein Gang durch die außergewöhnlich reichhaltige Ausstellung, wobei von den Lehrerinnen die erforderlichen Erklärungen gegeben wurden. Der Besucher sieht vom sauber gearbeiteten Topflappen der untersten Klassen an farbenfrohe Strick- und Häkelarbeiten, es sind reizende Kissen, Decken und Deckchen, wahre kleine Kunstgebilde in Hohlsaumstickerei zu sehen, bei denen die Schülerinnen ihrer Phantasie bereits freien Lauf lassen konnten. Man sieht Wäschestücke mit Stickerei, reizende seidenen sogenannte „Gedichte“ die das Entzücken der Besucher erregten. Allerliebst ist der Tisch mit den Babywäschestücken zu sehen, es fehlt an nichts und das junge Mädchen hat hier die erste Anleitung zum Beruf als künftige Mutter erhalten. Den Abschluß, fast möchte man sagen, das Gesellenstück des Handarbeitsunterrichts, bildet die Anfertigung eines Kleides nach eigener Wahl und einem gegebenen Schnitt. Man sieht wunderhübsche, praktische und zierliche Jungmädchenkleider, hell und farbenfroh, mit viel Liebe und Sorgfalt hergestellt. Zum Schluß noch ein Blick auf die Zeichnungen, die die Kinder fleißig und malerisch dargestellt, geleistet haben. Beim Verlassen der Ausstellung hat man das Gefühl, einen Einblick in den Handarbeits- und Werkunterricht einer neuzeitlichen gut geleiteten Volksschule getan zu haben.

Meldungen

1864: E. Beck. Die ev. Bürgerschule, in 2 Schulhäusern, besteht aus 9 Klassen und zwar: 3 Knaben-, 3 Mädchen- und 3 gemischten Klassen mit 10 Lehrern und 1 Lehrerin. Es sind dies gegenwärtig: Herr Rector Eckersberg und für die Knabenklassen die Lehrer: Herren Weinknecht, Pils und Heidrich, für die Mädchenklassen die Lehrer: Herren Böhr, Pfeffer und Breyer, für die gemischten Klassen die Lehrer: Herren Reßler, Engmann jun. und Richter und für die weiblichen Handarbeiten der oberen Mädchenklassen Fräulein S. Haube. Bei den Bürgerschulen ist der Turnunterricht eingeführt, welchen Hr. Lehrer Weinknecht leitet. In der Sonntags- oder Handwerker-Fortbildungs-Schule, welche allsonntäglich nachmittag von 3 – 4 Uhr abgehalten wird, fungiren als Lehrer derselben gegenwärtig Hr. Weinknecht und Hr. Heidrich. Mit der ev. Bürgerschule ist eine Zeichenschule verbunden, in welcher eine Anzahl Schüler freien Unterricht im Zeichnen erhält. Früher wurden die besten Zeichner mit silbernen Medaillen von der Königl. Regierung in Liegnitz prämiirt. Lehrer Hr. Menzel. Collator aller ist der Magistrat.

1872: 8. Oktober. Einweihung des neu erbauten Mädchenschulgebäudes am Klosterplatz. Bei der Errichtung derselben hatte ein alter Befestigungsturm an der nordwestlichen Seite, der sogenannte Hungerturm, weichen müssen. 

1903: Ev. Mädchen-Bürgerschule. Kottwitz, Rektor. Nerger, Helwig, Gürke, Seiffert, Schneider, Voigt, Meißner, Lehnick, Laube, Vietzke, Pohl, Bunzel, Lehrer. Frl. Lieske, Lehrerin. Frl. Göhlich, Frl. Krüger, Handarbeits- und Turnlehrerinnen.

1904. Aus der Stadt Bunzlau, Bunzlauer Stadtblatt-Kalender 1904: … Wurde und wird hier für die geistige Nahrung des Volkes gesorgt, so finden wir nicht weit im Kellerraum der stattlichen Mädchenschule den Herd, der in der Not des Winters mancher armen Familie den leiblichen Hunger stillte. Am 4. Januar cr. wurde hier wie im Vorjahre die Volksküche wieder eröffnet, um Mitte März beim Nahen des Frühlings wieder geschlossen zu werden, nachdem sie an 75 Kochtagen 5509 ganze und 5861 halbe Portionen verabfolgt hatte. – In den eigentlichen Amtsräumen der Mädchenschule, speziell der höheren Mädchenschule vollzog sich am 2. Oktober v. Js. ein für die Geschichte und die Entwicklung der Anstalt höchst bedeutungsvoller Akt. Der neue Direktor, Herr Steffens aus Unna i. W., wurde durch den Kreisschuldirektor Herrn Superintendent Straßmann und Herrn Bürgermeister Richter feierlich in sein Amt eingeführt. Bald darauf wurde die Schule der Königlichen Regierung in Liegnitz direkt unterstellt.

1913: Evangelische Mädchen-Bürgerschule. Michael, Rektor. Lehrer: Nerger, Hellwig, Gürke, Seiffert, Schneider, Meißner, Voigt, Lehnick, Laube, Vietzke, Bunzel, Hübner, Hoffmann, Schuster, Schliebitz. Lehrerinnen: Frey, Warko. Göhich, Handarbeits- und Turnlehrerin. Hornig, Schuldiener. Krügel, Turndiener.

1928. 8. 10. Schulpersonalien. Die an der Martin-Opitz-Schule freigewordene Konrektorstelle ist seitens der Schuldeputation vom Beginn des Winterhalbjahres ab dem bisher an der Dorotheenschule tätig gewesenen Konrektor Vietzke übertragen worden. Das Konrektorat der letztgenannten Schule übernimmt vom gleichen Zeitpunkt ab der neuernannte Konrektor Voigt.       

1929: 25. 6. Arbeitsgemeinschaft für sozialen und kulturellen Fortschritt. Oeffentlicher Vortrag. Mittwoch, 26. Juni, 20 Uhr, i. d. Aula der Dorotheenschule. Fabrikbesitzer Pelzer, Görlitz, spricht über „Armut und Fortschritt im Lichte der Bodenreform.“ Eintritt 10 Pfennige.

1930: Am 1. März ging Rektor Maroske, der seit 1914 die Dorotheenschule leitete , als Schulrat nach Namslau. Zum Rektor der Dorotheenschule wurde Otto Voigt berufen, der leider schon am 22. 11. 1930 starb.

1930: Am 22. November verstarb Rektor Otto Voigt, der erst im April die Leitung der Dorotheenschule übernommen hatte. An seine Stelle trat Rektor Gebauer.

1935: Dorotheenschule. Evangelische Mädchen-Bürgerschule, Klosterplatz 15. Sprechstunden des Schulleiters: Sommerhalbjahr von 11 – 12 Uhr, Winterhalbjahr von 12 – 13 Uhr. Gebauer, Rektor; Schulze, Konrektor; Bunzel, Schuster, Schliebitz, Ossig, Gottwald, Glander, Hauke, Bethge, Lehrer; Proske, Frickinger, Springer, Grohmann, Lehrerinnen; Hoffmannn, Bendt, technische Lehrerinnen; Werft, Hausmeister; Behmisch, Hausmeister (Turnhalle).

19. 10. 1937. Kraft durch Freude, Dienststelle Bunzlau. Frauengymnastik mit Frl. Vielhauer. Wir weisen besonders darauf hin, daß dieser Kursus jetzt jeden Donnerstag von 20 bis 22 Uhr in der Turnhalle der Dorotheenschule, Zollstraße, stattfindet, also nicht mehr in der Turnhalle der Waisen- und Schulanstalt.

1938: 19. 10. Aus dem Schulleben. Endgültig angestellt wird an der Dorotheenschule in Bunzlau ab 1. November die Lehrerin Elli Tartsch in Bunzlau.

1938: 19. 10. Spende für die Sudetendeutschen. Von den Lehrern und Lehrerinnen der Dorotheenschule wurden als einzelne Sonderspenden für Sudetendeutsche insgesamt 66 RM. bei der hiesigen NSV. eingezahlt.

Bunzlauer Stadtblatt 31. Dezember 1938. Im November zog in die Aula der Dorotheenschule das volkskundliche Trachtenmuseum, eine Wanderschau, ein.

1940: Wandrey, H., Dr., prakt. Arzt, Sprechstunden 9 – 11, 16 – 18, Klosterplatz 15, Fernruf 1060.

1944: Gefolgschaft Marine. Sonntag, 26. 3., tritt die gesamte Gefolgschaft in tadelloser Uniform um 8.15 Uhr mit Fahne auf dem Klosterplatz an.

1944: Deutscher Volksgesundheitsbund. Sonnabend, 29. 4., 20 Uhr, spricht in der Aula der Dorotheenschule Herr Walter Schoeffel, Reichenberg, über „Heimische Wildgemüse im Haushalt“ an Hand von ca. 70 herrlichen Farbbildern. Wir empfehlen den Besuch allen Mitgliedern dringlichst und laden auch Gäste ein. Kreisverein Bunzlau.        1944: 26. 4. NS.-Frauenschaft, Ortgruppe Aue. Donnerstag, 27. 4., von 14 – 19 Uhr, Nähen (Lazarettwäsche ausbessern) in der Dorotheenschule. Rege Beteiligung erwünscht.

Margarete Dörner (1957) … Das gab ein tolles Schneetreiben im letzten Winter meiner Schulzeit, es schüttete nur so vom Himmel, und morgens, noch im Dunkel, hörte man schon das Scharren der breiten Holzschaufeln unter den Fenstern, die die Bürgersteige von den Schneemassen freimachten. Wie herrlich war dann der Weg zur Schule in all dem glitzernden Weiß, der Weg zum Klosterplatz, wo damals die Höhere Töchterschule, sie hieß ja noch nicht Lyzeum, untergebracht war. Wir die „höheren Gänse“, wie uns die benachbarten Gymnasiasten titulierten, hatten unsern Schulhof vorn nach dem offenen Klosterplatz, während die evangelische Mädchenvolksschule den ihren nach der Promenade, dem Theater gegenüber hatte. Beide Schulen waren ja in einem Haus gelegen. Auch bei hohem Schnee spazierten wir gern in den Pausen draußen und besonders in der Zeit vor Weihnachten gabs viel zu erzählen und lustiges Schneeballwerfen. Die Weihnachtsferien waren mal wieder in Sicht, und mit ihnen die auch so gefürchteten Zensuren! So sagten wir damals zu den heutigen Zeugnissen. Nun ja, also es war mal wieder so weit. Wir Mädels spazierten auf dem Hof herum, Direktor Steffens, Lehrer Matull, Lehrer Gäbler und die kleine Elli Rudolf, unsere Englisch-Lehrerin, verzehrten ihr Frühstück meist auch in der frischen Luft. Einige Tage vor Schulschluß. Die Glocke ertönte zum Stundenanfang. Ich ging mit Hilde Richter, meine Herzensfreundin, älteste Tochter unseres Bürgermeisters, langsam die Treppen hoch. Lehrer Gäbler holte uns ein. „Grete Dörner, was soll ich dir bloß für eine Note im Rechnen geben?“ „Ach“, sagte ich keck, „schreiben sie gut und überlegen sie nicht lange.“ „Das hättest du verdient“ sagte er lachend. Ich war nämlich in der Rechenkünste eine große Niete, und wenn der gute Valz nicht bei den Hausarbeiten darin geholfen hätte, wäre alles mit dem Bruchrechnen mit mir in die Brüche gegangen!

BHZ 10/2000. Ursula Werft … Unsere Schule ist jetzt Lyzeum geworden. Es schienen Ferien zu sein, denn die Klassen waren abgeschlossen. Die Hausmeisterin, die gleich erschien, war mißtrauisch, aber nachdem ich ihr das Bild von der Schule gezeigt hatte und auch andere Bilder, öffneten sich für uns Tür und Tor. Sie stellte uns einer Lehrerin vor und später auch der Direktorin. Sie nahmen alle reges Interesse an unseren Bildern. Die Sprachschwierigkeiten waren kein Hindernis. Nun machten wir einen Rundgang durch die Schule. Die Aula, das Handarbeitszimmer, Zeichensaal und das Physikzimmer bestanden nicht mehr. Das Rektorzimmer war jetzt Sekretariat. In den Klassenzimmern standen jetzt Tische und Stühle, und die Treppen waren nicht mehr aus geöltem Holze, sondern aus Stein. Da mein Vater seit 1922 in der Schule Hausmeister gewesen war, kannte ich jede Ecke des Hauses. Die geölten Treppen, die ich manchmal auf dem Hosenboden runterrutschte, brachten mir manche Kopfnuß ein. Ein großer Nachteil war für mich, in der Schule zu wohnen, da meine Streiche immer gleich brühwarm meinem Vater zu Ohren kamen.

Evangelische Schule

Am 22. 6. 1752 wurde auf dem Schloßplatz der Grundstein zum evangelischen Gotteshaus gelegt. Dabei hören wir zum ersten Male genaueres von der evangelischen Schule. Mit den Mitgliedern des Magistrats, den Geistlichen Järschky und Woltersdorf und den Lehrern Konrektor Am Ende, Kantor Rösler und Auditor Höflich versammelten sich die Kinder der 1., 2. und 3. Klasse im Kürschnersaal des Rathauses, wo bisher die evangelischen Gottesdienste gehalten wurden und eröffneten Paar um Paar den Festzug zum Schloßplatz. Am gleichen Tage ergingen aus Breslau einige Verordnungen über das Schulwesen. Konrektor Am Ende wurde beauftragt, dem 3. Lehrer  an der Lateinschule Höflich und den Lehrern Horn und Siegmund an der Deutschen Schule aufzugeben, sich unverzüglich beim Inspektor Walter in Jauer zu melden, sich von ihm examinieren zu lassen und dann unter Verbringung seines Originaltextes binnen vier Wochen um Bestätigung einzukommen. Sodann wurde der unentgeltliche Unterricht angeordnet, jedoch sollten die Kinder wohlhabender Eltern vierteljährlich sechs Groschen bezahlen. Die Regierung in Glogau verfügte, daß die Stadt den Rektor einzusetzen habe, während die übrigen Kirchen- und Schulbeamten unter Zuziehung des Pfarrers zu berufen wären. Rektor und Kantor sollten ihre Besoldung aus der Kämmereikasse erhalten. Bei den Schulkonferenzen sollte ein Mitglied des Magistrats zugegen sein. Freilich hatte diese Schule jahrzehntelang kein eigenes Gebäude, der Unterricht fand in Privathäusern statt. Sie bestand aus einer Elementarschule mit zwei Klassen und einer Lateinschule mit drei Klassen. Bis 1777 gehörte Bunzlau zum Schulinspektionsbezirk Jauer, dann wurde Pfarrer Christian Ludwig Woltersdorf, der Direktor des Waisenhauses von 1762 bis 1804 mit der Beaufsichtigung der Kreise Bunzlau und Löwenberg beauftragt. So blieben die Verhältnisse viele Jahre. Auf Rektor Am Ende der am 2. 5. 1792 starb, folgte Rektor Engmann. 1809 amtierten außer ihm noch Kantor Munsky (gest. 1810) und die Schulkollegen Berthold Puschmann und Exner. 1812 vernachte ein edeldenkender und vermögender Mann, Kaufmann Bleul in seinem Testament eine Summe zur Erbauung neuer Schulhäuser und zur Verbesserung der Lehrergehälter. Der Betrag reichte aber nicht aus für einen Neubau mit fünf Klassen und Wohnungen. Da entstand der Gedanke, aus dem aufgehobenen Dominikanerkloster und seiner Kirche die so lange entbehrte evangelische Schule zu erstellen. Der König stimmte der Bitte um Überlassung der Gebäude zu. Obgleich alle Baustoffe aus der Kämmerei geliefert wurden, fehlte es doch bald an dem nötigen Gelde. Die Erben des Kaufmanns verweigerten die Auszahlung des Vermächtnisses, so daß die Stadt in einen Prozeß verwickelt wurde. Aber der Bau war angefangen und wurde unter vielen Schwierigkeiten so weit geführt, daß die Klosterkirche in Schulklassen verwandelt und die Mönchszellen in Lehrerwohnungen eingerichtet wurden. Kaum bezogen, wurde das Haus im Franzosenkrieg teilweise als Lazarett und als Magazin für Lebensmittel verwendet.  Als Bürgermeister Kürbis am 2. 5. 1814 feierlich eingeführt wurde, begleiteten ihn 24 weiß gekleidete Mädchen und überreichten ihm ein Gedicht. Dabei ist zum erstenmal von einer Lehrererin die Rede, Madame Scheller, die ihre Mädchen begleitete. Wenige Wochen später erfahren wir von einer Lehrerin Madame Petzold, die mit 20 geputzten Mädchen den durchreisenden Brüdern des Zaren Ehren erwiesen. Im Jahre 1813 erfahren wir wieder einmal die Namen der Lehrer an der evangelischen Schule. Auf Rektor Heinze war 1826 Rektor Vogel gefolgt (gestorben 71jährig am 13. 2. 1865), Kantor Buchwald, der die zweite Knabenklasse betreute, Lehrer Ende für die erste Klasse, Lehrer Vogel für die dritte, Hauptmann Traugott Höhne als Lehrer der ersten Mädchenklasse (1835 wurde er Kämmerer), Elementarlehrer Böhr, dann Witwe Bachmann, Lehrerin an der weiblichen Industrieschule. Darunter haben wir uns eine Schule vorzustellen, die mit Spinnen, Nähen und Stricken beschäftigt war. Die evangelische Schule wurde 1848 von 560 Kindern besucht, davon 25 katholischen (wohl wegen des fremdsprachlichen Unterrichts) und 13 jüdischen, also im Durchschnitt 80 Schüler in jeder der sieben Klassen. Die wachsende Kinderzahl , der Bildungseifer des Bürgertums jener Jahre, zwang die Stadt zum Ausbau des Schulwesens. Am 3. 7. 1857 beschlossen die Stadtväter eine gründliche Reorganisation der evangelischen Stadtschule, wobei gymnasiale Klassen gebildet werden sollten, und am 19. 12. 1857 die Errichtung einer Höheren Töchterschule. Am 31. 1. 1858 wählte man Gymnasialoberlehrer Friedrich Wilhelm Beisert aus Lauban zum Rektor der erweiterten Schule. Unter seiner Leitung war sie von Ostern 1858 ab gegliedert in eine deutsche Bürgerschule mit Knaben- und Mädchenklassen (ohne fremdsprachlichen Unterricht), in eine Höhere Töchterschule, in der auch Knaben aufgenommen werden zur Vorbereitung auf den Besuch des Gymnasiums von Sexta bis Untertertia. In den nächsten Jahren entwickelten sich die Zweige dieser vielseitigen Anstalt zu selbständigen Schulen. Am 27. 4. 1860 wurde die Anstellung eines Leiters für die Töchter- und Bürgerschule beschlossen. Für dieses Amt wurde am 13. 1. 1861 Rektor Eckersberg gewählt. Unter dem 14. 9. 1860 genehmigte die Regierung die Erweiterung des Progymnasiums zu einem Vollgymnasium. Die Schule hatte damals in ihren fünf Klassen 7 Lehrer und 137 Schüler. Ostern 1861 begann der weitere Aufbau, den Direktor Beisert durchführte, der zu diesem Zeitpunkt die Leitung der anderen Zweige Rektor Eckersberg übergab. Damit war das Gymnasium selbständig. Die Höhere Töchterschule hatte 1862 auch bereits in fünf Klassen 105 Schülerinnen und 28 Knaben. Daher wurde an 3. 2. 1868 die Trennung von Töchter- und Bürgerschule beschlossen. Ostern 1867 wurde unter der Leitung von Rektor Eckersberg die Töchterschule selbständig. Zum Rektor der Knaben- und Mädchenklassen der Bürgerschule wurde am 30. 4. 1867 der bisherige Lehrer Menzel gewählt. Er starb am 24. 7. 1883. An der Schule wirkte auch Kantor Knauer, der durch viel Konzerte das Musikleben der Stadt förderte und durch die Gründung des Niederschlesischen Sängerbundes am 28. 12. 1864 weit über die Stadt hinaus Bedeutung gewann. Auch er starb 1883. Unter Rektor Kottwitz wurden 1899 Knaben- und Mädchenklassen getrennt, indem die ersteren mit Rektor Peschel einen eigenen Rektor bekamen.

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